Es sollte ein Abend des Glanzes, der großen Roben und der bewegenden Ehrungen werden. Doch die Bambi-Verleihung 2025 in den Bavaria Studios bei München wird wohl weniger wegen der strahlenden Preisträger, sondern vielmehr wegen eines Mannes in Erinnerung bleiben, der einst als der unantastbare Titan der deutschen Fernsehunterhaltung galt: Thomas Gottschalk. Was sich auf der Bühne zwischen dem 75-jährigen Showmaster, einer Disco-Kugel und Weltstar Cher abspielte, sorgte nicht nur für Fremdscham im Saal, sondern löste einen handfesten Skandal aus, der nun in einem vernichtenden Urteil von Bill und Tom Kaulitz gipfelt.
Der Moment, der alles veränderte
Als Thomas Gottschalk die Bühne betrat, um die Laudatio auf die als „Legende“ geehrte Pop-Ikone Cher zu halten, wirkte er fahrig. Doch was als charmante Verwirrtheit hätte durchgehen können, kippte schnell in einen Moment absoluter Peinlichkeit. Verwirrt von einem Cher-Double (Sophie Berner), das zuvor auf einer Disco-Kugel performt hatte, und der daraufhin erscheinenden echten Cher, verlor Gottschalk offensichtlich den Faden.
In diesem Chaos fiel jener Satz, der wie eine Bombe einschlug und die Stimmung im Saal augenblicklich gefrieren ließ. Mit Blick auf Cher verkündete Gottschalk: „Hier ist sie, die einzige Frau, die ich in meinem Leben ernst genommen habe.“ Ein Raunen ging durch das Publikum, gefolgt von deutlich vernehmbaren Buhrufen. Ein Affront gegen alle anderen Frauen in seinem Leben – einschließlich seiner anwesenden Ehefrau Karina? Ein missglückter Witz? Für viele war es schlichtweg respektlos und aus der Zeit gefallen.

Kaulitz-Brüder: Gnadenlose Abrechnung im Podcast
Unter den Gästen, die diesen Moment hautnah miterlebten, waren Bill und Tom Kaulitz. Die Zwillinge von Tokio Hotel, bekannt für ihre spitzen Zungen in ihrem Erfolgs-Podcast „Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood“, hielten sich mit ihrer Meinung nicht zurück. Für sie war der Auftritt des Altmeisters nicht nur ein kleiner Fauxpas, sondern der „schockierendste Moment des Abends“.
Bill Kaulitz, der zusammen mit seinem Bruder im Publikum saß, machte seinem Ärger Luft: „Ich fand das so schlimm. Wir haben auch gebuht.“ Für den Sänger ist das Maß voll. Er fordert Konsequenzen, die drastischer kaum sein könnten: „Man darf ihm einfach keine Bühne mehr geben.“ Eine harte Forderung, die jedoch den Nerv vieler Zuschauer trifft, die Gottschalks zunehmend erratische Auftritte kritisch sehen.
Die „Blackout“-Lüge: Alles nur Inszenierung?
Nach dem verheerenden Echo versuchte Thomas Gottschalk, die Wogen zu glätten. In Statements gegenüber der „Bild“ und dem „Spiegel“ entschuldigte er sich und erklärte sein Verhalten mit einem „Blackout“. Er habe nicht gewusst, was passierte, sei von der Doppelgängerin irritiert gewesen und habe sogar geglaubt, Opfer der versteckten Kamera bei „Verstehen Sie Spaß?“ zu sein. „Ich kenne mich so selbst nicht, ich bin über mich selbst erschrocken“, gab der Entertainer zu Protokoll. Den frauenfeindlichen Satz nahm er ausdrücklich zurück: „Ich nehme Frauen sehr ernst. Niemand weiß das besser als meine.“
Doch Bill Kaulitz kauft ihm diese Reue nicht ab. In der neuesten Podcast-Folge zerpflückt er Gottschalks Verteidigungslinie. „Was für ein Blödsinn“, urteilt Bill scharf. Als erfahrener Showprofi weiß er: Bei einer Produktion wie dem Bambi wird nichts dem Zufall überlassen. „Diese Auftritte sind bis ins Detail durchgesprochen. Jeder weiß, wer wo rauskommt, was wann passiert, es gibt Generalproben.“
Für Bill ist die Erklärung eines plötzlichen Blackouts eine Schutzbehauptung. Vielmehr habe Gottschalk erneut seinen wahren Charakter gezeigt. „Das ist Thomas Gottschalk, wie er schon immer war“, so Bill. Was früher als frech, spontan und witzig gefeiert wurde, wirke heute nur noch deplatziert und arrogant. „Das passt eben nicht mehr in die Zeit.“

Tom Kaulitz: „Er ist halt verwirrt“
Während Bill den Showmaster der Lüge bezichtigt, zeigt sich Tom Kaulitz etwas milder, wenn auch nicht weniger kritisch. Er hält es durchaus für möglich, dass Gottschalk tatsächlich verwirrt war. „Dass er verwirrt ist, das glaube ich ihm“, lacht Tom süffisant. „Das ist er aber schon immer und schon lange.“
Für Tom liegt das Problem tiefer. Es sei bezeichnend, dass Gottschalk nicht damit umgehen könne, wenn er nicht der alleinige Mittelpunkt sei. „Er ist halt verwirrt, dass es nicht um ihn geht“, analysiert der Gitarrist pointiert. Dennoch sind sich beide einig: Der Auftritt war „schwer erträglich“.
Verantwortung der Veranstalter
Die Kritik der Kaulitz-Brüder richtet sich jedoch nicht nur gegen Gottschalk persönlich, sondern auch gegen die Maschinerie, die ihn immer wieder ins Rampenlicht zerrt. Bill zeigt wenig Verständnis dafür, dass Veranstalter ihm trotz zahlreicher früherer Fehltritte – seien es umstrittene Passagen in seinem Buch oder missglückte Podcast-Aussagen – weiterhin eine Plattform bieten.
„Warum gibt man ihm immer wieder ein Mikrofon?“, fragt Bill rhetorisch. Es sei unverantwortlich, jemanden auf die Bühne zu stellen, der offensichtlich den Anschluss an die moderne Unterhaltungskultur und gesellschaftliche Sensibilitäten verloren hat. Die Verantwortung liege bei den Organisatoren, die den Skandal billigend in Kauf nähmen oder sogar darauf spekulierten.
Ein Abschied auf Raten?
Der Abend in München hat Spuren hinterlassen. Auch bei Gottschalks Ehefrau Karina, die laut Aussage des Entertainers „ebenfalls sauer“ war. Das Bild des einstigen „Wetten, dass..?“-Helden hat tiefe Risse bekommen. Wenn selbst Ikonen der Popkultur wie die Kaulitz-Zwillinge, die sonst für jeden Spaß zu haben sind, derart deutliche Worte finden und zum Boykott aufrufen, zeigt das: Der Wind hat sich gedreht.
Thomas Gottschalk hat angekündigt, sich im Dezember mit seiner letzten RTL-Show endgültig von der großen Bühne zu verabschieden. Nach diesem Bambi-Auftritt dürften nicht wenige sagen: Es ist höchste Zeit. Ob es ein würdevoller Abgang wird oder ob der bittere Nachgeschmack dieses Skandals bleibt, wird sich zeigen. Für Bill und Tom Kaulitz jedenfalls ist das Kapitel Gottschalk bereits geschlossen – und zwar endgültig.