10 Opfer in 10 Minuten: Das Zug-Massaker von London und die zynische Leugnung des Terrors

Die Bilder sind verstörend, das Ausmaß der Gewalt ist schockierend, doch die offizielle Reaktion wirft Fragen auf, die weit über die Gleise hinausgehen: Ein Schnellzug in Richtung London wurde am 1. November zum Schauplatz einer grausamen Messerattacke, bei der 10 Menschen schwer verletzt wurden. Ein 22-jähriger Täter mit einem großen Küchenmesser verbreitete minutenlang Angst und Schrecken, während das Sicherheitssystem auf ganzer Linie versagte. Die Tragödie offenbart nicht nur die Zerbrechlichkeit der öffentlichen Sicherheit in unseren modernen Gesellschaften, sondern entlarvt auch einen zutiefst problematischen Umgang der Behörden mit der Klassifizierung solcher Taten.
In den Augen vieler ist das, was sich an Bord abspielte, ein klarer Akt des Terrors. Doch die schnelle und entschlossene Erklärung der britischen Behörden, es fehle an einem „ideologischen oder politischen Motiv“, hallt nach wie ein zynischer Versuch, die Realität zu beschönigen.
Der Horror in der fahrenden Hölle
Es war ein gewöhnlicher Tag für die Pendler und Reisenden an Bord des Schnellzuges. Doch um kurz nach der Mittagszeit eskalierte die Situation innerhalb weniger Augenblicke. Ein 22-jähriger Mann begann, wahllos auf Passagiere einzustechen. Die Panik brach aus: Menschen versuchten, sich in Toiletten zu verbarrikadieren, rannten in andere Waggons oder betätigten die Notbremse. Ein Hilfeschrei, der in der Geschwindigkeit des modernen Zuges beinahe ungehört blieb.
Wie so oft in solchen Fällen zeigte sich die Notbremse als zahnloses Instrument. Der Zug hielt nicht sofort an, sondern fuhr weiter bis zum nächsten Bahnhof. Diese Verzögerung, die laut Augenzeugen und Analysen über 10 Minuten betrug, war die entscheidende Zeitspanne, in der der Angreifer ungehindert wüten konnte. Bis zum Stillstand des Zuges waren bereits 10 oder 11 Menschen mit schwersten Verletzungen durch das große Küchenmesser übersät.
Inmitten des Chaos blitzten Momente außergewöhnlichen Mutes auf. Zwei Personen stachen als „Helden“ hervor und kämpfen nun selbst mit den Folgen ihrer Selbstlosigkeit. Ein Bahnmitarbeiter versuchte, den Täter zu stoppen, und wurde dabei schwer verletzt. Noch bewegender ist die Geschichte eines Rentoners, der sich schützend vor ein kleines Kind warf und die Messerstiche mit seinem eigenen Kopf und Hals abfing. Solche Taten erinnern uns daran, dass der menschliche Geist selbst in den dunkelsten Momenten zu unglaublicher Opferbereitschaft fähig ist. Sie sind das moralische Gegengewicht zu der Verrohung, die der Täter in den Zug brachte.
Die Kontroverse um den „Terror“
Der Täter wurde von den Behörden schnell als britischer Staatsbürger mit Migrationsgeschichte identifiziert. Diese Information ist der erste Ankerpunkt in einer hitzigen gesellschaftlichen Debatte. Doch die wichtigste Feststellung der Behörden lautete: Es ist kein Terrorismus.
Diese sofortige und kategorische Ablehnung wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie definieren wir Terror in einer Zeit, in der Täter ohne offensichtliche Verbindung zu organisierten Gruppen handeln? Wenn ein Täter wahllos und brutal in einem öffentlichen Verkehrsmittel auf Dutzende Unschuldiger einsticht und damit maximale Angst und Schrecken verbreitet, fehlt dann wirklich das ideologische Motiv, oder wollen die Behörden es nur nicht finden?
Kritiker argumentieren, dass die britische Gesetzgebung (UK Terrorism Act) zu eng gefasst sei, wenn sie zur Einstufung zwingend einen direkten Verweis auf den Koran, die Bibel oder eine explizite politische Erklärung verlangt. Die Verbreitung von Terror und Angst ist in den Augen der Betroffenen und vieler Beobachter das primäre Ziel eines solchen Aktes. Die Verharmlosung solcher Taten als bloße „wahllos ausgeübte Gewalt“ oder gar als psychische Störung – eine Taktik, die in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, nach ähnlichen Vorfällen oft angewandt wird – zeugt von einer gefährlichen Form der politischen Korrektheit. Sie verweigert der Bevölkerung die klare Benennung des Problems und verhindert eine angemessene Reaktion der Sicherheitsapparate.
Gerade weil die Tat in ihrer Brutalität und in ihrer Zielsetzung (Angriff auf das Herzstück der Gesellschaft: öffentliche Sicherheit und Mobilität) alle Merkmale eines Terroranschlags aufweist, wirkt die offizielle Position zynisch und sicherheitspolitisch fahrlässig. Die Botschaft an die Bevölkerung ist verheerend: Ihr seid unsicher, aber wir weigern uns, die Ursache beim Namen zu nennen.
Das Versagen der Reaktionskette

Neben der ideologischen Debatte ist das zeitliche Versagen des Systems ein weiterer Skandalpunkt. 10 Minuten Terror, gefolgt von weiteren 5 Minuten, bis die Polizei vor Ort war. Dies ist eine Ewigkeit in einer lebensbedrohlichen Situation. Die Erfahrung zeigt: In solchen „aktiven Täterlagen“ zählt jede Sekunde.
Experten warnen seit Langem, dass die Infrastruktur und die Sicherheitskonzepte im öffentlichen Nah- und Fernverkehr dem aktuellen Bedrohungsszenario nicht gewachsen sind. Selbst in Fällen, in denen Passagiere oder Zugpersonal die Gefahr erkennen und melden, ist die Meldekette bis zum Eintreffen von bewaffneten Einsatzkräften oft zu lang.
Der Vorfall ist auch eine Mahnung an Deutschland. Was in Großbritannien passiert ist, ist kein isoliertes Problem. Es ist ein Wunder, dass vergleichbare Massaker nicht häufiger in deutschen Zügen geschehen. Die Kritik an der Bundespolizei, die selbst in weniger eskalierten Situationen – wie in einem vom Video-Sprecher selbst erlebten Vorfall, bei dem angeblich kein Aktenzeichen eröffnet wurde, obwohl Diebesgut und Videobeweise vorlagen – nicht konsequent ermittelt, zeugt von einer tiefgreifenden Vertrauenskrise in die Sicherheitspartner. Wenn die Verfolgung von Straftaten im Zugverkehr selbst bei kleineren Delikten nicht garantiert ist, wie soll das System auf einen aktiven Messerangreifer reagieren?
Die Überlebensstrategie: Wie man sich selbst zum Helden macht
Da der Staat offensichtlich nicht in der Lage ist, eine sofortige und lückenlose Sicherheit zu gewährleisten, müssen Reisende die Verantwortung für ihre eigene Sicherheit übernehmen. Die Lektion aus London ist brutal einfach: Niemals warten!
Die erste und wichtigste Regel lautet: Sofortige Eskalation melden. Sobald ein Passagier merkt, dass eine Situation kippt – sei es durch aggressives Verhalten, wüste Beschimpfungen oder das Sehen eines Messers – muss unverzüglich der Zugchef oder das Personal informiert werden. Und die Forderung an das Personal muss unmissverständlich sein: Polizei zur nächstmöglichen Haltestelle anfordern! Die Begründung muss dabei klar und prägnant sein, um keinen Interpretationsspielraum zu lassen: „Es flucht jemand in einer Fremdsprache und ich befürchte, er führt ein Messer mit sich.“ In den heutigen unsicheren Zeiten muss man von einer erhöhten Gefahr ausgehen.
Die zweite, entscheidende Regel ist die geordnete Selbstverteidigung mit allen Mitteln.
Wenn eine direkte Flucht nicht möglich ist und ein Angreifer auf Sie zukommt, gibt es keinen Platz für Zögern. Der Körper darf niemals dem Täter zugewandt den Rücken zeigen – Wegrennen erhöht die Gefahr, von einem geworfenen oder gestoßenen Messer im Rücken getroffen zu werden. Stattdessen muss der geordnete Rückzug angetreten werden, um sich zu bewaffnen.
Improvisierte Waffen:
- Handgepäckskoffer: Der beste Schutz ist ein Angriff. Ein schwerer, harter Aluminiumkoffer, wie ein Rimowa, ist ein exzellentes Wurfgeschoss, um den Angreifer zu desorientieren und auf Distanz zu halten. Ein gezielter Wurf auf den Kopf oder den Oberkörper kann entscheidend sein, um die „bestialische Tat“ zu stoppen.
- Nothammer: In Regionalzügen oft noch vorhanden, dient er zur Zerschlagung von Fenstern, kann aber auch als wirksames Schlagwerkzeug eingesetzt werden, um sich einen Weg freizukämpfen.
- Feuerlöscher: Das ultimative Verteidigungsinstrument im Zug. In ICEs und den meisten modernen Zügen ist er im Türbereich untergebracht. Er dient gleich zweifach:
- Der Wurfgegenstand: Der Metallzylinder selbst ist ein schweres, hartes Objekt. Ein direkter Treffer auf den Schädel kann den Angreifer bewusstlos machen – eine Maßnahme, die in Notwehr absolut gerechtfertigt ist, wenn das eigene Leben oder das Leben anderer bedroht ist.
- Das Löschmittel: In Deutschland handelt es sich oft um Wasser-Glykol-Löscher. Wird der Inhalt (ca. 12 Liter) dem Täter ins Gesicht gesprüht, wird er desorientiert und mit dem Brennen in Augen und Gesicht beschäftigt sein, was ihm die Möglichkeit nimmt, das Messer weiterzuführen. Dies schafft die notwendige Sekunde, um das Messer fallen zu lassen oder endgültig die Flucht zu ergreifen.
Die Anwendung dieser Mittel ist ein Akt der Notwehr. Rechtlich ist das Stoppen eines Menschen, der wahllos andere absticht, mit einem Feuerlöscher gegen den Kopf gerechtfertigt und legal. Es geht nicht um mutwillige Körperverletzung, sondern darum, eine akute Lebensgefahr abzuwenden.
Eine Gesellschaft am Scheideweg

Der Messerangriff in London ist mehr als eine Schlagzeile; er ist ein tiefer Riss in der Fassade der europäischen Sicherheit und ein Symptom für die „unsichersten Zeiten“, die Europa seit Langem erlebt. Ob man es „Terrorismus“, „psychische Störung“ oder „wahlloser Amoklauf“ nennt – die Konsequenzen für die Opfer sind die gleichen.
Die Forderung an die Politik muss lauten: Eine ehrliche Benennung des Problems und eine drastische Verkürzung der Interventionszeiten in öffentlichen Räumen. Solange dies nicht geschieht, sind die Bürger gezwungen, sich selbst zu schützen. Die Helden von London – der Rentner und der Bahnmitarbeiter – haben durch ihr Handeln die Verantwortung übernommen, die das System nicht wahrnehmen konnte. Ihre Taten sind ein Vermächtnis des Mutes, aber auch eine bittere Mahnung, dass jeder von uns im Angesicht der Gefahr selbst zum Verteidiger werden muss. Die Zeit der Passivität ist vorbei.