Seit über zwei Jahrzehnten flimmert ein Stück bayerische Postkartenidylle über die deutschen Bildschirme. „Die Rosenheim-Cops“ ist mehr als nur eine Krimiserie; sie ist ein Phänomen, ein verlässlicher Quotenanker und für Millionen von Zuschauern ein wöchentliches Ritual. Ein Ort, an dem die Welt noch in Ordnung scheint. Die Fälle sind selten blutrünstig, der Humor ist trocken, die Landschaft atemberaubend, und am Ende wird der Mörder zuverlässig bei einer Tasse Kaffee oder einem Stück Kuchen überführt. Es ist die perfekte, heile Welt zum Entspannen.
Doch in den letzten Jahren hat diese Idylle tiefe, schmerzhafte Risse bekommen. In den Kommentarspalten sozialer Medien und auf Videoplattformen kursieren reißerische Titel, die von einem angeblichen „Fluch“ sprechen. Videos mit Überschriften wie „15 Schauspieler tragisch verstorben!“ sammeln Hunderttausende Klicks und hinterlassen ein fassungsloses Publikum. Die Vorstellung, dass so viel Tragik einen Ort heimsucht, der für so viel Leichtigkeit steht, ist kaum zu ertragen.
Aber was ist dran an diesen schockierenden Behauptungen? Wie so oft im Internet vermischt sich auch hier Wahrheit mit Übertreibung, Fakt mit Fiktion. Die Zahl 15 mag übertrieben sein und oft Darsteller einschließen, die die Serie lediglich verlassen haben. Doch die traurige Realität ist: Die „Rosenheim-Cops“-Familie hat tatsächlich eine Reihe ihrer geschätzten Mitglieder auf tragische und viel zu frühe Weise verloren. Es ist an der Zeit, die Sensationslust beiseitezuschieben und jenen Schauspielern mit Respekt zu gedenken, die Rosenheim zu dem gemacht haben, was es ist – und die nicht mehr unter uns sind.
Das Herz der Cops: Der unvergessene Abschied von Joseph Hannesschläger
Wenn ein Name untrennbar mit den „Rosenheim-Cops“ verbunden ist, dann ist es Joseph Hannesschläger. Er war die Serie. Als Kriminalhauptkommissar Korbinian Hofer, der gemütliche, schlitzohrige Landwirt, der seine Fälle oft mit mehr Bauernschläue als mit akribischer Polizeiarbeit löste, spielte er sich in die Herzen der Nation. Hannesschläger war das Urgestein, der Fels in der Brandung von der allerersten Folge im Jahr 2002 an.
Sein Charakter, der die Ermittlungen auch mal für die Belange seines Bauernhofs unterbrach und dessen Bonmot „Es gabat a Leich“ zum geflügelten Wort wurde, definierte den einzigartigen Charme der Serie. Er war der perfekte Gegenpol zu den wechselnden, oft preußisch-korrekten Kollegen aus dem „Norden“.
Die Nachricht, die im Herbst 2019 an die Öffentlichkeit drang, traf Fans und Kollegen daher mit unvorstellbarer Wucht. Hannesschläger machte seine unheilbare Krebserkrankung öffentlich. Es war ein neuroendokriner Tumor, eine aggressive Krankheit, die ihm keine Chance ließ. Die Dreharbeiten musste er bereits einstellen. Die Hoffnung, er könne die Krankheit besiegen, zerschlug sich schnell. Am 20. Januar 2020 starb Joseph Hannesschläger in einem Münchner Hospiz, im Beisein seiner Frau Bettina. Er wurde nur 57 Jahre alt.
Der Schock saß tief. Ein ganzes Land trauerte um „seinen“ Korbinian. Das ZDF widmete ihm Sondersendungen, und die Kollegen der Serie beschrieben den Verlust als unersetzlich. Hannesschlägers Tod war nicht nur der Tod eines Schauspielers; es fühlte sich an, als wäre ein Familienmitglied gegangen. Die Serie hatte ihr Herz verloren. Die Produzenten trafen die einzig richtige Entscheidung: Die Rolle des Korbinian Hofer wurde nie neu besetzt. Sein Schreibtisch bleibt ein Mahnmal für den Mann, der die „Rosenheim-Cops“ zu dem machte, was sie sind. Sein Tod ist und bleibt die zentrale Tragödie, die untrennbar mit der Serie verbunden ist.

Ein geliebtes Gesicht Rosenheims: Der plötzliche Verlust von Ulla Geiger
Während Hannesschläger das unumstrittene Zentrum der Serie war, lebt das Format von seinen vielen, liebevoll gezeichneten und oft skurrilen Nebenfiguren. Eine dieser Figuren war die „eifrige Pensionsbesitzerin“ Gerlinde Meyr. Gespielt von der Münchner Schauspielerin Ulla Geiger, tauchte Frau Meyr seit 2008 immer wieder auf und wurde schnell zum Fanliebling. Ihre neugierige, leicht aufdringliche, aber stets herzliche Art sorgte für zahllose komische Momente.
Ulla Geiger war eine jener Schauspielerinnen, die einer Episodenrolle eine unvergessliche Seele einhauchen. Wenn sie auftauchte, wusste der Zuschauer, dass es amüsant wird. Umso überraschender und schmerzhafter war die Nachricht, die im Herbst 2024 die Runde machte: Ulla Geiger war am 22. Oktober 2024 im Alter von 73 Jahren verstorben.
Ihr Tod kam für die Öffentlichkeit plötzlich. Anders als bei Hannesschläger gab es keine lange, öffentliche Krankheitsgeschichte. Die „Rosenheim-Cops“-Produktion postete einen emotionalen Abschied auf den sozialen Kanälen und dankte ihr für „viele unvergessliche Momente“. Die Reaktionen der Fans waren überwältigend und zeigten, welch tiefen Eindruck sie hinterlassen hatte. Ihr Tod bewies einmal mehr, dass die „Rosenheim-Cops“ nicht nur aus den Kommissaren bestehen, sondern aus einem ganzen Kosmos von Charakteren, von denen jeder einzelne geliebt wird und eine echte Lücke hinterlässt.
Die weiteren tragischen Schicksale und stillen Abschiede
Die traurige Liste endet hier jedoch nicht. Die reißerischen Videos mögen die Zahlen aufblähen, doch sie basieren auf einem wahren Kern von Verlusten, die teils noch tragischer und plötzlicher waren.
Einer dieser Schicksalsschläge ist der Tod von Heinrich Schmieder. Vielen Zuschauern war er eher als Bremer „Tatort“-Kommissar oder aus dem oscarnominierten Film „Der Untergang“ bekannt. Doch auch er war Teil der deutschen TV-Landschaft, zu der die „Rosenheim-Cops“ gehören. Sein Tod war an Tragik kaum zu überbieten. Am 21. Juli 2010, während er am anspruchsvollen Mountainbike-Rennen „Bike Transalp“ in Italien teilnahm, wurde er morgens von seinem Teamkollegen leblos im Hotelbett aufgefunden. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Heinrich Schmieder wurde nur 40 Jahre alt. Er starb auf schockierende Weise mitten aus dem Leben gerissen, ein Verlust für die gesamte deutsche Filmwelt.
Auch verdiente Veteranen, die der Serie ihr Gesicht für Gastauftritte liehen, sind von uns gegangen. Hans Peter Hallwachs, ein Gigant des deutschen Fernsehens, bekannt aus „Derrick“, „Der Alte“ und unzähligen „Tatort“-Folgen, verstarb am 16. Dezember 2022 im Alter von 84 Jahren. Er beehrte die „Rosenheim-Cops“ in den Jahren 2003 und 2011 mit Gastrollen und verlieh der Serie mit seiner Präsenz die schauspielerische Tiefe, für die sie ebenfalls geschätzt wird.

Ähnlich verhält es sich mit Axel Scholtz. Der Name mag nicht jedem sofort geläufig sein, das Gesicht aber schon. Scholtz war ein vielbeschäftigter Charakterdarsteller, der am 21. April 2025 im Alter von 90 Jahren starb. Seine Filmografie zeigt, wie sehr er mit der Serie verwoben war: Er spielte zwischen 2003 und 2016 mindestens sechs verschiedene Episodenrollen, vom Hausmeister bis zum Zeugen. Er war einer jener „unsung heroes“, die das Universum von Rosenheim erst lebendig machten.
Und dann sind da noch Namen wie Harry Täschner, ein weiterer Schauspieler, der zur erweiterten „Rosenheim-Cops“-Familie zählte und der 2023 im Alter von 77 Jahren verstarb.
Wahrheit, Clickbait und das Erbe
Zählt man diese Namen zusammen, kommt man auf eine Handvoll schmerzlicher Verluste – aber nicht auf 15. Woher also kommt diese Zahl? Sie entsteht, wenn Gerüchtemacher Fakten verdrehen. Sie entsteht, wenn Schauspieler, die die Serie verlassen, um sich neuen Projekten zu widmen – wie Marisa Burger (Miriam Stockl), Markus Böker (Ulrich Satori) oder Tom Mikulla (Christian Lind) – in reißerischen Videos fälschlicherweise als „verstorben“ gelistet werden.
Die Wahrheit ist, dass die „Rosenheim-Cops“ eine Serie sind, die seit über 20 Jahren läuft. In dieser Zeit ist es ein trauriges, aber natürliches Gesetz des Lebens, dass Menschen von uns gehen.
Die heile Welt von Rosenheim ist im Fernsehen eine wohlige Konstante. Im echten Leben aber ist sie ein Arbeitsplatz, eine Familie auf Zeit, die von realen Menschen mit realen Schicksalen bevölkert wird. Der größte Respekt, den wir den Verstorbenen entgegenbringen können, ist, ihre echten Geschichten zu erzählen, statt sie für Clickbait zu missbrauchen. Das Erbe von Joseph Hannesschläger, Ulla Geiger, Heinrich Schmieder und all den anderen ist in jeder Folge lebendig, die uns auch heute noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Sie sind vielleicht von uns gegangen, aber in Rosenheim bleiben sie unvergessen.