Als Julia Klöckner in der Talkshow von Markus Lanz plötzlich sagt: „Dann rufe ich die Leute an“, herrscht Stille im Studio. Niemand hatte mit dieser offenen Reaktion gerechnet. Zuschauer im Netz diskutieren heftig, was die CDU-Politikerin mit dieser Aussage wirklich meinte.

Julia Klöckner: Die Politikerin erfährt viel Hass im Netz. (Quelle: IMAGO/dts Nachrichtenagentur)

Als Politikerin steht Julia Klöckner oft im Fokus der Öffentlichkeit. Nicht allen gefällt, was sie sagt. Manchmal wird sie sogar bedroht. Darauf reagiert sie ungewöhnlich.

Vor Kurzem war Julia Klöckner bei Markus Lanz in seiner gleichnamigen Talkshow zu Gast. Dort sprachen die beiden über den Zustand der Demokratie in Deutschland, aber auch über die Debattenkultur.

Die Debattenfähigkeit werde immer mehr verlernt, sagte sie. “Statt Debatte steht Demontage im Raum”, erklärte Klöckner, die seit März als Präsidentin des Deutschen Bundestages agiert. In diesem Zusammenhang sehe sie auch die Bedrohung von Politikern auf verschiedenen Ebenen, mit der sich Beamte in ganz Europa konfrontiert sehen.

Mittlerweile gehöre das “sicherlich zur Jobbeschreibung dazu”. Auf die Nachfrage von Lanz, ob auch Morddrohungen darin eingeschlossen seien, antwortete sie: “So was gibt es, und deshalb passen auch Menschen auf mich auf.” Schon in ihrer Zeit als Agrarministerin sei sie bedroht worden und hatte Personenschutz.

“Sie rufen Leute an?”

Zu den Drohungen gesellen sich nicht selten auch Hassnachrichten. “Das ist eine Blase, die sich hochschaukelt”, meinte Klöckner und offenbarte dann: “Ich mache das ab und zu auf längeren Autofahrten, dann rufe ich die Leute an. Manchmal findet man ja auch die Nummer raus.” Manche Verfasser solcher Nachrichten würden ihre Nummer auch gleich mit angeben. Lanz reagierte auf die Aussagen seiner Gesprächspartnerin verblüfft: “Sie rufen Leute an?” Klöckner entgegnete: “Wenn ich richtig gut drauf bin, viel Zeit habe und in Stimmung bin, ja.”

Markus Lanz und Julia Klöckner: Die beiden sprachen in Lanz’ Talkshow über die Demokratie in Deutschland. (Quelle: Cornelia Lehmann / ZDF)

Die Gespräche seien dann oft überraschend, man komme ins Gespräch. Häufig würden aus der Sicht derjenigen, die Hasskommentare im Internet verfassen, “zwischen dem Analogen und dem Digitalen” Welten liegen. “Das Problem ist aber, dass beide Welten ineinander übergehen, besonders bei jungen Menschen.” Sie frage dann die Menschen am Telefon: “Wollen Sie auch, dass Ihre Kinder solche Worte gebrauchen?”

Im gemeinsamen Gespräch würden sich die Menschen ganz anders verhalten. “Ich merke, dass wir beim direkten Aufeinandertreffen einen anderen Umgang haben, als wenn man sich nicht direkt in die Augen schaut.” Digitale Medien, die sie bewusst nicht als soziale Medien beschreiben würde, hätten den Nachteil, dass sie Menschen in Gruppen einteilen. Das bringe der Algorithmus mit sich, “gewisse Blasen” würden entstehen. “Dann ist differenziertes Argumentieren kaum noch möglich”, so Julia Klöckner.

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