Es ist ein Fall, der Deutschland den Atem raubt und eine ganze Nation in tiefe Trauer stürzt. Der tragische Tod des achtjährigen Fabian aus Güstrow hat eine Wunde in das Herz der Gemeinschaft gerissen, die nur schwer heilen wird. Während die Stadt unter einer Glocke aus Schock und Entsetzen lebt, arbeiten die Ermittler der Sonderkommission unermüdlich daran, das unvorstellbare Verbrechen aufzuklären. Wir schreiben den 21. Oktober 2025, und die jüngsten Entwicklungen in diesem Albtraum werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten – und sie rücken das unmittelbare Umfeld des Jungen in ein beunruhigendes Licht.
Im Zentrum der neuesten Ermittlungsbemühungen steht ein unscheinbarer Bauernhof in Reimershagen, einem kleinen Ort nur wenige Kilometer südlich von Güstrow. Gestern, am Montag, riegelte ein Großaufgebot der Polizei das landwirtschaftliche Anwesen ab. Beobachter berichteten von einer akribischen, fast verzweifelten Suche. Beamte, ausgerüstet mit Mistgabeln, durchwühlten einen großen Misthaufen. Ein Minibagger stand für den Ernstfall bereit. Die offizielle Begründung der Behörden für diese drastische Maßnahme: ein “Zeugenhinweis”. Ein Wort, das in Kriminalfällen alles oder nichts bedeuten kann, hier aber eine erschreckende Dynamik auslöst.
Um die volle Tragweite dieser Durchsuchung zu verstehen, muss man die Landkarte dieses Falls betrachten. Reimershagen liegt nicht nur 10 bis 12 Kilometer von Fabians Zuhause in Güstrow entfernt. Es liegt auch nur ein bis zwei Kilometer vom Fundort seiner Leiche entfernt – jenem düsteren Waldstück bei Klein Upal, wo der Albtraum zur Gewissheit wurde. Diese geografische Konzentration ist es, die die Ermittler aufhorchen lässt. Es wirkt, als würde sich das Netz enger um diese Region ziehen.
Der Fall begann an einem Donnerstag, dem 10. Oktober, als Fabians Mutter ihren Sohn als vermisst meldete. Zunächst hieß es, er sei nach Absprache mit ihr nach draußen gegangen. Eine Information, die sich nun als falsch herausgestellt hat. In einer neuen, herzzerreißenden Schilderung erklärte die Mutter, Fabian sei an diesem und dem Vortag krank gewesen und hätte die Schule nicht besucht. Sie habe ihn eindringlich gebeten, im Haus zu bleiben, bis sie von der Arbeit zurückkehrt. Zum Abschied, gegen 8:30 Uhr, gab sie ihm noch ein Handy zum Spielen, damit ihm nicht langweilig wird. Als sie am Nachmittag nach Hause kam, war die Wohnung leer. Fabian war verschwunden.

Tagelang suchten Familie, Freunde und die Polizei nach dem Jungen. Dann, am 14. oder 15. Oktober, machte eine Spaziergängerin die grausame Entdeckung. In einem Waldstück bei Klein Upal fand sie Fabians leblosen Körper. Die Obduktion bestätigte schnell die schlimmsten Befürchtungen: Fabian wurde Opfer eines Gewaltverbrechens. Die genaue Todesursache, der Tatort – ob er identisch mit dem Fundort ist – und vor allem das Motiv liegen weiterhin völlig im Dunkeln. Es gibt, so betonen die Behörden, bislang keinen offiziell Tatverdächtigen.
Doch nun rückt eine Person explosionsartig in den Fokus der medialen Berichterstattung: die Finderin der Leiche. Übereinstimmenden Berichten zufolge handelt es sich bei der “Spaziergängerin” nicht um eine Unbekannte. Sie soll die 29-jährige Ex-Freundin von Fabians Vater sein. Eine junge Frau, die selbst eine enge und liebevolle Bindung zu dem Jungen gehabt haben soll. Und – das ist der Punkt, der die Ermittler elektrisiert – sie soll in Reimershagen wohnen. Genau jenem Ort, in dem am Montag der Bauernhof durchsucht wurde.
Die Staatsanwaltschaft hüllt sich zu dieser Personalie in Schweigen. Sie bestätigt die Berichte nicht, aber sie dementiert sie auch nicht explizit. Ein Vorgehen, das Raum für Spekulationen lässt. Es heißt, die Frau sei mehrfach von den Ermittlern befragt worden, gelte aber ausdrücklich nicht als tatverdächtig. Dennoch ist ihre Rolle von immenser Bedeutung, wie einer der renommiertesten Profiler Deutschlands erklärt.

Axel Petermann, ein Mann, der seit Jahrzehnten in die Abgründe menschlicher Seelen blickt, hat sich zu dem Fall geäußert. Seine Einschätzung ist nüchtern, präzise und zutiefst erschütternd. Petermann betont einen fundamentalen Grundsatz bei Verbrechen an Kindern: Die Suche nach dem Täter beginnt fast ausnahmslos im direkten sozialen Umfeld des Opfers. Familie, Bekannte, Nachbarn. Die Kriminalstatistik, so Petermann, zeigt unbarmherzig, dass die größte Gefahr für Kinder oft von Menschen ausgeht, die sie kennen und denen sie eigentlich vertrauen sollten.
Welche Szenarien hält der Profiler für denkbar? Er spricht von emotionalen Eskalationen innerhalb der Familie, von Trennungen, von erbitterten Sorgerechtsstreitigkeiten. Er erwähnt sogar das tragische “Media Syndrom”, bei dem ein Elternteil dem Kind etwas antut, primär, um den anderen Elternteil zu bestrafen – eine unvorstellbare Tat aus Rache. Auch die Vertuschung eines sexuellen Missbrauchs sei ein mögliches Motiv. Statistisch gesehen, so Petermann, sind in neun von zehn Fällen von Tötungsdelikten an Kindern die Täter Männer. Frauen töten extrem selten Kinder, und so gut wie nie fremde.
Besonders aufschlussreich ist Petermanns Analyse des Fundortes. Die Tatsache, dass Fabian nicht vergraben, sondern relativ offen an einem Tümpel abgelegt wurde, deutet für den Experten auf Eile hin. Der Täter wollte die Sache schnell abschließen. Doch der Ort selbst – dieses abgelegene Waldstück – war mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr bewusst gewählt. Täter, so der Profiler, suchen sich in der Regel Orte, die sie kennen. Orte, von denen sie wissen, dass dort nicht viel los ist, um das Risiko einer Entdeckung zu minimieren.
Diese Analyse führt zu einem entscheidenden Schluss: Der Täter hatte mit großer Wahrscheinlichkeit exzellente Ortskenntnisse. Er wusste, wo er ungestört sein konnte, und er wollte, dass das Opfer nicht sofort – vielleicht sogar gar nicht – gefunden wird. Dieser Aspekt, die “Ortskenntnis”, ist oft ein goldener Hinweis auf den möglichen Täterkreis. Zu diesem Bild passen auch die Brandspuren, die Ermittler am Fundort sicherten. Petermann wertet dies als klaren Versuch, Spuren zu vernichten oder die Identifizierung des Jungen zu erschweren.
Und dann kommt Axel Petermann zu dem Punkt, der in der aktuellen Konstellation fast unerträglich wirkt: die Rolle der Person, die die Leiche findet. Der Finder oder die Finderin, so Petermann, ist immer eine relevante Figur in den Ermittlungen. Dies impliziert kein automatisches Misstrauen, sondern ist Teil einer sorgfältigen, nüchternen Prüfung. Die Ermittler stellen Standardfragen: Gibt es eine Verbindung zwischen Finder und Opfer? Warum war die Person genau zu dieser Zeit an diesem speziellen, eher abgelegenen Ort? Sind die Angaben zum Fund plausibel?
Wenn nun, wie im Fall Fabian, Berichte kursieren, die eine enge persönliche Verbindung der Finderin zur Familie des Opfers nahelegen, und wenn diese Finderin auch noch an dem Ort wohnt, der gerade zum Epizentrum der Ermittlungen wird, dann wird diese Prüfung natürlich mit allergrößter Intensität durchgeführt. Die mögliche Verbindung – die Ex-Freundin des Vaters, die in der Nähe des Fundortes wohnt, findet die Leiche – ist eine Hypothese, die die Ermittler mit Hochdruck verfolgen müssen, auch wenn die Frau derzeit nicht als verdächtig gilt.

Neben der spektakulären Durchsuchung in Reimershagen laufen die Detailarbeiten am Fundort weiter. Der Tümpel, an dem Fabian lag, wurde intensiv untersucht, Teile davon sogar abgepumpt. Spezialisten mit Metalldetektoren suchten im Wasser und im Schlamm. Mit einer Motorsäge wurde Unterholz im Gebüsch gelichtet. Man sucht nach “Bezugsgegenständen” – Objekten, die mit der Tat in Verbindung stehen könnten. Die Tatwaffe, persönliche Gegenstände von Fabian oder dem Täter, jedes noch so kleine Puzzleteil.
Es gab auch Medienberichte, die Polizei habe eine Spaziergängerin gezielt nach einem Pickup mit Anhänger gefragt, der nach Fabians Verschwinden in der Nähe des späteren Fundortes gesehen worden sein soll. Doch auch diese Information ist, wie so vieles in diesem Fall, von der Staatsanwaltschaft bisher nicht offiziell bestätigt.
In Güstrow herrscht währenddessen eine Atmosphäre der Angst und der unermesslichen Trauer. Ein Gedenkgottesdienst wurde abgehalten, der Fußballverein, in dem Fabian spielte, hielt eine Schweigeminute ab. Die Anteilnahme ist bundesweit riesig. Gleichzeitig warnen die Behörden eindringlich und wiederholt vor Spekulationen, insbesondere in den sozialen Netzwerken. Gerüchte könnten die Ermittlungen massiv behindern, Unschuldige belasten und deren Sicherheit gefährden. Ein dringender Appell, auf gesicherte, offizielle Informationen zu warten, so schwer das Warten auch fällt.
Das Fazit dieses 21. Oktober ist düster. Die Ermittlungen im tragischen Fall des kleinen Fabian sind in einer extrem intensiven Phase. Ein Bauernhof in Reimershagen steht im Fokus. Die Aussage der Mutter wirft ein neues Licht auf die letzten Stunden des Jungen. Die Berichte über die Identität der Finderin und ihren Wohnort werfen quälende Fragen auf. Und die Analyse eines erfahrenen Profilers legt nahe, dass die Wahrheit im engsten sozialen Umfeld gesucht werden muss.
Noch gibt es keinen Tatverdächtigen. Noch sind die zentralen Fragen offen. Doch die Schlinge scheint sich zuzuziehen. Die Ermittler stehen unter einem enormen Druck, die widersprüchlichen Informationen, die Spuren und die Hinweise zu einem schlüssigen Bild zusammenzufügen. Für die Familie und die Freunde von Fabian ist diese Zeit eine unvorstellbare Qual. Sie alle, und mit ihnen ganz Deutschland, warten auf Antworten. Sie warten auf Gerechtigkeit für einen achtjährigen Jungen, dessen Leben auf so brutale Weise ausgelöscht wurde.