Mordfall Fabian: Schock-Wende durch Handschuh und Handyvideo – Ermittler jagen jetzt einen zweiten Täter

Es ist kurz nach neun Uhr morgens in Rostock, und vor der Staatsanwaltschaft liegt eine ungewöhnlich angespannte Stille in der Luft. Die Ermittlungen im Mordfall Fabian, einem der tragischsten und rätselhaftesten Verbrechen der jüngeren Vergangenheit, rücken in eine entscheidende Phase. Während Polizisten diskret die Eingänge sichern und Mitarbeiter der Behörde mit ernsten Mienen Dokumente stapeln, verdichten sich die Anzeichen, dass eine mögliche Anklage gegen die festgenommene Hauptverdächtige unmittelbar bevorstehen könnte.
Doch was vor wenigen Wochen noch wie ein klarer Fall schien, entwickelt sich intern zu einem heiklen Dilemma. Denn zeitgleich mit dem wachsenden Druck, die Indizienkette lückenlos und gerichtsfest zu machen, mehren sich die Zweifel. Die Frage, ob die festgenommene Frau, die frühere Lebensgefährtin des Vaters und die angebliche “Zufallsfinderin” von Fabians verbrannten Überresten, tatsächlich allein gehandelt hat, wird hinter den Kulissen intensiv diskutiert.
Quellen berichten, dass die Verdächtige nach dreiwöchiger Untersuchungshaft deutliche Anzeichen eines emotionalen Zusammenbruchs zeigt. Ihr beharrliches Schweigen, das von Beginn an wie eine unüberwindbare Wand wirkte, wird für die Ermittler zum Zentrum der Bedeutung. Warum legt sie kein Alibi vor? Warum gibt sie keine klare Erklärung für ihr Verhalten in der fraglichen Nacht? Die Stille der Verdächtigen erhöht den Tatverdacht, doch sie verstärkt ebenso die Möglichkeit, dass sie nicht die einzige war, die am Abend des Verschwindens handelte.
Die neue Lage ist brisant: Neue forensische Funde werfen die gesamte bisherige Erzählung über den Haufen. Die Ermittler stehen nun vor der Herausforderung, nicht nur die Schuld einer Person zu beweisen, sondern das gesamte Konstrukt aus Manipulation, Täuschung und gezielter Irreführung zu entwirren, das den tragischen Tod des Jungen umgibt.
Die Chronologie der Brüche und das rätselhafte „Finden“
Die Ereignisse seit dem Fund der verbrannten Überreste des kleinen Fabian zeichnen eine Chronologie, die voller Brüche und unerklärlicher Zeitlücken ist. Der Junge wird am Morgen des 11. Oktober als vermisst gemeldet. Nur einen Tag später, am 12. Oktober, findet dieselbe Frau, die jetzt unter dringendem Tatverdacht steht, den völlig zerstörten Körper in einem abgelegenen Waldstück bei Klein Upahl.
Dieser Fundort ist das erste große Rätsel. Laut Aussagen von Angehörigen und Nachbarn hatte die Verdächtige das Waldstück zuvor kaum oder gar nicht betreten. War ihre „Entdeckung“ wirklich zufällig? Intern wird die Frage inzwischen intensiv diskutiert, ob dem Fundort eine Logik folgt, die bisher niemand offen auszusprechen wagt.
Bereits in den ersten Stunden der Spurensicherung gab es Uneinheitlichkeiten. Interne Protokolle legen nahe, dass Gegenstände nicht oder nur unzureichend dokumentiert wurden. Einige Spuren wurden fotografiert, andere angeblich übersehen und tauchten erst Tage später auf, was schon damals für Unruhe sorgte. Diese fehlerhafte Dokumentation – ob aus Versehen oder durch gezielte Vernachlässigung – erschwert die Rekonstruktion des Tathergangs massiv und lässt Raum für Spekulationen.
Die Verdächtige selbst verweigert jede Kooperation, ihre Anwältin begründet das Schweigen mit psychischer Überlastung. Doch für die Ermittler ist das Schweigen ein zweischneidiges Schwert: Es rechtfertigt den Haftbefehl, aber es verhindert die Klärung der entscheidenden Widersprüche, die den Fall bis heute wie ein Nebelschleier umgeben.
Der verbrannte Handschuh und die verräterischen Partikel
Der Blick der Ermittler richtet sich inzwischen verstärkt auf einzelne Spuren, die erst Tage oder Wochen nach dem eigentlichen Fund in den Fokus gerückt sind. Zwei davon sind von herausragender Bedeutung.
Zum einen: der verbrannte Handschuh. Er wurde von einer Spaziergängerin Tage nach der ersten Spurensicherung entdeckt. Die ersten chemischen Analysen lieferten ein brisantes Ergebnis: Sie ergaben Rückstände eines synthetischen Schmiermittels. Dessen Zusammensetzung deutet darauf hin, dass sein Träger möglicherweise aus dem technischen Umfeld stammt. Dieses Detail ist nicht ohne Bedeutung, da mehrere Personen aus dem weiteren Umfeld der Verdächtigen in solchen Bereichen tätig waren.
Zum anderen: ein kleiner weißer Zipper mit dem Buchstaben „G“. Offiziell soll er zu einem Schutzanzug gehört haben. Forensiker bezeichnen die Herkunft dieses Zippers jedoch hinter vorgehaltener Hand als zweifelhaft. Interne Protokolle legen nahe, dass das Objekt zwar fotografiert, aber anschließend nicht sofort gesichert wurde, obwohl es unmittelbar neben der Brandstelle lag. Dies wirft die drängende Frage auf, ob hier ein Fehler gemacht wurde oder ob jemand bewusst den Eindruck erwecken wollte, dieses Objekt sei irrelevant.
Doch die größte Bombe platzte durch einen unabhängigen Gutachter aus Hamburg. Laut internen Berichten soll dieser festgestellt haben, dass bestimmte Rückstände auf dem verbrannten Handschuh nicht mit dem Bodenmaterial des offiziellen Fundortes übereinstimmen. Stattdessen wurden Aschepartikel nachgewiesen, die typischerweise in kleinen, geschlossenen Feuerstellen oder metallenen Fässern entstehen.
Dieses Detail ist ein Gamechanger: Es eröffnet die Möglichkeit, dass der Körper des Jungen zunächst an einem anderen Ort verbrannt wurde, bevor er später in das Waldstück bei Klein Upahl transportiert wurde. Der offizielle Fundort wäre damit nur der Ablageort, ein sekundärer Tatort, inszeniert, um die Spuren des wahren Verbrechens zu verwischen. Die gesamte Geschichte der „zufälligen Entdeckung“ gerät damit massiv ins Wanken.
Die zweite Spur: Das Handyvideo und der dunkle Kombi
Parallel zu den forensischen Analysen verdichten sich die Hinweise auf einen zweiten Täter. Mehrere Zeugenaussagen widersprechen sich, denn während einige behaupten, die Verdächtige sei in der fraglichen Nacht allein unterwegs gewesen, wollen andere sie mit einer zweiten, bis heute unbekannten Person gesehen haben. Die These von einer Tat, die nur mit mindestens zwei Personen in der vorliegenden Form möglich gewesen wäre, gewinnt bei Ermittlern an Gewicht.
Diesen Verdacht untermauert ein bisher unbekanntes Handyvideo. Aufgenommen am Abend des Verschwindens, zeigt es einen Lichtschein und kurz darauf ein Fahrzeug, das rückwärts in einen Waldweg einbiegt. Die Person hinter der Kamera hielt den Moment fest, da sie dachte, jemand würde Gartenabfälle verbrennen. Dieses Video wird nun als potenziell entscheidend eingestuft, da es auffallend gut zu den Aussagen anderer Zeugen passt, die in dieser Nacht eine ungewöhnliche Rauchentwicklung in der Nähe eines verlassenen Schuppens beobachtet haben wollen.
Noch brisanter: Auf der Überwachungskamera eines Landhandels in der Nähe ist ein dunkler Kombi mit einer eingedrückten Stoßstange zu sehen. Interne Analysen legen nahe, dass dieses Fahrzeug auffällige Ähnlichkeiten mit dem Wagen eines Mannes aufweist, der früheren Kontakt zur Verdächtigen gehabt haben soll. Dieses Detail, obwohl offiziell nicht bestätigt, wird bei Ermittlern längst als mögliche zweite Spur geführt.
Die Konsequenz ist klar: Sollte sich bewahrheiten, dass Tatort und Fundort nicht identisch sind und eine weitere Person involviert war, würde dies nicht nur die bisherige Erzählung in sich zusammenbrechen lassen, sondern auch die Frage nach einem möglichen Komplizen mit neuer Wucht aufwerfen.
Im Geflecht von Eifersucht und Vaterschaft
Um die Ermittlungen vollständig zu begreifen, richtet sich der Blick unweigerlich auf die Beziehungen zwischen den Beteiligten. Die Nachbarn berichten, dass die Beziehung zwischen der Verdächtigen und Fabians Vater von starken Stimmungsschwankungen und nach der Trennung von massiven Auseinandersetzungen geprägt war. Es ging um Besitzfragen, Eifersucht und vor allem um die Nähe des Vaters zu seinem Sohn.
Obwohl die Mutter des Jungen das alleinige Sorgerecht hatte, soll der Vater weiterhin engen Kontakt zu Fabian gepflegt haben. Dies, so wird aus dem Umfeld berichtet, soll die Verdächtige zunehmend gestört haben, da sie einen endgültigen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen wollte. Diese Mischung aus emotionaler Überforderung und fehlender Distanz führte schon früh dazu, dass einige Ermittler sie als potenzielle Schlüsselperson betrachteten.
Die Mutter des Jungen selbst hegte laut ihrer Anwältin schon früh den Verdacht, dass die ehemalige Partnerin ihres Ex-Mannes etwas mit dem Verschwinden ihres Kindes zu tun haben könnte. Die Umstände des Fundes, so die Anwältin, hätten ihre schlimmsten Befürchtungen verhärtet.
Das konsequente Schweigen der Verdächtigen lässt sämtliche Fragen offener erscheinen und verstärkt das Bild einer Verbindung, die nicht nur von persönlichen Konflikten, sondern möglicherweise auch von Loyalitäten und Geheimnissen geprägt ist, die tief im sozialen Umfeld verwurzelt sind.
Das Rätsel bleibt im Schatten
Am Rand des kleinen Waldgebietes bei Klein Upahl liegt auch an diesem Morgen ein stiller, schwerer Nebel über dem Boden. Die Landschaft scheint die Tragik der vergangenen Wochen in sich aufgenommen zu haben. Der Fall Fabian steht an einem Punkt, an dem jedes kleine Detail ausschlaggebend sein kann. Ein winziges Stück Asche, eine Kameraufnahme, eine vergessene Erinnerung – all das könnte der Schlüssel sein, der die dunkle Lücke zwischen Wissen und Vermutung endlich schließt.
Die Mutter des Jungen besucht fast täglich die Stelle, an der ihr Sohn gefunden wurde. Ihre Anwältin berichtet, dass sie zwischen Hoffnung und Erschöpfung schwankt, weil jede neue Erkenntnis sowohl Erlösung als auch erneuten Schmerz bringen könnte.
Die Ermittler stehen vor der immensen Aufgabe, aus einer Vielzahl widersprüchlicher Elemente ein Gesamtbild zu formen, das vor Gericht Bestand haben kann. Doch solange die Verdächtige schweigt und gleichzeitig Indizien auftauchen, die auf einen zweiten Beteiligten deuten könnten, bleibt das Risiko hoch, dass die Wahrheit erneut entgleitet. Der Fall ist nicht nur von Gewalt, sondern möglicherweise von Manipulation, Inszenierung und gezielter Irreführung geprägt. Bis sich die Wahrheit nicht mehr verbergen lässt, bleibt nur die Hoffnung, dass der kleine Fabian nicht ohne Stimme im Schatten zurückbleibt.