Die unbesiegbare Königin bricht ihr Schweigen: Suzi Quatros herzzerreißende Tragödie hinter dem Ruhm

Mit 75 Jahren, in einem Moment stiller Reflexion im Oktober 2025, hat Suzi Quatro, die bahnbrechende Ikone im schwarzen Lederanzug, die einst die von Männern dominierte Rockwelt im Alleingang durchbrach, endlich den Vorhang gelüftet. Sie offenbart eine stille, private Tragödie, die so tief schneidet, dass sie das gleißende Licht ihrer 50 Millionen verkauften Platten zu überschatten droht. Die Frau, die “Can the Can” und “Devil Gate Drive” mit einer unerbittlichen Energie herausschleuderte, die Generationen von Musikerinnen inspirierte, trägt eine Last, die mehr als nur herzzerreißend ist. Es ist die Geschichte einer Seele, die für den Gipfel des Ruhms den höchsten Preis zahlte: ihre Familie, ihre Gesundheit und die Anerkennung ihrer eigenen Heimat.

Die Geschichte beginnt nicht im Rampenlicht Londons, sondern im rauen, musikalischen Schmelztiegel von Detroit in den 1950er Jahren. Geboren am 3. Juni 1950 in eine Musikerfamilie, war ihr Weg vorgezeichnet, aber dornig. Ihr Vater, Art Quatro, ein ungarisch-italienischer Jazzmusiker, lehrte sie Disziplin, aber auch die Härte des Geschäfts. Mit 14 Jahren griff die junge Susan zum ersten Mal zur Bassgitarre, fasziniert von ihrem soliden Rhythmus. Zusammen mit ihren Schwestern Patty und Arlene gründete sie die reine Frauenband “The Pleasure Seekers”. Sie waren Rebellinnen in einer Zeit, die noch nicht bereit für sie war. Sie traten in der Cobo Hall auf, inmitten von Applaus, der sich mit spöttischen Pfiffen mischte. “Ihr könnt ja nur mit dem Hintern wackeln”, waren Kommentare, die wie kleine Schnitte in Susis junges Herz fuhren und den Grundstein für den Lederpanzer legten, den sie bald als Schutz tragen würde.

Der Wendepunkt kam 1971. Der legendäre Produzent Mickey Most entdeckte sie in Detroit und war überwältigt von dem “kleinen Mädchen, das den Bass hält wie eine Amazone”. Die Einladung nach London war der Rettungsanker, aber auch der erste und tiefste Schnitt des Abschieds. Mit 21 Jahren packte Suzi ihren Koffer, ein paar unter Tränen selbstgenähte Lederoutfits, und kehrte ihrer Familie den Rücken. Sie tauschte ihre Jugend gegen einen Traum ein, ohne zu wissen, dass dieser Tausch endgültig sein würde.

London und der Rest Europas fielen ihr zu Füßen. “Can the Can” explodierte 1973 an die Spitze der Charts. Das Bild von Suzi, schweißgebadet, den Bass fest im Griff, wurde zum Symbol. Sie verkaufte über 50 Millionen Platten, füllte Hallen in Deutschland und Australien und wurde zur Ikone des Glam Rock. Sie war die Vorreiterin, die Joan Jett und The Runaways erst möglich machte.

Doch während Europa sie feierte, begann in ihrer Heimat Amerika die stille Tragödie. Radiosender weigerten sich, sie zu spielen. Sie galt als “zu maskulin”, zu rau, zu anders. Erst der sanftere Duett-Hit “Stumblin’ In” mit Chris Norman verschaffte ihr 1978 einen späten, fast bitteren Sieg in den US-Charts. Diese Ablehnung durch ihre Heimat frisst bis heute an ihr. Der Ruhm war global, aber die Einsamkeit war es auch. Sie erinnert sich an ausverkaufte Tourneen in Hamburg, gefolgt von herzzerreißend einsamen Hotelnächten, in denen sie unter Tränen ihre Mutter anrief: “Mama, ich vermisse euch alle. Ich habe meine Seele für den Ruhm verkauft.”

Diese Seele sollte bald noch tiefere Wunden davontragen. 1976 heiratete sie ihren Gitarristen Len Tucky, den Mann, der “nicht den Star sah, sondern Susan, das normale Mädchen aus Detroit”. Doch die Realität des Rock’n’Roll-Lebens war ein unerbittlicher Zerstörer. 1978 kam Tochter Laura zur Welt. Suzi, gerade aus Berlin zurückgeflogen, sah ihr Neugeborenes nur zwei Stunden lang durch eine Krankenhausscheibe, bevor sie wieder ins Flugzeug stieg, um die Tour fortzusetzen. Dieses Bild verfolgt sie bis heute. “Die Augen meines Kindes blickten mich an wie eine Fremde, und ich flog mit blutendem Herzen davon”, gestand sie. Sie sang ihrer Tochter Schlaflieder über das Telefon aus Tokio, während Tränen auf ihr Kissen fielen.

Als Sohn Richard 1982 geboren wurde, war sie auf Tournee in Australien. Sie kam erst drei Monate später nach Hause. Der kleine Junge hatte in der Zwischenzeit mit dem Kindermädchen laufen gelernt und eine Fremde “Mama” genannt, bevor er seine leibliche Mutter überhaupt erkannte. In den 1980er Jahren sah sie ihre Kinder oft nur zwei Monate pro Jahr. Laura wuchs mit dem Bild ihrer Mutter im Fernsehen auf, nicht in ihren Armen. Die Scheidung von Len Tucky 1992 war die Hölle. “Du hast ihre Kindheit getötet”, schrie er sie an. Die Kinder wandten sich von ihr ab. Laura, damals 14, schrie sie als “Verräterin an der Familie” an und meldete sich acht Jahre lang nicht bei ihr. Richard verfiel als Teenager den Drogen und rief sie nachts aus Entzugskliniken an: “Mama, ich hasse dich dafür, dass du mich verlassen hast.”

In einem Interview brach Suzi Quatro zusammen, als sie gestand: “Ich hatte Erfolg bei der Welt, aber ich habe bei dem Fleisch und Blut, das ich geboren habe, versagt. Das ist die größte Tragödie meines Lebens.”

Zu diesem unheilbaren Schmerz gesellten sich weitere, brutale Verluste. Ihre Mutter Helen, ihr Leuchtturm, kämpfte 1992 gegen Magenkrebs. Suzi, gefangen im Tourplan, besuchte sie nur dreimal. Am 13. November 1992 starb ihre Mutter. Suzi kam 12 Stunden zu spät, gerade noch rechtzeitig, um den kalten Sarg zu küssen. “Es tut mir leid, dass ich dich nicht oft genug umarmt habe”, flüsterte sie. Ihre Mutter hatte ein Tagebuch hinterlassen, darin der prophetische Satz: “Meine Susan fliegt so hoch, aber ich habe Angst, dass sie fällt.”

Der nächste Stich traf sie 2019. Ihre Schwester Patty, die Bassistin der Pleasure Seekers, erhielt eine Brustkrebsdiagnose im Endstadium. Suzi sagte fünf Shows ab und flog nach Detroit. Sie kam im Krankenhaus an, gerade als Patty ihren letzten Atemzug tat. Suzi hielt ihre Hand und sang unter Tränen “What a Way to Die”, ihren alten Band-Song. “Jetzt bin nur noch ich mit meiner einsamen Gitarre übrig”, schrieb sie auf Facebook. Als 2003 auch ihr Vater Art starb, fühlte sie sich wie die “letzte Überlebende der Quatro-Dynastie”.

Als wäre der seelische Schmerz nicht genug, begann ihr Körper, den jahrzehntelangen Missbrauch heimzuzahlen. Sie gestand eine zehnjährige heimliche Abhängigkeit von Codein, um die Schmerzen der unaufhörlichen Touren zu ertragen. Ihr Markenzeichen, das Stampfen bei “Can the Can”, führte zu einer schweren Bandscheibendegeneration. Ärzte warnten sie vor einer Lähmung. Sie musste nach drei Rückenoperationen das Laufen neu lernen.

Die “wahre Hölle”, so nennt sie es, kam 2020 mit Covid-19. Zwölf Tage lang lag sie im Krankenhaus am Sauerstoff, mit 40 Grad Fieber und Atemnot. Ihr zweiter Ehemann, der deutsche Konzertveranstalter Rainer Haas, ihre Stütze seit 1993, stand weinend in Schutzkleidung vor der Glasscheibe und flüsterte durch das Plastik: “Verlass mich nicht.” Sie überlebte, aber der Preis war Long Covid. Bis heute, mit 75, leidet sie an chronischer Müdigkeit, Gedächtnisverlust und einem Zittern in der rechten Hand, das es ihr fast unmöglich macht, den Bass zu halten. “Ich übe sechs Minuten Bass und muss mich zwei Stunden hinlegen”, weinte sie 2024.

Und doch steht sie wieder auf der Bühne. Ihre Tour 2025 und die angekündigte UK-Tour für 2026 sind der tragischste Beweis ihrer unsterblichen Vitalität. Es ist ein Comeback, aber ein zerbrechliches. Bei ihren Shows muss sie oft auf einem Stuhl sitzen. Das Bass-Solo ist von 20 Minuten auf sechs gekürzt. Ihre Hände sind zitternd, manchmal mit medizinischem Klebeband fixiert. In Hamburg, ihrer zweiten Heimat, brach sie kürzlich hinter der Bühne zusammen, nachdem Tausende Fans sie gefeiert hatten.

Jedes Mal, wenn im Internet Todesgerüchte auftauchen, muss Suzi Quatro auf Facebook posten: “Ich lebe noch. Begrabt mich nicht so früh.” Es ist ein weiterer Messerstich. “Sie vergessen mich, während ich lebe, und jetzt wollen sie mich auf dem Papier töten.”

Mit 75 Jahren ist die Tragödie von Suzi Quatro mehr als nur eine traurige Geschichte. Es ist das Zeugnis einer Frau, die alles geopfert hat – ihre Kinder, ihre Gesundheit, die Liebe ihrer Mutter in deren letzten Stunden – für eine Kunst, die sie als “zu maskulin” abstempelte. Die Welt, sagt sie, schuldet ihr eine Entschuldigung. Während sie sich jetzt für ihre vielleicht wirklich letzte Tour vorbereitet, mit zitternden Händen und einem Herzen voller Narben, ist ihr Erbe klar: Suzi Quatro ist nicht nur die Frau, die “Can the Can” sang. Sie ist die Frau, die den Preis dafür voll bezahlt hat. Ihr Leben endet nicht mit Applaus, sondern mit einem letzten Bassakkord – solide, standhaft und voller Tränen.

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