Die Bühne war bereitet, das Ambiente festlich und die Gäste aus Medien und Politik versammelt. Was als Würdigung bürgerschaftlichen Engagements gedacht war, entwickelte sich bei der Verleihung des Eugen Bolz Preises an Hape Kerkeling schnell zu einer medial inszenierten Machtdemonstration gegen die politische Opposition. Das Foto, das ZDF-Moderatorin Dunja Hayali und der beliebte Komiker Kerkeling Arm in Arm zeigt, wurde sofort zum Symbol für das, was der „Apollo Newsroom“ treffend als „Gruppenkuscheln gegen Rechts“ bezeichnete. Doch hinter der freundlichen Fassade dieses medialen Schulterschlusses verbirgt sich eine zutiefst undemokratische Agenda, die die Grundpfeiler der Meinungsfreiheit in Deutschland erschüttert.
Hape Kerkeling erhielt den Preis für sein „Engagement für die Demokratie“ – eine Ironie, die angesichts seiner Dankesrede nicht zu übersehen ist. Denn anstatt die Vielfalt der Meinungen und den offenen Diskurs zu feiern, nutzte Kerkeling die Bühne für eine unmissverständliche und hochproblematische Forderung: das Verbot der größten Oppositionspartei im Land, der Alternative für Deutschland (AfD) .
Das „giftige Gericht“: Eine Kriegserklärung an den Pluralismus
Kerkelings Rhetorik war dabei bewusst drastisch und emotional aufgeladen. Laut Medienberichten nannte er die AfD ein „giftiges Gericht“, das nicht auf die „demokratische Speisekarte“ gehöre . Diese Metapher mag in ihrer bildhaften Schärfe wirkungsvoll sein, sie ist aber in ihrer politischen Implikation verheerend. Eine Partei, die in Umfragen bundesweit zweitstärkste Kraft ist und in einigen ostdeutschen Bundesländern mit absoluter Mehrheit rechnen kann, als Gift zu bezeichnen, verweigert nicht nur den Dialog, sondern entmenschlicht die Millionen von Wählern, die hinter dieser politischen Kraft stehen.
Noch beunruhigender war Kerkelings Schlussfolgerung. Er argumentierte, wer „notorisch lügt, denunziert und unsere Verfassung mit Füßen tritt, den kann man nicht mit demokratischen Mitteln verteidigen“ . Diese Formulierung ist ein rhetorisches Minenfeld. Wenn demokratische Mittel zur Abwehr einer – vermeintlich – verfassungsfeindlichen Partei nicht mehr ausreichen, welche Mittel sind dann gemeint? Der „Apollo Newsroom“-Kommentator sah darin eine potenziell beunruhigende Andeutung, auch wenn er selbst davon ausging, dass Kerkeling „wohl das AfD-Verbot“ meinte .
Die Forderung nach einem Parteiverbot ist in einer gefestigten Demokratie der nukleare Notfallknopf, der nur bei einer aktiven, aggressiven Bekämpfung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung durch eine Partei gezogen werden darf. Sie ist das letzte Mittel – und zwar nur, um die Demokratie selbst zu retten. Sie darf niemals als politisches Instrument benutzt werden, um eine unbequeme Opposition auszuschalten, die man auf dem Weg der freien Wahlen und der Debatte nicht besiegen kann. Gerade die Tatsache, dass diese Forderung von einem der bekanntesten Comedians des Landes erhoben wird, verleiht ihr eine populistische Leichtigkeit, die ihre tiefgreifenden anti-demokratischen Konsequenzen verschleiert.
Die Legitimation durch die „Haltungsjournalistin“
Der zweite Akt dieses politischen Schauspiels wurde von Dunja Hayali, einer der prominentesten Journalistinnen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, inszeniert. Als Laudatorin nutzte sie ihre Plattform, um Kerkeling nicht nur zu ehren, sondern seine politische Haltung explizit zu adeln. Hayali betonte, dass es „gerade in Zeiten, in denen viele Personen der Öffentlichkeit für ihre klaren Haltung gegen Rechts Anfeindung oder gar Morddrohungen erfahren, Persönlichkeiten wie Hape Kerkeling braucht, die sich nicht einschüchtern lassen und Haltung zeigen“.
Diese gegenseitige Bestätigung durch Hayali, eine vom Rundfunkbeitrag finanzierte Journalistin, ist höchst problematisch. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zur Unparteilichkeit und zur ausgewogenen Berichterstattung verpflichtet. Wenn eine seiner prominentesten Gesichter einen privaten Preis dazu nutzt, nicht nur einen Künstler zu loben, sondern dessen extreme politische Forderung nach einem Oppositionsverbot als „klare Haltung gegen Rechts“ zu legitimieren und mit dem Mantel des Mutes zu umhüllen, dann verschwimmt die Grenze zwischen Berichterstattung und Aktivismus bis zur Unkenntlichkeit. Es etabliert eine gefährliche Norm: Nur diejenigen, die „Haltung zeigen“ – und damit meist die links-grünen Narrative bedienen – verdienen den Schutz und die Anerkennung der „Haltungsjournalisten“.
Der Newsroom-Kommentator kritisierte Hayali direkt und konfrontierte sie mit der Realität der zunehmenden Polarisierung im Land . In einer Zeit, in der die Stimmung ohnehin aggressiv sei, wäre es wünschenswert, wenn eine Persönlichkeit wie Kerkeling – bekannt für seine Kunstfigur Horst Schlemmer – nicht unreflektiert politische Analysen abgeben würde . Die Allianz zwischen Comedian und öffentlich-rechtlicher Moderatorin ist damit nicht nur ein harmloses Foto, sondern ein Beweis für die zunehmende Monokultur in den deutschen Medien.
Das „Gratismutgehabe“ und die Verachtung des Bürgers
Der Kern der Kritik am Auftritt von Kerkeling und Hayali liegt in der Bezeichnung „Gratismutgehabe“ . Es erfordert heutzutage keinen Mut, sich öffentlich gegen die AfD auszusprechen. Im Gegenteil: Es ist der einfachste Weg, sich die Anerkennung der kulturellen und medialen Elite zu sichern, Preise zu gewinnen und sich in den Talkshows die Hände zu schütteln. Der wahre Mut, so die implizite Botschaft des Kommentars, läge darin, gegen den Mainstream zu sprechen oder die extremen Forderungen nach Zensur und Verboten kritisch zu hinterfragen.
Diese Form des Aktivismus von Prominenten, die sich plötzlich zu Experten für Verfassungsrecht und Demokratie erklären, nur weil es „gerade inn ist“ , ist ermüdend und schädlich für den Diskurs. Sie erzeugt eine Atmosphäre, in der komplexe politische Probleme auf einfache moralische Kategorien reduziert werden – Gut gegen Böse, Demokraten gegen Verfassungsfeinde. Dies vereinfacht die Realität bis zur Karikatur und entlastet die etablierten Parteien von der Notwendigkeit, durch überzeugende Politik und Argumente Mehrheiten zu gewinnen.
Der Comedian, dessen Kunstfigur Horst Schlemmer einst die Abgründe deutscher Spießigkeit entlarvte, reiht sich nun selbst in eine Elite ein, die glaubt, die Demokratie vor ihren eigenen Wählern schützen zu müssen. Die Forderung, die größte Oppositionspartei zu verbieten, ist eine tief sitzende Verachtung für den Willen des Souveräns. Sie ignoriert die Ursachen für den Aufstieg der AfD, die in der Frustration über ungelöste Probleme, fehlende Migrationsobergrenzen und eine als arrogant empfundene Regierungspolitik liegen.
Die Gefahr für die Demokratie
Die Demokratie lebt von der Konkurrenz der Ideen und der Möglichkeit, dass die Opposition die Regierung ablösen kann. Die Verdrängung der AfD aus dem politischen Wettbewerb – durch ein Verbot oder die ständige Delegitimierung ihrer Wähler – wäre, wie der Newsroom-Kommentator drastisch feststellte, „das Ende der Demokratie“ .
Ein Parteiverbot ist nicht nur ein juristischer Akt, es ist ein massives politisches Erdbeben. Es würde Millionen von Wählern das Gefühl geben, dass ihre Stimmen, ihre Sorgen und ihre politischen Wünsche in diesem Land keinen Platz haben. Historisch gesehen führt die Unterdrückung politischer Bewegungen selten zu deren Auflösung, sondern oft zu ihrer Radikalisierung und ihrem Übergang in den Untergrund.
Das „Gruppenkuscheln gegen Rechts“ von Hayali und Kerkeling sendet damit ein zutiefst gefährliches Signal aus: Die demokratischen Spielregeln gelten nur so lange, wie die politischen Ergebnisse der Elite gefallen. Sobald eine Partei zu stark wird, die nicht ins ideologische Korsett passt, wird der Ruf nach dem Verbot laut – eine Abkehr vom liberalen Verständnis der Demokratie, das Pluralismus und Minderheitenschutz über die ideologische Reinheit stellt.
Fazit: Mut zur unbequemen Wahrheit
Der Auftritt bei der Eugen Bolz Preisverleihung war ein Lehrstück über die Selbstgerechtigkeit der medialen und kulturellen Elite in Deutschland. Indem sie die Forderung nach einem Oppositionsverbot als Akt des „Mutes“ feiern, demontieren sie im Grunde die demokratischen Spielregeln, für deren Schutz sie angeblich eintreten. Es ist keine Demokratie, die nur mit Ja-Sagern und Gesinnungsfreunden funktioniert.
Die wahre Verteidigung der Demokratie besteht nicht im Verbot unbequemer Parteien, sondern in der konsequenten Anwendung des Rechtsstaats gegen individuelle Verfassungsverstöße und in der harten, faktenbasierten politischen Auseinandersetzung. Ein Hape Kerkeling sollte in seiner Rolle als Comedian die Macht karikieren und hinterfragen, nicht jedoch eine Plattform dafür bieten, die größte Oppositionsbewegung des Landes mit undemokratischen Mitteln zum Schweigen zu bringen. Die Allianz mit Dunja Hayali zementiert nur das Bild einer tief gespaltenen Medienlandschaft, in der „Haltung“ wichtiger geworden ist als der Dienst an der Wahrheit und der Ausgewogenheit. Wer sich um die Demokratie sorgt, sollte jetzt nicht klatschen, sondern die Alarmglocken läuten.