„Nicht mehr so fröhlich wie es war“: Simone Ballacks unendliche Trauer um Sohn Emilio (†18) – Wie sie die Kraft für ein Weihnachtsfest findet

Es sind die Lichterketten an den Fenstern, der Duft von Tannengrün und Zimt, die leisen Melodien aus den Radios. Für die meisten Menschen ist der Advent eine Zeit der Vorfreude, der Besinnlichkeit und des Zusammenseins. Für Simone Ballack ist es die Zeit, in der die Stille am lautesten schreit. Es ist die Zeit, in der die Lücke, die ihr Sohn Emilio hinterlassen hat, zu einem gähnenden, dunklen Abgrund wird, der alle Fröhlichkeit zu verschlingen droht.

Drei Jahre ist es her, dass Emilio Ballack, der mittlere Sohn von Simone und Fußball-Legende Michael Ballack, im Alter von nur 18 Jahren aus dem Leben gerissen wurde. Drei Jahre, die für eine liebende Mutter wie eine Ewigkeit und zugleich wie ein einziger, nicht enden wollender Augenblick des Schreckens wirken. Jetzt, auf einer Veranstaltung, die eigentlich dem Guten gewidmet ist – “Cathy’s Charity Christmas”, organisiert von Cathy Hummels – findet die 48-Jährige Worte für das Unaussprechliche. In einem Interview mit RTL, umgeben von Kameras und gedämpftem Weihnachtsglanz, legt sie ihre Seele offen und lässt eine Nation an ihrem Schmerz teilhaben.

“Ich denke jeden Tag an meinen Sohn”, gesteht Simone Ballack. Eine einfache Feststellung, die das ganze Ausmaß einer Tragödie in sich birgt. Der Schmerz ist kein Gast, der zu Besuch kommt und wieder geht. Er ist ein ständiger Bewohner, ein Schatten, der jeden Tag mit ihr aufsteht und jeden Abend mit ihr zu Bett geht. Doch an Weihnachten, so wird schmerzlich klar, fordert dieser Schatten mehr Raum ein als sonst.

Der Grund dafür ist so einfach wie herzzerreißend: Emilio liebte dieses Fest. Er war es, der für die fröhliche Stimmung sorgte, der die Familie mit seiner Energie ansteckte. Sein Lachen war der Soundtrack ihres Weihnachtsfestes. Nun ist da Stille. “Weihnachten sei seitdem nicht mehr dasselbe”, erklärt Simone Ballack mit einer Traurigkeit, die körperlich spürbar ist. “Das hat sich alles so verloren”, fügt sie hinzu. “Ist halt nicht mehr so fröhlich wie es war.”

Diese Sätze sind ein Echo des Albtraums, der am 5. August 2021 über die Familie hereinbrach. Es war ein warmer Sommer in Portugal, auf dem idyllischen Anwesen der Familie in Troia, südlich von Lissabon. Ein Ort, der als Paradies und Rückzugsort galt. Doch in den frühen Morgenstunden, gegen zwei Uhr nachts, verwandelte er sich in die Hölle auf Erden. Emilio, voller jugendlicher Energie, war mit einem Quad auf dem unebenen Gelände unterwegs. Berichten zufolge wollte er seine Freundin nach Hause bringen. Das schwere Gefährt, ein 200 bis 300 Kilogramm schweres Fahrzeug, soll rückwärts gerollt und den 18-Jährigen unter sich begraben haben.

Es war Emilios Großmutter, die den Notruf absetzte. Rettungskräfte eilten herbei, kämpften um das junge Leben. Doch jede Hilfe kam zu spät. Emilio Ballack starb noch an der Unfallstelle, auf dem Grundstück seiner Familie, unter den Augen seiner Freundin. Ein unvorstellbarer Schock. Ein sinnloser, brutaler Tod, der eine Familie in ihren Grundfesten erschütterte und eine Mutter zurückließ, die von nun an lernen musste, mit einem zerbrochenen Herzen weiterzuatmen.

Dieser Hintergrund ist es, der ihre Worte im weihnachtlichen Trubel einer Charity-Veranstaltung so unglaublich schwer wiegen lässt. Wenn sie sagt, es sei “nicht mehr so fröhlich”, dann ist das nicht bloß eine melancholische Floskel. Es ist die Beschreibung eines Lebens nach der größten denkbaren Katastrophe.

Dennoch ist Simone Ballack keine Frau, die sich der Dunkelheit kampflos ergibt. Sie ist auch Mutter von zwei weiteren Söhnen, Louis und Jordi. Für sie, das macht sie in dem Interview unmissverständlich klar, muss das Leben weitergehen. Es ist ein Akt der reinen Willenskraft, ein täglicher Kampf gegen die alles verzehrende Trauer, den sie ihretwegen auf sich nimmt. “Ich versuche halt trotzdem, das für meine Kinder immer noch schön zu machen”, sagt sie. Es ist der Versuch, den überlebenden Söhnen ein Stück der Normalität zu bewahren, die es für sie selbst nie wieder geben wird. “Dass man da auch trotzdem noch ein schönes Weihnachtsfest feiern kann.”

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, flieht die Familie in diesem Jahr aus der gewohnten Umgebung. Sie feiern in Österreich. Ein Ortswechsel, vielleicht in der Hoffnung, dass die Erinnerungen dort nicht an jeder Ecke lauern. Es ist der Versuch, neue, wenn auch gedämpfte, Erinnerungen zu schaffen, die nicht vollständig von dem erdrückenden Gewicht des Verlusts dominiert werden.

Es ist ein Muster, das sich durch Simone Ballacks Trauerbewältigung zieht. Schon früh nach dem Tod ihres Sohnes hat sie geschworen: “Ich zerbreche nicht am Tod meines Sohns.” Sie hat sich dem Leben wieder zugewandt, nicht weil der Schmerz nachgelassen hätte, sondern weil sie es als ihre Pflicht als Mutter für Louis und Jordi ansieht. “Es muss immer weitergehen”, sagte sie in früheren Interviews. “Sich ständig neue Aufgaben zu setzen, ist, glaube ich, die beste Medizin gegen Trauer.” Sie nahm Musical-Rollen an, zeigte sich auf öffentlichen Veranstaltungen, fand sogar eine neue Liebe in ihrem Partner Heiko Grote.

Dieser Schritt zurück in die Öffentlichkeit war kein einfacher. Er war gepflastert mit Unverständnis und einer Form von Grausamkeit, die nur die Anonymität des Internets hervorbringen kann. Simone Ballack sah sich gezwungen, sich für Momente des Lachens zu rechtfertigen. Sie musste sich gegen widerwärtige Hasskommentare zur Wehr setzen, wie den Begriff “Luxustod”, der ihr von einem anonymen Nutzer an den Kopf geworfen wurde. Eine Ungeheuerlichkeit, die sie öffentlich machte, um auf das Gift aufmerksam zu machen, dem Trauernde im Netz ausgesetzt sind. “Ignorieren ist leider keine Lösung”, schrieb sie damals. “Denn das gelesene Wort bleibt bedauerlicherweise immer in Erinnerung.”

Sie kämpft also an zwei Fronten: gegen den inneren Schmerz, der sie jeden Tag begleitet, und gegen eine äußere Welt, die ihr vorschreiben will, wie sie zu trauern hat. “Danke, dass so viele Menschen verstehen, dass man nicht den ganzen Tag weinen kann und auch nicht sollte!”, schrieb sie einmal an ihrem eigenen Geburtstag, Monate nach Emilios Tod. Sie wisse, sie habe viele Gründe, auch mal wieder froh zu sein. Ein starkes Statement, das gleichzeitig die Zerrissenheit offenbart. Jeder Geburtstag, so fügte sie hinzu, bringe sie “meinem Emilio etwas näher”.

An den Gedenktagen, Emilios Geburtstag am 19. September und seinem Todestag am 5. August, teilt sie ihre Trauer öffentlich auf Instagram. Sie postet Bilder ihres lachenden Jungen, nennt ihn “mein Engel” und stellt die Fragen, die sich jede verwaiste Mutter stellt: “Wie soll man solche Tage ertragen? Ich weiß es nicht… Es geht alles weiter… mit oder ohne uns! Ob man lacht oder weint – nichts fühlt sich richtig an.”

Und nun, im Dezember 2024, steht sie wieder im Scheinwerferlicht. Eine attraktive, starke Frau, die innerlich einen Kampf austrägt, den sich niemand vorstellen möchte. Ihre Offenheit bei “Cathy’s Charity Christmas” ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Akt der Stärke. Sie gibt der Trauer ein Gesicht, eine Stimme. Sie zeigt Millionen von Menschen, dass es kein “richtiges” oder “falsches” Trauern gibt. Dass es in Ordnung ist, zu weinen und im nächsten Moment zu versuchen, für seine anderen Kinder ein Fest zu gestalten.

Das Weihnachtsfest 2024 wird für Simone, Louis und Jordi Ballack in Österreich stattfinden. Es wird leiser sein als früher. Es wird ein Lachen fehlen, das durch nichts auf der Welt zu ersetzen ist. Aber es wird stattfinden. Es wird ein Fest sein, das dem Leben abgerungen wird, ein Akt des Trotzes gegen die Dunkelheit. Simone Ballack wird die Kerzen anzünden, sie wird Geschenke verteilen und sie wird ihre Söhne in den Arm nehmen. Und bei allem wird sie an Emilio denken. An den Jungen, der Weihnachten so liebte und dessen Verlust das Fest für immer verändert hat – von einem lauten, fröhlichen Ereignis zu einer leisen, tapferen Erinnerung an eine Liebe, die selbst der Tod nicht auslöschen kann.

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