Es war ein Anblick, der Serbien den Atem stocken ließ. Ein kalter Morgen in Belgrad, Hunderte von Menschen drängten sich auf einem zentralen Platz, ihre Augen auf eine kleine Bühne gerichtet. Sie waren für eine Wohltätigkeitsveranstaltung gekommen, doch was sie sahen, glich einer Erscheinung. Im schwachen Licht der Scheinwerfer trat sie hervor: Ana Ivanović.
Schlicht, ohne Make-up, ohne Bodyguards. Nur mit diesem sanften Lächeln, das einst die ganze Welt verzaubert hatte. Es war ein Moment, der wie ein Erdbeben durch die Herzen der Nation fuhr. Denn Ana Ivanović war verschwunden.
Jahrelang hatte sich die einstige Nummer 1 der Tenniswelt, die Königin von Roland Garros, völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Die Presse spekulierte über Burnout, Krankheit, ein geplatzter Traum. Die Wahrheit war komplizierter und unendlich viel menschlicher.
An diesem Morgen in Belgrad sahen die Menschen nicht die “Eisprinzessin” des Sandplatzes. Sie sahen eine Frau, die ein kleines Mädchen mit Behinderung in die Arme schloss, während ihr Tränen über das Gesicht liefen. In diesem Moment sahen sie keine Siegerin mehr, sondern eine “Heldin der Menschlichkeit”.
Doch um diese Verwandlung zu verstehen, muss man zurückblicken. Zurück in die Dunkelheit, aus der sie einst kam, und in die Dunkelheit, in die sie auf dem Höhepunkt ihres Ruhms zurückfiel.

Alles begann in einem verfallenen Schwimmbad am Rande von Belgrad. Ein Ort aus kaltem Beton und rostigen Gittern, der ihr als Tennisplatz diente. Der Wind pfiff durch die Mauern, die Bälle sprangen unberechenbar vom rissigen Boden. Hier, im Nebel des Morgengrauens, trainierte die zwölfjährige Ana, mager, mit zerkratzten Händen, aber einem Feuer in den Augen, das stärker war als Hunger oder Kälte.
Ihre Familie hatte nichts. Nur den Traum, dass dieses Mädchen es eines Tages schaffen würde. Dieser unbändige Wille, gepaart mit einem Schlag, den ein Trainer als “etwas, das man nicht lehren kann” bezeichnete, katapultierte sie aus der Armut an die Weltspitze.
Der Höhepunkt kam 2008 in Paris. Roland Garros. Mit nur 20 Jahren stand sie im Finale. Als der letzte Ball ins Aus flog, fiel Ana auf die Knie, der rote Sand klebte an ihrem tränenverschmierten Gesicht. Es war das Bild, das um die Welt ging. In Serbien explodierten die Straßen. Ana Ivanović, das Mädchen aus dem Schwimmbad, war die Königin der Tenniswelt.
Doch was wie ein Märchen aussah, war der Beginn eines unsichtbaren Albtraums.
Während die Welt jubelte, begann in ihr ein anderes Spiel. Der Ruhm, die Erwartungen, die Sponsoren, die endlosen Reisen. Sie musste lächeln, stark wirken, perfekt sein. Die Presse, die sie eben noch zur Göttin erhoben hatte, begann, ihre Niederlagen zu sezieren. “Die Königin fällt”, schrieben sie. “Ana verliert ihren Glanz.”
Niemand sah, wie sie nachts mit Eisbeuteln an den Knien saß, die Hände vor Schmerz zitterten. Niemand sah, wie sie sich nach bitteren Niederlagen stundenlang in der Umkleide einschloss. Bis zu jenem Moment, als der Mythos zu bröckeln begann. Sie warf den Schläger in die Ecke und flüsterte die Worte, die ihr Leben verändern sollten: “Ich bin nicht nur eine Siegerin, ich bin ein Mensch.”
Von da an begann ihr Rückzug. Sie mied Interviews, verschwand fast vollständig von der Bildfläche. Suchte Zuflucht in der Natur, in den Bergen oberhalb von Zürich, wo sie barfuß über Gras ging und versuchte, wieder zu atmen.

Dann traf sie ihn: Bastian Schweinsteiger. Der deutsche Fußballheld, selbst gebrochen von Verletzungen, aber mit demselben Feuer in der Seele. Zwei Krieger, die im anderen ein Zuhause fanden. Ihre leise Liebe, die Hochzeit in Venedig – die Welt sah ein perfektes Happy End. Doch die “traurigen Neuigkeiten”, von denen im Titel die Rede ist, waren noch nicht enthüllt. Ihr Kampf war noch lange nicht vorbei.
Die volle Wucht der Wahrheit traf die Öffentlichkeit erst Jahre später, nach ihrer emotionalen Rückkehr in Belgrad. Die sozialen Medien explodierten. Doch zwischen der Euphorie mischten sich kritische Fragen: War diese zur Schau gestellte Menschlichkeit echt oder eine perfekt inszenierte PR-Show?
Die Antwort kam in Form von alten, unveröffentlichten Aufnahmen. Videos, die eine Ana Ivanović am Rande des Zusammenbruchs zeigten, allein in der Umkleide, das Gesicht in den Händen vergraben. Ein ehemaliger Trainer bestätigte, was viele ahnten: Ana brauchte damals dringend psychologische Hilfe. Sie stand unter einem Druck, der für einen Menschen kaum auszuhalten war.
Das perfekte Bild zerbrach. Doch aus den Scherben trat etwas Echtes hervor: die Wahrheit.
Der eigentliche Dammbruch erfolgte durch Ana selbst. Kein PR-Statement, kein Hochglanz-Interview. Nur ein Live-Video, aufgenommen in ihrer Küche, bei schwachem Licht. Mit zittriger Stimme, ungeschminkt und verletzlich, sprach sie in die Kamera.
“Ja, es stimmt”, begann sie. “Ich war müde. Ich habe mich verloren zwischen Erwartungen, Verträgen und Schlagzeilen. Ich hatte Angst, nicht genug zu sein.”
Sie rang nach Luft, die Tränen füllten ihre Augen. “Ich erinnere mich an einen Abend in London. Ich saß im Hotel, allein. Ich hatte gewonnen und fühlte mich trotzdem leer. Ich fragte mich, für wen ich das alles mache.” Dann kam der Satz, der Millionen Menschen traf: “Ich habe gelernt, dass Erfolg ohne Frieden nur eine andere Form von Schmerz ist.”
Kurz darauf bestätigten Dokumente, was sie angedeutet hatte: Ana litt während ihrer letzten Saison unter schweren Panikattacken, die sie vor Sponsoren und der Welt verbarg.
Das war die “traurige Neuigkeit”. Nicht ein neues Unglück, sondern die schockierende Enthüllung einer jahrelang verborgenen Hölle. Die Welt hatte einer Frau zugejubelt, die innerlich zerfiel.

In Belgrad versammelten sich Menschen mit Kerzen. Nicht um zu trauern, sondern um Solidarität zu zeigen. “Danke, dass du endlich echt bist”, stand auf einem Transparent.
Diese Beichte war eine Katharsis. Ana wurde zu einer internationalen Konferenz über mentale Gesundheit eingeladen. Als die Moderatorin sie nach dem Wendepunkt fragte, atmete Ana tief durch und sagte: “Der Moment, in dem ich aufgehört habe, perfekt sein zu wollen. Der Moment, in dem ich mir erlaubt habe, schwach zu sein.”
Das war ihr wahres Comeback. Es ging nicht mehr um Tennis. Es ging darum, zu leben.
Heute ist Ana Ivanović eine andere Frau. Sie spielt immer noch Tennis, manchmal im Morgengrauen auf dem kleinen Platz ihres Ferienhauses am Meer. Aber wie sie ihrem Mann Bastian sagte: “Diesmal spiele ich nicht gegen jemanden. Ich spiele für mich.”
Sie hat eine Stiftung gegründet, “Der Mut zu atmen”, um jungen Athleten zu helfen, die in demselben Strudel aus Druck und Angst gefangen sind.
Kürzlich besuchte sie noch einmal jenen Ort, an dem alles begann: das verfallene Schwimmbad in Belgrad. Das Gelände ist verlassen, Gras wächst durch den Beton. Sie legte die Hand an die kalte Wand und flüsterte: “Danke, dass du mich stark gemacht hast.”
Draußen warteten keine Kameras, keine Fans. Nur der Wind. Ana Ivanović hat verstanden, dass man nicht durch Siege unsterblich wird, sondern durch das, was man den Menschen zurückgibt. Sie hat nicht nur eine “neue Liebe” in ihrem Mann gefunden; sie hat gelernt, sich selbst zu lieben. Ihr Lächeln ist zurück. Aber diesmal ist es echt.