Der zerbrochene Traum von ABBA: Benny Andersson enthüllt mit 79 Jahren die schockierende Wahrheit über Verrat, Sabotage und Einsamkeit im Rampenlicht

Für die Welt waren sie das perfekte Pop-Märchen: Zwei glückliche Paare, die gemeinsam die Charts stürmten und Melodien für die Ewigkeit schufen. ABBA steht für Glitzer, Harmonie und unbeschwerte Freude. Doch nun, mit 79 Jahren, zerstört Benny Andersson, der musikalische Visionär der Band, dieses Bild mit einer Brutalität, die schmerzt. In einem bewegenden Rückblick bricht er sein jahrzehntelanges Schweigen und offenbart, was wirklich hinter den Kulissen der schwedischen Supergruppe geschah. Es ist eine Geschichte von künstlerischer Unterdrückung, menschlicher Enttäuschung und dem einsamen Kampf eines Genies gegen die Maschinerie des Erfolgs.
Der Riss im Fundament: Björn und der kreative Verrat
Benny Andersson und Björn Ulvaeus galten als das John Lennon und Paul McCartney des Nordens – eine unzertrennliche Songwriting-Partnerschaft. Doch wie Benny nun enthüllt, war diese Beziehung gegen Ende von tiefen Rissen durchzogen. Besonders während der Arbeit am Album “The Visitors” eskalierte die Situation. Benny wollte experimentieren, wollte avantgardistische Klänge, die Grenzen sprengen. Björn hingegen, so der Vorwurf, pochte stur auf kommerzielle Sicherheit.
“Es war ein Kampf um die Seele der Songs”, erinnert sich Benny. Doch es blieb nicht bei Diskussionen. Er schildert Momente, die einem Verrat gleichkommen: Björn soll eigenmächtig Songs von der Setlist gestrichen haben, die Benny am Herzen lagen, und – noch schlimmer – Demos von Benny ohne dessen Wissen an Produzenten verschickt haben. Der tiefste Stich ins Herz war jedoch, als Björn im Studio Bennys Arrangements einfach ignorierte und eigene Versionen einspielen ließ. “In diesem Moment wurde mir klar, dass selbst Freundschaft im Rampenlicht zerbrechen kann”, resümiert Benny bitter. Er fühlte sich im eigenen Haus überlistet.
Agnetha: Die kühle Diva?
Auch das Verhältnis zu Agnetha Fältskog, der strahlenden Stimme von ABBA, war laut Benny weit weniger herzlich als angenommen. Er beschreibt sie als brillant, aber “manchmal eisig”. Seine Rolle habe er oft nur noch als “Begleiter ihres Erfolges” empfunden. Besonders eine Szene in London hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt: Als er ihr eine neue Melodie vorstellte, soll sie diese mit einem herablassenden Lächeln abgelehnt haben – nur um die Idee später öffentlich zu kritisieren, um ihre eigene Position zu stärken.

Noch schwerer wiegt der Vorwurf der gezielten Sabotage. Bei TV-Aufzeichnungen soll Agnetha bewusst die Kamera auf sich gezogen haben, während Benny im Hintergrund verschwand. Bei Proben habe sie seine Arrangements verändert, sodass die Band gegen seine Vision spielte. “Ich fühlte mich wie ein Statist in meinem eigenen Leben”, gesteht Benny. Talent, so seine schmerzhafte Erkenntnis, ist eben nicht gleichbedeutend mit Loyalität.
Der Manager als Puppenspieler
Doch der vielleicht größte Gegner saß im eigenen Management. Stig Anderson, der legendäre Manager der Band, wird in Bennys Erzählung zur Figur des rücksichtslosen Geschäftsmannes, der Kunst nur in Währungseinheiten maß. “Er sah Zahlen, ich sah Musik”, bringt es Benny auf den Punkt. Stig soll versucht haben, die volle kreative Kontrolle zu übernehmen und Songs marktkonform zu glätten.
Die Vorwürfe gehen weit: Heimliche Werbeverträge unter Bennys Namen, blockierte Soloprojekte, um die “Marke ABBA” nicht zu gefährden, und der Versuch, Bennys Erbe für eigene Einnahmen zu kapern. Benny fühlte sich wie eine Marionette, machtlos und manipuliert von dem Mann, dem er eigentlich vertrauen sollte.
Frida: Der letzte Bruch
Selbst die Verbindung zu Anni-Frid Lyngstad, seiner damaligen Partnerin, blieb von den Spannungen nicht verschont. Auch hier prallten künstlerische Welten aufeinander. Während Benny bei “Super Trouper” elektronische Experimente wagen wollte, bestand Frida auf klassischen Strukturen. Doch auch hier spricht Benny von Sabotage: Bei Aufnahmen soll sie seine Anweisungen ignoriert haben.
Besonders schockierend ist die Anekdote eines Live-Auftritts, bei dem Frida angeblich absichtlich eine falsche Tonhöhe wählte, um Bennys Harmonien zu verzerren. “Ich wusste, meine Musik wurde vor meinen Augen verändert”, sagt er. Es war der Moment, in dem er erkannte, dass der Kampf um Deutungshoheit selbst vor der Liebe nicht Halt macht.
Das einsame Erbe eines Visionärs
Was bleibt, ist das Bild eines Mannes, der der Welt Melodien schenkte, die Millionen glücklich machten, während er selbst oft in stiller Verzweiflung litt. Benny Anderssons Beichte ist kein Rachefeldzug, sondern der Versuch, die eigene Geschichte zurückzuerobern. Sie zeigt, dass der Preis für Weltruhm oft die eigene Stimme ist. Hinter dem Glitzer der 70er Jahre verbarg sich ein Machtkampf, in dem Sensibilität als Schwäche ausgelegt wurde. Dass Benny Andersson nun, im hohen Alter, endlich seine Wahrheit spricht, ist vielleicht sein wichtigster und persönlichster “Hit”. Er befreit sich von der Last, der ewig lächelnde Pianist im Hintergrund zu sein, und zeigt sich als der verletzliche Künstler, der er immer war.