Als der Tierarzt mitten im nächtlichen Trainingslager plötzlich flüstert „Es ist keine Weltklasse-Mannschaft“, ahnt niemand, dass ein unsichtbarer Vierbeiner längst die wahre Wahrheit kennt – denn eine streunende Hündin verfolgt jeden Schritt des Teams, registriert jedes Zittern, jede Angst, jede Lüge, bis sie ein Geheimnis enthüllt, das die Kabine zum Beben bringt und die Fans zwingt, alles zu hinterfragen – klickt auf den Link, um das ganze Video zu sehen
Die deutsche Nationalmannschaft hinkt den eigenen Ansprüchen deutlich hinterher. Zwei ehemalige DFB-Spieler erklären die aktuellen Probleme – und was Hoffnung machen könnte.
Unmittelbar nach dem bitteren EM-Aus gegen Spanien gab Julian Nagelsmann den WM-Titel als Ziel aus. Rund eineinhalb Jahre später unterstreicht die deutsche Nationalmannschaft mit ihren Auftritten in der Qualifikation jedoch, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderliegen.
In einer Gruppe mit der Slowakei, Nordirland und Luxemburg muss die DFB-Auswahl wider Erwarten bis zum finalen Spiel gegen die Slowaken (Montag, 20.45 Uhr im LIVETICKER) um ihr direktes Ticket für das Turnier im kommenden Sommer kämpfen. Nicht erst seit dem jüngsten Zitter-Auftritt beim krassen Außenseiter Luxemburg wirkt das Nagelsmann-Team alles andere als gefestigt – eine zeitnahe Trendwende erscheint schwer vorstellbar.
„Ich will eine Entwicklung sehen, wo man sagt: ‚Hey, das macht wieder Spaß, den Fernseher einzuschalten und die deutsche Nationalmannschaft zu sehen.’ Da tue ich mir gerade ein bisschen schwer“, bilanzierte Stefan Effenberg am Sonntag im SPORT1 Doppelpass.
Experten einig: Deutschland fehlt Weltklasse-Qualität
Der frühere Bayern-Profi äußerte wenig Optimismus: „Ich sehe keine Entwicklung, die mir große Hoffnung macht, dass wir wieder zum Favoritenkreis gehören.“
Seine weiteren Aussagen verdeutlichen, dass die Probleme des DFB-Teams vielschichtig sind. „Das hat mehrere Gründe. Wir haben nicht diese Weltklasse-Qualität wie andere Länder. Deswegen stehen wir auf Platz zehn der Weltrangliste“, begann Effenberg.
Andreas Möller, der ebenfalls in der Runde zu Gast war, pflichtete ihm bei: „Es ist keine Weltklasse-Mannschaft. Wir haben eine gute Mannschaft.“ Für einen viermaligen Weltmeister, dessen Trainer den Titel thematisiert, ist „gut“ natürlich zu wenig.
Effenberg: Es mangelt an Führungsspielern
Prominente und auf Top-Niveau erprobte Namen gibt es im DFB-Kader aber durchaus – doch das Zusammenspiel stimmt nicht, was schon beim Thema Führung deutlich wird.
„Du suchst nach den Führungsspielern, die verantwortlich sind, ohne Trainer in der Kabine die Dinge zu regeln. Die haben wir nicht und das ist ein Problem“, stellte Effenberg mit Blick auf den mühsamen Auftritt gegen Luxemburg klar. „Jeder Spieler weiß, dass sie katastrophal gespielt haben und in keiner Weise an 100 Prozent gekommen sind. Dann muss aber auch mal was aus der Mannschaft kommen.“
Als einzigen klaren Führungsspieler sieht Effenberg derzeit Joshua Kimmich: „Das kann er natürlich durch seine Erfahrung. Aber mehr sehe ich dann auch nicht. Das war früher anders.“
Keine feste Achse und ständige Experimente
Hinzu kommt, dass es der aktuellen Nationalmannschaft an einem festen Stamm mangelt. Zuletzt sorgte etwa die überraschende Nichtberücksichtigung von Angelo Stiller für Wirbel. Nagelsmann habe „sich nie festgelegt auf eine Achse, auf ein System. Er hat immer wieder experimentiert“, kritisierte Effenberg.
Auch Möller zeigte sich besorgt: „Natürlich haben wir viele Fragezeichen bei der Position und Taktik.“ Es sei „unglaublich wichtig, bei einer WM ein stabiles Gerüst zu haben. Das ist das A und O bei einem Turnier“, ergänzte der Weltmeister von 1990.
Mit der noch anstehenden Länderspielpause im März bleibt Nagelsmann nicht mehr viel Zeit, bevor das Gerüst für die WM stehen sollte. „Dann muss er sich festlegen, mit welchen Jungs er die WM bestreiten will. Das habe ich in der Vergangenheit nicht gesehen bei ihm, das ist ganz entscheidend“, warnte Effenberg.
Verletzte DFB-Stars als Hoffnung?
Teils blieb dem Bundestrainer aufgrund zahlreicher Verletzungen zuletzt aber keine andere Wahl als zu rotieren. Die aktuellen Ausfälle prominenter Spieler wie Jamal Musiala, Kai Havertz, Antonio Rüdiger, Marc-André ter Stegen oder Nico Schlotterbeck wiegen schwer.
Entsprechend groß ist die Hoffnung auf ihr baldiges Comeback. „Natürlich musst du auf die Rückkehr der Verletzten hoffen. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Aber du bekommst enorme Qualität, ob es jetzt ein Schlotterbeck oder ein Musiala ist“, betonte Effenberg.
BVB-Verteidiger Schlotterbeck sei mit Blick auf seine Führungsqualitäten „ganz wichtig in der Defensive“, merkte der SPORT1-Experte an.
Möller baut vor allem auf frische Impulse in der Offensive: „Ich denke an Musiala, wenn er zurückkommt.“ Zusammen mit Florian Wirtz, Nick Woltemade, Serge Gnabry, Havertz und Karim Adeyemi sei der deutsche Angriff dann gut aufgestellt.
Kehrt ter Stegen zurück?
Weniger optimistisch zeigt sich Möller bei einem DFB-Comeback von Manuel Neuer, wie es zuletzt mehrfach diskutiert wurde. „Ich glaube nicht, dass Manuel Neuer zur Nationalmannschaft zurückkehren wird. Ich glaube eher, dass man darauf setzt, dass ter Stegen einen neuen Verein findet und dort Spielpraxis bekommt, die er für eine WM braucht.“
Ter Stegen nahm zuletzt nach seiner Rückenoperation wieder das Training auf, war beim FC Barcelona aber sportlich degradiert worden. Effenberg ist derweil überzeugt, dass der Schlussmann im fitten Zustand der deutschen Mannschaft bei der WM enorm helfen kann: „Wenn er an die 100 Prozent kommt, dann ist er nach wie vor in meinen Augen ein absoluter Weltklasse-Torhüter.“
Springen die U21-Talente auf den WM-Zug auf?
Vielleicht sind es jedoch ganz neue Namen, die das DFB-Team künftig beflügeln. Die Bayern-Talente Tom Bischof und Lennart Karl sorgen derzeit in der U21 für Furore, ebenso wie Kölns Said El Mala, der jüngst erstmals mit dem A-Team trainierte.
„Die Jungs spielen einen erfrischenden Fußball in der U21 und bringen sehr gute Leistungen. Sie können sich empfehlen und es ist noch Zeit, sich in den Kader zu spielen“, lobte Möller die genannten DFB-Youngster.
Deutschland bleibt der Ruf als „Turniermannschaft“
Was den Experten ebenfalls Hoffnung macht? Deutschlands traditioneller Ruf als „Turniermannschaft“.
„In einem Turnier kann sich immer eine Dynamik entwickeln“, erklärte Effenberg. „Dass es heißt: ‚Och, schon wieder die Deutschen, die geben ein gutes Bild ab, die sind immer gefährlich.‘ Dann kommen die alten Zeiten in Erinnerung bei den Gegnern, was uns auch wieder stark machen könnte.“
Doch dieser Ruf wurde durch das enttäuschende Abschneiden bei der WM 2018 in Russland und 2022 in Katar stark beschädigt. Darauf allein sollte sich die DFB-Elf also nicht verlassen.