Die Abrechnung des Pop-Patriarchen: Al Bano nennt die 3 Menschen, denen er nach Ylenias Verschwinden nie vergeben hat – Die dunkle Wahrheit hinter dem „Felicità“-Märchen

Die Kollision der Schicksale: Wie das Traumpaar Al Bano und Romina Power am Schweigen zerbrach

Für eine ganze Generation in Deutschland war ihr Name ein Synonym für ungetrübtes Glück, für den sonnigen, unbeschwerten Traum von Italien: Al Bano und Romina Power. Von den späten 70er- bis in die frühen 90er-Jahre hinein verkörperten sie als “Traumpaar des Italopop” eine Perfektion, die fast irreal wirkte. Ihre Musik, allen voran der Welthit “Felicità”, war der Soundtrack zu einer heilen Welt, nach der sich eine Nation sehnte. Auf jeder Bühne, in jeder Fernsehsendung, lieferten sie das Bild einer Liebe, die makellos, öffentlich und unerschütterlich schien. Doch hinter der glänzenden Fassade dieses süßen Italo-Märchens lauerte ein Schweigen, das tiefer und dunkler war als jeder Schatten im gleißenden Rampenlicht. Dieses Schweigen zerbrach nicht leise, es zersprang in tausend Splitter, in einer schicksalhaften Januarnacht in New Orleans, als Ylenia Carisi, die älteste Tochter und strahlende Erbin dieses fragilen Glücks, spurlos verschwand.

Was in dieser Nacht am Ufer des Mississippi wirklich geschah, sollte nicht nur eine Familientragödie auslösen, sondern den Beginn eines beispiellosen öffentlichen Krieges markieren: ein Krieg der Worte, der Anschuldigungen und der unversöhnlichen Standpunkte. Auf der einen Seite steht Al Bano, der Patriarch, der seine Tochter zwei Jahrzehnte später offiziell für tot erklären ließ, um endlich einen bitteren Frieden zu finden. Auf der anderen Seite Romina, die Mutter, die bis heute glaubt, Ylenia sei am Leben, und die sogar verzweifelt im deutschen Fernsehen bei Aktenzeichen XY… ungelöst um Hinweise flehte. In ihrem unendlichen Schmerz nannten sie die Schuldigen: Er sah in Drogen den Zerstörer seiner Familie, sie sah in ihm einen Diktator.

Die Tragödie war nicht die Ursache des Bruchs, sondern nur der Funke, der ein Pulverfass zur Explosion brachte, das seit Jahrzehnten verborgen lag. Die Geschichte von Al Bano und Romina Power ist die universelle Parabel einer Kollision: der unvereinbare Zusammenprall zweier Biografien, zweier Philosophien, die in ihren jeweiligen, tief verwurzelten Kindheitstraumata gründeten.


Die Unvereinbaren Pole: Kontrolle trifft Chaos

Um die Tiefe des Sturzes zu verstehen, muss man die Höhe des Aufstiegs sehen – und die Unmöglichkeit dieser ursprünglichen Vereinigung. Die Grundlage ihrer Ehe war der magische, aber hochgradig explosive Zusammenprall zweier völlig gegensätzlicher Welten.

Auf der einen Seite stand Albano Carrisi, geboren in einem bitterarmen Dorf in Apulien. Seine Kindheit war kein Märchen, sondern der unerbittliche, harte Kampf ums Überleben im Nachkriegsitalien. Er wuchs in einer Welt auf, in der Disziplin, Arbeit und die traditionelle Familie die einzigen Ankerpunkte waren, um dem Elend zu entkommen. Getrieben von einem eisernen Willen, wanderte er als Jugendlicher nach Mailand aus, schlug sich am Bahnhof, als Kellner und Fabrikarbeiter durch. Diese Jahre des Hungers und der Entbehrung brannten sich tief in seinen Charakter ein. Sie schmiedeten einen Mann, der Kontrolle, Stabilität und eine patriarchalische Ordnung als das höchste, unantastbare Gut ansah.

Auf der anderen Seite Romina Power, geboren in Los Angeles, eine “Hollywood-Prinzessin”. Als Tochter des Schauspielkönigs Tyrone Power und der Glamour-Ikone Linda Christian wuchs sie im goldenen Käfig von Beverly Hills auf. Doch auch ihre Kindheit war von einer tiefen Tragödie überschattet: Im Alter von nur sieben Jahren erlebte sie den plötzlichen Tod ihres vergötterten Vaters. Was folgte, war ein unstetes Jetset-Leben, geprägt von Reichtum, aber auch von emotionalem Chaos, exzessiven Partys und künstlerischer Freiheit. Romina entwickelte einen rebellischen, freigeistigen Charakter, der sich nach Unabhängigkeit sehnte und traditionelle, starre Strukturen vehement ablehnte.

Als diese beiden Welten am Set des italienischen Musikfilms Nel sole aufeinandertrafen – er, der aufstrebende Sänger aus der Provinz, sie, die weltgewandte Amerikanerin – war ihre Romanze von Anfang an ein Skandal. Ihre Hochzeit war ein Akt der Rebellion, gegen den sich beide Familien wehement stemmten. Al Bano sah in Romina die Verkörperung der chaotischen Freiheit, die er fürchtete; Romina sah in Al Bano die feste Struktur, nach der sie sich im Chaos unbewusst sehnte.


Die Hölle der Perfektion: Der goldene Käfig

Genau diese rebellische Ursprungsgeschichte war es, die das deutsche Publikum so liebte. In einer Zeit der Suche nach der heilen Welt, wurden Al Bano und Romina Power zur perfekten Projektionsfläche. Mit Hits wie “Sharazan” und dem Urknall ihrer Karriere, “Felicità”, lieferten sie das Traumbild der sonnigen Oase. Er, mit seiner kraftvollen, opernhaften Stimme, und sie, mit ihrem sanften, ätherischen Gesang, wurden zu Ikonen. Sie verkauften Millionen von Platten und wurden das unangefochtene Traumpaar des Italopop.

Auf ihrem Anwesen in Apulien bauten sie ein Imperium auf und präsentierten in unzähligen Homestories ihre vier Kinder: Ylenia, Yari, Christel und Romina Junior. Sie verkauften das Bild der perfekten Symbiose: seine Stärke, ihre Sanftmut, vereint im Glück. Doch niemand ahnte, dass hinter den Kulissen der Kampf ihrer Kindheit unerbittlich weitergeführt wurde: der Kampf zwischen Albano’s eisernem Bedürfnis nach Kontrolle und Rominas tiefem Seufzen nach grenzenloser Freiheit.

Der Druck, diese makellose Illusion aufrechtzuerhalten, war unermesslich. Ihr Leben unter ständiger Beobachtung, der Zwang zur Perfektion, begann, das Fundament ihrer Beziehung zu zersetzen. Was als romantische Vereinigung zweier Welten begann, wurde im Privaten zu ihrem größten Fluch. Al Bano, der Mann, der sein Imperium aus bitterster Armut erschaffen hatte, duldete kein Chaos. Für ihn war die traditionelle, patriarchale Familie der Fels in der Brandung. Romina hingegen empfand genau diese Kontrolle als erstickend. Was er Struktur nannte, war für sie ein Gefängnis; was sie Freiheit nannte, war für ihn der Anfang vom Ende.


Der Verrat und die Dämonen: Die öffentlichen Anklagen

Diese unvereinbaren Lebensphilosophien explodierten, als das Schweigen vor der eigentlichen Tragödie gebrochen wurde. Es war Romina, die das Bild des harmonischen Patriarchen Al Bano als Erste öffentlich zerstörte. In einem schockierenden Fernsehinterview, das durch die europäische Presse ging, nannte sie den Mann, den sie einst liebte, einen Diktator. Die Anschuldigung war keine vage Unterstellung, sie warf ihm vor, sie geschlagen und getreten zu haben, und zeichnete das Bild eines Mannes, der die Familie mit eiserner Hand regierte.

Um der Anklage noch mehr Gewicht zu verleihen, zog sie ihre eigene Tochter, Ylenia, in den Konflikt hinein. Romina behauptete, Ylenia habe vor genau diesem Leben fliehen wollen und zu ihr gesagt: “Mama, du musst von ihm weg. Eines Tages werde ich auch gehen.” Es war die schmerzhafteste Form des Verrats: die Behauptung, dass der vermeintliche Beschützer der Familie der Grund für die Flucht gewesen sei.

Al Bano wies diese Vorwürfe wehement als Lügen zurück, doch er hatte seine eigene, ebenso verheerende Anklage zu erheben. Später nannte er in einem aufsehenerregenden Interview den wahren Feind, der seine Familie zerstört hatte: Marihuana. Er behauptete, Romina habe dieses Zeug mehrmals am Tag geraucht und beschrieb, wie die Drogen sie in eine andere Frau verwandelt hätten – eine Frau, die er nicht wiedererkannte und die die Leidenschaft für das Leben verloren hatte, das er für sie aufgebaut hatte. Für den Mann, dessen einzige Droge die Arbeit war, war dies der ultimative Verrat an den Werten, für die er stand.

Diese private Hölle wurde von der Medienindustrie genüsslich ausgeschlachtet. Es gab Berichte über hohe Gagen, die das Paar für Fernsehauftritte kassiert haben soll, bei denen sie sich öffentlich gegenseitig die Schuld am Verschwinden ihrer Tochter gaben. Das Bild der trauernden Eltern bekam Risse und wurde durch das hässliche Bild einer öffentlichen, monetarisierten Schlammschlacht ersetzt. Die Illusion der Felicità war längst zerbrochen, bevor Ylenia verschwand.


Die Nacht, die das Traumpaar endgültig zerriss

Alle Risse, die sich bis dahin gebildet hatten, alle verborgenen Konflikte der Kindheit, wurden unbedeutend im Angesicht der unumkehrbaren Katastrophe, die hereinbrach. Ylenia Carisi, die Intellektuelle, die Fliehende, war auf einer Rucksackreise durch die USA – eine Suche nach sich selbst, eine Flucht vor dem goldenen Käfig. Ihr letzter bekannter Aufenthaltsort: New Orleans, eine Stadt, die für ihre raue Straßenkultur, Drogen und Kriminalität bekannt ist. Ylenia verschwand spurlos aus ihrem Hotel im French Quarter.

Sofort verwandelte sich die Familientragödie in ein globales Medienspektakel. Mit der Suche begannen die Spekulationen: Entführung, freiwilliges Untertauchen, ein Kult? Doch eine Spur wurde zum Angelpunkt des gesamten Familienkonflikts: Ein Nachtwächter in New Orleans meldete, er habe in jener Nacht eine junge Frau gesehen, die Ylenia exakt ähnelte. Sie habe am Ufer des Mississippi gesessen. Als er sie warnte, habe sie nur geantwortet: “Ich gehöre ins Wasser” – und sei dann in den Fluss gesprungen. Ihre Leiche wurde nie gefunden.

Diese eine Zeugenaussage wurde zum Keil, der das Paar endgültig auseinandertrieb. Für Al Bano, den Mann der Fakten, der Kontrolle und der Disziplin, wurde sie zur bitteren, unumstößlichen Wahrheit. Er klammerte sich an die Überzeugung, seine Tochter sei tot, ein tragisches Opfer der Drogen, die sie im Künstlermilieu konsumiert hatte. Es war für ihn die einzig logische, wenn auch unerträgliche, Erklärung. Romina jedoch, die Freigeistige, die an das Mystische glaubte, weigerte sich, dies zu akzeptieren. Für sie war diese Version unmöglich; sie glaubte, ihre Tochter lebe noch, entführt oder untergetaucht.

Die Ermittlungen gerieten in den Strudel des Albtraums, als sogar der Verdacht aufkam, Ylenia könnte ein Opfer des Happy Face Killers geworden sein, eines berüchtigten Serienmörders, der durch die USA mordete. Auch wenn DNA-Tests später negativ ausfielen, zeigt die bloße Verbindung des Namens ihrer Tochter mit einem Serienmörder die albtraumhafte Dimension dieser jahrzehntelangen Suche. Die Ehe überlebte diese Zerreißprobe nicht. Sie ließen sich scheiden.


Die Unversöhnlichkeit: Die finale Abrechnung

Die Jahre vergingen, aber die Wunde heilte nie. Al Bano und Romina Power gingen getrennte Wege, doch die Tragödie von Ylenia blieb der dunkle Fixpunkt. Erst im Alter, als der Glanz des Ruhms verblasst war, begann der wahre Moment der Abrechnung – kein stilles Trauern mehr, sondern ein lautes, öffentliches Brechen des Schweigens.

Für Al Bano, dessen Charakter in der Armut Apuliens geschmiedet worden war, war die offene Wunde der Ungewissheit unerträglich. Sein Moment kam, als er nach zwei Jahrzehnten Qual eine endgültige, unumkehrbare Entscheidung traf. Er beantragte bei einem Gericht, seine Tochter offiziell für tot erklären zu lassen. Für ihn war es ein notwendiger Akt, um einer jahrelangen Qual ein Ende zu setzen. Er akzeptierte die Version des Mississippi, die Version der Drogen, und erklärte damit öffentlich: Die Suche ist beendet. Diese Tat war eine direkte Konfrontation mit Rominas Hoffnung, das ultimative Nein zu ihrem Glauben.

Romina Power schlug ebenso kraftvoll öffentlich zurück. Ihr Moment des Schweigenbrechens zielte genau auf die Herzen der Menschen, die sie einst als Ikone verehrt hatten. Unfähig den Glauben an das Überleben ihrer Tochter aufzugeben, trat sie im deutschen Fernsehen auf. Es war keine glamouröse Gala; sie war Gast in der nüchternen Kriminalsendung Aktenzeichen XY… ungelöst. Die Zuschauer trauten ihren Augen kaum: Die Hälfte des Traumpaares saß dort, nicht, um “Felicità” zu singen, sondern um mit Tränen in den Augen um Hinweise auf ihre verschwundene Tochter zu bitten. Es war der verzweifelte Appell einer Mutter, die sich weigerte, die Version ihres Ex-Mannes zu akzeptieren.

Das Publikum war gezwungen, Partei zu ergreifen. Es gab nicht mehr das eine Traumpaar. Es gab zwei gebrochene Menschen, die im Alter ihre tiefsten Wunden öffentlich zur Schau stellten. Er klagte die Sucht an, die er in Romina und Ylenia sah, und erklärte den Fall für geschlossen. Sie klagte die Hoffnungslosigkeit und die von ihr so genannte “diktatorische Art” ihres Mannes an und hielt den Fall gewaltsam offen. Die Illusion der Felicità war endgültig begraben unter den Trümmern dieser beiden unvereinbaren Wahrheiten.

Am Ende ist die Geschichte von Al Bano und Romina Power nicht nur die Geschichte einer verlorenen Tochter und einer zerbrochenen Ehe. Sie ist eine universelle Parabel über den Preis des öffentlichen Glücks. Sie ist die Mahnung, dass hinter jeder Ikone, die wir erschaffen, ein Mensch steht – geprägt von seiner eigenen, oft tragischen Kindheit. Ihre Tragödie wirft die grundlegende Frage an uns als Publikum auf: Wäre Ylenia ein anderes Schicksal erspart geblieben, wenn sie nicht unter dem unerträglichen Druck aufgewachsen wäre, die Tochter des perfekten Traumpaares sein zu müssen?

Die Pop-Industrie, die von der Illusion der Perfektion lebt, trägt eine Verantwortung für die Seelen, die sie vermarktet. Heute, im Alter, kämpfen Al Bano und Romina Power nicht mehr darum, das Lied vom Glück zu singen. Stattdessen kämpfen sie um das Letzte, was ihnen geblieben ist: das Recht, ihre eigene, ungeschönte Geschichte zu erzählen. Al Bano nennt die 3 Menschen, denen er nie vergeben hat – die Sucht, die Industrie und vielleicht auch den unversöhnlichen Teil seiner selbst, der nur in Kontrolle Frieden finden kann. Romina wird nie aufhören zu hoffen. Sie suchen keine Vergebung mehr voneinander, sie wollen nur, dass ihre gebrochene Geschichte endlich gehört wird.

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