Die Musik von Peter Maffay ist ein Fels in der Brandung des deutschen Rock – kraftvoll, ehrlich und tief emotional. Doch hinter dem öffentlichen Bild des erfolgreichen Musikers, des Schöpfers der beliebten Drachenfigur Tabaluga und des unermüdlichen Bühnenkünstlers, verbirgt sich eine zutiefst persönliche und schmerzhafte Geschichte. Eine Geschichte von Flucht, Heimatverlust und der alles durchdringenden Existenzangst. In einem kürzlich geführten Interview gewährte der Künstler einen ungewohnt offenen und traurigen Einblick in seine eigene Vergangenheit. Diese Offenbarung macht nicht nur seine jahrzehntelange Arbeit für traumatisierte Kinder verständlich, sondern liefert auch eine tiefgreifende philosophische Lektion über den wahren Wert von Geld und Sicherheit.

Die Narben der Kindheit: Ein Leben gezeichnet von Flucht und Entbehrung
Peter Maffay, der in Rumänien geboren wurde, musste als Kind mit seiner Familie das Land verlassen und flüchten. Dieser erzwungene Neuanfang in einem fremden Land war von einer tiefen materiellen Not geprägt. Maffay selbst bringt die damalige Situation auf den Punkt, indem er mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit erklärt, dass sie damals nichts hatten. Er wählt eine poetische, fast schon bittere Formulierung, die die Leere jener Zeit greifbar macht: „Von nichts gab es so viel“. Es ist diese absolute Entblößung, das Gefühl, am Nullpunkt zu stehen, das Maffays Blick auf das Leben und insbesondere auf soziale Gerechtigkeit für immer verändert hat.
Die Erfahrung, alles zu verlieren und vor dem Nichts zu stehen, ließ ihn wissen, wie sich Existenzangst anfühlt. Dieses Wissen ist nicht theoretisch oder erlesen; es ist tief in seiner Erinnerung und seinem Herzen verankert. Es ist die ständige, nagende Sorge, die viele Menschen, die sich in Armut, Krieg oder auf der Flucht befinden, Tag für Tag begleitet. Doch in dieser Not hatte Maffay das große Glück, Eltern zu haben, die ihm trotz aller Einschränkungen eine Kindheit ohne Angst ermöglicht haben. Diese unbezahlbare Geborgenheit und der Schutz der Eltern, die ihm die Bürde der finanziellen Unsicherheit abnahmen, sind der Quell seiner Dankbarkeit und zugleich der Motor seines heutigen Engagements. Er weiß, dass nicht jedes Kind diesen Schutzschirm besitzt.
Die Tabaluga-Stiftung: Wo eine Million Euro schnell aufgebraucht ist
Dieses persönliche Erleben des Mangels ist der tiefste Beweggrund für sein soziales Engagement. Seit Jahrzehnten setzt sich Peter Maffay nicht nur als beliebter Musiker, sondern auch als engagierter Gründer seiner Stiftung für traumatisierte Kinder ein. Mit der Figur des kleinen grünen Drachen Tabaluga, der lernt, was Liebe und Verantwortung bedeuten, hat er Millionen Kinderherzen erreicht. Doch seine Stiftungsarbeit ist weit mehr als nur ein Prominentenprojekt. Für ihn ist es eine absolute Herzensangelegenheit, die er mit unermüdlichem Einsatz und großem persönlichen Risiko verfolgt.
Die Arbeit seiner Stiftung richtet sich an Kinder, die aus extrem belasteten Verhältnissen kommen. Die Ursachen für ihre Traumata sind vielfältig und erschütternd: Krankheit, Krieg, Traumata oder familiäre Notlagen. Es sind Schicksale, die oft das Vorstellungsvermögen sprengen. Maffay betont mit erschreckender Klarheit, dass diese Kinder eine schwere Last durch ihr ganzes Leben tragen, wenn ihnen nicht frühzeitig geholfen wird. Die Auswirkungen dieser frühen Traumatisierung sind weitreichend und können die Fähigkeit zu einem selbstbestimmten und glücklichen Leben massiv beeinträchtigen.
Angesichts dieser akuten Notlage wird Maffay mit der hypothetischen Millionen-Euro-Frage konfrontiert: Was würde er mit dieser Summe tun? Seine Antwort ist unmissverständlich und direkt: Er stellt sofort den Bezug zur akuten Not in seiner Stiftungsarbeit her. Er muss nicht lange überlegen, denn er sieht jeden Tag, was in seiner Stiftung gebraucht wird. Die Hilfe für diese stark belasteten Kinder erfordert spezialisierte therapeutische Programme, geschultes Personal, sichere Rückzugsorte und vor allem Zeit – viel Zeit. Maffay räumt illusionslos ein, dass die Summe von einer Million schnell aufgebraucht ist angesichts der tiefgreifenden, langfristigen Betreuung, die diese jungen Menschen benötigen, um ihre schweren Lasten ablegen zu können.

Die Definition von Reichtum: Selbstbestimmtheit statt Luxus
Die Erfahrung der Flucht und der anhaltende Kampf um finanzielle Mittel für seine Stiftung haben Peter Maffay eine tiefere Einsicht in die Bedeutung von Geld und materieller Sicherheit gegeben, die weit über das glamouröse Leben eines Rockstars hinausgeht. Er sieht in der finanziellen Existenz nicht primär die Möglichkeit für Luxus, sondern ein grundlegendes menschliches Bedürfnis: Selbstbestimmtheit.
Geld in diesem Sinne bedeutet Freiheit – die Freiheit von der ständigen, lähmenden Angst. Maffay beschreibt das ultimative Gefühl der Sicherheit in einer Weise, die die emotionale Wucht der Existenzangst perfekt konterkariert. Das größte Gut, das Geld ermöglichen kann, ist: „schlafen zu können ohne sich zu sorgen, ob die Kinder morgen genug zu essen haben“. Dieses Gefühl der Sorgenfreiheit, der Gewissheit, das Überleben und das Wohl der eigenen Kinder zu sichern, erklärt er als unbezahlbar.
Diese Aussage ist eine direkte Brücke zu seiner eigenen Kindheit. Seine Eltern konnten ihm diese Kindheit ohne Angst schenken. Nun, als Erwachsener und Gründer einer Hilfsorganisation, kämpft er dafür, dass jedes traumatisierte Kind in seiner Obhut diese elementare Sicherheit erleben kann. Es geht nicht um Überschwang; es geht um die Wiederherstellung der Würde, der Gesundheit und der Möglichkeit, ein unbelastetes Leben zu führen. Diese emotionale und existenzielle Sicherheit ist die wertvollste Investition, die die Stiftung tätigt, und es ist eine, die stetig nach neuen Mitteln verlangt.

Eine zeitlose Botschaft
Peter Maffays Geschichte ist die eines Mannes, der seine tiefsten Wunden in seine größte Stärke verwandelt hat. Sein Erfolg ist messbar in Verkaufszahlen und ausverkauften Stadien, doch sein wahrer Wert liegt in der Herzensangelegenheit seiner Stiftung. Er nutzt seine Plattform, um der Welt eine schmerzhafte Wahrheit vor Augen zu führen: dass viele Kinder eine Last tragen, die sie in ihren jungen Jahren nicht tragen sollten, und dass diese Bürde nur durch Zeit, Empathie und — unweigerlich — Geld gelindert werden kann.
Seine Offenheit über die Existenzangst und seine Definition von Geld als Mittel zur Selbstbestimmtheit liefern eine wichtige Lektion für eine Gesellschaft, die oft von oberflächlichem Reichtum und schneller Bedürfnisbefriedigung abgelenkt ist. Maffay erinnert uns daran, dass das Fundament eines menschlichen Lebens in der Sorgenfreiheit liegt – in der unbezahlbaren Fähigkeit, nachts ruhig zu schlafen.
Sein starker Blick für Armut und Not, der durch seine eigene traurige Vergangenheit geformt wurde, macht ihn zu einem der authentischsten sozialen Akteure in der deutschen Musiklandschaft. Die Arbeit der Tabaluga-Stiftung ist ein Leuchtturm der Hoffnung, der beleuchtet, wie elementar wichtig die Fürsorge und Unterstützung für die am stärksten belasteten Kinder ist, damit auch sie eines Tages ein Leben ohne Angst führen können. Peter Maffay hat seine eigene Geschichte in eine Mission verwandelt, die jede einzelne Spende, jeden einzelnen Euro und jeden Moment der Aufmerksamkeit wert ist. Er weiß, dass er damit nicht nur Leben rettet, sondern auch die Fundamente für eine zukunftsfähige Gesellschaft legt.