Am Montag, dem 17. November, verstummten die Telefone der Boulevardredaktionen, als die schockierende Nachricht die Runde machte: Alice und Ellen Kessler, die berühmtesten Zwillinge Deutschlands und Ikonen einer ganzen Ära, sind tot. Doch was zunächst nur als trauriges Ende zweier glanzvoller Karrieren erschien, entpuppte sich schnell als eine tief bewegende und zutiefst persönliche Entscheidung, die in ihrer Konsequenz die gesamte Debatte um Sterbehilfe neu entfachen wird. Wie nun offiziell bestätigt wurde, wählten die unzertrennlichen Schwestern den assistierten Suizid. Es war ihr letzter gemeinsamer Akt der Selbstbestimmung – die ultimative Liebeserklärung an ihr einzigartiges, gemeinsames Leben.
Die Nachricht ihres Ablebens wurde von Vertretern am Dienstag bestätigt, nachdem die Bild zuerst darüber berichtet hatte. Doch das wahre Ausmaß dieser Tragödie, die gleichzeitig ein kraftvolles Statement für die Würde im Angesicht des Todes ist, enthüllte sich erst, als die Deutsche Gesellschaft für humanes Sterben (DGHs) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk die Details bestätigte. Alice und Ellen Kessler, die ihr Leben stets gemeinsam meisterten, sind auch gemeinsam aus dem Leben geschieden. Sie haben sich für den assistierten Suizid entschieden und diesen Schritt mit einer Akribie und Klarheit geplant, die ihrem öffentlichen Image der Eleganz und Perfektion in nichts nachstand.
Es war keine spontane Entscheidung aus Verzweiflung, sondern ein lange gehegter Wunsch nach Kontrolle über ihr Ende. Die Zwillinge waren demnach bereits seit langer Zeit Mitglieder des Vereins für humanes Sterben und hatten sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. In einer Welt, die ihnen stets als Bühne diente, wollten sie selbst die Regie über ihren Abgang führen. Sie wählten das Datum – den 17. November – selbst aus. Nach eingehenden Vorgesprächen mit einem Juristen und einer Ärztin, die die Einhaltung aller ethischen und rechtlichen Standards sicherstellten, setzten sie ihren Plan in die Tat um. Dieser letzte, selbstbestimmte Schritt zeugt von einer bemerkenswerten inneren Stärke und einem Mut, den viele bewundern, der aber auch Fragen aufwirft, die unsere Gesellschaft noch lange beschäftigen werden.
Der assistierte Suizid, für den sich die Zwillinge entschieden, unterscheidet sich maßgeblich von der aktiven Sterbehilfe. Er bedeutet, dass sterbewillige, meist alte oder unheilbar kranke Personen, freiwillig eine Substanz einnehmen, die zu einem schmerzlosen Tod führt. Das zentrale Element ist die Selbstständigkeit des Handelnden. Es muss absolut sichergestellt sein, dass die Person aus freien Stücken und ohne jeglichen Zwang handelt und die tödliche Substanz auch selbstständig einnimmt. Die Anwesenheit eines Juristen dient dabei als unumstößliche Garantie dafür, dass der freie Wille des Sterbewilligen respektiert wird. Für die Kessler-Zwillinge war dies offensichtlich die einzige akzeptable Form, ihrem Leben in Würde ein Ende zu setzen – Seite an Seite, wie sie es immer getan hatten.

Ihr gemeinsamer Tod ist die dramatische und emotionale Konsequenz einer lebenslangen Symbiose. Alice und Ellen Kessler waren mehr als nur Schwestern oder Kolleginnen; sie waren ein unzertrennliches Doppelgestirn am Himmel des Entertainments. Ihr ganzes Leben lang standen sie zusammen auf der Bühne. Sie teilten das Rampenlicht, die Reisen, die Erfolge und auch die privaten Momente. Das Spiegel-Magazin berichtete, dass sie nie verheiratet waren und auch keine Kinder hatten. Ihre tiefe Verbundenheit mit der Bühne und vor allem miteinander war der zentrale Anker in ihrem Leben. Das Ende nun nicht nur gemeinsam zu wählen, sondern auch gemeinsam zu erleben, ist der ultimative Beweis ihrer einzigartigen Seelenverwandtschaft. Es ist schwer vorstellbar, dass eine von beiden ohne die andere hätte weiterleben können, nachdem sie die Entscheidung zum gemeinsamen Gehen einmal getroffen hatten. Die Vorstellung, dass eine Zwillingsschwester die andere hätte betrauern müssen, war für sie unerträglich. Ihr Pakt war somit ein Akt der Gnade füreinander.
Die glanzvolle Karriere der Kessler-Zwillinge erstreckte sich über Jahrzehnte und Kontinente. In den 1950er und 60er Jahren eroberten sie die Welt. Sie waren in Deutschland durch Filme wie „Vier Mädels aus der Wacho“ bekannt, aber ihr Ruhm reichte weit über die Landesgrenzen hinaus. Sie waren Stammgäste in den glamourösesten Shows und Revuen Europas und der USA. Legendär war ihr Auftritt beim Eurovision Song Contest 1959, wo sie Deutschland vertraten. Sie teilten die Bühne und arbeiteten mit einigen der größten Namen der Unterhaltung: Elvis Presley, Frank Sinatra – Ikonen, deren Namen allein schon eine Ära definieren. Diese Kooperationen zeugen von ihrem internationalen Stellenwert als Symbol für deutsches und europäisches Showtalent.
Doch ihr Vermächtnis ist nicht nur auf die Bretter, die die Welt bedeuten, beschränkt. Die Kessler-Zwillinge engagierten sich stark wohltätig und sozial. Ihre Großzügigkeit und ihr soziales Gewissen waren weniger spektakulär als ihre Tanznummern, aber ebenso tiefgründig. Bereits im Jahr 2024 hatten die Zwillinge offen über ihr Erbe und ihre letzten Wünsche gesprochen. Sie enthüllten, dass ihr gesamtes Vermögen nach ihrem Tod an diverse wohltätige Organisationen gehen würde. Mit dieser Entscheidung sorgten sie dafür, dass ihr Lebenswerk und der Ertrag ihres Erfolgs über ihren Tod hinaus weiterhin positive Wirkung entfalten. Ihr Abschied ist somit nicht nur ein persönliches Ereignis, sondern auch die Vollendung eines großzügigen, philanthropischen Lebensplans.

Ihr Tod durch assistierten Suizid wirft einen langen Schatten auf die laufende gesellschaftliche und politische Debatte. Er zwingt uns, die Frage nach der Würde am Ende des Lebens neu zu stellen. Wenn zwei international gefeierte Persönlichkeiten, die ein Leben in Luxus und Erfolg führten, diesen Weg wählen, dann ist dies ein klares Plädoyer für das Recht auf Selbstbestimmung bis zur letzten Sekunde. Alice und Ellen Kessler haben der Welt nicht nur gezeigt, wie man ein Leben in perfekter Harmonie lebt, sondern auch, wie man es mit bewusster Entscheidung verlässt.
Die Trauer um die Zwillinge ist groß, aber sie ist durchdrungen von tiefem Respekt vor ihrer mutigen und kohärenten Entscheidung. Sie haben die Bühne des Lebens gemeinsam betreten und gemeinsam verlassen – ein letzter, perfekt choreografierter Auftritt, der in die Geschichte eingehen wird. Ihr Leben war eine Hommage an die Kunst, ihre Entscheidung zum Tod eine Hommage an die menschliche Würde und die Kraft einer unzerstörbaren Zwillingsbindung. Das Rampenlicht mag erloschen sein, aber die Geschichte von Alice und Ellen Kessler, die bis zum Ende die Regie über ihr Schicksal behielten, wird hell weiterleuchten und uns alle dazu anregen, über unser eigenes Leben und unser Ende nachzudenken.