In den stillen Vororten von Köln, wo Nebel die Straßen sanft umhüllt, sitzt ein Mann, der einst die Musikwelt Europas im Sturm eroberte. Stephan Remmler, der charismatische Kopf der Band Trio. Die wilden Jahre sind lange vorbei. Tiefe Falten prägen sein Gesicht, die Stimme, die einst Millionen mit “Da da da” zum Mitsingen brachte, ist leiser geworden, fast brüchig. Doch in dieser Stille des Alters bricht etwas auf.
In einem Moment unerwarteter Offenheit enthüllt Remmler ein Geheimnis, das lange verborgen lag. Eine Lebensbeichte, die das Bild seiner Ehe mit Hilana, seiner Frau und Muse, fundamental erschüttert. Es ist die Geschichte einer Liebe, die im Rampenlicht glänzte, aber in den privaten Schatten fast zerbrach. Dies ist die Chronik eines Mannes, der mit dem Preis des Ruhms rang und einer Frau, die ein unvorstellbares Opfer brachte.

Der Aufstieg zum Pop-Olymp und die Einsamkeit des Stars
Um das Beben seiner späten Worte zu verstehen, muss man zurückblicken. Geboren in Andernach, wuchs Remmler in Köln auf. Es war eine Zeit der Improvisation, und der junge Stephan fand seine Sprache in der Musik. Er war ein Experimentator, ein Rebell mit Gitarre.
Der Urknall kam. Mit Gert Krawinkel und Peter Berens gründete er Trio. Ihr Sound war eine Revolution: minimalistisch, roh, fast provokant einfach. Bass, Schlagzeug, eine Stimme. Mehr brauchte es nicht. “Da da da” explodierte. Der Song war kein Hit, er war ein Phänomen. Ein Ohrwurm, der den Zeitgeist einer Generation traf, die sich nach Unbeschwertheit sehnte, aber die Melancholie darunter spürte.
Stephan Remmler, mit seinem markanten Schnurrbart und dem schelmischen Grinsen, wurde zum Gesicht dieser “Neuen Deutschen Welle”. Millionen Platten, Tourneen durch Europa, ein Leben im Wirbelsturm des Applauses. “Es fühlte sich an wie ein Traum, aus dem man nicht aufwachen wollte”, erinnert er sich.
Doch der Ruhm hat einen Preis. Während die Öffentlichkeit den Pop-Ironiker feierte, nagte die Einsamkeit an ihm. Die Band löste sich auf, Remlers Solokarriere blühte, doch die Nächte in anonymen Hotelzimmern blieben. “Man ist umgeben von Menschen, aber fühlt sich allein”. Es war diese Leere, diese Flucht vor dem Erwartungsdruck, die den Grundstein für die Risse legte, die später seine Familie erschüttern sollten.
Die Liebe hinter der Bühne: Hilana, der “Fels in der Brandung”
Etwa zur Zeit der Gründung von Trio traf Remmler die Frau, die sein Leben definieren sollte. Auf einer Aftershow-Party in München begegnete er Hilana Reizig. Sie war eine junge, talentierte Grafikdesignerin aus Berlin, kreativ, lebendig – “wie ein frischer Wind in meinem chaotischen Leben”.
Es war die perfekte Verbindung von Kunst und Musik. Sie heirateten, bekamen drei Kinder. Nach außen hin lebten sie das Idyll: der erfolgreiche Musiker und seine kreative Muse, ein Haus voller Musik und Kinderlachen. Die Presse liebte das Power-Paar.
Doch hinter der idyllischen Fassade fand das erste große Opfer statt. Während Remlers Karriere weiterhin Tribut forderte – lange Tourneen, Stress, der Druck, ein Star zu sein – stellte Hilana ihre eigenen Ambitionen zurück. Sie wurde, wie Remmler es in Interviews nannte, sein “Fels in der Brandung”. Sie hielt die Familie zusammen, managte das Zuhause und gab ihre eigene aufstrebende Karriere als Designerin praktisch auf. Diese unausgesprochene Ungleichheit säte den ersten Samen des Grolls.

Das Schweigen: Wenn die Kinder der einzige Kleber sind
Die Jahre vergingen. Remlers Präsenz in den Charts verblasste, das Leben in Köln wurde ruhiger. Er schrieb seine Memoiren “Noten aus dem Leben”, ein Bestseller, der jedoch das Private sorgsam aussparte. Die Ehe wurde öffentlich als Symbol der Beständigkeit gefeiert.
Doch als die Kinder das Haus verließen, brach etwas weg. “Die Kinder waren unser Kleber”, gesteht Remmler rückblickend. Übrig blieb ein Paar, das sich in einer Routine wiederfand, die mehr aus Gewohnheit als aus Leidenschaft bestand. Die Gespräche wurden oberflächlich, eine spürbare Distanz wuchs.
Das Alter und die Krankheiten taten ihr Übriges. Er kämpfte mit Gelenkschmerzen, später mit einer Depression. Sie litt unter einer Schilddrüsenstörung. Hinzu kamen finanzielle Sorgen. Hilanas Frustration über ihre geopferte Karriere brach hervor. “Ich habe meine Karriere für die Familie aufgegeben”, warf sie ihm vor.
Die Kluft wurde unüberbrückbar. Hilana begann, Trost in der Malerei zu finden und reiste allein in ihr Haus nach Spanien. Er zog sich ins Studio zurück. Sie lebten aneinander vorbei. Bei einem triumphalen Geburtstagskonzert umarmte er sie auf der Bühne unter tosendem Applaus – ein perfektes Bild für die Öffentlichkeit, doch dahinter lauerte die Wahrheit einer Ehe, die innerlich längst zerbrochen war.
Vom Partner zur Pflegerin: Die Krise als Brandbeschleuniger
Eine globale Gesundheitskrise wirkte wie ein Brandbeschleuniger für ihre Isolation. Eingeschlossen im gemeinsamen Haus, gab es kein Entkommen voneinander. Remlers Gesundheit verschlechterte sich dramatisch. Eine Herzrhythmusstörung, Arthrose in den Händen, die das Gitarrespielen zur Qual machte, und schließlich ein Sturz mit Hüftfraktur.
Hilana war da. Sie fuhr ihn zu Ärzten, wachte an seinem Bett, kochte Suppen. Doch ihre Rolle hatte sich verändert. Es war die Pflicht einer Pflegerin, nicht die Zuneigung einer Liebenden. “Ich bin mehr Krankenschwester als Frau”, klagte sie einmal, als sie dachte, er würde es nicht hören.
In dieser dunklen Zeit der Genesung begann das Geheimnis, das er hütete, an ihm zu zerren. Zunächst schien es nur um die emotionale Distanz zu gehen. Ein “Pakt des Schweigens”, den sie geschlossen hatten, “um die Familie zu schützen”. Viele Langzeitehen kennen dieses Phänomen: Man bleibt zusammen aus Angst vor dem Alleinsein, für die Kinder, für den Schein. Doch Remlers Last war schwerer.

Die Beichte: Das wahre Geständnis, das alles verändert
Irgendwann kann Stephan Remmler nicht mehr. Er muss ehrlich sein. In einem langen, zögernden Gespräch, Hilana stumm neben ihm, bricht es aus ihm heraus.
Das Geheimnis war nicht nur emotionale Kälte. Es war aktiver Verrat.
Remmler gesteht, dass er während seiner Tourneen, als die Kinder klein waren, die Einsamkeit und den Druck mit flüchtigen Affären und Nächten mit Groupies kompensierte. Er rationalisierte es als “Fluchten”, als “Ablenkung”.
Der wahre Schock des Geständnisses ist jedoch nicht die Tat selbst, sondern die Enthüllung: Hilana wusste es. Sie hatte Beweise gefunden – Briefe, verdächtige Anrufe.
Doch statt einer Konfrontation, statt eines Skandals, wählten sie einen Pakt. “Wir haben einen Pakt geschlossen, für die Familie, für den Schein”, sagt Remmler mit zitternden Händen. Sie schwiegen. Er lebte mit der Schuld, sie lebte mit dem Verrat. Hilana baute sich ihre eigene Welt, distanzierte sich emotional, um zu überleben.
Die Kinder erfuhren es erst viel später, schrittweise. Der Sohn konfrontierte den Vater bereits vor einiger Zeit. Die Enthüllung war ein langsames Gift, das die Familie von innen lähmte.
Warum jetzt? Remmler arbeitet an einem neuen, einem ehrlichen Buch. Als er die Kapitel über seine Fehler schrieb, war es Hilana selbst, die ihn drängte: “Schreib es wahr.” Es war ihre Art der Absolution. “Ich bin zu alt für Scham”, sagt Remmler heute.
Ein neuer Frieden?
Das Geständnis, so spät im Leben, hat die Dynamik verändert. Es ist eine Befreiung. Äußerlich leben sie weiter zusammen, pflegen den Garten. Doch innerlich ist die Mauer des Schweigens gefallen. Ihre Gespräche, so sagt er, sind tiefer geworden, die Berührungen wärmer.
Stephan Remmler, der Mann hinter “Da da da”, nutzt seine verbleibende Zeit nun, um über mentale Gesundheit im Alter zu sprechen, über die Einsamkeit, die er als den “wahren Feind” bezeichnet.
Sein Leben ist ein Mosaik aus Triumphen und tiefen Schatten. Eine Ehe, die an Betrug fast zerbrach und doch hielt – als Pakt, als Gewohnheit, und vielleicht, am Ende, als eine Form von tiefer, wenn auch verwundeter Verbundenheit. Das Geständnis ist keine Tragödie, sondern ein Ende des Versteckspiels. Ein letzter, ehrlicher Ton in einem Leben voller lauter und leiser Melodien.