Christine Neubauer in Bitburg: Ein emotionaler Aufschrei gegen den digitalen Hass – „Das geht nie wieder weg“

Es war ein Abend, an dem der Glanz der Fernsehwelt auf die raue Realität des menschlichen Miteinanders traf. In der Bitburger Stadthalle, im Rahmen der renommierten Talkreihe „Einblicke“, erlebten die Zuschauer am Donnerstag, den 13. November 2025, keine unnahbare Diva, sondern eine Frau, die ihr Herz auf der Zunge trug. Christine Neubauer, eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Medienlandschaft, sprach Klartext. Es war eine Abrechnung – nicht mit Menschen, sondern mit einem System, das keine Gnade mehr kennt.

„Der Fisch wurde darin eingewickelt“ – Die Sehnsucht nach Vergänglichkeit

Mit 63 Jahren blickt Christine Neubauer auf eine Karriere zurück, die Höhen und Tiefen kannte wie kaum eine andere. Im Gespräch mit Kulturamtschef Herbert Fandel erinnerte sie sich an Zeiten, in denen Kritik zwar schmerzte, aber vergänglich war. „Die Zeitung war ja noch einigermaßen gut, da wurde am nächsten Tag der Fisch drin eingewickelt“, zitierte sie eine alte Weisheit der Branche. Ein Satz, der heute fast nostalgisch klingt. Denn die Realität, der sich Neubauer und viele ihrer Kollegen heute stellen müssen, ist eine andere: das Internet.

„Das geht nie wieder weg“, warnte Neubauer mit einer Eindringlichkeit, die den Saal verstummen ließ. Was heute ins Netz geschrieben wird – sei es eine hämische Bemerkung über die Figur, ein Verriss der schauspielerischen Leistung oder eine glatte Lüge –, bleibt. Es haftet an einem wie Pech, abrufbar für alle Ewigkeit, für jeden sichtbar, für immer verletzend. Diese digitale Unvergänglichkeit ist für die sensible Künstlerin eine Last, die kaum zu schultern ist.

Das Paradoxon des Schauspielberufs: Dünnhäutig für die Kunst, abgebrüht für die Kritik?

Besonders bewegend waren Neubauers Ausführungen über den inneren Konflikt ihres Berufsstandes. Schauspielerei, so erklärte sie, erfordere eine immense emotionale Offenheit. „Man ist Schauspieler, weil man empfindsam ist und sich tief in einen Charakter versetzen kann“, beschrieb sie die Grundvoraussetzung ihrer Arbeit. Um authentisch zu sein, um Rollen Leben einzuhauchen, müsse man die eigene Seele durchlässig machen.

Doch genau diese Durchlässigkeit wird im digitalen Zeitalter zur Achillesferse. „Und dann soll man plötzlich abgebrüht sein?“, fragte sie rhetorisch in den Raum. Die Erwartung, dass Personen des öffentlichen Lebens Beschimpfungen und Hasskommentare einfach an sich abperlen lassen müssten, sei unmenschlich. Neubauer gab unumwunden zu, dass sie diese erzwungene Härte nicht besitzt. „Ich leide wie ein Tier“, gestand sie offen. Ein Satz, der tief blicken lässt und zeigt, dass auch Jahrzehnte im Rampenlicht keinen Schutzpanzer gegen emotionale Grausamkeit bieten. Doch Neubauer wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht im gleichen Atemzug ihren Kampfgeist betonen würde: „Und dann reiße ich mich wieder raus.“

Vollweib 2.0 – Mehr als nur eine Kleidergröße

Natürlich kam das Gespräch auch auf den Begriff, der untrennbar mit ihrem Namen verbunden ist: das „Vollweib“. Lange Zeit wurde dieses Label primär auf Äußerlichkeiten reduziert – auf Kurven, Üppigkeit und eine bestimmte Konfektionsgröße. In Bitburg stellte Neubauer jedoch klar, dass diese Definition für sie längst überholt ist, oder vielleicht nie so gemeint war, wie sie oft interpretiert wurde.

Für sie hat das „Vollweib“-Sein nichts mit dem Zeiger auf der Waage zu tun. Es ist eine Haltung. Es bedeutet, „mit Leib und Seele gerne Frau zu sein“. Diese Definition ist inklusiv und zeitlos. Sie befreit von dem Druck, einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen zu müssen – sei es dem Magerwahn früherer Jahre oder dem Fitness-Diktat von heute. Dass sie auch heute noch, nach Gewichtsverlusten und optischen Veränderungen, stolz dieses Label trägt, ist ein starkes Signal an alle Frauen: Definiert euch selbst, nicht über die Blicke der anderen.

Ein Rückblick ohne Reue: „Mach alles genauso wieder“

Trotz der Schmerzen, trotz der „fiesen Bemerkungen über ihr Äußeres“, die sie über Jahre hinweg ertragen musste, und trotz der harten Kritik an ihrer Arbeit, zog Neubauer in der Eifel ein versöhnliches Fazit mit ihrem eigenen Leben. Auf die Frage, was sie ihrem jüngeren Ich raten würde, gab sie eine Antwort, die von beeindruckender Reife und Selbstakzeptanz zeugt: „Mach alles genauso wieder – mit allen Fehlern.“

Diese Aussage ist vielleicht die wichtigste Botschaft des Abends. Sie ist eine Absage an den Perfektionismus und eine Liebeserklärung an das unperfekte, echte Leben. Fehler gehören dazu. Schmerz gehört dazu. Aber man darf sich nicht verbiegen lassen. Christine Neubauer hat sich nicht verändert, um der Öffentlichkeit zu gefallen. Sie ist sich treu geblieben.

Aktuelle Bezüge: Das Comeback und der ewige Kampf

Dass diese Themen gerade jetzt so präsent sind, kommt nicht von ungefähr. Erst vor wenigen Monaten, im Frühjahr 2025, stand Christine Neubauer wieder im großen Rampenlicht, als sie an der 18. Staffel von „Let’s Dance“ teilnahm. Ein mutiger Schritt für eine Frau über 60, sich dem harten Training und dem noch härteren Urteil der Jury und der Social-Media-Community zu stellen. Auch hier prallten Bewunderung und Häme aufeinander. Doch Neubauer stellte sich der Herausforderung – genau wie sie es in Bitburg beschrieb: mit offenem Visier und verletzlichem Herzen.

Ihr Auftritt in der Bitburger Stadthalle war mehr als nur ein Promi-Talk. Es war ein Appell für mehr Empathie im Umgang miteinander, sowohl online als auch offline. Wenn eine erfahrene Schauspielerin zugibt, unter Kommentaren zu leiden „wie ein Tier“, sollte das jedem zu denken geben, der vorschnell auf „Senden“ drückt.

Kulturamtschef Herbert Fandel gelang es, in der intimen Atmosphäre der Talkreihe „Einblicke“ den Menschen hinter der Marke Christine Neubauer sichtbar zu machen. Was bleibt, ist die Mahnung einer starken Frau: Das Internet vergisst nichts. Aber wir Menschen haben die Wahl, womit wir es füttern.

Am Ende des Abends in Bitburg gab es viel Applaus. Nicht nur für die Schauspielerin Christine Neubauer, sondern vor allem für den mutigen Menschen, der sich nicht scheute, seine Wunden zu zeigen, um anderen Mut zu machen. „Das geht nie wieder weg“ mag für das Internet gelten – hoffentlich aber auch für den Eindruck, den dieser ehrliche Abend bei den Zuschauern hinterlassen hat.

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