Es ist ein Akt von solch tiefer, stiller Symbolik, dass er lauter spricht als jedes gesungene Wort es je könnte. 44 rote Rosen, eine für jedes gemeinsame Jahr, legt Heino auf das frische Grab seiner geliebten Frau Hannelore. Es ist ein kalter Novembermorgen auf dem Friedhof in Kitzbühel, der Ort, der ihre Heimat wurde, der Ort, an dem sie sich trafen, und nun der Ort ihrer letzten Ruhe. Die Beerdigung findet in aller Stille statt, heimlich, fast eine Woche nach Hannelores plötzlichem Tod. Die Nachricht, die Deutschland erschüttert, wird erst jetzt bekannt. Heino, der Mann mit der unverkennbaren Baritonstimme und der ikonischen Sonnenbrille, wollte diesen Moment für sich. Einen Moment des Abschieds von der Frau, die mehr war als seine Ehefrau – sie war sein Anker, seine Managerin, sein Herzmensch.
Die Tragödie nimmt ihren Lauf am 8. November 2023. Während Heino, 84-jährig, aber immer noch voller Tatendrang, für eine Fernsehaufzeichnung in Berlin vor der Kamera steht, geschieht in Kitzbühel das Unfassbare. Hannelore Kramm, 81, stirbt in ihrem gemeinsamen Haus. Allein in ihrem Ehebett. Die Todesursache: plötzliches Herzversagen. Ein „Sekundentod“, wie es später heißt.
Der Morgen begann noch voller trügerischer Normalität. Heino telefonierte mit seiner Frau, sie klang gut, alles schien wie immer. Stunden später ein dramatischer Anruf von Hannelore bei Heinos Manager Helmut Werner. Es gehe ihr nicht gut. Werner alarmiert sofort den Rettungsdienst. Heino und sein Manager brechen die Aufzeichnung sofort ab, rasen ins Auto, nehmen die Hunderte Kilometer lange Strecke auf sich. Doch sie kommen zu spät. Auf dem Weg, irgendwo auf einer deutschen Autobahn, erhält Werner den Anruf, den niemand jemals erhalten möchte. Der Manager blickt zu Heino, Tränen laufen ihm über das Gesicht. Heino, wie gelähmt, stellt die eine, schreckliche Frage: „Ist Hannelore gestorben?“ Die Antwort muss er nicht hören, er weiß sie bereits. „Mit Hannelore ist auch ein Teil von mir gestorben“, wird er später in einem Moment schmerzvoller Klarheit sagen.

Eine Woche lang hüllt sich der Sänger in Schweigen. Eine Woche, in der die Öffentlichkeit nichts von dem Drama ahnt, das sich hinter den Kulissen abspielt. Es ist ein Schweigen des Schmerzes, aber auch ein Akt des Schutzes. Heino will trauern, ohne den Blitzlichtzirkus, ohne die neugierigen Blicke. „Ich wollte Hannelore in Ruhe und Frieden begraben. Diesen Moment des Abschieds wollte ich ganz für mich haben“, erklärt er später diesen Schritt.
Und so findet die Beisetzung am Morgen des 15. November statt. Kein großes Pomp, keine Heerscharen von prominenten Freunden. Nur Heino, sein Sohn Uwe aus einer früheren Beziehung und eine Handvoll engster Vertrauter. Der schwarz-goldene Sarg, bedeckt mit roten Rosen, wird in die Erde gelassen. Es gibt keine Musik. Nur Fackeln, die im kalten Morgenlicht brennen, und die Worte eines Priesters. Dann der Moment, der das Herz zerb reißen lässt: Heino tritt vor, legt die 44 Rosen nieder. Ein Symbol für eine Liebe, die 1979 besiegelt wurde und der Kritiker damals „maximal zwei Jahre“ gaben. Sie hielt 44. Es war dieselbe romantische Geste, die er ihr zu jedem Hochzeitstag am 4. April machte. Ein Strauß mit 44 Rosen. Nun ist es das letzte Mal.
Wer war diese Frau, die den „Blau blüht der Enzian“-Sänger so tief berührte und deren Verlust ihn „bis ins Mark erschüttert“? Hannelore Kramm, geboren als Hannelore Auer in Linz, war weit mehr als nur „die Frau an Heinos Seite“. In den 1960er Jahren war sie selbst ein Star. Als Sängerin feierte sie Erfolge mit Liedern wie „Ein Busserl aus Wien“ und als Schauspielerin wirkte sie in zahlreichen Unterhaltungsfilmen mit. Sie war eine Schönheit, eine Frau von Welt.
Das Schicksal führte sie 1972 zusammen, ausgerechnet in Kitzbühel. Beide saßen in der Jury zur Wahl der „Miss Austria“. Es war Liebe auf den ersten Blick, doch die Umstände waren kompliziert. Beide waren noch verheiratet – Heino in zweiter Ehe, Hannelore mit dem Adligen Alfred Prinz von Auersberg. Doch die Anziehungskraft war zu stark. Sie ließen sich scheiden, um zusammen zu sein. 1979 läuteten die Hochzeitsglocken.
Von da an wich sie nicht mehr von seiner Seite. Hannelore gab ihre eigene Karriere auf, um sich ganz dem Erfolg ihres Mannes zu widmen. Sie wurde seine wichtigste Beraterin, seine Managerin im Hintergrund, seine unerschütterliche Stütze. Sie war die Architektin seines späten Erfolgs, sie war es, die ihn ermutigte, neue Wege zu gehen, wie das umstrittene Rock-Album „Mit freundlichen Grüßen“. Sie war sein Fels in der Brandung, besonders als 2004 ein schwerer gesundheitlicher Schlag das Paar traf. Hannelore erlitt einen schweren Herzinfarkt. Für Heino brach eine Welt zusammen. Er unterbrach seine Karriere sofort, sagte alle Termine ab, um monatelang an ihrem Krankenbett zu wachen und sie zu pflegen. „Ein Leben ohne Hannelore kann und will ich mir nicht vorstellen“, sagte er damals. Worte, die heute ein tragisches Echo finden.

Ihre Liebe war eine Symbiose. Sie waren unzertrennlich, verbrachten kaum einen Tag ohne einander. Sie betrieben gemeinsam ihr Café in Bad Münstereifel, bis sie sich endgültig in die Ruhe von Kitzbühel zurückzogen. Hannelore liebte diesen Ort. Sie war es auch, die sich ihre letzte Ruhestätte selbst ausgesucht hatte. Ein Platz auf dem Stadtfriedhof, von dem aus man auf den geliebten Hahnenkamm und auf ihr gemeinsames Haus blicken kann. Ein letzter, ewiger Blick auf das, was ihr Leben war.
Die Nachricht von ihrem Tod und der heimlichen Beerdigung löst eine Welle der Anteilnahme in Deutschland aus. Fans, Kollegen und Weggefährten sind schockiert. Heinos Manager Helmut Werner, der dem Paar in den letzten Jahren extrem nahestand und von Heino als Alleinerbe eingesetzt wurde – eine Entscheidung, die für öffentliche Diskussionen sorgte –, beschreibt den Zustand des Sängers als „am Boden zerstört“. Gleichzeitig bewundert er seine Stärke. „Heino ist unglaublich stark!“, sagt Werner, als Heino nur wenige Monate später wieder auf der Bühne steht. Die Arbeit, der Kontakt zu seinen Fans – das sei es, was ihn ablenke und ihm Freude gebe.
Ein Jahr nach ihrem Tod, an Allerheiligen, enthüllt Heino das Grabmal, das er für seine Hannelore hat anfertigen lassen. Es ist kein schlichter Stein. Es ist ein prunkvolles Monument aus poliertem Granit, geformt wie zwei Engelsflügel, die sich schützend ausbreiten. Dazwischen eine Bronzestatue der Heiligen Mutter Maria. „Ich wollte, dass Hannelores Grabmal etwas Besonderes ist. Sie war wie ich sehr religiös, und das sollte ihr Grabmal widerspiegeln“, erklärt Heino. „Ich glaube, sie wird im Himmel lächeln, wenn sie den Stein von oben aus sieht.“
Auf dem Grabstein steht nicht nur ihr Name. Heino hat auch den Namen von Hannelores Mutter, Johanna Auer, eingravieren lassen. Und den seiner eigenen, früh verstorbenen Tochter Petra. Er plant, die sterblichen Überreste seiner Tochter von Bad Münstereifel nach Kitzbühel umbetten zu lassen. Sie sollen alle vereint sein, an diesem Ort des Friedens, mit Blick auf die Berge.
Für Heino selbst ist ein Platz an ihrer Seite reserviert. Doch bis es so weit ist, geht das Leben weiter, wenn auch anders. Der Schmerz über den Verlust sitzt tief. „Ich vermisse alles an Hannelore“, gestand er. „Ihre Liebenswürdigkeit und ihre Eigenarten. Ich habe nur schöne Erinnerungen an meine Frau.“
Ein großes öffentliches Gedenken, ein Gottesdienst, bei dem alle Freunde und Weggefährten Abschied nehmen können, ist für das kommende Jahr geplant. Es wird ein Abschied mit Musik sein, so wie es Hannelore vielleicht gewollt hätte. Bis dahin bleibt das Bild eines Mannes, der in tiefer Trauer 44 rote Rosen auf ein Grab legt – das letzte, stille Symbol einer 44-jährigen Liebe, die nun in der Ewigkeit weiterlebt.
