Er war das Sinnbild amerikanischer Männlichkeit, ein Titan der Leinwand, dessen Lächeln Millionen Herzen zum Schmelzen brachte und dessen rauer Charme eine ganze Ära definierte. Clark Gable war nicht nur ein Schauspieler; er war „Der König von Hollywood“. Doch hinter der Fassade des selbstbewussten, unbesiegbaren Mannes verbarg sich eine Seele, die von Kindesbeinen an von Tragödien heimgesucht wurde. Sein Leben war ein ständiger Kampf zwischen dem gleißenden Licht des Ruhms und den tiefen Schatten persönlicher Verluste, geheimer Schande und einem Schmerz, der ihn bis zu seinem letzten Atemzug verfolgte.
Das Fundament seines Lebens wurde im Schatten des Todes gelegt. Geboren 1901 in Cadis, Ohio, verlor William Clark Gable seine Mutter Adeline nur zehn Monate nach seiner Geburt. Die Ärzte hatten ihr von einer Schwangerschaft abgeraten, doch ihr Wunsch nach einem Kind war stärker. Ob es ein epileptischer Anfall war oder die Komplikationen der Geburt, der frühe Verlust seiner Mutter löste einen erbitterten Kampf zwischen den Familien aus. Sein streng protestantischer Vater, Will Gable, und die tief katholische Familie seiner Mutter stritten um die Seele des Jungen. Fast zwei Jahre lang wuchs Clark bei seinen Großeltern mütterlicherseits auf, ein frommes, aber verwirrendes Intermezzo, bevor sein Vater ihn zurückholte.
Die einzige Konstante in seiner Jugend war seine Stiefmutter, Jenny Dunlab. Sie heiratete Will Gable 1903 und wurde zur Architektin des Mannes, den die Welt später kennenlernen sollte. Jenny war gebildet, geduldig und erkannte das Potenzial in dem unbeholfenen Jungen. Sie war es, die ihm die Liebe zur Literatur, zur Poesie und zum Theater einflößte. Sie ermutigte seine Leidenschaft für Shakespeare und wurde sein emotionaler Anker. Doch das Glück war, wie so oft in Gables Leben, flüchtig. 1920, als Clark 19 Jahre alt war, starb Jenny plötzlich an einem Gehirntumor. Er war am Boden zerstört. “Sie war die einzige Frau, die mich wirklich verstanden hat”, sagte er später. Ihr Tod stürzte ihn ins Chaos. Er brach die Schule ab und trieb ziellos von Job zu Job, bis er sich an den letzten Strohhalm klammerte, den Jenny ihm gereicht hatte: die Schauspielerei.

Gables Aufstieg in Hollywood war kein Zufall; er war kalkuliert. Und er wurde von Frauen bezahlt. In Portland traf er auf Josephine Dylan, eine Schauspiellehrerin, die 17 Jahre älter war als er. Sie sah den Rohdiamanten unter der rauen Schale. Dylan investierte alles in ihn: Sie bezahlte seine Zahnkorrekturen, trainierte unermüdlich seine Stimme, um ihr die berühmte Bühnenpräsenz zu verleihen, und baute seine Muskeln auf. Sie wurde seine Mentorin, seine Managerin und schließlich, als sie nach Hollywood zogen, seine Ehefrau. Es war eine merkwürdige Verbindung. Gable behauptete später, die Ehe sei nie vollzogen worden. Es war eine Zweckgemeinschaft, die er aus Dankbarkeit oder kühlem Kalkül einging.
Als er Dylan entwachsen war, richtete er seinen Blick auf die nächste Förderin. Maria “Ria” Langham, eine wohlhabende, geschiedene Texanerin, wurde Ehefrau Nummer zwei. Wieder heiratete Gable nach oben, sozial und finanziell. Ria gab ihm den gesellschaftlichen Schliff und den Einfluss, den er im gnadenlosen System von MGM brauchte. Doch während sein Stern als rauer, männlicher Held aufstieg, begann er, sie fast sofort zu betrügen. Die Ehe zerbröckelte, aber Ria dachte nicht daran, kampflos aufzugeben.
Der Wendepunkt kam 1938. David O. Selznick bot Gable die Rolle seines Lebens an: Rhett Butler in „Vom Winde verweht“. Doch es gab eine Bedingung. Gable musste frei sein, frei von Skandalen und frei von Ria Langham. Die Lösung war eine der kältesten Geschäftstransaktionen Hollywoods. MGM handelte einen Deal aus: Gable erhielt ein Rekordhonorar für den Film, und der Großteil dieses Geldes floss direkt an Ria als Abfindung. Sein ikonischster Moment auf der Leinwand war im Grunde der Preis für seine Scheidung.
In dieser Zeit traf er die Frau, die alles verändern sollte: Carol Lombard. Sie hatten sich Jahre zuvor getroffen, aber nun, da beide frei waren, funkte es. Lombard war anders als alle anderen. Sie war frech, schlagfertig, intelligent und besaß einen derben Humor, der perfekt zu Gables bodenständigem Wesen passte. Sie nannten sich “Ma” und “Pa” und zogen sich auf ihre Ranch in Encino zurück, wo sie Traktor fuhren und Fasane jagten, weit weg vom Glamour Hollywoods. Zum ersten Mal war Clark Gable nicht der Star, sondern einfach nur ein Mann, der bedingungslos geliebt wurde. Sie heirateten 1939, und es war eine Partnerschaft voller Lachen und echtem Vertrauen.
Dann kam der Krieg, und mit ihm die Katastrophe. Lombard, eine glühende Patriotin, reiste durch das Land, um Kriegsanleihen zu verkaufen. Auf dem Rückweg von einer dieser Touren, am 16. Januar 1942, zerschellte ihr Flugzeug, TWA Flug 3, am Potosi Mountain in Nevada. Alle 22 Menschen an Bord starben. Gable war am Boden zerstört. Er reiste zur Unglücksstelle und musste Berichten zufolge daran gehindert werden, das verkohlte Wrack mit bloßen Händen zu erklimmen. Zurück in ihrem leeren Haus brach er zusammen. Wenige Wochen später meldete er sich freiwillig bei der US Army Air Corps. Es war nicht nur Patriotismus; es war ein Fluchtversuch vor dem unerträglichen Schmerz. Er flog fünf gefährliche Kampfeinsätze über Europa als Bordschütze und kehrte als gebrochener, leiserer Mann zurück.

Während er öffentlich als der treue Witwer trauerte, verbarg sich in seiner Vergangenheit ein weiteres, dunkles Kapitel. Gable war ein berüchtigter Frauenheld. Affären mit Joan Crawford, Grace Kelly und Lana Turner waren offene Geheimnisse. Doch eine dieser Affären hatte schwerwiegende Folgen. 1935, während der Dreharbeiten zu „Call of the Wild“, wurde die 22-jährige, tiefgläubige Katholikin Loretta Young von ihm schwanger.
In der Ära des strengen „Hays Code“ wäre eine uneheliche Schwangerschaft der Karriere-Tod gewesen. Was folgte, war eine der aufwendigsten Vertuschungsaktionen in der Geschichte Hollywoods. Young verschwand unter dem Vorwand einer langen Europareise. In Wahrheit zog sie sich in ein Heim für ledige Mütter zurück und brachte heimlich eine Tochter zur Welt: Judy. Monate später „adoptierte“ sie ihre eigene Tochter offiziell aus einem Waisenhaus. Gable schwieg. Er sah seine Tochter nur ein einziges Mal, ein arrangiertes, steifes Treffen, als Judy 15 war. Er küsste ihre Stirn, sagte nie, wer er war, und ging. Judy Lewis erfuhr die Wahrheit erst sechs Jahre nach Gables Tod.
Doch die Geschichte hat eine noch düsterere Wendung. Jahrzehnte später, kurz vor ihrem Tod, stellte Loretta Young ihrer Schwiegertochter Linda Lewis eine seltsame Frage. Sie hatte im Fernsehen den Begriff „Date Rape“ gehört und fragte, was das bedeute. Nachdem Linda es ihr erklärt hatte – ein sexueller Akt, bei dem die Zustimmung durch Zwang oder Machtmissbrauch fehlt – schwieg Loretta eine Weile. Dann sagte sie mit erschreckender Klarheit: “Das ist das, was zwischen mir und Clark passiert ist.” Diese späte, stille Enthüllung wirft einen furchtbaren Schatten auf die Legende des „Königs“. War die Zeugung seines einzigen, verleugneten Kindes nicht nur eine Indiskretion, sondern ein Akt der Gewalt?
Nach dem Krieg versuchte Gable, sein Leben neu aufzubauen. Er heiratete noch zweimal. Die Ehe mit Lady Sylvia Ashley war ein Desaster. 1955 heiratete er Kay Williams. Nach vielen Fehlgeburten wurde Kay 1960 schwanger. Gable, 59 Jahre alt, war überglücklich. Er wollte endlich ein präsenter Vater sein. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.
Sein letzter Film war „The Misfits“ (Misfits – Nicht gesellschaftsfähig). Es war ein Abschied, nicht nur für ihn. Die Dreharbeiten im Sommer 1960 in der glühend heißen Wüste Nevadas waren von Chaos geprägt. Marilyn Monroe, auf dem Höhepunkt ihres Ruhms und am Rande des seelischen Abgrunds, kämpfte mit Depressionen und Tablettenabhängigkeit. Sie kam ständig zu spät oder gar nicht, was die Produktion lahmlegte. Montgomery Clift, der dritte Star, war seit einem Autounfall ein Wrack aus Alkohol und Schmerzmitteln.

Gable, der disziplinierte Profi der alten Schule, fand sich inmitten dieses emotionalen Trümmerfelds wieder. Er wollte beweisen, dass er es noch draufhatte. Er bestand darauf, all seine anstrengenden Stunts selbst zu machen, einschließlich des Einfangens wilder Mustangs bei über 40 Grad Hitze. Er ritt, schleppte schwere Seile und wiederholte Szenen bis zur totalen Erschöpfung. Er verlor über 15 Kilo. Zehn Tage nach Ende der Dreharbeiten, am 4. November 1960, erlitt er einen schweren Herzinfarkt. Am 16. November starb er im Krankenhaus an einem zweiten Infarkt.
Die Gerüchteküche brodelte. Kay Gable gab Monroe und dem Stress am Set die Schuld. “Es war nicht seine Gesundheit, es war das Warten. Der Stress hat ihn umgebracht”, sagte sie. Doch die Wahrheit war, dass Gable drei Schachteln Zigaretten am Tag rauchte und regelmäßig trank. „The Misfits“ hatte ihm einfach den Rest gegeben – die körperliche Belastung und der emotionale Druck, das Symbol des starken Mannes zu bleiben, waren zu viel.
Clark Gable starb, bevor er seinen Sohn, John Clark Gable, zum ersten Mal sehen konnte. Er war der König der Leinwand, ein Mann, der alles zu haben schien. Doch hinter jedem Triumph stand ein Verlust, vor dem er nicht davonlaufen konnte. Die Legende kostete ihn am Ende mehr, als sie ihm jemals geschenkt hat.