Das Vermächtnis der Hoffnung: Wie Lena Valaitis mit 82 Jahren die Trauer besiegte und die Liebe neu erfand

Die Stimme von Lena Valaitis ist ein Echo der deutschen Nachkriegsgeschichte: klar, warm und unverwechselbar, aber stets mit einem Hauch von Melancholie durchzogen. Generationen verbinden mit ihr die Hymne „Johnny Blue“, ein Lied über unerschütterliche Hoffnung. Doch hinter dem Glanz des Showgeschäfts verbirgt sich die Geschichte einer Frau, deren Leben von Anfang an von dramatischen Abschieden und dem unbeirrbaren Mut zum Neubeginn geprägt war. Nun, im hohen Alter von 82 Jahren, sorgt die Schlagerlegende erneut für eine tief bewegende Überraschung und beweist der Welt, dass die Fähigkeit zu lieben kein Verfallsdatum kennt.
Ein Leben im Schatten der Geschichte: Flucht und Fundament
Ihre Geschichte beginnt im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Geboren 1943 in Memel (heute Klaipėda), kam Anele Luise Valaitis in eine Welt des Chaos. Der Vater kehrte aus dem Krieg nicht zurück. Für die kleine Lena begann das Leben mit einem Verlust, der das Fundament ihrer späteren seelischen Tiefe bilden sollte. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder floh sie in den Westen, verbrachte zwei Jahre auf Fehmarn, bevor die Familie schließlich in Memmingen Fuß fasste. Diese frühen Jahre des Entwurzeltseins und der Stille lehrten sie eine Disziplin, die später ihre Karriere prägen sollte.
Obwohl sie das litauische Gymnasium besuchte, führte die Sehnsucht nach Unabhängigkeit zu einem pragmatischen, aber temporären Umweg: Sie begann eine Ausbildung bei der Deutschen Bundespost in Frankfurt am Main. Doch unter der Oberfläche der Büroarbeit brannte eine unbändige Leidenschaft – die Musik. Schon früh nahm sie Gesangsunterricht, feilte an ihrer einzigartigen Stimme und suchte die Bühne bei Talentwettbewerben. Frankfurt wurde zum Startpunkt einer Karriere, die bald das ganze Land in ihren Bann ziehen sollte.
Die Melodie des Aufbruchs: Vom Postamt auf die Weltbühne
1970 markierte den entscheidenden Wendepunkt. Lena Valaitis erhielt ihren ersten Plattenvertrag. Die Debütsingle „Halt das Glück für uns fest“ wirkte programmatisch. Denn Glück, so schien es, war für sie nie selbstverständlich. Es musste erarbeitet, verteidigt und immer wieder neu erfunden werden. Der erste große Fernsehauftritt in der ZDF-Sendung Drehscheibe machte sie einem Millionenpublikum bekannt, der Durchbruch folgte 1971 mit der deutschen Version des Nickelsong „Ob es so oder so oder anders kommt“. Ihre Stimme vereinte Melancholie mit Optimismus, Bodenständigkeit mit Glanz – eine seltene Kombination, die ihr schnell den Ruf einer der sympathischsten Stimmen Deutschlands einbrachte.
Der unbestrittene Höhepunkt ihrer Karriere kam 1981 beim Eurovision Song Contest in Dublin. Mit „Johnny Blue“, komponiert von Ralph Siegel, sang Lena Valaitis eine Ballade, die über den Schlager hinausging. Das Lied über einen blinden Jungen, der seine Träume nicht aufgibt, wurde zu einer Hymne der Hoffnung. Obwohl sie den zweiten Platz belegte, fühlte sich dieser Erfolg für viele in Deutschland wie ein Sieg an. „Johnny Blue“ wurde ein Symbol für Mut und Menschlichkeit, das ihren Legendenstatus in der deutschen Unterhaltungsmusik festigte. In den folgenden Jahren blieb sie sich treu: keine Effekthascherei, keine modischen Experimente, nur ehrliche Musik mit Herz.
Das stille Bündnis: Die Liebe mit Horst Jüssen
Hinter der glänzenden Fassade des Showgeschäfts war Lena Valaitis stets eine Frau, die die Familie über alles stellte. Ihr Gleichgewicht fand sie nicht in der Rastlosigkeit der Schlagerszene, sondern in den stillen Momenten der Geborgenheit. Die Ehe mit dem Stuttgarter Industriellen Robert Wiedmann brachte 1973 ihren ersten Sohn Marco hervor. Doch die Ehe hielt dem Druck der zwei Welten – dem öffentlichen und dem gesellschaftlich gefestigten – nicht stand.
Ende der 1970er-Jahre traf sie auf den Schauspieler Horst Jüssen. Er war nicht nur ein Künstler wie sie, er war auch ein Ruhepol, ein Mann, der sie verstand, ohne dass sie viele Worte machen musste. 1979 heirateten sie. Was als Partnerschaft zweier im Rampenlicht stehender Persönlichkeiten begann, entwickelte sich zu einer Ehe, die mehr als drei Jahrzehnte überdauerte. 1983 wurde ihr gemeinsamer Sohn Don geboren. Lena schützte ihre Familie konsequent vor neugierigen Blicken. In einer Zeit, in der das Privatleben von Prominenten oft zur Schau gestellt wurde, blieb ihre Familie heilig.
Die Beziehung zwischen Jüssen und Valaitis galt als eines der stabilsten Bündnisse der deutschen Unterhaltungsszene. „Wir waren kein Glamourpaar“, sagte Lena einmal lachend. „Wir waren eher das Paar, das samstags im Garten arbeitet und abends einen alten Film schaut.“ Diese Bescheidenheit war ihr Markenzeichen. Gemeinsam meisterten sie alle Höhen und Tiefen, von schwankenden Erfolgen bis hin zu Horst Jüssens frühen gesundheitlichen Problemen. Es gab kein großes Drama, keine Schlagzeilen, nur stille Loyalität. Sie fand Erfüllung in der Beständigkeit, in Familienabenden, wenn das Haus nach frisch gekochtem Essen roch.
Der Abgrund der Trauer: Ein Abschied ohne Worte
Doch das Leben hielt einen unausweichlichen Schmerz für sie bereit. Es gibt Momente, die alles verändern, und für Lena Valaitis kam dieser Augenblick, als sie ihren Ehemann Horst Jüssen verlor. Nach einem langen, zermürbenden Kampf gegen den Lungenkrebs, einer bitteren Konsequenz aus 45 Jahren Rauchens, starb der Mann, der ihr Anker, ihr Freund, ihr stilles Zuhause war. Sie kannten sich ohne Worte, verstanden einander in Blicken, doch am Ende blieb nur das Schweigen des Abschieds.

Als die Diagnose kam, wich Lena nicht von seiner Seite. Sie war Pflegerin, Freundin, Ehefrau – alles in einem. In den letzten Wochen zog sich das Paar völlig aus der Öffentlichkeit zurück in ihr geliebtes Haus in München-Grünwald. Dort, zwischen vertrauten Wänden, nahmen sie Abschied. Kurz vor seinem Tod soll Jüssen einen Satz aufgeschrieben haben, schlicht, aber von tiefer Wahrheit durchdrungen: „Ich habe geliebt und ich bin geliebt worden.“ Ein Satz, der alles sagte, was ein Mensch am Ende seines Lebens hoffen kann.
Nach seinem Tod im Jahr 2014 fiel Lena in eine tiefe Stille. Die Frau, die ihr Leben lang mit ihrer Stimme Trost gespendet hatte, verlor selbst die Worte. Freunde berichteten, sie sei wochenlang nicht mehr dieselbe gewesen, habe kaum das Haus verlassen und sogar Musik – die Quelle ihrer Kraft – gemieden. Sie gestand offen, es gab Momente, da wollte sie einfach nicht mehr aufwachen.
Ihre beiden Söhne Marco und Don wurden in dieser Zeit zu ihrer stärksten Stütze. Sie kümmerten sich, blieben oft über Nacht, damit sie nicht allein war. Auch die Fans reagierten mit überwältigender Anteilnahme. Tausende Briefe erreichten sie, in denen Menschen schrieben, wie sehr ihre Lieder trösteten und wie sie selbst Verluste überstanden hatten. Diese Welle der Zuneigung wurde für Lena zu einer leisen, aber kraftvollen Erinnerung an die Hoffnung, die sie einst gesungen hatte. Langsam, sehr langsam, fand sie wieder ins Leben zurück. Jahre später sprach sie in einer Talkshow über ihren Mann, wirkte ruhig, fast versöhnt. „Ich habe gelernt, dass Liebe nicht endet, wenn ein Mensch geht“, sagte sie. „Sie verändert nur ihre Form.“
Die zweite Chance des Lebens: Ein Tischlermeister und ein neues Glück
Nach all den Jahren der Stille, nach Verlust, Trauer und unzähligen Erinnerungen, überrascht Lena Valaitis die Öffentlichkeit – und vielleicht sogar sich selbst – mit einer Nachricht, die kaum jemand erwartet hätte. In einem exklusiven Interview enthüllt sie strahlend: „Ja, ich habe wieder jemanden kennengelernt.“

Nach dem Tod ihres Mannes hatten viele geglaubt, die Sängerin würde den Rest ihres Lebens allein verbringen. Doch das Leben hatte leise, fast unbemerkt, eine zweite Chance vorbereitet. Der Mann, von dem sie spricht, ist kein Prominenter, kein Musiker, kein Schauspieler. Sein Name ist Thomas, ein Tischlermeister im Ruhestand, der in der Nähe des Tegernsees lebt, wo Lena ein kleines Haus besitzt.
Kennengelernt haben sie sich ganz unspektakulär bei einer Nachbarschaftsveranstaltung, einem musikalischen Abend in einem örtlichen Kulturzentrum. Lena hatte spontan zwei ihrer alten Klassiker gesungen. Thomas, der am Bühnenaufbau beteiligt war, sprach sie danach an, um sich für die Musik zu bedanken. „Er hat nicht erkannt, wer ich war“, erzählt sie mit einem leisen Lächeln. „Er fand einfach, dass die Frau mit der Gitarre schön gesungen hat.“
Aus einem kurzen Gespräch wurde ein gemeinsamer Kaffee, dann ein Spaziergang und irgendwann, ohne Plan, ohne Absicht, etwas, das man wohl Liebe nennen darf. Für Lena war diese Begegnung ein sanfter Neubeginn. „Ich hatte gelernt, mit dem Alleinsein zu leben“, sagt sie, „aber plötzlich war da jemand, der nicht die Vergangenheit sah, sondern mich, so wie ich jetzt bin.“
Thomas sei ein ruhiger, aufmerksamer Mann, einer, der mehr zuhört als redet. Einer, der sie nicht fragt, wann sie wieder singen wird, sondern ob sie genug geschlafen hat. Sie lachen viel miteinander, kochen gemeinsam, gehen spazieren am See. „Wir brauchen kein großes Leben mehr“, erklärt sie, „nur Zeit füreinander.“
Ihre Freunde, anfangs überrascht, haben diese Veränderung mit Freude aufgenommen. Nach Jahren des Rückzugs sieht man Lena wieder auf kleinen Veranstaltungen in München oder im Tegernseetal. Sie wirkt glücklicher und befreiter als je zuvor. Die Medien suchten zunächst nach Sensationen, doch die Sängerin begegnet allem mit ihrer typischen Gelassenheit: „Ich bin 82 Jahre alt“, sagt sie, „ich habe nichts mehr zu verstecken.“
In Wahrheit ist ihre Geschichte weniger ein Skandal als vielmehr ein tief bewegendes Zeugnis dafür, dass Zuneigung keine Altersgrenze kennt. Ihre Beziehung ist real, getragen von Alltag, kleinen Gesten und gegenseitiger Fürsorge. Für Lena ist diese späte Liebe kein Ersatz, sondern eine zweite Chance, das Leben mit anderen Augen zu sehen. Sie hat lange gedacht, ihr Herz sei zu alt, um sich noch einmal zu öffnen.
Ein Vermächtnis der Hoffnung
Das Leben von Lena Valaitis ist ein stilles, aber kraftvolles Zeugnis dafür, dass weder Zeit noch Schmerz die Fähigkeit zu lieben auslöschen können. Sie hat erlebt, was viele Menschen fürchten: Krieg, Verlust, Trauer. Und doch hat sie jedes Kapitel mit einer leisen Würde getragen, die sie einzigartig macht. Ihre Stimme war nie nur Gesang, sie war Trost, Hoffnung, Erinnerung.
Heute, im hohen Alter, strahlt Lena jene Art von Frieden aus, die nur Menschen kennen, die alles gegeben und doch nie aufgehört haben, an das Gute zu glauben. Ihre Geschichte lehrt uns: Liebe hat kein Verfallsdatum, und Musik, wenn sie aus dem Herzen kommt, kann selbst die tiefsten Narben heilen.
Wenn Lena heute auf die Bühne tritt, spürt man in jeder Silbe die Botschaft von „Johnny Blue“ – don’t give up. Dieses Lied ist längst mehr als nur ein Refrain; es ist ein Lebensmotto geworden. Das Herz, so scheint es, wird nicht älter, wenn es liebt. Der wahre Zauber ihrer Geschichte liegt darin, dass sie uns daran erinnert: Glück ist kein Zufall, sondern eine Entscheidung – eine Entscheidung, die man jeden Tag treffen kann, ganz gleich, ob man 20 oder 82 ist.