Markus Lanz bricht sein Schweigen: Wie die Angst vor dem Herzinfarkt und die Kraft des Sports den Star-Moderator aus der „grauenvollen Zeit“ der Panikattacken retteten

In einer Welt, in der die Fassaden des Erfolgs oft makellos erscheinen, braucht es Mut und eine erschütternde Ehrlichkeit, um die Risse im eigenen Fundament offenzulegen. Genau diesen Mut hat Markus Lanz, einer der bekanntesten und erfolgreichsten Fernsehmoderatoren Deutschlands, nun bewiesen. In seinem gemeinsamen Podcast mit dem Philosophen Richard David Precht, „Lanz und Precht“, gewährte der Star-Moderator einen tiefen und schonungslosen Einblick in eine Lebensphase, die er selbst als „grauenvolle Zeit“ bezeichnet. Seine Offenbarung über Panikattacken, die ihn in jungen Jahren in die Knie zwangen, ist mehr als eine Anekdote; sie ist ein kraftvolles Plädoyer für mehr Sensibilität im Umgang mit mentaler Gesundheit und eine inspirierende Geschichte der Selbstermächtigung.

Die Finsterste Zeit: Der Zusammenbruch in jungen Jahren

Markus Lanz steht heute für Souveränität, intellektuelle Schärfe und eine bemerkenswerte Präsenz, die Millionen von Zuschauern Woche für Woche fesselt. Doch die Phase, über die er nun spricht, zeigt ein völlig anderes Bild – das eines jungen Mannes, der innerlich am Abgrund stand. „Ich bin selber mal, in meiner Anfangszeit, richtig in die Knie gegangen. Panikattacken und so weiter“, erzählt Lanz mit einer entwaffnenden Direktheit, die man so von dem sonst auf Fakten und Interviews konzentrierten Moderator kaum erwartet. Diese Phase, die er rückblickend als „eine finstere Zeit in meinem Leben“ beschreibt, war geprägt von einem Gefühl der Lähmung und des totalen Kontrollverlusts.

Seine ehrliche Schilderung, wie er in dieser Lebenskrise mit dem Problem umging, ist erschreckend und nachvollziehbar zugleich. In einer Gesellschaft, in der mentale Probleme lange als Schwäche oder gar als Stigma galten, versuchte Lanz, die Symptome zu ignorieren und einfach weiterzumachen. „Ich habe einfach irgendwie weitergearbeitet und habe sich wie ein Zombie gefühlt“, erklärt er weiter. Dieser Ausdruck – „wie ein Zombie gefühlt“ – trifft den Kern der Erfahrung vieler Menschen, die unter psychischem Druck stehen: die äußere Funktionstüchtigkeit aufrechterhalten zu müssen, während das innere Leben längst zusammengebrochen ist. Es war eine „grauenvoll[e]“ Existenz, eine Krise, in die er nie wieder zurückkehren möchte.

Der Appell zur Sensibilität

Die Entscheidung, über diese privaten Qualen zu sprechen, war bewusst. Lanz betont ausdrücklich, dass er dies „bewusst und ganz offen“ erzählt, weil es „Dathemen“ sind, mit denen Menschen manchmal zu kämpfen haben. Sein Motiv ist klar: die Stigmatisierung zu durchbrechen. Er wünschte sich rückblickend, er hätte zu dieser Zeit, als er am Tiefpunkt war, mehr Verständnis und „mehr Sensibilität“ für solche Dinge in seinem Umfeld gefunden. Sein öffentliches Bekenntnis ist somit ein kraftvoller Appell, diese Unsichtbarkeit und Isolation zu beenden und eine Kultur zu schaffen, in der über mentale Probleme ebenso offen gesprochen wird wie über körperliche Erkrankungen. Ein Medienprofi seiner Reichweite, der die Verletzlichkeit seines jungen Ichs offenbart, leistet damit einen unschätzbaren Beitrag zur Enttabuisierung.

Die Furcht vor dem Herzinfarkt: Der absolute Tiefpunkt

Der Zustand des Moderators spitzte sich zu einer existenziellen Krise zu, die sich in einem tiefgreifenden Misstrauen gegenüber seinem eigenen Körper manifestierte. Lanz berichtet von der ständigen Angst, mit einem Herzinfarkt zusammenzubrechen. „Ich habe mir und meinem Körper nicht mehr vertraut“, gesteht er offen. Diese Angst ist typisch für Panikattacken, bei denen die körperlichen Symptome (Herzrasen, Atemnot) so real und bedrohlich wirken, dass Betroffene glauben, sie würden tatsächlich einen medizinischen Notfall erleiden. Wenn der eigene Körper, die vermeintlich stabilste Säule des Daseins, zum Feind wird, ist der Leidensdruck immens.

Die Wende: Heilung durch Ausdauersport

Das Interessante, wie Lanz selbst hervorhebt, ist die Art und Weise, wie er aus dieser tiefen Krise herausfand. Es war keine schnelle, medikamentöse Lösung, sondern ein langsamer, systematischer Prozess der körperlichen Rückeroberung, der durch den Sport initiiert wurde. Er begann, systematisch Ausdauersport zu betreiben.

Die psychologische Wirkung dieser physischen Anstrengung beschreibt Lanz als einen „großartigen Moment der Genesung, der Heilung“. Er erinnert sich genau an den Moment des Durchbruchs, an dem er wieder eine „sehr gute Runde“ gelaufen war. In dieser Situation der körperlichen Leistung stellte sich ein Gedanke ein, der die Angst entmachtete: „Wenn dein Körper dazu in der Lage ist, dann kann das mit dem bevorstehenden Herzinfarkt so schlimm gar nicht sein.“

Dieser Gedanke markiert den Durchbruch. Die körperliche Verausgabung, die ihm bewies, dass sein Herz stark und seine Lungen leistungsfähig waren, riss die Illusion der ständigen Bedrohung ein. Der Sport gab ihm einen Beweis, eine physische Gewissheit, die die irrationalen Ängste der Panikattacken nicht liefern konnten. Ausdauersport wurde so nicht nur zum Ventil, sondern zum Fundament eines wiederhergestellten Urvertrauens in die eigene Vitalität.

Selbstermächtigung und die Macht des Geistes

Nach diesem Wendepunkt erhielt Lanz einen entscheidenden psychologischen Impuls von einem befreundeten Psychiater: „Wenn du nicht möchtest, dass das noch mal wiederkommt, dann wird es auch nie wieder passieren.“ Dieser Satz, so einfach er klingt, enthielt die Essenz der Selbstermächtigung – das Wissen, dass die Kontrolle über die Rückkehr der Angst in der eigenen Hand liegt. Das Gefühl, „in der Lage [zu] bist, etwas Gutes und Starkes in dir zu aktivieren“, war der Schlüssel zur dauerhaften Stabilität.

Die Geschichte von Markus Lanz verdeutlicht, dass Heilung nicht immer ein passiver Prozess ist, bei dem man auf externe Hilfe wartet. Manchmal ist es die aktive Entscheidung und die disziplinierte Anstrengung, sei es durch Sport oder mentale Fokussierung, die die inneren Kräfte weckt. Es ist das Gefühl, selbst der Architekt der eigenen Gesundheit und Stärke zu sein, das die langfristige Resilienz schafft. Lanz’ Genesung ist ein Paradebeispiel dafür, wie der Geist den Körper und umgekehrt der Körper den Geist stärken kann, um ein überwältigendes Problem in eine Quelle persönlicher Stärke zu verwandeln.

Eine wichtige Abgrenzung

Sowohl Lanz als auch Precht sind sich der Verantwortung, die mit einer solchen öffentlichen Aussage einhergeht, bewusst. Lanz betont, dass er von „meiner ganz persönlichen Geschichte“ spricht. Precht ergänzt, dass diese Form der Selbstheilung nur bis zu einem gewissen medizinischen Grad gelten könne.

Mit dieser wichtigen Einschränkung entgehen die beiden der Falle, ihre Erfahrung als Patentrezept für alle darzustellen. Lanz schließt seine Erzählung mit einer tief empfundenen Anerkennung für jene, die wirklich „arm dran sind, viel ärmer als ich es in dieser Krise war“. Dies zeigt journalistische Integrität und Empathie. Die Botschaft ist nicht, dass jeder seine Probleme einfach wegjoggen kann, sondern dass jeder seinen eigenen, ihm gemäßen Weg zur Aktivierung innerer Stärke finden muss, wobei es für schwere Fälle unumgänglich ist, medizinische und therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ein Triumph der Menschlichkeit

Markus Lanz hat mit dieser Offenbarung weit mehr getan, als nur eine private Anekdote zu teilen. Er hat die menschliche Komponente hinter der Fernsehpersönlichkeit gezeigt: die Verletzlichkeit, den Kampf und den Triumph der Überwindung. Sein Zeugnis beweist, dass selbst die öffentlich erfolgreichsten Menschen dunkle Täler durchschreiten. Indem er seine Geschichte ohne Scham teilt, liefert er nicht nur eine Anleitung zur Selbsthilfe durch körperliche Betätigung und mentale Stärke, sondern er bestärkt unzählige andere, die sich im Stillen mit ähnlichen Problemen quälen. Es ist ein Akt der Solidarität, der die Diskussion über mentale Gesundheit in der deutschen Öffentlichkeit weiter voranbringt und seine Reputation als integre und tief menschliche Persönlichkeit festigt. Diese „grauenvolle Zeit“ hat Lanz zwar fast zerbrochen, aber am Ende hat sie ihn zu dem starken und ehrlichen Menschen geformt, der er heute ist.

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