Der letzte Tanz der Ikonen: Alice und Ellen Kessler sind tot – Ein Abschied von zwei Seelen, die niemals “Ich” sagten

Es ist still geworden in der deutschen Showlandschaft. Eine Stille, die schwer wiegt und die glitzernden Erinnerungen an eine Ära heraufbeschwört, die es so nie wieder geben wird. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und ließ Millionen Fans fassungslos zurück: Alice und Ellen Kessler, die wohl berühmtesten Zwillinge der Welt, sind tot. Sie, die immer Synonym für Lebensfreude, Disziplin und synchronen Perfektionismus waren, haben ihre letzte große Reise angetreten. Natürlich – wie könnte es anders sein – gemeinsam.

Ihr Tod im Jahr 2025 markiert das endgültige Ende des klassischen Showbiz, jener goldenen Zeit, in der Talent noch Handwerk bedeutete und Stars unnahbare Diven mit Herz waren. Doch wer waren diese beiden Frauen wirklich, die bis ins hohe Alter aussahen, als hätten sie einen Pakt mit der Zeit geschlossen? Ein Blick auf ihre letzten Aussagen, ihre Philosophie und ihr symbiotisches Leben offenbart ein Bild von tiefer Verbundenheit, das fast schon überirdisch wirkt.

“Es waren immer wir” – Eine Symbiose bis in den Tod

Kessler Zwillinge: Eine Karriere in Bildern | Tages-Anzeiger

In einem ihrer letzten, bemerkenswerten Interviews, das nun wie ein Vermächtnis wirkt, brachten Alice und Ellen das Geheimnis ihres Lebens auf den Punkt. Auf die Frage, ob sie jemals getrennte Wege gehen wollten, antworteten sie mit einer Selbstverständlichkeit, die Gänsehaut verursacht: “Wir haben ja alles immer zusammen gemacht. Das waren immer wir.”

Diese Worte sind mehr als nur eine Floskel. Sie beschreiben eine Existenzform, die für Außenstehende kaum begreifbar ist. Es gab kein “Alice” ohne “Ellen”, kein “Ich” ohne das “Du”. Sie waren eine Einheit, die so perfekt funktionierte, dass selbst der Gedanke an Individualität wie ein Verrat wirkte. “Diese Wünsche kommen immer wieder mal hoch, aber es ist schwierig, das will ja keiner”, gestanden sie offen. Es war ein ehrliches Eingeständnis: Der Preis für ihren weltweiten Ruhm war die Aufgabe des Einzelgängertums. Aber es war ein Preis, den sie bereitwillig zahlten.

Sie schlüpften in tausende Rollen, imitierten Kulturen und Charaktere – “Wir waren Japaner, wir waren Chinesen, wir haben alles gemacht” – doch die wichtigste Rolle ihres Lebens war die der “Kessler-Zwillinge”. Eine Rolle, die sie nicht spielten, sondern lebten.

Das Geheimnis ihrer ewigen Jugend: “Bewegen, bewegen, bewegen”

Bis zuletzt fragte sich die Welt: Wie machten sie das? Wie konnten zwei Frauen, die auf die 90 zugingen, so unfassbar vital, so strahlend und so fit aussehen? Ihr Rezept war so simpel wie fordernd: Disziplin.

“Wir essen nicht unbedingt das gleiche, aber das Fitnessprogramm machen wir das gleiche”, verrieten sie. Ihr Mantra lautete: “Bewegen, bewegen, bewegen. Das ist wirklich das Geheimnis.” Es war dieser eiserne Wille, der sie einst zum berühmten “Lido” nach Paris brachte und sie später zu Weltstars machte. Stillstand war für die Kesslers der Tod. Solange sie sich bewegten, lebten sie.

Besonders in Italien, ihrer zweiten und vielleicht eigentlichen Heimat, blühten sie auf. Dort, wo das “Dolce Vita” regiert, fühlten sie sich verstanden. “In Italien tanzen wir noch am Fernsehen”, erzählten sie wehmütig. “In Deutschland will man immer nur, dass man drüber redet. Wahrscheinlich trauen sie es uns nicht mehr zu.” Ein Satz, der im Nachhinein wie ein leiser Vorwurf an ihre deutsche Heimat klingt. Sie empfanden die Deutschen oft als “zu langweilig”, “nicht so flexibel”. Die Italiener hingegen? “Da ist mehr Herz dabei. Aber das ist die Mentalität. Die haben ja auch mehr Sonne.”

Es war diese Sehnsucht nach Wärme, nach Applaus für das Können und nicht nur für die Vergangenheit, die die beiden Schwestern immer wieder in den Süden zog. Deutschland verehrte sie als Denkmal, Italien liebte sie als Künstlerinnen.

Männer? Nein, danke! – Die Emanzipation der Zwillinge

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Vielleicht ist einer der faszinierendsten Aspekte ihres Lebens ihre radikale Unabhängigkeit von Männern. Natürlich gab es Liebschaften, teils prominente, doch am Ende blieben sie sich selbst genug.

In ihrem Rückblick machten sie unmissverständlich klar, dass ein Mann in ihrem späten Leben keinen Platz mehr hatte. “Mann kennenlernen? Das mache ich ja… Nein, bestimmt nicht! Und ich will ihn gar nicht mehr”, platzte es aus ihnen heraus, gefolgt von einem Lachen, das von Freiheit zeugte.

Es ist eine Szene, die in Erinnerung bleiben wird: Zum Ende des Gesprächs, als alle tiefschürfenden Fragen gestellt waren, sagte eine der beiden trocken: “Jetzt muss ich mir ein Bier holen. Tschüss.” Ein Abgang, so cool, so unprätentiös und so herrlich normal, dass man ihn nur lieben kann. Sie brauchten keinen starken Arm zum Anlehnen, sie brauchten nur einander – und ab und zu ein kühles Bier.

Ein Abschied ohne Reue

Alice und Ellen Kessler haben ihr Leben ausgekostet. Sie wollten “alles noch machen” und doch “nichts im Grunde”. Sie waren satt vom Leben im besten Sinne. Sie haben die Welt gesehen, sie haben auf den größten Bühnen gestanden, sie wurden geliebt und bewundert.

Dass sie nun gegangen sind, hinterlässt eine Lücke, die schmerzt. Sie waren die letzten großen Diven einer Zeit, in der Showbusiness noch Glamour bedeutete. Sie haben uns gezeigt, dass Verbundenheit keine Fessel sein muss, sondern Flügel verleihen kann. Sie haben bewiesen, dass man auch im hohen Alter noch sexy, witzig und relevant sein kann.

“Gestorben 2025” – die Schlagzeile mag nüchtern klingen, doch dahinter verbirgt sich ein Ozean an Tränen und Erinnerungen. Wir verneigen uns vor zwei Frauen, die als eins kamen und als eins gingen. Vielleicht tanzen sie jetzt gerade weiter, auf einer anderen Bühne, im Licht einer ewigen Sonne, irgendwo, wo die Musik nie aufhört.

Alice, Ellen – danke für den Tanz. Danke für das Lachen. Danke für das “Wir”. Ihr werdet fehlen. Aber in jedem synchronen Schritt, den wir irgendwo auf einer Bühne sehen, werdet ihr weiterleben. Ciao, belle.

Die Beine der Nation": Kessler-Zwillinge († 89) sind tot | Nachrichten.at

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