Es ist ein Dienstagmorgen, der wie jeder andere beginnt und in einer nationalen Tragödie endet. Die Vögel zwitschern, der Berufsverkehr rollt, und in den Redaktionen des Landes wird die erste Tasse Kaffee getrunken. Auch für Markus Lanz, 55, einen der profiliertesten und unerbittlichsten Frager der deutschen Fernsehlandschaft, ist es ein Morgen voller Routine. Ein Interviewtermin in Mainz steht an, gefolgt von einer Redaktionsbesprechung mit seinem ZDF-Team. Doch dieser Tag, der so gewöhnlich begann, soll das Leben des Moderators und das Mitgefühl einer ganzen Nation unwiderruflich verändern.
Es ist genau 8:37 Uhr. Markus Lanz befindet sich am Steuer seines Wagens auf der Bundesstraße 51, einer vielbefahrenen Landstraße in Richtung Trier. Der Himmel ist wolkenverhangen, leichter Regen hat die Fahrbahn in eine tückische, nasse Piste verwandelt. Es sind Momente wie diese, in denen das Schicksal zuschlägt – unangekündigt, brutal und mit verheerender Wucht. Aus noch nicht vollständig geklärten Gründen gerät plötzlich ein entgegenkommender SUV ins Schleudern. Das schwere Fahrzeug bricht aus, wird unkontrollierbar und schießt frontal in den Wagen von Markus Lanz.
Der Aufprall ist ohrenbetäubend. Ein Knall, der durch Mark und Bein geht, gefolgt von der schrecklichen Stille, die nur von zersplitterndem Glas und sich verformendem Metall durchbrochen wird. Beide Fahrzeuge sind auf der Stelle nur noch Wracks, ein Totalschaden. Die Airbags in Lanz’ Wagen haben ausgelöst, ein verzweifelter Versuch der Technik, das Schlimmste zu verhindern. Doch die Wucht des Aufpralls war zu groß.
Die ersten Notrufe gehen um 8:39 Uhr bei der Leitstelle ein. Die Stimmen am anderen Ende der Leitung sind panisch. Mehrere Augenzeugen haben das Unfassbare beobachtet. Einer von ihnen ist ein LKW-Fahrer, ein erfahrener Mann, der schon viel auf den Straßen gesehen hat, aber nichts, was ihn auf diesen Anblick vorbereitet hätte. “Ich sah nur, wie der SUV die Kontrolle verlor. Es war wie in Zeitlupe”, wird er später zutiefst erschüttert den Beamten berichten. “Dann ein gewaltiger Knall und plötzlich überall Rauch. Als ich näherkam, um zu helfen, erkannte ich das Gesicht… das war doch Lanz.”
Minuten später heulen die Sirenen. Rettungskräfte, Polizei und Feuerwehr rasen zum Unfallort. Was sie vorfinden, ist ein Bild des Grauens. Markus Lanz ist in seinem Fahrzeug eingeklemmt. Er ist bei Bewusstsein, aber sein Zustand ist sofort als kritisch zu erkennen. Für die Einsatzkräfte beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Jeder Handgriff muss sitzen, jede Sekunde zählt.

Die Feuerwehrleute müssen schweres hydraulisches Gerät einsetzen, die sogenannte “Rettungsschere”, um das zerdrückte Metall aufzuschneiden und den schwer verletzten Moderator zu befreien. Es sind dramatische Minuten. Lanz, der Mann, der sonst stets die Kontrolle behält und seine Gäste mit präzisen Fragen konfrontiert, ist nun der Gnade seiner Retter ausgeliefert. Die Zerreißprobe für die Einsatzkräfte ist immens; sie wissen, wen sie da vor sich haben, doch Professionalität überlagert den Schock.
Nach einer quälend langen Zeit gelingt die Befreiung. Lanz wird sofort vom Notarztteam übernommen, stabilisiert und intubiert. Noch am Unfallort wird die Schwere seiner Verletzungen deutlich. Der Rettungswagen bringt ihn unter höchsten Eile in die nahegelegene Universitätsklinik.
Dort wird sofort ein Team von Spitzenmedizinern mobilisiert. Die ersten Diagnosen sind niederschmetternd und lesen sich wie ein medizinisches Bulletin aus einem Kriegsgebiet: Mehrere Rippenbrüche, eine schwere Lungenquetschung, die das Atmen lebensgefährlich beeinträchtigt, eine Schädelprellung und der dringende Verdacht auf innere Blutungen. Die Ärzte kämpfen um sein Leben.
Ein Informant aus dem Klinik-Umfeld wird später eine Aussage eines der behandelnden Ärzte zitieren, die das ganze Drama auf den Punkt bringt: “Noch fünf Minuten später und es hätte böse ausgehen können.” Es war ein Kampf, der auf der Landstraße begann und nun auf der Intensivstation seine Fortsetzung findet.
Um den schwer lädierten Körper zu entlasten und die Überlebenschancen zu maximieren, treffen die Ärzte eine folgenschwere Entscheidung: Markus Lanz wird in ein künstliches Koma versetzt. Sein Körper soll zur Ruhe kommen, während die Mediziner die komplexen Verletzungen behandeln. Noch in derselben Nacht erfolgt eine mehrstündige Notoperation, um die inneren Verletzungen zu stoppen und die Knochenbrüche zu stabilisieren.
Kaum ist die Nachricht vom Unfall öffentlich, explodieren die sozialen Medien. Deutschland befindet sich in einem kollektiven Schockzustand. Die Nachricht trifft das Land unvorbereitet. Markus Lanz ist nicht nur ein Moderator; er ist eine Institution. Jeden Dienstag-, Mittwoch- und Donnerstagabend versammelt er die Nation vor den Bildschirmen, um die drängendsten Themen zu debattieren. Dass dieser Mann nun selbst im Zentrum einer solchen Tragödie steht, wirkt surreal.
Unter dem Hashtag #PrayForLanz (Betet für Lanz) senden Tausende Menschen ihre Genesungswünsche. Die Anteilnahme ist überwältigend und zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Es ist ein seltener Moment nationaler Einigkeit, vereint in der Sorge um einen Mann, der das öffentliche Gespräch wie kaum ein anderer geprägt hat.

Auch Kollegen und Weggefährten reagieren fassungslos. Thomas Gottschalk, selbst eine Legende des deutschen Fernsehens, schreibt auf der Plattform X (vormals Twitter) Worte, die vielen aus der Seele sprechen: “Markus, du bist ein Kämpfer. Komm zurück. Das Fernsehen braucht dich.” Auch seine Talk-Kolleginnen Maybrit Illner und Anne Will äußern sich tief bestürzt.
Selbst die Politik, die Lanz in seinen Sendungen oft hart in die Mangel nimmt, hält inne. Altkanzlerin Angela Merkel, die sich nur noch selten öffentlich äußert, lässt über einen Sprecher mitteilen, dass sie schockiert sei und Lanz “von Herzen baldige und vollständige Genesung” wünsche. Es ist ein Zeichen des Respekts, das über die politischen Gräben hinweggeht.
Sein Haussender, das ZDF, reagiert am Abend mit einer Geste, die mehr sagt als tausend Worte. Statt der geplanten Wiederholung einer alten Sendung bleibt der Bildschirm zur Sendezeit von “Markus Lanz” schwarz. Lediglich eine weiße Schrift auf schwarzem Grund ist zu lesen: “In Gedanken bei Markus Lanz. Gute Besserung.” Eine Leerstelle im Programm, die die Leere symbolisiert, die sein plötzlicher Ausfall hinterlässt. In den Fluren des Senders in Mainz herrscht gedrückte Stimmung; viele Kollegen sind in Tränen aufgelöst.
Während Markus Lanz auf der Intensivstation um sein Leben ringt, beginnt die mühsame Arbeit der Polizei. Die Ermittlungen zur Unfallursache laufen auf Hochtouren. Wer trägt die Schuld an dieser Katastrophe? Im Fokus steht der Fahrer des SUV, ein erst 28-jähriger Mann aus Saarburg. Er überlebte den Unfall mit leichteren Verletzungen und steht unter schwerem Schock.
In einer ersten Befragung gab der junge Mann an, er habe einen “Sekundenschlaf” erlitten. Ein Moment der Unaufmerksamkeit mit katastrophalen Folgen. War es ein klassischer Fall von Übermüdung am Steuer, eine der häufigsten und am meisten unterschätzten Gefahren im Straßenverkehr? Oder stecken andere Faktoren dahinter? Die Polizei hat noch vor Ort Blutproben entnommen, um zu klären, ob Alkohol oder Drogen im Spiel waren. Die Ergebnisse stehen noch aus.
Ein Ermittler, der anonym bleiben möchte, betont die Komplexität des Falls: “Wir prüfen alle denkbaren Szenarien. Dazu gehört auch, ob das Fahrzeug des Verursachers möglicherweise technische Mängel aufwies.” Ein Gutachter wurde bereits beauftragt, das Wrack des SUV zu untersuchen. “Eines ist sicher”, so der Ermittler weiter, “ein solcher Aufprall bei dieser Geschwindigkeit hätte noch viel tödlicher enden können. Hier waren Schutzengel am Werk.”
Die Nachricht von Lanz’ Unfall trifft die Öffentlichkeit auch deshalb so hart, weil er wie kaum ein anderer für Präsenz, Schärfe und unermüdliche Energie steht. Lanz, der in Südtirol aufwuchs, hat sich vom Radiomoderator bei Radio Hamburg zu einem der einflussreichsten Journalisten des Landes hochgearbeitet. Seine Sendung, die oft bis tief in die Nacht dauert, ist ein Fixpunkt der deutschen Debattenkultur. Er ist bekannt für seine akribische Vorbereitung, seine Fähigkeit, Politikern auf den Zahn zu fühlen und seinen Gästen jene Antworten zu entlocken, die sie lieber nicht geben würden.

Er ist polarisierend, oft kritisiert für seinen insistierenden Stil, aber unbestritten erfolgreich. Sein plötzlicher, gewaltsamer Stopp reißt eine Lücke, die nicht zu füllen ist. Es erinnert die Menschen schmerzhaft daran, wie fragil das Leben ist – selbst das eines Mannes, der im Scheinwerferlicht unbesiegbar schien.
Jetzt, da die erste Schockwelle verebbt, beginnt das bange Warten. Die Ärzte in der Universitätsklinik werden in den nächsten Tagen und Wochen alles tun, um Markus Lanz zurück ins Leben zu holen. Der Weg wird lang sein. Die Verletzungen sind schwer, und die Folgen einer Lungenquetschung und eines künstlichen Komas sind nicht zu unterschätzen.
Deutschland blickt auf die Intensivstation und hofft. Hofft auf die Stärke eines Mannes, der als “Kämpfer” bekannt ist, wie Thomas Gottschalk es formulierte. Die kommende Zeit wird zeigen, ob dieser Kampfgeist, den er so oft im Studio bewiesen hat, ausreicht, um diese, seine bisher größte und privateste Schlacht zu gewinnen. Der Sendeplatz am späten Abend bleibt vorerst leer – ein stummes Mahnmal für einen unersetzlichen Moderator, dessen Stimme derzeit schmerzlich fehlt.