Für Generationen von Kindern ist es ein Ort des reinen, ungetrübten Glücks. Der Martinshof, die fröhlichen Lieder, die unzertrennliche Freundschaft zwischen einer frechen kleinen Hexe und ihrer besten Freundin. “Bibi & Tina” ist mehr als nur eine Geschichte; es ist ein kulturelles Phänomen, ein Soundtrack der Kindheit, der Trost, Abenteuer und die Gewissheit verspricht, dass am Ende immer alles gut wird. Die Realfilme von Detlev Buck haben diesen Kult in die nächste Generation katapultiert und ein buntes, Pop-infundiertes Universum geschaffen, das Millionen in die Kinos lockte.
Doch hinter den leuchtenden Farben, den eingängigen Songs und dem unbeschwerten Lachen hat sich in den letzten Jahren ein dunkler, schmerzhafter Schatten gelegt. Eine Serie von Todesfällen und tragischen Schicksalsschlägen hat die “Bibi & Tina”-Familie heimgesucht und die reale Welt jäh mit der Fiktion kollidieren lassen. Während Fans die Filme und Hörspiele in Dauerschleife konsumieren, macht in den sozialen Medien ein Gerücht die Runde: Ein “Fluch” liege über der Serie. Reißerische Videos mit Titeln wie “5 Schauspieler jung gestorben!” verbreiten sich wie ein Lauffeuer.
So übertrieben diese Schlagzeilen auch klingen mögen, sie entspringen einem Kern schmerzhafter Wahrheit. Die unbeschwerte Welt des Martinshofs ist real von Trauer und einem viel zu frühen Abschied getroffen worden. Der schockierendste und tragischste Fall ist jener, der die Fan-Community im Frühjahr 2024 in einen kollektiven Schockzustand versetzte: der plötzliche Tod von Pablo Grant.

Mit 26 Jahren aus dem Leben gerissen: Der unfassbare Tod von Pablo Grant
Sein Gesicht kannten Millionen. Nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Musiker. Pablo Grant war ein Multitalent, ein aufstrebender Stern am deutschen Unterhaltungshimmel. Unter dem Namen “Dead Dawg” war er ein gefeiertes Mitglied des Berliner Rap-Kollektivs BHZ und prägte einen Sound, der eine ganze Generation ansprach. Parallel baute er sich eine beeindruckende Schauspielkarriere auf. Im “Polizeiruf 110” aus Magdeburg spielte er seit 2020 den beliebten Kriminaloberkommissar Günther Márquez und wurde schnell zum Publikumsliebling.
Was viele nicht sofort parat hatten: Grant war auch Teil des “Bibi & Tina”-Universums. 2016 spielte er im dritten Teil der Realfilmreihe, “Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs”, mit. Er war einer der Jungs, Teil jener unbeschwerten, singenden und tanzenden Gruppe, die das Herz der Filme ausmacht.
Am 6. Februar 2024 wurde die Welt jäh still. Pablo Grant starb. Er wurde nur 26 Jahre alt. Die Nachricht, die seine Familie und seine Bandkollegen wenige Tage später veröffentlichten, war ein Schlag ins Gesicht für jeden, der seine Energie und sein Talent kannte. Die Todesursache: eine plötzliche Thrombose.
Ein Tod mit 26 Jahren ist immer eine Katastrophe. Er ist unnatürlich, brutal und lässt eine unendliche Leere zurück. Im Fall von Pablo Grant war es der abrupte Stopp einer Karriere, die gerade erst richtig begann. Der junge Mann, der gerade noch voller Kraft im “Polizeiruf” ermittelte und auf den Bühnen als “Dead Dawg” gefeiert wurde, war plötzlich nicht mehr da. Sein Tod löste eine Welle der Bestürzung aus. Fans, Kollegen und die gesamte deutsche Musik- und Filmszene waren fassungslos. Der Rapper Ski Aggu schrieb: “Ruhe in Frieden, Pablo! Du hast geprägt. Du hast so viele Menschen berührt. Legende für immer.”
Für die “Bibi & Tina”-Fans war dieser Tod ein besonders bitterer Moment. Er zerriss den Vorhang der Fiktion und zeigte auf brutalste Weise, dass das echte Leben auch die Darsteller von unbeschwerten Kindheitsfilmen nicht verschont. Die Vorstellung, dass einer der Jungs aus dem Film, dessen Lachen und Energie man auf der Leinwand sah, so jung und so plötzlich sterben musste, ist bis heute schwer zu ertragen. Sein Tod ist die mit Abstand größte Tragödie, die das Franchise jemals getroffen hat.
Abschied von geliebten Stimmen und Gesichtern
Doch Pablo Grant ist nicht der einzige, um den die “Bibi & Tina”-Familie trauern muss. Die Verluste ziehen sich durch alle Bereiche des Franchise – von den neuen Filmen bis zu den klassischen Hörspielen, mit denen alles begann.
Erst im April 2024, nur wenige Monate nach Pablo Grants Tod, traf die nächste traurige Nachricht die Hörspiel-Community. Arianne Borbach ist tot. Für Millionen, die mit den Kassetten aufgewachsen sind, war ihre Stimme ein fester Bestandteil der Welt. Borbach war die zweite Sprecherin von Susanne Martin, Tinas Mutter. Sie hatte die Rolle von 2012 (Folge 76) bis zur letzten Produktion vor ihrem Tod inne. Doch sie war weit mehr als das. Arianne Borbach war eine der bekanntesten und profiliertesten Synchronsprecherinnen Deutschlands. Sie war die feste deutsche Stimme von Hollywood-Größen wie Cate Blanchett, Catherine Zeta-Jones und vielen mehr.
Ihr plötzlicher Tod im April 2024, nach kurzer, schwerer Krankheit, riss ein riesiges Loch in die deutsche Synchron- und Hörspiellandschaft. Für die “Bibi & Tina”-Fans war es der zweite schwere Schlag innerhalb kürzester Zeit. Wieder war es eine unersetzliche Säule des Universums, die plötzlich wegbrach.

Und auch die Realfilme blieben von weiterer Trauer nicht verschont. Im Juli 2025 verstarb Martin Seifert im Alter von 74 Jahren. Auch wenn sein Alter nicht unter die Kategorie “jung gestorben” fällt, war sein Tod dennoch ein schmerzlicher Verlust für die “Bibi & Tina”-Filmcrew. Seifert war ein Charakterdarsteller von Rang, eine Theaterlegende des Berliner Ensembles, bekannt aus “Babylon Berlin” und zahlreichen “Tatort”-Episoden. In den “Bibi & Tina”-Filmen spielte er eine charmante und wichtige Nebenrolle: den gutmütigen und stets loyalen Butler Dagobert auf Schloss Falkenstein. Er war in allen vier Kinofilmen von Detlev Buck zu sehen und sorgte mit seiner distinguierten, aber herzlichen Art für viele liebevolle Momente. Sein Tod im Sommer 2025 markierte den Abschied von einem weiteren prägenden Gesicht der Realfilme.
Der stille Verlust der ersten Stunde
Die Trauerliste reicht sogar zurück bis in die Anfänge der Hörspielserie. Fans der ersten Stunde mussten schon 2014 einen schweren Verlust hinnehmen, als Eberhard Prüter starb. Prüter war von der ersten Folge an die unverkennbare, leicht arrogante und doch liebenswerte Stimme des Graf Falko von Falkenstein. Er sprach den Grafen in 73 Folgen, bis zu seinem Tod infolge eines Schlaganfalls. Sein Ableben war das Ende einer Ära und zwang die Produzenten, die ikonische Rolle erstmals neu zu besetzen – eine Zäsur für jeden Fan, der mit dieser Stimme aufgewachsen war.
Was bleibt, ist die Trauer
Der angebliche “Fluch” von “Bibi & Tina” ist bei näherer Betrachtung eine schmerzhafte Häufung von menschlichen Tragödien, die jede für sich ein tiefes Loch hinterlassen hat. Es ist kein mystisches Phänomen, sondern das Leben selbst, das in seiner unfairen und oft brutalen Art auch vor den Toren des Martinshofs nicht haltmacht.
Der Tod von Pablo Grant mit 26 Jahren bleibt dabei die unfassbarste und schockierendste Tragödie. Sie zeigt, wie schnell ein junges Leben, das voller Verheißung, Talent und Zukunft steckte, ausgelöscht werden kann. Die Trauer um ihn, um Arianne Borbach, um Martin Seifert und um Eberhard Prüter legt sich wie ein Weichzeichner über die fröhlichen Lieder.
Sie erinnert uns daran, dass die Menschen, die uns diese unbeschwerten Stunden schenken, real sind. Sie kämpfen, sie leben, sie lieben und sie sterben – manche von ihnen auf tragische Weise viel zu früh. Die bunte Welt von “Bibi & Tina” wird für immer ein Zufluchtsort bleiben, doch für all jene, die um die realen Schicksale wissen, wird sie nie wieder ganz so unbeschwert sein wie zuvor.