Der Name ABBA prägte den Soundtrack einer ganzen Generation, ein Synonym für eingängige Melodien, glitzernde Kostüme und unbeschwerte Freude. Doch hinter den strahlenden Lichtern und zeitlosen Hits verbirgt sich eine Geschichte, die nur wenige erwartet hätten. Im Alter von 78 Jahren hat Benny Andersson, der kreative Kopf der schwedischen Pop-Legende, endlich sein Schweigen gebrochen und tiefgreifende Geheimnisse über seine Vergangenheit, seine Beziehungen und die überraschende Wahrheit über ABBA enthüllt. Seine kürzliche, unangekündigte Erscheinung an der Seite seiner ehemaligen Bandkollegin und Ex-Frau Anni-Frid Lyngstad bei der „ABBA Voyage“-Show in London war mehr als nur ein Jubiläumsauftritt; es war ein Moment der Heilung, eine leise Offenbarung über die unzerstörbaren Bande, die trotz Jahrzehnten des Schmerzes und der Trennung bestehen geblieben sind. Benny Anderssons aufrichtige Worte und der emotionale Wiedersehen haben nicht nur die Millionen von Fans bewegt, deren Herzen einst mit den Trennungen der Band gebrochen waren, sondern werfen auch ein neues Licht auf die komplexe Dynamik und die oft übersehene menschliche Seite hinter dem globalen Phänomen ABBA.
Um den Mann zu verstehen, der Benny Andersson heute ist, muss man in seine Wurzeln eintauchen. Geboren am 16. Dezember 1946 in Stockholm, Schweden, wuchs Göran Bror Benny Andersson in einer Welt auf, in der die Musik bereits in der Luft lag. Sein Vater Gösta und sein Großvater Ephraim waren beide begeisterte Akkordeonspieler, deren Volksmusik Klänge von Freude und Melancholie in die Wohnzimmer brachten. Bereits im zarten Alter von sechs Jahren erhielt Benny sein eigenes kleines Akkordeon und wurde in die Welt der schwedischen Volksmusik, traditioneller Weisen und des Schlagers eingeführt. Der junge Benny sog diese Klänge auf wie ein Schwamm und entwickelte schnell eine Liebe für jede Art von Musik. Seine ersten Schallplatten – eine Aufnahme der italienischen Sängerin Caterina Valente und Elvis Presleys „Jailhouse Rock“ – zeigten bereits die Bandbreite seines Geschmacks. Besonders der B-Seiten-Song „Treat Me Nice“ faszinierte ihn wegen des Klaviers, eines Klangs, der ihn magisch anzog. Diese bunte Mischung aus traditionellen schwedischen Wurzeln, europäischem Schlager und dem aufregenden neuen Rock ’n’ Roll aus Amerika sollte seinen einzigartigen musikalischen Stil für den Rest seines Lebens prägen.
Mit nur zehn Jahren bekam Benny sein eigenes Klavier und brachte sich das Spielen selbst bei. Er hörte Platten, versuchte, die Melodien nachzuspielen, und entwickelte sein Gehör und sein Gespür für Harmonien, ohne jemals eine formale Ausbildung zu erhalten. Er war ein Naturtalent, inspiriert von Musikern wie Brian Jones von den Rolling Stones. Doch die Schule konnte sein Interesse nicht lange fesseln. Mit 15 Jahren verließ er die Schule und begann, in Jugendclubs aufzutreten. In dieser Zeit lernte er seine erste Freundin Christina Grönwall kennen, eine junge Liebe, aus der zwei Kinder hervorgingen: Peter (geboren 1963) und Helene (geboren 1965). Benny war noch ein Teenager, als er Vater wurde – eine Verantwortung, die ihn früh prägte.
Anfang 1964 schlossen sich Benny und Christina einer Gruppe namens „Elverkets Spelmanslag“ an, was übersetzt so viel wie „die Spielleute des Elektrizitätswerks“ bedeutet. Der Name war ein spielerischer Witz über ihre elektrischen Instrumente in einer Zeit, in der Volksmusik oft rein akustisch war. Hier begann Benny, seine ersten eigenen Songs zu schreiben. Im Oktober 1964 machte Bennys Karriere einen gewaltigen Sprung nach vorn, als er sich der Popband „The Hep Stars“ als Keyboarder anschloss. Die „Hep Stars“ wurden schnell zu einer der berühmtesten schwedischen Popbands der 60er Jahre, Benny wurde zu ihrer treibenden musikalischen Kraft und einem Teenie-Idol. Er schenkte der Band mehrere große Hits, darunter „No Response“, „Sunny Girl“, „Wedding“ und „Consolation“, die sein außergewöhnliches Talent bewiesen, unvergessliche und eingängige Melodien zu schaffen.
Die schicksalhafte Begegnung, die den Grundstein für alles Zukünftige legen sollte, geschah im Juni 1966 auf einer Party. Er traf Björn Ulvaeus, ebenfalls ein junger Musiker, damals Mitglied der eher folk-orientierten Gruppe „Hootenanny Singers“. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und begannen schnell, gemeinsam Songs zu schreiben. Ihre erste gemeinsame Komposition war „Isn’t It Easy to Say“, die später von den „Hep Stars“ aufgenommen wurde. Diese neue Partnerschaft war elektrisierend.
Im Jahr 1969 nahm Benny am „Melodifestivalen“ teil, dem schwedischen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest. Ihr Beitrag „Hey Clown“ belegte den zweiten Platz. Aber dieses Ereignis veränderte Bennys Leben noch auf eine andere, viel tiefgreifendere Weise: Im Publikum und Backstage traf er Anni-Frid Lyngstad, eine norwegische Schönheit mit feuerrotem Haar und einer unglaublich kraftvollen Stimme. Die Funken sprühten sofort, und sie wurden bald ein Paar. Zur selben Zeit traf sein neuer Songwriting-Partner Björn eine andere aufstrebende Sängerin, eine blonde junge Frau mit einer engelsgleichen Stimme namens Agnetha Fältskog. Diese persönlichen Beziehungen führten ganz natürlich zu einer engen musikalischen Zusammenarbeit zwischen den Vieren in den folgenden Jahren. Es war, als ob das Schicksal die vier Ecken eines perfekten Quadrats zusammenfügte. Als die beiden Paare begannen, sich gegenseitig bei Aufnahmesessions zu helfen, wurde etwas Magisches offensichtlich: Die kraftvolle, harmonische Mischung von Agnetas und Anni-Frids Stimmen überzeugte Benny und Björn, ihre Gruppe nach dem Vorbild erfolgreicher gemischter Gesangsgruppen dieser Zeit zu gestalten.
Das erste Mal, dass die vier gemeinsam auftraten, war eher ein Zufall als ein geplanter Auftritt. Im April 1970 sangen sie während eines Urlaubs auf Zypern zum Spaß am Strand. Doch was als unbeschwertes Musizieren begann, entwickelte sich zu einem improvisierten Konzert für die dort stationierten Soldaten der Vereinten Nationen. Die Chemie zwischen ihnen war offensichtlich, eine besondere Magie, die entstand, wenn ihre vier individuellen Talente verschmolzen. Ungefähr zur gleichen Zeit nahmen Benny und Björn ihr erstes gemeinsames Album namens „Lycka“ auf. Agnetha und Anni-Frid steuerten mehreren Titeln die Backing Vocals bei. Obwohl das Album noch unter den Namen „Björn and Benny“ veröffentlicht wurde, konnte man bereits die Anfänge des unverwechselbaren ABBA-Sounds hören. Später im selben Jahr starteten sie einen Bühnenakt namens „Festfolk“, was auf Schwedisch sowohl „Partyleute“ als auch „Verlobte Paare“ bedeuten kann – eine spielerische Anspielung auf ihre privaten Beziehungen.
Nach einigen Beinahe-Erfolgen nahmen sie 1972 erneut am „Melodifestivalen“ teil. Der eigentliche Funke zündete jedoch im Juni 1972, als sie „People Need Love“ veröffentlichten. Diesmal wurden Agnetha und Anni-Frid prominenter in Szene gesetzt, und der Song wurde offiziell als „Björn and Benny, Agnetha and Anni-Frid“ veröffentlicht. Obwohl er in Schweden nur Platz 17 erreichte, war es genug, um zu beweisen, dass sie etwas Besonderes hatten. Er schaffte es sogar in die amerikanischen Charts – ein erster kleiner Schritt in Richtung des weltweiten Erfolgs, der bald folgen sollte.
Im Jahr 1973 trat die Gruppe – immer noch unter dem langen Namen – erneut beim „Melodifestivalen“ an, diesmal mit ihrem Song „Ring Ring“. Ihr Produzent, der geniale Michael B. Tretow, gab dem Track einen speziellen „Wall of Sound“-Effekt, der später zu ABBAs Markenzeichen werden sollte. Der Song und das Album „Ring Ring“ wurden Hits in mehreren europäischen Ländern und in Südafrika. Ungefähr zu dieser Zeit entschied Manager Stig Anderson, dass die Gruppe einen kürzeren, einprägsameren Namen brauchte. Er begann, sie ABBA zu nennen – eine spielerische Anspielung auf eine schwedische Fischkonservenfabrik mit demselben Namen. Die Erlaubnis wurde erteilt, solange die Band der Marke keine Schande machte. ABBA war einfach die Aneinanderreihung der Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen: Agnetha, Björn, Benny, Anni-Frid.
Im Jahr 1974 wurden ABBA erneut eingeladen, am „Melodifestivalen“ teilzunehmen. Sie wählten den mitreißenden Song „Waterloo“, beeinflusst von der Glam-Rock-Szene in Großbritannien. Diesmal waren sie erfahrener und besser vorbereitet. Am 9. Februar 1974 gewannen sie den schwedischen Vorentscheid, und am 6. April betraten sie die Bühne des Eurovision Song Contest in Brighton, England. In schillernden Kostümen und mit einer Energie, die durch die Fernsehbildschirme Europas fegte, lieferten sie eine unvergessliche Performance. Sie sangen auf Englisch und gewannen den Wettbewerb. Der Sieg öffnete die Türen in ganz Europa. „Waterloo“ erreichte in neun Ländern Platz eins der Charts und schaffte es sogar in die Top 10 der USA.
Der Gipfel war erreicht, aber die Spannung begann gleich. ABBA war weit mehr als nur eine Band mit eingängigen Songs und glitzernden Kostümen. Sie waren etwas, das die Popwelt noch nie zuvor in dieser Form gesehen hatte: zwei Paare aus dem wirklichen Leben – Agnetha Fältskog mit Björn Ulvaeus und Benny Andersson mit Anni-Frid Lyngstad. Ihre Liebesgeschichten waren ein wesentlicher Teil des ABBA-Charmes in den frühen 70er Jahren. Die Fans liebten die Vorstellung, dass dieselben Menschen, die auf der Bühne herzzerreißende Liebeslieder sangen, nachts auch gemeinsam nach Hause gingen. Es verlieh Authentizität, eine Tiefe, die andere Bands nicht hatten. Es war ein Märchen, das wahr geworden zu sein schien.
Agnetha lernte Björn 1968 kennen. Sie heirateten im Juli 1971, und Benny spielte bei ihrer Hochzeit die Orgel. Sie bekamen ihre Tochter Linda 1973 und ihren Sohn Peter Christian 1977. Nach außen hin schienen sie das perfekte Paar zu sein, das den Spagat zwischen Familie und weltweitem Ruhm meisterte. Aber der Ruhm war nicht immer freundlich. Die endlosen Tourneen, die ständige Abwesenheit von Zuhause und der immense Druck, an der Spitze zu bleiben, begannen, ihre Ehe zu belasten. Im Jahr 1979, auf dem absoluten Höhepunkt von ABBAs Erfolg, trennten sie sich. Die Nachricht schockierte die Welt. Die Trennung war für Agnetha besonders schmerzhaft, die später zugab, dass sie eine Therapie brauchte, um damit fertig zu werden. Berichten zufolge hatte Björn innerhalb einer Woche eine neue Freundin, Lena Källersjö. Ungefähr zu dieser Zeit schrieb Björn den Song „The Winner Takes It All“. Agnetha sang die Zeilen mit einer rohen Emotionalität, die Millionen von Herzen berührte: „Sag mir, küsst sie so, wie ich dich früher geküsst habe?“ Sie gab zu, dass es emotional war, aber sagte auch: „Es war fantastisch, diesen Song zu machen, weil ich so viel Gefühl hineinlegen konnte“. Während sie den Medien erzählten, es sei eine „glückliche Scheidung“, sagte Agnetha Jahre später die Wahrheit: „Traurigkeit. Natürlich wissen wir alle, dass es so etwas wie glückliche Scheidungen nicht gibt, besonders wenn Kinder involviert sind“.
Bennys und Fridas Geschichte begann 1969, und ab 1971 lebten sie zusammen. Sie heirateten jedoch erst im Oktober 1978, als ABBA bereits auf dem Gipfel ihres Ruhms stand. Aber nur zwei Jahre später, 1980, trennten sie sich. Benny sagte Reportern, sie seien immer noch Freunde, aber der wahre Grund wurde bald klar: Er hatte eine andere Frau kennengelernt, die Fernsehproduzentin Mona Nörklit, die er 1981 heiratete. Frida erklärte ehrlich: „Wir sind einfach auseinandergewachsen. Eine Trennung wurde zu einer Notwendigkeit“. Wie Agnetha und Björn versuchten sie nach ihrer Trennung, in ABBA weiterzumachen, aber die Chemie hatte sich verändert. Das Märchen war vorbei. Bis 1982 waren beide Ehen Geschichte und damit auch die goldene Ära von ABBA.
Im Januar 1981 heiratete Björn Ulvaeus Lena Källersjö. Nur einen Monat später gaben Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad ihre Scheidung bekannt. Es wurde enthüllt, dass ihre Ehe seit Jahren schwierig gewesen war. Trotz der persönlichen Turbulenzen begannen Andersson und Ulvaeus Anfang 1981 mit dem Songwriting, und im März nahm die Gruppe wieder auf. Ihr neues Album „The Visitors“, das Ende 1981 herauskam, war ein reiferes, dunkleres Werk. Es befasste sich mit Themen wie gescheiterten Beziehungen, dem Altern und dem Verlust der Unschuld. Die unbeschwerten, fröhlichen Tage von „Dancing Queen“ waren definitiv vorbei. „One of Us“ war die einzige große Single aus dem Album und wurde ABBAs letzter Nummer-1-Hit in Deutschland und ihr letzter Top-3-Hit in Großbritannien. Mit der nun öffentlichen Scheidung von Benny und Frida wuchsen die Gerüchte über Spannungen innerhalb der Gruppe.
Im Frühjahr 1982 begann die Gruppe mit neuen Songwriting-Sessions. Es gab Gespräche über ein neues Album und sogar eine kleine Tournee, aber der Prozess gestaltete sich als schwierig. Sie schafften es nur, drei Songs aufzunehmen: „You Owe Me One“, „I Am the City“ und „Just Like That“. Benny und Björn waren mit den Ergebnissen nicht zufrieden, also wurden die Aufnahmen auf Eis gelegt, und die Gruppe machte eine Sommerpause. Im August änderten sich die Pläne. Statt eines neuen Albums beschlossen sie, eine Compilation namens „The Singles: The First 10 Years“ zu veröffentlichen. Im Oktober und Dezember veröffentlichten sie die Singles „The Day Before You Came“ und „Under Attack“. „The Day Before You Came“ wurde in mehreren europäischen Ländern ein Top-Five-Hit, aber in Großbritannien schafften es weder dieser Song noch „Under Attack“ in die Top 20. „Under Attack“ wurde schließlich die letzte Single von ABBA, bevor sie sich auflösten. Am 19. November 1982 hatten sie ihren letzten Fernsehauftritt in Schweden, und am 11. Dezember 1982 traten sie zum allerletzten Mal gemeinsam auf, per Live-Schalte in einer britischen Fernsehsendung. Es markierte das Ende einer Ära und schloss das Kapitel einer der erfolgreichsten Popgruppen, die die Welt je gesehen hatte.
Als ABBA endete, blieben Björn und Benny äußerst erfolgreich. Sie schrieben das Hit-Musical „Chess“, arbeiteten an „Mamma Mia!“ für Bühne und Film und produzierten Musik für andere Künstler. Ihr Ruhm und ihr Vermögen wuchsen weiter. Jeder von ihnen ist heute Hunderte von Millionen wert. Fridas und Agnetas Leben nahmen einen anderen Weg – weg vom Rampenlicht und gefüllt mit persönlichen Kämpfen. Agnetha kämpfte mit Lampenfieber, Flugangst und dem Schmerz, während der Tourneen von ihren Kindern getrennt zu sein. Ihre Schüchternheit und ihr im Vergleich zu den anderen schwächeres Englisch machten sie in der Öffentlichkeit unsicher. Eine Tragödie traf sie, als ihre Mutter Selbstmord beging, gefolgt vom Tod ihres Vaters ein Jahr später. Agnetha zog sich immer mehr zurück und mied das öffentliche Leben und sogar die Musik. In einer der seltsamsten Wendungen ihres Lebens begann sie eine Beziehung mit einem niederländischen Fan, der sie jahrelang gestalkt hatte. Später gab sie zu: Die Beziehung endete schlecht, und er begann erneut, sie zu stalken, was sie dazu veranlasste, gerichtlichen Schutz zu suchen. Agnetha zog schließlich tief in die schwedische Landschaft und lebte in Abgeschiedenheit, ähnlich wie die schwedische Legende Greta Garbo.
Fridas Geschichte trug ihre eigenen Schatten. Sie war das Kind einer Kriegsromanze zwischen ihrer norwegischen Mutter und einem deutschen Soldaten. Sie wuchs in dem Glauben auf, ihr Vater sei ertrunken, bis 1977 ein Wiedersehen arrangiert wurde. Das Treffen war von kurzer Dauer. Nachdem ABBA endete, zog sie nach London und ließ sich schließlich in der Schweiz nieder. 1992 heiratete sie in den deutschen Hochadel und wurde Ihre Durchlaucht Prinzessin Anni-Frid von Reuß. Aber die Tragödie folgte ihr. Ihre dreißigjährige Tochter kam 1998 bei einem Autounfall ums Leben, und im folgenden Jahr starb ihr Ehemann Prinz Heinrich Ruzzo an Krebs. Frida zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück und sagte, ihr Glaube habe ihr durch den Schmerz geholfen. Die beiden Frauen, deren Stimmen Millionen von Menschen Freude bereitet hatten, fanden sich in einer Welt des stillen Schmerzes und des Rückzugs wieder, während die Männer, die einst ihre Ehemänner und musikalischen Partner waren, weiterhin im Rampenlicht standen. Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Das Märchen war endgültig vorbei.
Nach der Auflösung von ABBA wurde die Frage nach einer Wiedervereinigung zur meistgestellten Frage der Musikgeschichte. Angebote strömten herein, darunter ein angebliches Angebot von einer Milliarde Dollar in den frühen 2000er Jahren für eine Konzertreihe, das sie ablehnten. Jahrzehntelang wurden sie nur bei seltenen Anlässen, wie den Premieren des Musicals und des Films „Mamma Mia!“, gemeinsam gesehen. Jeder öffentliche Auftritt war eine Sensation, ein flüchtiger Blick auf eine Magie, die verloren schien. Doch im Jahr 2018 änderte sich etwas. Alle vier begannen wieder darüber zu sprechen, zusammenzuarbeiten. Zuerst planten sie nur zwei neue Songs, aber daraus wurde ein ganzes Album, „Voyage“, das 2021 veröffentlicht wurde. Björn erinnerte sich an den ersten Tag zurück im Studio und sagte: „Ich sah mich um und blickte in Agnetas und Fridas Augen, und da war dieselbe Art von Gefühl – die Wärme und die Freundschaft und die Bande“. Sie kündigten auch ein hochmodernes Konzerterlebnis mit digitalen Avataren an, die in London auftreten sollten und den Fans eine völlig neue Möglichkeit boten, die Gruppe zu sehen.
„ABBA Voyage“ wurde im Mai 2022 eröffnet, und es ist kein typisches Konzert. Statt dass die Band live auftritt, sehen die Fans digitale Avatare der vier Mitglieder, so wie sie in ihrer Blütezeit in den 70er Jahren aussahen. Die holografische Show wird in einer eigens dafür gebauten Arena in London aufgeführt. Die Setlist ist vollgepackt mit Publikumslieblingen wie „Dancing Queen“, „Waterloo“ und „Mamma Mia!“, und die Hightech-Produktion erweckt das Gefühl, als ob ABBA direkt im Raum wären. Das Projekt war ein riesiger Erfolg, sowohl beim Publikum als auch finanziell. Laut einem neuen Bericht hat „ABBA Voyage“ 322 Millionen Pfund zur britischen Wirtschaft beigetragen, mit mehr als einer Million verkaufter Tickets.
Und dann, am 27. Mai 2025, geschah etwas Besonderes bei der Show in London: Benny Andersson, jetzt 78, und seine ehemalige Frau und Bandkollegin Anni-Frid Lyngstad, 79, machten einen unangekündigten Auftritt, um das dreijährige Jubiläum des Konzerts zu feiern. Die Menge tobte, als sie die beiden zusammen auf dem Balkon stehen sahen – ein seltener Anblick, seit ihre Ehe vor über vier Jahrzehnten endete. Benny in einem bedruckten Blazer und Frida in einem schicken cremefarbenen Outfit standen Seite an Seite, während der Jubel den Veranstaltungsort erfüllte. Frida ergriff zuerst das Mikrofon, lächelte warm und sagte dem Publikum: „Ich liebe euch sehr. Danke für all eure Unterstützung über die Jahre. Es ist kaum vorstellbar, dass das fast 50 Jahre her ist“. Dann fügte sie mit einem Lachen hinzu: „Ich werde dieses Jahr 80“, was noch lauteren Applaus auslöste. Dann trat Benny vor und anstelle eines ernsten Kommentars lockerte er die Stimmung mit einem spielerischen: „Zwei Männer gehen in eine Bar…“, was Frida in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Für die Fans war es mehr als nur ein Witz. Es war eine Erinnerung an ihre mühelose Verbindung und ihre gemeinsame Geschichte.
Sie hatten sich 1969 kennengelernt, waren bald darauf zusammengezogen und hatten 1978 auf dem Höhepunkt von ABBAs Ruhm geheiratet. Aber zusammenzubleiben, während man in einer der größten Bands der Welt war, erwies sich als schwierig. Bis 1980 war ihre Ehe am Ende. Damals gab Benny zu: „Frida und ich sind immer noch Freunde.“ Frida erklärte ehrlich: „Wir sind einfach auseinandergewachsen. Es gab viele Tränen und viele Diskussionen, aber es gab keinen Weg zurück. Eine Trennung wurde zu einer Notwendigkeit“. Ihr gemeinsamer Auftritt bei „Voyage“ und Bennys warmer, unbeschwerter Moment fühlten sich wie eine leise Offenbarung an, wie viel Respekt und Zuneigung zwischen ihnen noch immer besteht. Es war eine öffentliche Geste, die Jahrzehnte des Schmerzes und der Trennung überbrückte und zeigte, dass die Bande, die sie einst verbanden, nie ganz zerbrochen waren. Es war ein Moment der Heilung, nicht nur für sie, sondern auch für die Millionen von Fans, deren Herzen mit ihren gebrochen waren.
Während „ABBA Voyage“ seine ausverkaufte Laufzeit in London fortsetzt, schlagen Benny Andersson und Björn Ulvaeus auch am Broadway Wellen. Später im Jahr 2025 werden zwei ihrer größten Bühnenhits, „Mamma Mia!“ und „Chess“, zur gleichen Zeit laufen. Dass beide Shows gleichzeitig laufen, unterstreicht die unvergängliche Stärke von Benny und Björns Partnerschaft – eine kreative Bindung, die durch die Trennung von ABBA und persönliche Herausforderungen gedieh und ihre Musik weiterhin mit Generationen von Fans weltweit verbindet.
Die Geschichte von ABBA ist also nicht mit dem Ende der Band geendet. Sie hat sich weiterentwickelt, hat neue Formen angenommen und beweist, dass wahre Kunst unsterblich ist. Die Musik hat die persönlichen Tragödien überlebt. Die Liebe, die in den Liedern steckt, hat die gescheiterten Ehen überdauert. Wir haben gesehen, wie vier junge Menschen aus Schweden die Welt eroberten, wie ihre persönlichen Beziehungen ihre Musik beflügelten und schließlich zu ihrem Untergang führten, und wie sie nach Jahrzehnten einen Weg gefunden haben, wieder zusammenzukommen, wenn auch nur als digitale Echos ihrer selbst.
