Abschied von einem Unikat: Madonna trauert emotional um Kult-Schauspieler Udo Kier (81) – Ein Rückblick auf ein Leben voller Exzesse und Kunst

Hollywood hat eines seiner markantesten Gesichter verloren, und die Welt der Kunst trauert um ein echtes Original. Udo Kier, der deutsche Schauspieler mit dem durchdringenden Blick, der Generationen von Kinogängern als Vampir, exzentrischer Milliardär oder diabolischer Verführer im Gedächtnis blieb, ist im Alter von 81 Jahren verstorben.

Die Nachricht von seinem Tod im kalifornischen Palm Springs verbreitete sich wie ein Lauffeuer und löste eine Welle der Anteilnahme aus. Doch unter den vielen Stimmen, die sich verabschieden, sticht eine besonders hervor: Die Queen of Pop persönlich, Madonna, meldete sich mit einer rührenden Hommage an ihren langjährigen Weggefährten und Freund zu Wort.

“Auf Wiedersehen, lieber Udo”

In einer emotionalen Instagram-Story würdigte Madonna den Mann, der nicht nur Teil ihrer Karriere, sondern auch ein Stück Popkultur-Geschichte war. Mit den Worten „Auf Wiedersehen, lieber Udo“ und dem Satz, der wohl jedem Fan aus der Seele spricht – „Jemanden wie dich wird es kein zweites Mal geben“ – verabschiedete sie sich von dem gebürtigen Kölner.

Madonna teilte dazu private und professionelle Aufnahmen aus ihrer gemeinsamen Zeit, darunter einen kurzen Videoausschnitt, in dem sie ihren Kopf vertraut an seine Schulter legt. Es ist ein Bild der Zärtlichkeit, das im starken Kontrast zu den oft kühlen, unnahbaren Rollen steht, für die Kier berühmt war. Ihre Verbindung reicht tief in die wilden 90er Jahre zurück, eine Zeit, in der beide Stars auf dem Höhepunkt ihrer Provokationslust waren.

Eine Freundschaft, geboren im Underground

Die Wege von Udo Kier und Madonna kreuzten sich erstmals 1991, und der Auslöser war – wie so oft bei Kier – ein Film, der Grenzen sprengte. Madonna hatte Kier in Gus Van Sants Kultfilm My Own Private Idaho gesehen. In dem Drama, das als Meilenstein des New Queer Cinema gilt, spielte Kier an der Seite von River Phoenix und Keanu Reeves den exzentrischen Freier Hans. Seine Performance, eine Mischung aus Skurrilität und bedrohlicher Eleganz, faszinierte die Sängerin sofort.

Nur ein Jahr später, 1992, holte sie ihn in ihren innersten Kreis. Es war das Jahr ihres wohl größten Skandals: das Buch Sex. Dieser freizügige Bildband, der parallel zum Album Erotica erschien und damals für weltweite Empörung sorgte, inszenierte sexuelle Fantasien in Hochglanzästhetik. Udo Kier war mittendrin. Madonna engagierte ihn als Darsteller für die provokanten Aufnahmen, und er wurde Teil dieser visuellen Revolution.

Doch dabei blieb es nicht. Kier, dessen Gesichtszüge wie gemeißelt wirkten, tauchte auch in ihren Musikvideos auf. Im Video zu Deeper and Deeper spielte er eine prominente Rolle, und auch im berühmt-berüchtigten Clip zu Erotica ist er kurz zu sehen. Er war für Madonna das perfekte männliche Pendant: europäisch, mysteriös, intellektuell und immer mit einem Hauch von Gefahr umgeben.

Vom Kölner Trümmerkind zum Hollywood-Star

Dass Udo Kier einmal Teil der amerikanischen Popkultur werden würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt worden. Seine Geburt im Jahr 1944 in Köln war an Dramatik kaum zu überbieten: Er kam zur Welt, während die Alliierten die Stadt bombardierten. Wenige Stunden nach seiner Geburt musste er gemeinsam mit seiner Mutter aus den Trümmern des Krankenhauses gerettet werden – ein Start ins Leben, der seinen Überlebenswillen und vielleicht auch seine Faszination für das Extreme prägte.

Mit 18 Jahren zog es ihn nach London, wo er angeblich in einem Café entdeckt wurde. Was folgte, war eine Karriere, die sich jeder Kategorisierung entzog. In den 70er Jahren wurde er zur Muse von Paul Morrissey und Andy Warhol. Als Dracula und Frankenstein in den Warhol-Produktionen Blood for Dracula und Flesh for Frankenstein definierte er den Camp-Horror neu. Er spielte die Monster nicht als plumpe Schreckgestalten, sondern als tragische, fast schon aristokratische Figuren.

Der Liebling der Auteurs

Udo Kier war ein Schauspieler, den Regisseure nicht einfach nur besetzten – sie sammelten ihn wie eine seltene Trophäe. Rainer Werner Fassbinder, das Enfant terrible des deutschen Films, holte ihn für Meisterwerke wie Die dritte Generation und Lili Marleen vor die Kamera. Ihre Beziehung war intensiv und oft schwierig, aber künstlerisch fruchtbar.

Später fand Kier in dem dänischen Regisseur Lars von Trier einen neuen künstlerischen Partner. Kier gehört quasi zum Inventar des „Dogma“-Regisseurs. Ob in der Serie Hospital der Geister, in Dancer in the Dark oder Melancholia – Kier war fast immer dabei. Er ist sogar der Patenonkel von Triers Sohn, ein Beweis für die tiefe persönliche Bindung abseits des Sets.

Doch Kier war sich nie zu schade für den Mainstream oder gar den Trash. Er spielte in Blockbustern wie Armageddon, Blade und an der Seite von Jim Carrey in Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv. In Iron Sky verkörperte er herrlich selbstironisch einen Nazi-Führer auf dem Mond. Genau diese Bandbreite machte ihn einzigartig: Er konnte in einem Arthouse-Film über existenzielle Ängste brillieren und im nächsten Moment in einem Hollywood-Actioner den Bösewicht mimen, ohne dabei je seine Würde oder seine faszinierende Ausstrahlung zu verlieren.

Ein später Triumph und der Frieden in der Wüste

In seinen späten Jahren erlebte Udo Kier eine Art Renaissance. 2021 feierte er mit dem Film Swan Song einen seiner größten Kritikererfolge. In der Rolle eines pensionierten Friseurs, der aus dem Pflegeheim ausbricht, um einer alten Kundin die Haare für ihre Beerdigung zu machen, zeigte er eine Verletzlichkeit und Wärme, die viele überraschte. Es war die Krönung eines Lebenswerks, das über 200 Film- und Fernsehrollen umfasst.

Privat hatte der Weltbürger, der fließend Deutsch, Englisch und Französisch sprach, seine Ruhe in der Wüste gefunden. Seit den 90er Jahren lebte Kier in Palm Springs, Kalifornien. Er liebte die Architektur der Moderne, sammelte Kunst, rettete Hunde und pflegte seinen Garten. In Interviews schwärmte er oft von seinem Leben dort, fernab vom hektischen Hollywood-Betrieb, umgeben von Palmen und der Stille der Wüste.

Sein Tod hinterlässt eine Lücke, die nicht zu füllen ist. Udo Kier war mehr als nur ein Schauspieler; er war eine Erscheinung. Seine stechenden blauen Augen, sein markanter Akzent und seine Fähigkeit, jeder Szene, so klein sie auch sein mochte, seinen Stempel aufzudrücken, bleiben unvergessen.

Madonna hat recht: Jemanden wie ihn wird es kein zweites Mal geben. Er war ein Wanderer zwischen den Welten, ein Überlebender, ein Exzentriker und vor allem ein großartiger Künstler. Gute Reise, Udo.

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