Es gibt Serien, die eine Ära prägen. Sie werden Teil unserer DNA, ein fester Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses. “Kommissar Rex”, die österreichische Krimiserie, die in den 90er Jahren zur weltweiten Sensation wurde, ist zweifellos eine solche Serie. Für Millionen von Zuschauern war die Wiener Mordkommission, angeführt von ihren charismatischen Ermittlern und dem brillantesten Polizeihund der Fernsehgeschichte, ein wöchentliches Ritual. Die Mischung aus spannenden Fällen, Wiener Charme und der unglaublichen Mensch-Tier-Beziehung machte die Serie unsterblich.
Doch während die Serie in Wiederholungen ewig jung bleibt, holt das wahre Leben die Helden von damals unaufhaltsam ein. Die Fassade der Fiktion bröckelt und offenbart die menschlichen Tragödien, die sich abseits der Kameras abgespielt haben. Die Nachricht, dass inzwischen zwölf der prägenden Gesichter von „Kommissar Rex“ von uns gegangen sind, trifft die Fangemeinde wie ein Schlag. Es ist eine Zahl, die schockiert und uns brutal an die eigene Vergänglichkeit erinnert. Es sind nicht nur Statistiken; es sind die Gesichter, die uns zum Lachen brachten, die wir bewunderten und die ein Teil unserer eigenen Vergangenheit wurden. Ihre Geschichten endeten nicht mit dem Abspann einer Episode, sondern oft viel zu früh – durch plötzliche Unfälle, lange Krankheiten und stille Abschiede.
Dies ist kein einfacher Rückblick. Es ist ein Nachruf auf jene, die “Kommissar Rex” zu dem machten, was es war, und deren realer Vorhang nun endgültig gefallen ist.
Gerhard Zemann: Der Fels in der Brandung der Gerichtsmedizin
Wenn man an das Kernteam von “Kommissar Rex” denkt, fällt einem unweigerlich Dr. Leo Graf ein. Gespielt von Gerhard Zemann, war er der stoische, leicht kauzige, aber immer brillante Gerichtsmediziner. Über ein Jahrzehnt lang, von 1994 bis 2004 und sogar bei einem späteren Gastauftritt, war Zemann das wissenschaftliche Gewissen der Serie. Seine ruhige Art, mit der er Richard Moser oder Alex Brandtner die Todesursachen erklärte, oft mit einem trockenen, makabren Humor, war legendär. Dr. Graf war die Konstante in einer sich ständig wandelnden Besetzung.
Umso größer war der Schock, als die Nachricht von Gerhard Zemanns Tod die Runde machte. Am 14. April 2010 erlag der Schauspieler im Alter von nur 70 Jahren einem plötzlichen Herzinfarkt. Sein Tod riss eine Lücke, nicht nur in der österreichischen Theater- und Fernsehlandschaft, sondern auch in den Herzen der Fans. Zemann war mehr als nur Dr. Graf; er war ein vielseitiger Bühnenschauspieler, ein Charakterkopf, der seine Rolle mit einer Tiefe ausstattete, die weit über das hinausging, was das Drehbuch vorgab. Sein Abschied markierte für viele das endgültige Ende einer Ära, den stillen Beweis, dass selbst die unverzichtbar scheinenden Figuren des Lebens vergänglich sind.

Fritz Muliar: Der väterliche Freund und Mentor
Noch bevor Dr. Graf zur Institution wurde, gab es Max Koch. Gespielt von der österreichischen Schauspiellegende Fritz Muliar, war er der Kriminalinspektor im Ruhestand, der dem jungen, impulsiven Richard Moser (Tobias Moretti) im Pilotfilm zur Seite stand. Muliar verkörperte die alte Schule – erfahren, weise und mit einer Prise Wiener Grant. Er war derjenige, der Moser überhaupt erst zur Polizei brachte, sein Mentor. Obwohl seine Rolle nach Mosers Serientod 1998 endete, blieb sein Einfluss spürbar.
Fritz Muliar war ein Gigant des österreichischen Theaters, unvergessen als “Der brave Soldat Schwejk”. Sein Tod am 4. Mai 2009 im Alter von 89 Jahren war das Ende einer langen, erfüllten Karriere. Er starb nach einem langen Leben, aber der Verlust schmerzte dennoch. Mit ihm ging einer der letzten großen Volksschauspieler, ein Mann, der Generationen unterhalten hatte. Für die “Rex”-Fans war es der Verlust der väterlichen Figur, die der Serie in ihren Anfängen die nötige Erdung verliehen hatte.
Die neuen Wunden: Der plötzliche Tod von Andy Hallwaxx
Die Zeit heilt nicht alle Wunden, und manchmal reißt sie neue. Die Nachricht vom Tod des Schauspielers und Regisseurs Andy Hallwaxx traf die Öffentlichkeit wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Am 6. Dezember 2023 verstarb er völlig überraschend im Alter von nur 56 Jahren. Hallwaxx, der in der Serie in Nebenrollen zu sehen war, war ein fester Bestandteil der österreichischen Kulturszene. Er spielte in “SOKO Donau”, führte Regie am Theater und war bekannt für seine unbändige Energie.
Sein plötzlicher Tod, mitten aus dem Leben gerissen, ist eine besonders tragische Facette dieser traurigen Liste. Es zeigt, dass der Tod nicht nur die ehrenwerten älteren Semester trifft, sondern auch jene, die noch so viel vor sich hatten. Hallwaxx’ Ableben erinnert uns daran, wie schnell ein Leben enden kann und wie fragil das Dasein selbst für jene ist, die wir auf der Leinwand als unbesiegbar wahrnehmen.
Die Stille nach dem langen Kampf: Robert Reinagl
Erst kürzlich, Ende Oktober 2025, erreichte uns eine weitere traurige Nachricht, die die “Kommissar Rex”-Familie erschütterte. Der Burgschauspieler Robert Reinagl, der ebenfalls in der langlebigen Serie mitwirkte, verstarb im Alter von 57 Jahren. Im Gegensatz zu Hallwaxx’ plötzlichem Schicksal war Reinagls Abschied das Ende eines langen, schweren Leidens. Er kämpfte tapfer gegen eine schwere Krankheit, wie das Burgtheater bekannt gab, und starb im Kreise seiner Familie.
Reinagl war ein hochgeschätzter Bühnenschauspieler, ein Mann der leisen Töne, der aber auch im Fernsehen in “Vienna Blood” oder “SOKO Donau” überzeugte. Sein Tod ist ein Beispiel für die stillen Tragödien, die sich hinter den Kulissen abspielen, während die Scheinwerfer weiterleuchten. Es ist der schmerzhafte Verlust eines Mannes, der noch so viele Rollen hätte spielen können, dem aber die Zeit davonlief.
Die Galerie der Verlorenen: Weitere unvergessene Gesichter
Die Liste der zwölf ist lang und voller Namen, die vielleicht nicht immer in der ersten Reihe standen, aber dennoch das Mosaik von “Kommissar Rex” vervollständigten. Jeder von ihnen trug zum einzigartigen Gefühl der Serie bei.
Dazu gehört der große Charakterdarsteller Rolf Hoppe. Der deutsche Schauspieler, international bekannt als der König in “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”, beehrte auch “Kommissar Rex” mit seinem Talent. Er starb am 14. November 2018 im Alter von 87 Jahren und hinterließ ein gewaltiges filmisches Erbe.
Auch Marián Labuda, ein Schwergewicht des slowakischen und tschechischen Films, verstarb am 5. Januar 2018 mit 73 Jahren. Seine Präsenz in der Serie brachte eine osteuropäische Gravitas ein, die unvergessen bleibt.

Unvergessen ist auch Hilde Sochor, die Doyenne des Wiener Volkstheaters, die am 31. Mai 2017 im biblischen Alter von 93 Jahren von uns ging. Ihre Auftritte waren stets ein Zeugnis großer Schauspielkunst. Gusti Wolf, eine weitere Grande Dame der österreichischen Bühne, starb bereits 2007 mit 95 Jahren.
Die Liste geht weiter mit Namen wie Klaus Ofczarek (gestorben 2020, 81 Jahre alt), Otto Tausig (gestorben 2011, 89 Jahre alt) und dem italienischen Schauspieler Vittorio Amandola (gestorben 2010, 57 Jahre alt), der die Brücke zur italienischen Fortsetzung der Serie schlug.
Der fiktive Tod und die reale Tragödie
Die Serie selbst scheute den Tod nicht. Der wohl größte Schockmoment der Seriengeschichte war der abrupte und brutale Serientod von Kommissar Richard Moser. In der Folge “Mosers Tod” wurde Tobias Morettis Charakter von einem Psychopathen erschossen, als er seine Freundin retten wollte. Es war ein Paukenschlag, der die Fans weltweit lähmte. Auch Kommissar Lorenzo Fabbri, der in der italienischen Staffel ermittelte, starb den Serientod.
Diese fiktiven Tode waren dramaturgische Meisterleistungen, die uns emotional aufrüttelten. Doch sie waren kontrolliert, geschrieben und inszeniert. Die realen Tode der Darsteller sind es nicht. Sie sind endgültlich, ungeschrieben und oft ungerecht. Sie treffen nicht nur eine fiktive Figur, sondern einen echten Menschen – einen Vater, eine Freundin, einen Kollegen.
Der Kontrast zwischen dem inszenierten Tod auf dem Bildschirm und der stillen, realen Tragödie abseits der Kameras könnte größer nicht sein. Während wir um “Richie” Moser trauerten und wussten, dass Tobias Moretti gesund und munter neue Rollen annahm, gibt es für Gerhard Zemann, Fritz Muliar oder Andy Hallwaxx keine Rückkehr.
Das Erbe einer unsterblichen Serie

Was bleibt, ist die Erinnerung. “Kommissar Rex” war mehr als nur ein Krimi. Es war ein Phänomen, das bewies, dass eine Serie mit Herz, Hirn und einem Hund die Welt erobern kann. Die verstorbenen Schauspieler sind ein wesentlicher Teil dieses Erbes. Sie sind nicht einfach “tot”; sie sind durch ihre Rollen unsterblich geworden.
Jedes Mal, wenn wir eine Wiederholung sehen, ist Dr. Leo Graf wieder da, wie er akribisch Beweise sichert. Max Koch gibt dem jungen Moser wieder weise Ratschläge. Und all die anderen Darsteller, die in Episodenrollen glänzten, erwachen wieder zum Leben. Das ist die Magie des Fernsehens und der größte Trost, den wir haben.
Die traurige Wahrheit über die zwölf verstorbenen Helden von “Kommissar Rex” ist ein schmerzhaftes Kapitel in der Geschichte dieser Ausnahmeserie. Es ist eine Mahnung, die Menschen hinter den Rollen wertzuschätzen und die Momente zu genießen, die sie uns geschenkt haben. Ihr Lachen, ihre ernsten Blicke und ihre unverwechselbaren Stimmen sind für immer auf Zelluloid (oder heute auf Festplatten) gebannt. Der Vorhang ist gefallen, aber die Vorstellung, die sie gaben, wird ewig dauern. Wir verneigen uns in Dankbarkeit und Trauer.