Lebe schnell, stirb jung: Die tragischen letzten Stunden von James Dean und der unheimliche Fluch des „Little Bastard“

Es gibt Namen, die über Jahrzehnte hinweg eine ungebrochene Faszination ausüben. Sie sind mehr als Erinnerungen an Schauspieler; sie sind Symbole, eingefroren in der Zeit, ewig jung. An der Spitze dieser Liste steht ein Name: James Dean. Ein Meteorit, der Mitte der 1950er Jahre am Himmel Hollywoods aufstieg, eine ganze Generation definierte und fast genauso schnell wieder verglühte. Mit nur drei Filmen – „Jenseits von Eden“, „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ und „Giganten“ – wurde er zur unsterblichen Ikone des jugendlichen Rebellen, des missverstandenen Suchenden, des modernen Antihelden.

Doch der James Dean, den die Welt auf der Leinwand sah – der grüblerische Blick, die scheinbare Gleichgültigkeit, die unterdrückte Wut –, war nur ein Teil der Wahrheit. Hinter der Fassade des Schauspielers brannte ein Mann mit einer alles verzehrenden Leidenschaft, die weitaus gefährlicher war als jede gespielte Szene: die Sucht nach Geschwindigkeit.

Dean wollte den Rebellen nicht nur spielen; er musste ihn leben. Er suchte das Echte, das Ungefilterte, das er im künstlichen Glanz Hollywoods vermisste. Er fand es im metallischen Zittern einer Karosserie, im Geruch von Benzin und im Zurückweichen des Horizonts vor seinem Gasfuß. Sein ultimatives Werkzeug, sein gefährlichster Begleiter, wurde ein Auto, das so berüchtigt werden sollte wie er selbst: der Porsche 550 Spyder. Ein silberner Pfeil, flach, schnell und unerbittlich. Dean gab ihm einen ironischen, fast zärtlichen Spitznamen: „Little Bastard“.

Es war ein Name, der sich als dunkles Omen erweisen sollte.

Hollywood wusste um Deans Besessenheit und fürchtete sie. Ein Superstar auf dem Gipfel seines Ruhms, der sein Leben in einem Rennwagen riskierte, war ein Albtraum für jedes Studio. Freunde warnten ihn. Der Schauspieler Alec Guinness soll Dean nur eine Woche vor dessen Tod getroffen haben. Als Dean ihm stolz den neuen Spyder präsentierte, überkam Guinness ein eisiges Gefühl. „Wenn du in dieses Auto steigst“, sagte er, „wirst du nächste Woche um diese Zeit tot aufgefunden.“

James Dean lachte nur. Er wusste, dass Risiko der Preis für die Freiheit war, nach der er sich so verzweifelt sehnte.

Der 30. September 1955 begann wie ein perfekter kalifornischer Tag. Die Sonne brannte vom Himmel, als Dean sich auf ein Rennen in Salinas vorbereitete. Statt den wertvollen Spyder, wie üblich, auf einem Anhänger transportieren zu lassen, beschloss Dean, ihn selbst zu fahren. Er wollte das Auto spüren, sich „einfahren“, jede Vibration kennenlernen. Es war eine fatale Entscheidung.

Neben ihm saß der deutsche Porsche-Ingenieur Rolf Wüterich. Hinter ihnen, in einem Kombi mit Anhänger, folgten der Stuntman Bill Hickman und ein Fotograf, der die Leidenschaft des Stars dokumentieren sollte.

Die Fahrt war ein Rausch. Dean genoss die Kraft des Wagens, der über den Asphalt glitt. In der Nähe von Bakersfield wurde er von einem Polizisten angehalten – wegen überhöhter Geschwindigkeit. Eine formelle Warnung, mehr nicht. Dean nickte, lächelte vielleicht, und fuhr weiter.

Gegen Mittag hielten sie an einem bekannten Treffpunkt namens Blackwells Corner. Andere Fahrer und Fans erkannten den Star, baten um Autogramme, bewunderten den futuristischen Porsche. Eine Frau rief ihm scherzhaft zu, er solle aufpassen, der kleine Wagen könnte von einem Windstoß umgeweht werden. Deans Antwort, die letzte, an die sich Zeugen erinnern: „Er fliegt schneller, als Sie denken.“

Am späten Nachmittag, gegen 17:15 Uhr, bogen sie auf den Highway 466 ab, die heutige Route 46. Die Sonne stand tief und verwandelte den Himmel in ein flammendes Orange. Sie blendete, tauchte die goldenen Hügel von Cholame in ein fast surreales Licht. Der Highway war fast leer, die Straße verlief gerade. Dean fuhr schnell, aber kontrolliert. Wüterich neben ihm überprüfte die Instrumente. Sie näherten sich einer unscheinbaren Gabelung, der Kreuzung mit dem Highway 41.

Zur exakt gleichen Zeit näherte sich aus der Gegenrichtung ein junger Student. Donald Turnupseed, 23 Jahre alt, saß am Steuer seines 1950er Ford Tudor. Er wollte nach links auf den Highway 41 abbiegen. Die tiefstehende Sonne blendete ihn. Der silberne Porsche 550 Spyder, extrem flach und reflektierend, war gegen den hellen Asphalt fast unsichtbar.

Es war 17:45 Uhr.

Turnupseed begann mit dem Abbiegevorgang. Wüterich sah das massige Auto, das sich plötzlich quer vor sie schob. Spätere Berichte deuten darauf hin, dass Deans letzte Worte ein gebrülltes „Er muss uns doch sehen!“ waren.

Das Kreischen von Bremsen zerschnitt die Luft, ein verzweifelter, Sekundenbruchteile dauernder Kampf um Zentimeter. Es war zu spät.

Der Aufprall war ohrenbetäubend, ein einziger, brutaler Schlag von Metall auf Metall. Der leichte Aluminiumrahmen des „Little Bastard“ hatte der Masse des Ford nichts entgegenzusetzen. Der Porsche wurde weggeschleudert, überschlug sich und landete zerfetzt in einem Straßengraben.

Für einen Moment herrschte absolute Stille, nur unterbrochen vom Knacken des abkühlenden Metalls und dem scharfen Geruch von Benzin.

Donald Turnupseed saß benommen in seinem Ford, nur leicht verletzt. Rolf Wüterich war aus dem Spyder geschleudert worden, sein Körper lag bewusstlos am Straßenrand. Er atmete flach, schwer verletzt, aber er lebte.

James Dean jedoch war im Wrack eingeklemmt. Der Sicherheitsgurt hatte tief in seinen Körper geschnitten, die Brust war eingedrückt. Sein Kopf lag über dem Lenkrad. Sein Genick war gebrochen.

Bill Hickman, der im Begleitfahrzeug gefolgt war, erreichte die Unfallstelle Minuten später. Er rannte zu dem Wrack, rief verzweifelt den Namen seines Freundes. Doch es gab keine Antwort.

Sanitäter kämpften über 20 Minuten lang mit Schneidwerkzeug, um den leblosen Körper aus dem verformten Aluminium zu befreien. Um 18:20 Uhr, im War Memorial Hospital von Paso Robles, wurde James Dean offiziell für tot erklärt. Er war 24 Jahre alt.

Die Nachricht traf Hollywood wie ein Schockbeben. Radiosender unterbrachen ihr Programm. Innerhalb von Stunden wusste die Welt, dass ihr rebellischster Sohn verloren war. Als „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ wenige Wochen nach seinem Tod Premiere feierte, saß das Publikum schweigend in den Kinos. Sie sahen keinen Schauspieler mehr, sie sahen einen Geist. Der Tod hatte James Dean nicht ausgelöscht; er hatte ihn unsterblich gemacht.

Doch während der Mythos des Mannes begann, war die Geschichte des Autos noch lange nicht zu Ende. Die Tragödie verwandelte sich in eine unheimliche Legende: den Fluch des „Little Bastard“.

Der berühmte Auto-Veredler George Barris kaufte das Wrack für eine geringe Summe. Schon bei der Anlieferung in seiner Werkstatt rutschte der Wagen vom Anhänger und brach einem Arbeiter beide Beine. Barris, beunruhigt, begann, das Auto in Teilen zu verkaufen.

Zwei Rennfahrer, Troy McHenry und William Eschrich, kauften den Motor und Teile des Antriebsstrangs und bauten sie in ihre eigenen Rennwagen ein. Kurze Zeit später, im Jahr 1956, fuhren sie dasselbe Rennen. McHenry verlor die Kontrolle, prallte gegen einen Baum und war sofort tot. Eschrich überlebte schwer verletzt, als sich sein Wagen in derselben Veranstaltung überschlug.

Barris stellte das, was vom „Little Bastard“ übrig war, als Mahnung zur Verkehrssicherheit aus. Doch das Unheil ging weiter. In Sacramento brach ein Feuer in der Ausstellungshalle aus; alles verbrannte, nur das Wrack blieb unversehrt. In Oregon rutschte der Wagen von seinem Podest und verletzte einen Schüler. Zweimal kam der Lastwagen, der den Spyder transportierte, von der Straße ab – beim zweiten Mal starb der Fahrer.

Die Öffentlichkeit war überzeugt: Das Auto war verflucht. Es war, als hätte der „Little Bastard“ einen eigenen, bösartigen Willen entwickelt.

Schließlich, im Jahr 1960, sollte das Wrack nach Florida transportiert werden. Der Anhänger kam an seinem Zielort an. Doch als die Plane zurückgezogen wurde, war er leer. Der „Little Bastard“ war spurlos verschwunden. Bis heute, über 60 Jahre später, ist der Todeswagen von James Dean nie wieder aufgetaucht.

Was bleibt, ist mehr als die Geschichte eines tragischen Unfalls. Es ist die Chronik eines Mannes, der das Leben bis zum Äußersten auskosten wollte. James Dean verkörperte eine Philosophie, die auf seinem Grabstein in seiner Heimatstadt Fairmount, Indiana, eingemeißelt ist: „Träume, als würdest du ewig leben. Lebe, als würdest du heute sterben.“

Er starb mit 24, doch er hörte nie auf zu leben. Er verließ die Leinwand, um in die Ewigkeit einzutreten, wo er für immer der junge Rebell bleibt, eingefroren im Moment seines größten Ruhms – ein zeitloses Symbol für die Freiheit und ihren ultimativen Preis.

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