„Ganz im Gegenteil!“ – Das Ende einer Ära? Kastelruther Spatzen brechen nach 40 Jahren ihr Schweigen zu den Trennungsgerüchten.

Es war ein Beben, das die Grundfesten der Volksmusikwelt erschütterte. Ein Gerücht, das sich wie ein Lauffeuer verbreitete und in den Herzen tausender Fans eine tiefe Sorge auslöste: Stehen die Kastelruther Spatzen, die unangefochtenen Ikonen aus Südtirol, nach vier Jahrzehnten im Rampenlicht vor dem Aus? Die Spekulationen wurden lauter, die Schlagzeilen drängender. Auslöser war ausgerechnet Frontmann Norbert Rier selbst, das Gesicht und die Stimme der Band, der in einem stillen Moment einen sehr menschlichen Wunsch geäußert hatte.

Doch nun, pünktlich zu ihrem unglaublichen 40. Bühnenjubiläum, meldet sich die Band mit einer Deutlichkeit zu Wort, die keinen Raum für Spekulationen lässt. Es ist eine Botschaft, die nicht nur beruhigt, sondern die die tiefe Verbundenheit der Musiker zu ihrem Lebenswerk und ihren Anhängern zementiert.

Der Wunsch nach Ruhe, der die Fans aufschreckte

Um die Panik in der Fangemeinde zu verstehen, muss man den Mann im Zentrum des Sturms betrachten: Norbert Rier, 62. Vor einiger Zeit, in einem offenen Gespräch mit der Zeitschrift „Meine Melodie“, ließ Rier eine Seite von sich durchblicken, die oft hinter dem Glanz der Bühne verborgen bleibt. Er sprach von einem Wunsch, der in jedem von uns schlummert, der ein Leben im Hochgeschwindigkeitstakt führt. „Ein Wunsch wäre, dass mein Leben nicht mehr so stressig und hektisch ist“, vertraute er dem Magazin an.

Es war ein Satz, der aufhorchen ließ. Doch Rier ging weiter und sprach von der vielleicht größten Sehnsucht eines Mannes in seinem Alter: seinen Enkelkindern. Er wolle sich zukünftig mehr um sie kümmern. Es waren die Worte eines liebenden Großvaters, nicht die eines Popstars. Doch in der sensiblen Welt der Volksmusik, in der die „Spatzen“ nicht nur als Musiker, sondern als eine Art Fels in der Brandung gelten, wirkten diese Worte wie ein Vorbote des Abschieds.

Die Sorge war unmittelbar und greifbar. Würde der Frontmann seine Prioritäten neu ordnen? Bedeutete der Wunsch nach mehr Zeit für die Familie unweigerlich das Ende einer Ära, die 1975 begann und seit der ersten Veröffentlichung rund acht Jahre später die Musiklandschaft im deutschsprachigen Raum prägt wie kaum eine zweite? Die Angst vor dem letzten Vorhang, dem letzten Lied, dem letzten Applaus – sie war plötzlich real.

Eine Karriere in Superlativen: Mehr als nur Musik

40 Jahre auf der Bühne. Man muss sich diese Zahl auf der Zunge zergehen lassen. Vier Jahrzehnte, in denen die Kastelruther Spatzen von einer lokalen Band aus den Dolomiten zu einem Phänomen wurden. Wir sprechen hier nicht von einem One-Hit-Wonder. Wir sprechen von einer Institution. Dreizehn Echos – eine schier unglaubliche Zahl, die ihre musikalische Dominanz und anhaltende Relevanz beweist. Hinzu kommen unzählige Platin- und Goldauszeichnungen, die ihre Tonträger zu Edelmetall machten.

Die Band, bestehend aus Norbert Rier (62), Albin Gross (67), Rüdiger Hemmelmann (56), Karl Heufler (63), Kurt Dasser (65), Valentin Silbernagel (66) und Walter Mauroner (66), ist mehr als die Summe ihrer Teile. Sie sind Botschafter ihrer Südtiroler Heimat, ein musikalisches Zuhause für Generationen von Fans. Ihre Lieder handeln von Liebe, von den Bergen, von der Heimat, von den einfachen und doch so tiefen Wahrheiten des Lebens. Auf ihren Erfolg ausruhen? Das schien nie die Art der „Spatzen“ zu sein. Und doch stand plötzlich diese Frage im Raum.

Gerade als die Gerüchteküche am höchsten kochte, gerade als die Fans begannen, sich mit dem Unvermeidlichen abzufinden, schlugen die Spatzen zurück. Nicht laut, nicht aggressiv, sondern mit der ruhigen Kraft und Unmissverständlichkeit, die ihre Musik seit je her auszeichnet.

Das klare Bekenntnis: „Ein Blick zurück heißt nicht, dass wir ans Aufhören denken“

In einer Pressemitteilung, die als direkte Antwort auf die Sorgen der Anhänger zu verstehen ist, fand die Band klare Worte. Sie räumten ein, dass ein rundes Jubiläum wie das 40-jährige natürlich ein Anlass sei, innezuhalten. „Wie bei allen runden Jubiläen schaut man auch zurück auf alles Schöne, Spannende und vielleicht nicht immer Leichte im Leben“, heißt es in dem Statement. „Wir denken, das muss auch mal sein.“

Dieser Satz allein hätte die Gerüchte weiter befeuern können – ein melancholischer Rückblick, der oft das Ende einläutet. Doch dann folgte die Wende, der Satz, auf den alle gewartet hatten, und er war kraftvoller als jeder Paukenschlag in einem ihrer Hits:

„Ein Blick zurück heißt aber nicht, dass ich oder wir ans Aufhören denken. Ganz im Gegenteil!“

„Ganz im Gegenteil.“ Zwei Worte, die alles veränderten. Zwei Worte, die die Angst der Fans in pure Erleichterung und Vorfreude verwandelten. Es ist kein Abschied, es ist ein Aufbruch. Die Band nutzt das Jubiläum nicht, um einen Schlussstrich zu ziehen, sondern um einen Doppelpunkt zu setzen.

Das Dreigespann der Inspiration: Fans, Familie, Heimat

Doch was treibt diese Männer nach 40 Jahren immer noch an? Nach tausenden Konzerten, endlosen Stunden im Studio und auf der Autobahn? Woher nehmen sie die Kraft, sich nicht auf den verdienten Lorbeeren auszuruhen, wie es Norbert Rier für sein Privatleben ja selbst erwägt?

Die Antwort darauf liefert die Band im selben Atemzug, und sie ist das eigentliche Herzstück ihrer Botschaft. Es ist ein emotionales Bekenntnis zu den drei Säulen, auf denen ihr gesamtes Lebenswerk ruht. „Die 40 Jahre Kastelruther Spatzen haben uns vor allem eines verdeutlicht: Unsere Fans, unsere Familien und unsere Heimat sind die schönste Inspiration, immer nach vorne zu schauen und neue Lieder zu erschaffen, die so vielen Menschen Freude bereiten.“

Lesen wir diese Worte langsam: Fans, Familien, Heimat.Für die Kastelruther Spatzen sind ihre Fans nicht nur Konsumenten. Sie sind der Resonanzboden, der Grund, warum sie morgens aufstehen. Die Freude, die sie mit ihren Liedern bereiten, ist der Treibstoff.

Dann die Familien. Der Rückhalt, der Hafen, dem auch Norbert Rier so viel verdankt. Die Band stellt klar, dass der Wunsch nach mehr Familienzeit und die Leidenschaft für die Bühne kein Widerspruch sein müssen. Im Gegenteil: Die Familie ist die Kraftquelle, die die öffentliche Person erst möglich macht. Sie ist die Inspiration, nicht das Hindernis.

Und schließlich die Heimat. Südtirol, die Berge, die Wurzeln. Wer die Spatzen hört, hört die Dolomiten. Diese tiefe Verwurzelung in ihrer Heimat ist das Fundament, das ihnen all die Jahre über Stabilität in einer sich ständig wandelnden Musikindustrie gegeben hat.

Die Zukunft: „Wir sehen uns auf Tour“

Das Statement der Band ist kein leeres Versprechen. Es ist eine konkrete Ankündigung. Das Jubiläum wird gefeiert, aber nicht im stillen Kämmerlein, sondern dort, wo die Spatzen hingehören: auf der Bühne, vor ihren Fans. Bereits ab März (des Jubiläumsjahres 2023) ging die Band auf große Tournee. Von Würzburg über Frankfurt bis nach Lübeck und Cottbus, und natürlich mit Stopps in ihrer geliebten Heimat Österreich.

Die Sorge der Fans war verständlich, denn der Gedanke an eine Welt ohne neue Lieder der Kastelruther Spatzen ist für viele unvorstellbar. Doch die Band hat diese Sorge nicht nur ernst genommen, sondern sie in pure positive Energie umgewandelt.

Norbert Riers Wunsch nach mehr Ruhe ist menschlich und nachvollziehbar. Doch die Leidenschaft für die Musik, die Dankbarkeit gegenüber den Fans und die Liebe zur Heimat sind offenbar ein Feuer, das noch lange nicht erloschen ist. Die Spatzen fliegen weiter.

Die Botschaft endet so, wie sie es seit 40 Jahren tun – mit einem Blick nach vorn und einer Einladung an die Menschen, die ihnen alles bedeuten.

„In diesem Sinne: Wir sehen uns auf Tour.“

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