Die dunkle Seite der Prärie: Melissa Gilberts Kampf gegen die Selbstmord-Lüge ihres Vaters, Drogensucht und der herzzerreißende Verrat durch Michael Landon

Für Generationen war sie der Inbegriff von Unschuld. Als Laura Ingalls in der Kultserie „Unsere kleine Farm“ (Little House on the Prairie) lief Melissa Gilbert in unsere Wohnzimmer und Herzen. Mit ihren roten Zöpfen, dem sommersprossigen Lächeln und ihrem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn verkörperte sie die Moral und den Anstand einer idealisierten amerikanischen Vergangenheit. Sie war Amerikas Liebling, ein Symbol für familiären Zusammenhalt und einfaches Glück.

Doch der Titel der Videoquelle, „Das Leben und das traurige Ende von Melissa Gilbert“, ist eine dramatische Irreführung, die dennoch eine tiefere Wahrheit birgt. Melissa Gilbert ist nicht tot. Sie lebt. Aber das „traurige Ende“, von dem hier die Rede ist, bezieht sich nicht auf ihr Leben, sondern auf die vielen kleinen Tode, die sie hinter den Kulissen sterben musste: das Ende ihrer Unschuld, das Ende ihrer Idole und den jahrelangen, verzweifelten Kampf gegen die Dämonen, die das idyllische Bild der Prärie Lügen straften. Dies ist die Geschichte einer Frau, die monatelang mit gebrochenem Rücken lächelte, weil sie gelernt hatte, unerträglichen Schmerz hinter einer Fassade zu verbergen.

Die Tragödie begann früh und war von einem Geheimnis umhüllt. Geboren am 8. Mai 1964, wurde sie nur einen Tag später vom Schauspieler-Ehepaar Paul Gilbert und Barbara Crane adoptiert. Sie wuchs im Rampenlicht auf, umgeben von Kreativität. Doch als Melissa gerade einmal elf Jahre alt war, brach ihre Welt zusammen. Ihr Adoptivvater Paul starb. Man sagte dem am Boden zerstörten Mädchen, er habe einen plötzlichen, schweren Schlaganfall erlitten. Es war eine barmherzige Lüge, die sie glauben sollte, um sie zu schützen.

Erst Jahre später, als sie bereits ein Star war, erfuhr sie die brutale Wahrheit: Paul Gilbert hatte sich das Leben genommen. Er war ein Mann, der unter ständigen, unerträglichen Schmerzen litt und keinen anderen Ausweg mehr sah. Für Gilbert war diese Enthüllung ein doppelter Schlag. Nicht nur hatte sie ihren Vater verloren, sie erkannte auch, dass ihre Trauer auf einer Lüge aufgebaut war. Dieses frühe Trauma des Verlusts und des Verrats sollte den Grundstein für ein Leben legen, in dem sie verzweifelt nach Stabilität und Wahrheit suchte.

Kurz nach dem Tod ihres Vaters fand sie Trost und einen neuen Vater in der Figur, die bald die ganze Welt als Inbegriff der Vaterliebe kennen sollte: Michael Landon. Gilbert hatte über 500 andere Kinderschauspielerinnen für die Rolle der Laura Ingalls ausgestochen. Die Chemie zwischen ihr und Landon, der nicht nur ihren Vater Charles Ingalls spielte, sondern auch die treibende Kraft hinter der Serie war, war sofort spürbar.

Landon wurde zu ihrem Mentor, ihrem Beschützer und ihrer wichtigsten männlichen Bezugsperson. Die Familie Ingalls war nicht nur auf dem Bildschirm eine Familie; Gilbert stand der gesamten Landon-Familie extrem nahe. Er füllte die Leere, die der Tod ihres Adoptivvaters hinterlassen hatte. Er war ihr Held, ein unfehlbares Idol.

Doch Idole sind dazu da, zu fallen. Und Landons Fall war für Gilbert ein Erdbeben. Nach Jahren des idyllischen Familienbildes am Set geschah das Undenkbare: Michael Landon, der Inbegriff des treusorgenden Ehemanns, begann eine Affäre mit einer jungen Maskenbildnerin am Set von „Unsere kleine Farm“. Die Enthüllung dieser Affäre, die schließlich zur Zerstörung seiner Ehe führte, war für die junge Melissa Gilbert ein unvorstellbarer Verrat.

Der Mann, der ihr Moral und Anstand gepredigt hatte, hatte ihr Herz gebrochen. Eine eisige Kluft tat sich zwischen den beiden auf. Nach dem Ende der Serie im Jahr 1984 hatten Gilbert und Landon sieben Jahre lang nur begrenzten, kühlen Kontakt. Der zweite Vater in ihrem Leben war ebenfalls verschwunden, diesmal durch einen selbstverschuldeten Akt der Enttäuschung.

Dann, im Jahr 1991, schlug das Schicksal erneut zu. Michael Landon trat in der “Tonight Show” auf und gab eine schockierende Diagnose bekannt: Er litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Die Familie von Landon kontaktierte Gilbert. Sie wussten, wie viel die beiden einander bedeutet hatten, trotz des Schweigens.

Gilbert fuhr zu Landons Haus in Malibu. Es war eine herzzerreißende Begegnung. Der Mann, den sie als so stark und unverwüstlich in Erinnerung hatte, war nun bettlägerig und schwach. Sie verbrachten einen letzten Nachmittag zusammen, eine stille Versöhnung angesichts des nahenden Todes. Eine Woche später war Michael Landon tot. Der Schmerz über den Verlust ihres Mentors, gemischt mit der Reue über die verlorenen sieben Jahre, war tief. Als Gilbert Jahre später, 1995, ihren zweiten Sohn zur Welt brachte, gab sie ihm den Namen Michael – eine ewige Hommage an den Mann, der ihr Vater, ihr Idol und ihre größte Enttäuschung gewesen war.

Während diese privaten Dramen ihr Leben erschütterten, versuchte sie, ihre Karriere fortzusetzen. Sie spielte in zahlreichen Fernsehfilmen, lieh Batgirl in der gefeierten “Batman”-Zeichentrickserie ihre Stimme und erhielt 1985 einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Bei der Zeremonie strahlte sie an der Seite ihres damaligen Verlobten, des Hollywood-Superstars Rob Lowe.

Doch auch diese Liebe war zum Scheitern verurteilt. Ihr Privatleben wurde zu einem Spiegelbild ihrer inneren Zerrissenheit. Nur sieben Wochen nach der turbulenten Trennung von Rob Lowe heiratete sie 1988 den Schauspieler Bo Brinkman. Eine überstürzte Entscheidung, die schnell im Chaos endete. Sie bekamen einen Sohn, Dakota, doch die Ehe zerbrach 1992.

Kurz darauf traf sie den Mann wieder, für den sie als Teenager geschwärmt hatte: Bruce Boxleitner. Ihre Beziehung war ein ständiges Auf und Ab; sie verlobten sich zweimal und lösten die Verlobung wieder auf. Beim dritten Anlauf heirateten sie schließlich 1995. Sie bekamen ihren Sohn Michael und sie wurde Stiefmutter seiner beiden Söhne. Es schien, als hätte sie endlich ihre Prärie-Idylle gefunden. Doch auch dieses Glück war nicht von Dauer. 2011 gaben sie ihre Trennung bekannt. 2013 heiratete sie schließlich ihren dritten Ehemann, Timothy Busfield.

Diese ständige, vergebliche Suche nach Liebe und Stabilität hatte tiefe Spuren hinterlassen. In ihrer Autobiografie von 2009 legte Melissa Gilbert die schockierendste Beichte von allen ab: Amerikas Liebling, die unschuldige Laura Ingalls, war jahrelang abhängig von Alkohol und Drogen. Es war ihre Flucht vor den Traumata – vor der Lüge über den Tod ihres Vaters, vor dem Verrat durch Michael Landon, vor dem Druck des Ruhms und dem Schmerz der gescheiterten Beziehungen.

Wie tief der Schmerz und die Fähigkeit zur Verdrängung saßen, zeigte ein Vorfall im Jahr 2010. Während sie in der Musical-Adaption von „Unsere kleine Farm“ auf Tournee war, ergab ein Arztbesuch, dass sie seit Monaten mit einem gebrochenem Rücken arbeitete. Sie hatte den Schmerz ertragen, sich selbst belogen und weiter für das Publikum gelächelt. Die Operation, bei der eine Bandscheibe ersetzt wurde, war ein voller Erfolg. Es war, als ob sie nicht nur ihren Rücken, sondern auch ihr Leben reparierte. 2015 ließ sie sich aus gesundheitlichen Gründen ihre Brustimplantate entfernen – ein weiterer Schritt, um zu sich selbst zurückzufinden.

Das “traurige Ende” von Melissa Gilbert ist kein Grabstein. Es ist die Geschichte einer Überlebenden. Es ist die Erkenntnis, dass das Mädchen mit den Zöpfen eine Fassade für eine Frau war, die gegen schwere Depressionen, Sucht und unvorstellbare Verluste kämpfte. Sie hat die Lügen ihrer Kindheit, den Verrat ihrer Mentoren und die Fehler ihrer eigenen turbulenten Ehen überlebt. “Laura Ingalls” war eine Rolle, aber Melissa Gilbert ist eine Kämpferin, deren wahre Stärke nicht in der Prärie, sondern im unerbittlichen Kampf gegen ihre eigenen Dämonen geschmiedet wurde.

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