Ein Name, der wie Musik klingt: Wenche Myhre. Für Generationen in Skandinavien und Deutschland ist sie der Inbegriff des sonnigen Gemüts, eine Entertainerin und Popsängerin, die mit ihrer Energie und ihrem unverwechselbaren Charme die Bühnen Europas eroberte. Geboren am 15. Februar 1947 in Oslo, Norwegen, schien ihr ein Leben im Rampenlicht vorherbestimmt. Doch hinter der strahlenden Fassade des Erfolgs, hinter den Auftritten in fünf Sprachen und den unzähligen Chart-Platzierungen verbirgt sich eine Lebensgeschichte, die von tiefen Abgründen, unvorstellbarem Schmerz und einer Tragödie gezeichnet ist, die ihr fast alles genommen hätte.
Das Leben der Wenche Myhre ist nicht nur eine Geschichte von kreativem Erfolg und künstlerischer Brillanz; es ist auch ein Zeugnis von fast unzerbrechlicher Stärke angesichts von Verlust, Trauer und Krankheit. Es ist die Geschichte einer Frau, die das höchste Glück und das tiefste Leid erfahren musste – oft zur selben Zeit.
Der kometenhafte Aufstieg eines Wunderkinds
Wenche Myhres Karriere begann, als andere Kinder noch kaum über Hobbys nachdachten. Bereits 1954, im zarten Alter von sieben Jahren, gab sie ihr öffentliches Debüt in Oslo. Das Talent war unübersehbar. 1960, mit nur 13 Jahren, gewann sie den renommierten Talentwettbewerb „Chat Noir“ in Oslo. Dieser Sieg katapultierte sie ins nationale Bewusstsein und sicherte ihr den ersten Plattenvertrag beim Komponisten und Produzenten Arne Bendixsen.
Was folgte, war ein Aufstieg, wie er im Buche steht. Die 1960er Jahre gehörten ihr. Sie war nicht nur in ihrer Heimat Norwegen ein Superstar, sondern eroberte auch Deutschland, Schweden und Dänemark im Sturm. Sie war ein sprachliches Phänomen, trat mühelos auf Norwegisch, Deutsch, Schwedisch, Dänisch und Englisch auf. Ihre Karriere florierte; von Fernsehauftritten bis hin zu Spitzenpositionen in den Musikcharts im In- und Ausland – Wenche Myhre war überall. Sie war das Gesicht einer optimistischen, neuen Ära.

Der erste tiefe Fall: Die Tragödie um Michael Pfleghar
Doch das Privatleben der gefeierten Entertainerin sollte bald von einer Dunkelheit überschattet werden, die in krassem Gegensatz zu ihrem öffentlichen Image stand. Wenche Myhre war dreimal verheiratet und Mutter von drei Kindern aus ihrer ersten Ehe. Doch es war ihre zweite Ehe, die ihr Schicksal auf tragische Weise prägen sollte.
1980 heiratete sie den deutschen Star-Regisseur Michael Pfleghar. Er war ein kreatives Genie, ein Mann, der das Fernsehen revolutioniert hatte. Ihre Verbindung schien eine kreative und private Erfüllung zu sein. Doch die Beziehung war komplex und von Herausforderungen geprägt.
Der verheerendste Schlag traf Wenche Myhre im Jahr 1991. Völlig unerwartet und auf brutalste Weise verlor sie ihren Mann: Michael Pfleghar beging Selbstmord. Dieser Akt riss Wenche Myhre den Boden unter den Füßen weg. Der Verlust war nicht nur der Tod eines geliebten Menschen; es war ein Schock, der ihr Leben neu definierte und sie mit einer unermesslichen Trauer zurückließ. Es war, wie Quellen berichten, die größte Trauer ihres Lebens, ein herzzerreißender Verlust, der sie bis ins Mark traf.
Die Welt hielt den Atem an. Wie konnte der strahlende Sonnenschein Skandinaviens einen solch dunklen Schicksalsschlag verkraften? Doch Wenche Myhre tat, was sie immer tun würde: Sie kämpfte. Sie überwand den unvorstellbaren Schmerz, stand wieder auf und arbeitete weiter in der Unterhaltungsindustrie. Es war ein Akt der Selbstbehauptung, ein Weg, um in der Dunkelheit nicht unterzugehen. Ihr gemeinsamer Sohn, Michael Pfleghar Jr., trat später selbst in die Fußstapfen seiner Eltern und verfolgte eine Karriere im Showbusiness, ein lebendiges Erbe dieser komplizierten Verbindung.
Der Kampf geht weiter: Die Krebsdiagnose
Nach dem Verlust ihres Mannes schien es, als hätte das Schicksal Wenche Myhre bereits genug zugemutet. Sie heiratete 1995 ein drittes Mal, den Hotelier Arthur Buchardt, doch die Ehe zerbrach 1999. Sie fand zwischenzeitlich ein neues Glück mit dem Musiker Anders Eljas. Ihre Karriere ging weiter, sie tourte von 2004 bis 2007 erfolgreich durch Deutschland und blieb ein fester Bestandteil der europäischen Unterhaltungsszene.
Doch das Schicksal hatte noch eine weitere, brutale Prüfung für sie vorgesehen. Im August 2010 erhielt Wenche Myhre die Diagnose, die das Leben von Millionen Frauen auf den Kopf stellt: Brustkrebs.
Nach dem emotionalen Trauma des Selbstmordes ihres Mannes stand sie nun vor einer existenziellen physischen Bedrohung. Wieder einmal war die Frau, die so viel Freude versprühte, mit dem Tod konfrontiert. Doch Wenche Myhre wäre nicht sie selbst, wenn sie sich der Krankheit ergeben hätte. Mit unglaublicher Stärke und einem unerschütterlichen Optimismus nahm sie den Kampf auf.
Sie machte ihre Krankheit öffentlich, ein mutiger Schritt, der ihr half, das Bewusstsein für Brustkrebs zu schärfen und ihre Fans zu ermutigen, auf ihre eigene Gesundheit zu achten. Ihr Kampf war öffentlich und privat zugleich. Ihr Optimismus und ihre Stärke waren ansteckend und halfen ihr, die Krankheit zu überwinden. Sie besiegte den Krebs und kehrte zurück auf die Bühne, stärker und entschlossener denn je, das Leben zu umarmen.

Ein Leben als Inspiration
Im Jahr 2013 erschien ihre Autobiografie „Die Wencke“. Es war ihre Gelegenheit, der Welt ihre eigene Geschichte zu erzählen – eine Reise von ihren ersten Schritten in Oslo bis zu den großen Erfolgen, aber auch eine ehrliche Auseinandersetzung mit den schwierigen Herausforderungen, den emotionalen Beziehungen, den Verlusten und den Triumphen.
Das Leben von Wenche Myhre ist weit mehr als nur ein Bild von kreativem Erfolg. Es ist eine komplizierte Reise, geprägt von den höchsten Höhen des Ruhms und den tiefsten Tälern menschlichen Leids. Ihre Fähigkeit, nach jedem Rückschlag wieder aufzustehen – sei es der Verlust ihres Mannes durch Selbstmord oder ihr eigener Kampf gegen den Krebs – macht sie zu einer wahren Ikone der Resilienz.
Wenche Myhres Geschichte ist ein Beweis für Ausdauer, Stärke und Mut. Sie hat bewiesen, dass man selbst angesichts der dunkelsten Tragödien nicht nur überleben, sondern auch weiterhin erfolgreich sein und einen positiven Beitrag leisten kann. Ihre Beharrlichkeit und ihr unerschütterlicher Optimismus halfen ihr nicht nur, ihre persönlichen Dämonen zu meistern, sondern sorgten auch dafür, dass ihre Karriere über sechs Jahrzehnte lang erstrahlte.
Sie ist nicht nur eine talentierte Sängerin und eine engagierte Entertainerin; sie ist eine Überlebende. Eine Frau, die bewiesen hat, dass mit Ausdauer und Optimismus jede Herausforderung gemeistert werden kann. Ihr Leben ist eine Inspiration und ein Beweis für die unbezwingbare Kraft des menschlichen Geistes.
