Tod der Kessler-Zwillinge löst Debatte aus – Lauterbach fordert Gesetzesänderung
Nach dem Tod der Kessler-Zwillinge kocht eine hitzige Diskussion hoch. Darunter ist auch Karl Lauterbach.

Der gemeinsame Tod der legendären Kessler-Zwillinge Alice und Ellen Kessler sorgt für Diskussionen. Die beiden 89-jährigen Künstlerinnen sind in Grünwald bei München durch assistierten Suizid gestorben – das bestätigte die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS).
Beide hinterließen weder Ehemänner noch Kinder. Kaum war die Nachricht öffentlich, kochte die Debatte hoch: Darf man das? Braucht es strengere Regeln? Ex-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schlägt Alarm.
Lauterbach fordert gesetzliche Regelung
Während DGHS-Präsident Robert Roßbruch gegenüber „MDR Aktuell“ betonte, dass es keine rechtliche Grauzone gebe, sieht Lauterbach die aktuelle Situation kritisch. Er sagt der „Rheinischen Post“, dass die heutige Form der Suizidassistenz „ethisch nicht vertretbar“ sei.
Für ihn steht vor allem eine Sorge im Vordergrund: Es sei nicht gewährleistet, „dass Menschen, die diesen Weg gehen, nicht unter psychischen Erkrankungen leiden, die ihre Entscheidungsfähigkeit einschränken“.

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Lauterbach fordert deshalb dringend eine gesetzliche Regelung. Zwar bezeichnet er sich selbst als „klarer Befürworter des assistierten Suizids“, betont aber, dass zwei Dinge unbedingt sichergestellt sein müssen: uneingeschränkte psychische Entscheidungsfreiheit UND keinerlei kommerzielles Interessen.
Gerade Letzteres kritisiert er massiv: Angebote kommerzieller Anbieter seien aktuell nicht ausgeschlossen – und genau das halte er für höchst problematisch.
Kessler-Zwillinge planten Suizid
Die Kessler-Zwillinge waren selbst lange Zeit Mitglieder im DGHS-Verein und haben sich das Todesdatum des 17. Novembers selbst ausgesucht. Nach Vorgesprächen mit Jurist und Ärztin hätten sie sich dann für den Schritt entschieden.
Bei assistiertem Suizid, so die „TZ“, nimmt der Sterbewillige – meist sehr alte oder kranke Personen – freiwillig eine Substanz ein, die zum schmerzlosen Tod führt. Es muss völlig klar sein, dass die Person aus freien Willen handelt und dies auch selbstständig tut. Deshalb muss neben einem Arzt auch ein Jurist vor Ort sein.
Der letzte Weg der Kessler Zwillinge
Die Nachricht über den Tod der Kessler-Zwillinge hat viele berührt. Zwei Frauen, die ihr Leben lang gemeinsam auf der Bühne standen, haben nun auch gemeinsam Abschied genommen. Überrascht vom Ableben der Geschwister war auch Wegbegleiterin Peggy March. Sie kannte die Schwestern schon seit vielen Jahrzehnten.
Wer unter Depressionen leidet oder jemanden kennt, der daran leidet, kann sich beim „Info-Telefon Depression“ helfen lassen. Die Hotline ist erreichbar unter der kostenlosen Telefonnummer 0800/33 44 533 (Mo / Di / Do 13-17 Uhr, Mi / Fr 8.30-12.30 Uhr). Weitere Infos und Hilfsangebote bietet die Deutsche Depressionshilfe im Internet auf https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe
