Heintjes Lebensbeichte: Die Tragödie des Kinderstars – Krebs, Drogen-Hölle und der Verrat seiner großen Liebe

Es gibt Lieder, die sind mehr als Musik. Sie sind Zeitkapseln, aufgeladen mit der Nostalgie ganzer Generationen. „Mama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen.“ Wer in den späten 60er und 70er Jahren aufgewachsen ist, hört bei dieser Zeile sofort die glockenhelle, unschuldige Stimme von Heintje. Er war nicht nur ein Kinderstar; er war ein Phänomen. Der kleine Junge aus den Niederlanden, bürgerlich Hein Simons, sang sich mit einer rührenden Naivität in die Herzen eines Millionenpublikums. Er verkaufte über 40 Millionen Tonträger, seine Filme brachen Rekorde. Heintje war das Symbol einer heilen Welt in einer unruhigen Zeit.

Doch der Titel eines Videos über ihn – „Das Leben und das traurige Ende von Hein Simons“ – zerreißt diese jahrzehntealte Illusion. Es deutet an, was die glänzende Fassade des Showbusiness so oft verbirgt: dass hinter dem strahlendsten Licht der tiefste Schatten lauern kann. Das Leben des erwachsenen Hein Simons ist das brutale Gegenteil der heilen Welt, die er als Kind besang. Es ist eine Chronik unvorstellbarer persönlicher Tragödien, eine Serie von Schicksalsschlägen, die jeden Menschen zerbrechen würden: eine demütigende Scheidung, die Drogenhölle seines eigenen Sohnes, der Tod der geliebten Mutter und ein unerbittlicher Kampf gegen den eigenen körperlichen Verfall.

Der Aufstieg des Heintje war kometenhaft und beispiellos. Entdeckt bei einem Talentwettbewerb, nahm ihn der Produzent Eddie Kleingeld unter Vertrag. Der Hit „Mama“ (1967) löste eine Massenhysterie aus. Heintje wurde zum Superstar, gefangen in einem goldenen Käfig. Er war ein Kind, das funktionierte wie eine perfekt geölte Maschine, ein Produkt, das Sehnsüchte bediente. Doch dieser frühe, alles verzehrende Ruhm hatte einen Preis.

Der erste Absturz war absehbar und dennoch hart: der Stimmbruch. Als die engelsgleiche Knabenstimme verschwand, verschwand auch das Interesse der Massen. Die Musik der 1970er Jahre war lauter, wilder, anders. Heintje versuchte sich als Schauspieler und blieb musikalisch aktiv, doch an den gigantischen Erfolg von einst konnte er nie wieder anknüpfen. Er wurde vom Phänomen zu einer Fußnote der Musikgeschichte – ein Schicksal, das viele Kinderstars teilen. Doch während der berufliche Ruhm verblasste, begannen die privaten Albträume erst.

Der vielleicht tiefste Einschnitt, der das Fundament seines Lebens erschütterte, war das Ende seiner Ehe. 33 Jahre lang war Hein Simons mit seiner Frau Doris verheiratet. Sie waren seit 1981 ein Paar, hatten drei Kinder, lebten auf einem idyllischen Reiterhof in Belgien. Es war das Bild eines Mannes, der nach dem irren Ruhm sein privates Glück gefunden hatte. Doch 2014 zerbrach diese Idylle auf die bitterste Weise. Doris verließ ihn. Nicht einfach so – sie verließ ihn für einen anderen Mann.

Für Hein Simons, damals 58, war es ein Schock, eine öffentliche Demütigung. Er gestand gegenüber der Presse: „Ich bin sehr, sehr traurig über diese Entwicklung!“ Er sah sich nicht als den Schuldigen an. Es war ein Verrat, der tiefe Wunden hinterließ. Der Mann, der sein Leben lang von Loyalität gesungen hatte, wurde von der Frau verlassen, der er drei Jahrzehnte vertraut hatte. Von diesem Schlag sollte er sich nie wieder ganz erholen. Er lebt heute als Single und schließt eine neue Ehe kategorisch aus.

Doch das Schicksal war mit ihm noch lange nicht fertig. Als wäre der Verlust seiner großen Liebe nicht genug, musste er als Vater die Hölle auf Erden durchleben: die Drogenabhängigkeit seines Sohnes Pasqual. Der Albtraum begann schleichend. „Ich dachte, bei uns auf dem Dorf passiert so etwas nicht“, gestand Simons später. Doch er irrte sich. Aus Joints wurden härtere Substanzen. Hein Simons stand hilflos daneben und sah seinen Sohn im Drogensumpf versinken.

Seine Verzweiflung war so groß, dass er zu drastischen Mitteln greifen wollte. „Am liebsten hätte ich mein eigenes Kind eingesperrt, damit Pasqual diesen Dreck nicht mehr nimmt. So verzweifelt war ich“, offenbarte er. Als Vater fühlte er sich ohnmächtig, alleingelassen. Erst als sein Sohn „in jeder Hinsicht am Ende war“, als er ganz unten aufschlug, nahm er endlich die Hilfe eines Therapeuten an und besiegte die Sucht. Für einen Vater bleibt die Narbe eines solchen Kampfes ein Leben lang.

Mitten in diese private Zerreißprobe schlug das Schicksal erneut zu. Im Jahr 2020 starb seine geliebte Mutter Johanna Simons im Alter von 86 Jahren. Es war nicht irgendeine Mutter. Es war die „Mama“, die er unsterblich gemacht hatte, die Frau, die das Symbol seiner gesamten Karriere war. Ihr Tod durch Herzversagen – sie starb „mit, aber nicht an Corona“ – traf ihn ins Mark. Hein Simons war in Schutzkleidung und mit Maske in ihren letzten Stunden bei ihr. Der Junge, der sang: „Ich werd es nie vergessen, was ich an dir hab’ besessen“, musste nun endgültig Abschied nehmen.

Man sollte meinen, ein einzelner Mensch könne nicht mehr Leid ertragen. Doch Hein Simons’ eigene Gesundheit wurde zur letzten, größten Front. Die Sorgen und der Stress hatten Spuren hinterlassen. Er lebt seit Jahren mit einer diagnostizierten Herzschwäche und überlebte eine lebensgefährliche Lungenembolie nur knapp. Täglich muss er ein Dutzend Tabletten nehmen, darunter Blutverdünner.

Und dann, im Jahr 2023, die Schock-Diagnose: Krebs. Ärzte entdeckten schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) in seinem Gesicht, gefährlich nah am Auge. Der Krebs war bösartig und musste sofort herausgeschnitten werden. „Dann wäre das Auge weg gewesen. Das kann einem schon Angst machen“, sagte er über die Operation. Er hatte Glück im Unglück, der Krebs hatte noch nicht gestreut.

Doch kaum war der Krebs besiegt, folgte der nächste Schlag, der seine Existenz als Künstler bedroht. Hein Simons leidet unter schwerem Hörverlust. Auf dem linken Ohr hört er nur noch 70 Prozent, auf dem rechten katastrophale 30 Prozent. Die Konsequenz war niederschmetternd: Er musste alle Auftritte absagen. Die Angst, nie wieder auf einer Bühne stehen zu können, wurde sein ständiger Begleiter.

Das „traurige Ende“ des Heintje ist nicht sein Tod. Es ist die langsame, qualvolle Zerstörung des Mannes hinter der Legende. Es ist die Geschichte eines Menschen, der von der Welt als unschuldiger Engel gefeiert und vom Leben mit der vollen Härte eines Hiobschicksals bestraft wurde. Hein Simons, der vierfache Großvater, kämpft weiter. „Ich möchte doch leben!“, sagte er. Der Junge, der „Mama“ sang, ist zu einem gezeichneten Mann geworden, dessen Leben ein einziger Kampf gegen den Schmerz ist – und ein Symbol für eine Resilienz, die man niemandem wünschen kann.

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