Stellen Sie sich einen Mann vor, dessen Stimme ein ganzes Land in Ekstase versetzt hat. Ein Mann, der mit einem einzigen Lied – „Verdammt, ich lieb dich“ – Unsterblichkeit erlangte. Ein Mann, der von den höchsten Gipfeln des Ruhms in die tiefsten Abgründe der Existenz stürzte. Matthias Reim, der 67-jährige Schlager-Rocker mit der rauen Stimme und dem Herzen eines Rebellen, ist eine Ikone. Doch hinter der Fassade des unerschütterlichen Kämpfers, der immer wieder aufsteht, verbirgt sich ein Leben voller Narben, ein Ozean aus Tränen und eine Vergangenheit, die so düster ist, dass sie bis heute Schatten wirft.
Jetzt, nach Jahren des Schweigens, sickern Details durch, die das Bild des Superstars neu zeichnen. Es geht um seine letzte Ehe, um Momente, die er selbst als „die Hölle“ bezeichnet haben soll. Doch um dieses Geständnis zu verstehen, muss man die Achterbahnfahrt verstehen, die sein Leben ist. Eine Reise, die beweist, dass der grellste Ruhm die dunkelsten Dämonen verbergen kann.
Es war ein kalter Novembertag 1957, als in der beschaulichen Kleinstadt Korbach ein Junge das Licht der Welt erblickte, der die deutsche Musikszene für immer verändern sollte. Matthias Reim, Sohn eines strengen Oberstudiendirektors, wuchs in Homberg an der Efze auf. Sein Vater, ein Mann der Disziplin, drängte ihn nach dem Abitur 1976 an die Universität Göttingen. Germanistik und Anglistik sollten es sein. Doch der junge Matthias hatte anderes im Sinn. Während die Bücher in den Hallen der Universität verstaubten, fand er seine wahre Berufung in den dröhnenden Diskotheken der Nacht. Er sang, er spielte Gitarre, er schrieb Lieder über Leidenschaft und brach sein Studium 1980 endgültig ab.

Die 80er Jahre waren ein zäher Kampf. Mit Bands wie Airway, Fallen Dice und Fairfax tingelte er durch die Provinz, presste Platten, die im Meer des Kommerzes untergingen. Kein Durchbruch. Doch Reim war kein Mann, der aufgab. Er arbeitete im Schatten, schrieb Hits für Größen wie Roy Black, Jürgen Drews und Roberto Blanco. „Ich habe in den Schatten gearbeitet, während die Stars im Licht badeten“, gestand er später. Er war der unsichtbare Motor der Schlagerwelt.
Und dann, 1990, geschah das Wunder. Der Blitz aus heiterem Himmel. Er schickte eine Kassette mit „Verdammt, ich lieb dich“ an ZDF-Moderator Wim Toelke. Der Rest ist Geschichte. Der Song explodierte. 16 Wochen auf Platz 1 in Deutschland, Nummer 1 in Österreich, Belgien, der Schweiz, den Niederlanden. 2,5 Millionen verkaufte Exemplare weltweit. Sein Debütalbum „Reim“ verkaufte sich ebenfalls millionenfach, holte dreifach Platin. Der Junge aus Korbach war über Nacht ein Gott des Schlagers. Die Bravo Ottos in Gold, die Goldenen Stimmgabeln – die Auszeichnungen prasselten auf ihn herab wie Konfetti. Er war der Rebell, der Schlager mit Rock mischte, der Texte schrieb, die ins Herz schnitten.
Doch der Ruhm ist ein unersättliches Biest. Während die Öffentlichkeit ihn feierte, lauerte der Schatten bereits. Die Liebe, dieses wilde, ungezähmte Gefühl, wurde zu Reims größtem Antrieb und seinem verhängnisvollsten Fluch. Hinter den Kulissen, wo der Applaus verhallt, pocht ein Herz, das mehr Geheimnisse birgt als all seine Lieder. Vier Ehen, sieben Kinder aus sechs Beziehungen. Ist das das Leben eines Rockstars oder das emotionale Chaos eines Mannes, der die Leidenschaft nie zügeln konnte?
Es begann 1984 mit Miriam, seiner ersten großen Liebe, die ihm den Sohn Bastian schenkte. 1992 zerbrach die Ehe. Kaum genesen, kam Margot „Mago“ Scheuermeier, die Stylistin, die acht Jahre blieb und ihm Sohn Julian gebar. Doch die Öffentlichkeit ahnte nichts von den verborgenen Affären. Gerüchte flüstern von einer verbotenen Liebe während der Hochzeitsvorbereitungen mit Mago, einer Sängerin, die in seinen Studios auftauchte und verschwand wie Nebel. „Sie war mein Feuer, das ich löschen musste, um nicht alles zu verbrennen“, soll er einem Vertrauten anvertraut haben. Ein Skandal, der nie ans Licht kam, aber Narben hinterließ.
Dann der Sturm: die Beziehung zu Schlager-Kollegin Michelle. Von 2004 bis 2013. Sie galten als das Powerpaar. Doch hinter den Kulissen tobte ein Orkan. Marie und Romeo, die gemeinsamen Kinder, wurden Zeugen einer Liebe, die brannte und zerstörte. Es gab Nächte, in denen Möbel flogen und Worte wie Kugeln einschlugen. „Wir haben uns geliebt, bis es weh tat, und dann noch ein bisschen mehr“, gestand Michelle später.
2013, im Jahr der Trennung von Michelle, trat Sarah Stanek in sein Leben, die dritte Ehefrau, mit der er Romi und einen weiteren Sohn bekam. Doch selbst diese Ehe war von Schatten überlagert. Gerüchte über Seitensprünge, über Nächte in Tourbussen mit einer jungen Tänzerin, machten die Runde. Und dann, noch während er mit Sarah verheiratet war, die Explosion: Christin Stark. Jahre jünger, eine aufstrebende Sängerin. Sie trafen sich 2013 in seinem Studio, wo er ihr Album produzierte. Der Funke zündete – heimlich, leidenschaftlich, verboten.
Dies ist der Nährboden für das, was als “Hölle” beschrieben wird. Die Überschneidungen, die emotionalen Verstrickungen, der Druck der Öffentlichkeit. Es folgte die vierte Hochzeit und mit Tochter Zoe das siebte Vaterglück. Doch ist diese Liebe, die im Verbotenen begann, ewig?

Als wäre das emotionale Chaos nicht genug, brach die finanzielle Katastrophe über ihn herein. Der Fall in die Hölle. Auf dem Gipfel seines Ruhms, Anfang der 2000er, stand er plötzlich vor dem Nichts. 13 Millionen Euro Schulden – manche Quellen sprechen gar von 22 Millionen. Sein Manager, Alfred Reimann, dem er 1990 blind eine Generalvollmacht erteilt hatte, hatte mit Ostimmobilien spekuliert und Reim haften lassen. „Ich war blind, vertrauensvoll. Ein Idiot“, brüllte Reim später. 2006 die Privatinsolvenz. Er flüchtete 1999 auf ein Hausboot in Florida, weg vom Ruhm, der ihn erdrückte. Die Umsätze brachen ein, Alben floppten. „Ich saß da, starrte ins Wasser und fragte: ‚Warum ich?‘“, flüsterte er einst.
Doch die Hölle hatte noch tiefere Kreise. Es gab Tragödien, über die er nie öffentlich sprach. Ein Kind, das kurz nach der Geburt starb, behindert. Ein stummer Schrei, der an ihm fraß wie Säure. Und dann der Schlag, der alles zerbrach: der Tod seines ersten Sohnes. Bastian, aus der Ehe mit Miriam, starb mit nur 35 Jahren. Unfall? Krankheit? Die Details bleiben im Dunkeln, ein Geheimnis, das Matthias Reim in die Isolation trieb. „Er war mein Spiegel, mein Sohn, und jetzt ist er fort“, heulte er in privaten Momenten. Die Fans merkten nichts, aber seine Augen verrieten das Leid.
Sein Körper rebellierte. 2015 eine lebensbedrohliche Herzmuskelentzündung. Tour abgesagt, Album verschoben. „Ich hielt mich für unverwundbar, aber der Körper lügt nicht“, gestand er. Ein Burnout streckte ihn nieder. Stimmbandentzündungen, Konzerte gestrichen. Und dann die Enthüllung der unehelichen Tochter Claudia, 1971 geboren, von der er erst 2015 erfuhr. Ein Brief, ein Schock. Eine Liebe auf den zweiten Blick, aber unterlegt mit der Schuld, ein Leben lang versagt zu haben.
Heute lebt Matthias Reim ein Leben abseits des grellen Lichts, das die Fans nie sehen. Am Bodensee, in Stockach, hat er einen Zufluchtsort gefunden. Ein Haus zwischen Weinbergen, wo der Star zu Matthias wird. Hier joggt er morgens am Ufer, wo ihn Fischer als Nachbarn grüßen. Hier wartet Christin, seine vierte Frau, die das Chaos der kleinen Zoe bändigt. In der Küche tanzen sie barfuß zu Elvis, während Zoe mit Holzklötzen spielt. „Sie ist mein Anker, mein Herzschlag“, flüstert Matthias.
Doch die Idylle trügt. In den stillen Nächten, wenn der See raunt, sitzt Matthias Reim auf der Terrasse, ein Glas Rotwein in der Hand, und starrt in die Dunkelheit. Die Geister der Vergangenheit tanzen vor seinen Augen: Bastian, dessen Lachen noch in seinen Träumen hallt. Die Patchwork-Familie ist ein Segen und ein Sturm zugleich. Wenn Julian mit der Gitarre herein stürmt oder Marie über Musik philosophiert. Sieben Kinder, sechs Mütter – ein Puzzle, das Christin zusammenhält.
Die Öffentlichkeit ist gespalten wie eh und je. Das Internet explodiert. „Matthias, du bist mein Held, deine Songs haben mich durch die Hölle getragen“, schreibt eine alleinerziehende Mutter. Tausende teilen seine Konzertvideos. Doch die Kritiker schärfen die Messer. „Ein wandelndes Chaos“, donnert ein Unterhaltungsexperte. „Vier Ehen, sieben Kinder, Millionen Schulden. Wie soll man da Respekt haben?“. Die Fans kontern: „Halt die Klappe! Er ist echt, kein Plastikstar!“.
Matthias Reim ist ein Magnet für Emotionen, ein Spiegel, gebrochen, aber glänzend. 2010 war er schuldenfrei, 2013 mit „Unendlich“ wieder auf Platz 1. Er ist der Phönix aus der Asche. Doch die Narben bluten noch.
Jetzt, nach der Zeppelin-Tour, flüstert er von einer Pause, von neuen Horizonten. Aber ist das die Wahrheit oder die Ruhe vor dem nächsten Sturm? Fans spekulieren über ein Album, das seine tiefsten Geheimnisse aufreißt. Über ein altes Tonband, das in einem Studio gefunden wurde, mit Liedern über Schuld und Verlust. „Das Leben ist Rock and Roll. Unberechenbar, wild, verdammt lebendig“, rief er auf seiner letzten Show. Doch was verbirgt er noch? Die Geschichte des Matthias Reim ist noch nicht zu Ende geschrieben. Und die nächste Seite dieses Dramas könnte uns alle sprachlos machen.