Der Mann, der die Sonne im Herzen trägt – und den Schatten auf der Seele
Frank Schöbel. Ein Name, der wie kaum ein anderer für Musik, gute Laune und Beständigkeit steht. Seit Jahrzehnten steht er auf der Bühne, begeistert Generationen und ist aus der deutschen Unterhaltungslandschaft nicht wegzudenken. Doch wer den Künstler nur auf seine fröhlichen Lieder und sein charmantes Lächeln reduziert, übersieht die tiefen Risse, die das Leben in seiner Biografie hinterlassen hat. Hinter der Fassade des ewigen „Sonnyboys“ verbirgt sich ein Mann, dessen Weg von schmerzhaften Verlusten, gescheiterten Träumen und einem Trauma geprägt wurde, das bis in seine früheste Kindheit zurückreicht.
Ein dunkler Schatten über der Kindheit
Die Geschichte von Frank Schöbel beginnt nicht im Rampenlicht, sondern in einer Zeit der Dunkelheit. Geboren als zweiter Sohn der Opernsängerin Käthe Brinkmann, schien ihm die Musik in die Wiege gelegt. Doch das Schicksal schlug grausam zu, als Frank noch ein kleines Kind war. Sein Vater, der Rechtsanwalt Johannes Schöbel, wurde ihm viel zu früh genommen. Er starb 1948 im sowjetischen Speziallager Nr. 1 Mühlberg. Ein Verlust, der eine Lücke riss, die nie ganz geschlossen werden konnte.
Während andere Kinder unbeschwert aufwuchsen, musste Frank lernen, mit der Abwesenheit des Vaters und dem stillen Leid der Familie umzugehen. Diese frühe Konfrontation mit dem Tod und der Ungerechtigkeit hat ihn geprägt. Sie hat ihn vielleicht zu dem Kämpfer gemacht, der er heute ist, aber sie hat auch eine Melancholie in ihm hinterlassen, die man oft nur in den ruhigen Momenten seiner Balladen erahnen kann.

Die großen Lieben und das große Scheitern
Frank Schöbel suchte das Glück – und er fand es, zumindest zeitweise. Seine Ehen und Beziehungen waren so öffentlich wie seine Musik. Von 1966 bis 1974 war er mit der Sängerin Chris Doerk verheiratet. Sie waren das Traumpaar der DDR, jung, erfolgreich, dynamisch. Doch der Druck des Ruhms und die Herausforderungen des Alltags ließen dieses Bild zerbrechen. Die Trennung war schmerzhaft, nicht nur für die beiden, sondern auch für die Fans, die an das Märchen geglaubt hatten.
Später fand er in Aurora Lacasa eine neue Liebe. Mit ihr und den beiden gemeinsamen Töchtern Dominique und Odette schuf er das Bild der perfekten musikalischen Familie. Wer erinnert sich nicht an die legendären Auftritte zu Weihnachten („Weihnachten in Familie“), die Millionen Menschen zu Tränen rührten? Doch auch diese Idylle hielt nicht für die Ewigkeit. 1996 zerbrach die Beziehung. Wieder musste Frank Schöbel lernen, loszulassen. Wieder musste er erkennen, dass beruflicher Erfolg nicht vor privater Einsamkeit schützt.
Sein Liebesleben ist eine Chronik aus Höhen und Tiefen, aus Leidenschaft und Abschied. Auch wenn er mit seiner Tochter Liv Cosma, die 2002 geboren wurde, noch einmal spätes Vaterglück erfuhr, bleiben die Narben der vergangenen Trennungen ein Teil seiner Geschichte.

Rückzugsort Mahlsdorf: Wo der Star zum Menschen wird
Heute lebt Frank Schöbel zurückgezogen in Berlin-Mahlsdorf. Hier, fernab vom grellen Scheinwerferlicht, hat er sich sein eigenes kleines Reich geschaffen. Ein eigenes Tonstudio ermöglicht es ihm, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Es ist sein Zufluchtsort, wo er nicht der Star sein muss, sondern einfach nur Musiker sein kann.
Doch Frank Schöbel wäre nicht Frank Schöbel, wenn er sich im Selbstmitleid suhlen würde. Seine Antwort auf die Schläge des Schicksals war immer Bewegung – im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist bezeichnend für seinen unverwüstlichen Geist, dass er sich auch im hohen Alter nicht zur Ruhe setzt. Als Teil der Ü70-Mannschaft des BSV Eintracht Mahlsdorf jagt er noch immer dem Fußball hinterher. Auf dem Platz zählt nicht, wie viele Platten man verkauft hat, sondern nur der Teamgeist und der Wille, nicht aufzugeben.
Frank und Frei: Ein Vermächtnis der Resilienz
In seiner Autobiografie „Frank und Frei“ hat er versucht, sein Leben zu ordnen, die schmerzhaften Aspekte zu verarbeiten und Frieden mit seiner Vergangenheit zu schließen. Das Buch ist mehr als nur eine Ansammlung von Anekdoten; es ist ein Zeugnis seiner Überlebenskraft. Es zeigt einen Mann, der trotz aller „traurigen Enden“ in seinem Leben – sei es das Ende der Kindheit durch den Tod des Vaters oder das Ende seiner großen Lieben – nie den Mut verloren hat.
Frank Schöbels wahres Vermächtnis sind nicht nur die Hits, die wir alle mitsingen können. Es ist die Botschaft, dass man weitermachen muss, egal wie schwer das Schicksal zuschlägt. Er lehrt uns, dass hinter jedem Lächeln ein Kampf stecken kann und dass wahre Stärke darin liegt, sich seine Verletzlichkeit einzugestehen und dennoch jeden Morgen wieder aufzustehen.
Sein Leben mag von traurigen Kapiteln durchzogen sein, doch es ist kein trauriges Leben. Es ist ein Leben voller Tiefe, voller Farbe und vor allem voller ungebrochener Leidenschaft für die Kunst und das Dasein. Frank Schöbel bleibt ein Phänomen – ein Künstler, der die Menschen nicht nur unterhält, sondern der mit seiner ganzen Biografie berührt.
