Norbert Riers größter Kampf: Die herzzerreißende Angst vor dem Pflegefall kurz vor der lebenswichtigen Herz-OP

Die Kastelruther Spatzen sind seit Jahrzehnten mehr als nur eine Band; sie sind ein Stück Heimatgefühl, ein Soundtrack für Millionen. An ihrer Spitze steht eine Ikone der Volksmusik, Norbert Rier, dessen bodenständige Ausstrahlung und warme Stimme untrennbar mit dem Erfolg der Gruppe verbunden sind. Doch hinter der strahlenden Fassade der Bühne und der vertrauten Kulisse seines Südtiroler Bauernhofs verbirgt sich derzeit eine tiefe, existenzielle Sorge. Norbert Rier steht unmittelbar vor einer lebenswichtigen Herzklappenoperation – und er enthüllt kurz vor dem Eingriff seine größte, tief sitzendste Angst, die weit über die Risiken des chirurgischen Bestecks hinausgeht.

Der 65-jährige fünffache Opa, dessen Leben ein Balanceakt zwischen den grellen Lichtern der Tourneen und der erdigen Realität der Landwirtschaft ist, muss sich erneut einem schweren Eingriff unterziehen. Erwartungsgemäß lässt der Tausch seiner Herzklappe niemanden kalt, am wenigsten ihn selbst. Doch während die Fans voller Sorge die Daumen drücken und das gesamte Umfeld Zuversicht ausstrahlt, drehen sich Riers Gedanken um ein Szenario, das ihm mehr Furcht einjagt als der Operationstisch: die Aussicht, zum Pflegefall zu werden.

Der Preis des Erfolgs: Stress und die tickende Uhr

„Meiner größte Angst wäre es, zum Pflegefall zu werden und auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein“, gesteht der Spatzenchef mit einer entwaffnenden Offenheit, die tief blicken lässt. Er spricht damit eine Urangst vieler Menschen im fortgeschrittenen Alter aus, doch bei Rier scheint sie durch die Hektik seines jahrzehntelangen Doppellebens besonders geschärft zu sein. Für ihn ist die Qualität des Lebens untrennbar mit der Selbstbestimmung verbunden. „Wenn man kein selbstbestimmtes Leben mehr führen kann, dann hat das Leben keine Qualität mehr. Davor fürchten sich sicher die meisten Menschen“, resümiert er. Diese philosophische Einsicht, kurz bevor er sich der Schulmedizin anvertraut, zeigt die Tiefe seiner Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und der eigenen Endlichkeit.

Die Notwendigkeit des Herzklappenaustauschs scheint Rier zufolge nicht zuletzt dem enormen Stress geschuldet zu sein, dem er sich selbst über all die Jahre ausgesetzt hat. Er ist zuversichtlich, dass alles gut gehen wird – „den Umständen entsprechend geht es mir recht gut“ – dennoch vermutet er eine direkte Verbindung zwischen seiner Karriere und seinem Gesundheitszustand. „Vermutlich schon. Ich muss lernen, Stress besser abzubauen“, reflektiert er über seinen unkonventionellen Lebensweg.

Bühne, Stall und die Rastlosigkeit

Tatsächlich könnte man Norbert Riers Alltag als das genaue Gegenteil eines „ganz ruhigen und sorglosen Lebens“ bezeichnen, das er selbst als potenziell gesünder beschreibt. Sein Leben ist alles andere als das eines Menschen, der „in einer Wohnung lebt und einen geregelten Job hat“. Riers Berufsleben ist zweigeteilt und verlangt ihm eine unvorstellbare Energie ab.

Auf der einen Seite steht die musikalische Berufung, die ihm Freude bereitet und die Menschen glücklich macht. „Es ist ja gesund zu singen und es macht mir Spaß zu musizieren und den Menschen Freude zu bereiten mit unseren Liedern“, bekräftigt er die positive Seite seiner Arbeit. Doch die wahre Belastung sieht er im „Drumherum“: die endlosen Reisen, die langen Autofahrten, die ständige Angespanntheit, die der Terminkalender mit sich bringt.

Auf der anderen Seite steht sein geliebter Bauernhof, der kein romantisches Hobby, sondern ein Vollzeitbetrieb ist. Rier ist Landwirt aus Leidenschaft und Berufung. Er kümmert sich um seine große Familie, aber auch um seine Haflingerpferde, die Jungviehaufzucht, Hühner, Hunde und Katzen. „Die Tiere versorgen sich nicht von allein, da müssen alle mit anpacken“, erklärt er die ständige körperliche Präsenz, die auf dem Hof gefordert ist. Ob schwere oder leichte Arbeit, auf dem Hof gibt es „immer Arbeit“, was eine zusätzliche körperliche und zeitliche Anforderung bedeutet, die sich kaum mit den Strapazen einer Tournee vereinbaren lässt.

Als die Nächte kürzer wurden

Dieser Tribut an das Älterwerden wird Rier schmerzlich bewusst, wenn er an die Vergangenheit denkt. Er erinnert sich an Zeiten, in denen sein Körper scheinbar unzerstörbar war. Früher sei er nach einem abendlichen Auftritt noch nach Hause gefahren, um dann morgens „ohne eine Stunde Schlaf“ direkt auf dem Hof weiterzuarbeiten. Eine solche körperliche Verausgabung ist heute undenkbar. „Das geht heute nicht mehr“, stellt er fest, eine einfache, aber ernüchternde Bilanz der veränderten Kapazitäten seines Körpers.

Diese Erkenntnis ist eingebettet in eine tiefere, philosophische Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit. Rier blickt auf die „letzten Jahre“, die „so schnell vergangen“ sind, und auf seine Altersgenossen. „Wenn ich heute mitbekomme, wie ältere Leute sterben, dann denke ich manchmal schon: Die nächsten werden wir sein“, sagt er offen. Es ist der „Lauf des Lebens“, den er als Realist anerkennt, doch die Angst vor dem Kontrollverlust bleibt.

Er hat Vorbilder für ein würdevolles Alter: Die Mutter seiner Frau, die trotz Alzheimer mit 92 Jahren noch körperlich fit ist, und sein Vater, der mit 85 Jahren noch Akkordeon spielte. Diese Beispiele nähren seinen Wunsch nach einem gesunden und selbstbestimmten Altern. „Das würde ich mir auch wünschen“, bemerkt er in einem Moment der Sehnsucht. Doch die Herzklappenoperation ist kein „Pappenstil“, und das weiß der Routinier der Bühne nur zu gut.

Die Spatzenfamilie hält zusammen

In dieser unsicheren Zeit ist es die Familie, die den Spatzenchef stützt. Rier muss sich schonen, vor allem in den Tagen nach der Operation. Aber die Musik muss weitergehen. Hier zeigt sich die Stärke der Kastelruther Spatzen als Familienunternehmen: Sein Sohn Alexander springt für ihn auf Tournee ein. Diese Gewissheit gibt ihm Halt und die Zuversicht, dass die Show weiterläuft, während er sich auf das Wichtigste konzentriert: seine Gesundheit.

Die emotionale Welle der Unterstützung, die Rier nach Bekanntwerden seiner gesundheitlichen Probleme erreicht hat, ist immens. Sie zeigt, wie sehr er als Mensch und Künstler in der Volksmusikszene verankert ist. Seine Ehrlichkeit, mit der er über Stress, das Älterwerden und seine größte Angst spricht, macht ihn nur noch menschlicher und nahbarer. Er ist nicht nur die Ikone auf der Bühne, sondern auch der besorgte Ehemann, Vater und Großvater, der wie jeder andere darum ringt, seine Lebensqualität bis zum Schluss zu bewahren.

Ein Plädoyer für die Selbstbestimmung

Norbert Rier kämpft nicht nur für eine neue Herzklappe. Er kämpft für das Recht auf sein selbstbestimmtes Leben, für die Möglichkeit, weiterhin über seine Haflinger zu wachen und seine Musik zu machen, solange es ihm möglich ist, aus eigener Kraft. Sein Geständnis ist ein Aufruf zur Achtsamkeit, ein deutliches Zeichen dafür, dass selbst die größten Stars nicht immun gegen die Mühlen der Zeit und die Folgen eines rastlosen Lebens sind.

Die Musikwelt und seine treue Fangemeinde werden Norbert Rier auf seinem Weg der Genesung begleiten. Sie hoffen inständig, dass der Schlagerstar bald wieder genesen auf der Bühne steht, umgeben von seiner musikalischen Familie. Doch vor allem wünschen sie ihm, dass seine größte Angst unbegründet bleibt und er seinen Lebensabend in Würde, Selbstbestimmung und vor allem in der ihm eigenen, liebevollen Art genießen kann. Die nächste Heuernte auf dem Hof, nachdem die Ruhe nach der OP eingekehrt ist, wird hoffentlich ein Symbol für ein neues Kapitel voller Gesundheit und Lebensfreude sein.

Related Posts

Our Privacy policy

https://newsjob24.com - © 2025 News