Schock-Geständnis auf dem Roten Sofa: Warum sich Ina Müller nach Interviews „fast übergeben“ muss – Die ungeschminkte Wahrheit über Sex, Dating-Frust und das Älterwerden

Es war einer dieser Fernsehmomente, in denen das Publikum den Atem anhält. Eigentlich kennt man Ina Müller als die unerschrockene, laute und herrlich direkte Powerfrau des Norddeutschen Rundfunks. In ihrer Kult-Sendung „Inas Nacht“ trinkt sie ihre Gäste unter den Tisch, singt über frivole Abenteuer und nimmt kein Blatt vor den Mund. Doch als sie nun anlässlich ihres 60. Geburtstags bei ihrer Freundin und Kollegin Bettina Tietjen auf dem „Roten Sofa“ der Sendung „DAS!“ Platz nahm, zeigte die Entertainerin eine Seite, die so verletzlich und drastisch war, dass selbst langjährige Fans schlucken mussten. Zwischen Lachen und tiefer Ernsthaftigkeit ließ Müller eine Bombe platzen: Intime Interviews lösen bei ihr körperliche Übelkeit aus – bis hin zum Brechreiz.

Der physiologische Ekel vor der Intimität

„Wenn ich mit Menschen, die ich nicht kenne, im Interview sitze und mit denen über intime Dinge reden muss, dann ist es mir so unangenehm, dass ich mich nach einer Stunde Interview fast übergeben möchte“, gestand Ina Müller ihrer Gastgeberin Bettina Tietjen. Ein Satz, der wie ein Donnerschlag durch das Studio hallte. Wie passt das zusammen? Eine Frau, die auf der Bühne vor Tausenden von Menschen steht und in ihren Liedtexten unverblümt über neue Liebhaber, Affären und sogar Sexspielzeuge singt, fühlt sich im Zweiergespräch so unwohl?

Müller erklärte dieses scheinbare Paradoxon mit einer verblüffenden Logik: „Es ist lustig, dass es für mich kein Problem ist, einen Song über einen neuen Freund zu machen, der jetzt in meinem Nachttisch wohnt – also dass ich einen Song mache über einen Dildo.“ Auf der Bühne sei sie geschützt. Dort ist sie die Künstlerin, die Performerin, die ihre Geschichten in Kunst verpackt. Die Distanz zum Publikum, das Scheinwerferlicht, die Musik – all das bildet einen Schutzschild. Doch das klassische Interview, das „Seelen-Striptease“ auf Knopfdruck vor einem fremden Journalisten, durchbricht diesen Schutzwall auf eine Weise, die ihr physische Schmerzen bereitet. „Das ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, das kann ich nicht gut händeln“, fügte sie hinzu. Es ist die Ohnmacht, sich erklären zu müssen, ohne die Kontrolle der Kunstform Liedtext.

Das Missverständnis mit der Einsamkeit

Ein weiterer Punkt, der der Jubilarin sichtlich auf der Seele brannte, war die Stigmatisierung durch die Presse. Ina Müller wehrte sich vehement dagegen, als das Gesicht der modernen Einsamkeit dargestellt zu werden. Nur weil sie Lieder über das Alleinsein schreibe oder thematisiere, wie es ist, ohne Partner zu leben, sei sie noch lange keine Expertin für dieses beklemmende Gefühl.

„Wenn ich mit jemandem darüber rede, ob ich einsam sei, werde ich durch die Presse plötzlich die Einsamkeitsexpertin“, beschwerte sie sich mit der ihr eigenen, norddeutschen Schnoddrigkeit, die aber einen ernsten Kern nicht verbergen konnte. „Das bin ich nicht, Leute! Ich habe ein Lied darüber geschrieben!“ Hier zeigt sich der ewige Kampf des Künstlers: Das Werk wird mit der Person gleichgesetzt. Müller machte klar, dass ihre Kunst oft Momentaufnahmen sind, Gefühle, die sie verarbeitet, aber nicht zwangsläufig ihr permanenter Gemütszustand. Sie ist keine Gallionsfigur für verlassene Herzen, sondern eine Frau, die das Leben in all seinen Facetten beobachtet und vertont – auch die dunklen Stunden, aber eben nicht nur diese.

Dating-Frust mit 60: „Die Luft wird dünner“

Doch Ina Müller wäre nicht Ina Müller, wenn sie nicht auch über das Thema sprechen würde, das viele Frauen in ihrem Alter beschäftigt, aber oft beschwiegen wird: Die Liebe und die brutale Realität des Dating-Marktes jenseits der 50. Nach ihrer Trennung von dem 16 Jahre jüngeren Musiker Johannes Oerding im Jahr 2023 ist Müller offiziell Single. Und wie sieht es an der Männerfront aus? Düster.

Auf Bettina Tietjens Nachfrage, wie man denn in ihrem Alter noch Männer kennenlernen würde, reagierte Müller mit entwaffnender Ehrlichkeit und einer Prise Resignation. „Die Luft wird dünner“, gab sie zu. Das Dating-Spiel hat sich verändert, und die Regeln scheinen gegen Frauen ihres Alters zu arbeiten. Ein jüngerer Mann? Für Müller offenbar keine Option mehr. Sie wolle „in Würde altern“, und das schließe für sie anscheinend das „Toyboy“-Modell für die Zukunft aus. Sie suche nach Augenhöhe, auch im Alter.

Doch genau hier liegt das Problem, das Müller so treffend und schmerzhaft humorvoll auf den Punkt brachte: Die coolen, interessanten Typen in ihrem Alter suchen eben nicht nach einer Gleichaltrigen. „Die suchen sich eher eine 30-Jährige“, so Müllers trockene Analyse. Der Markt an verfügbaren, passenden Männern um die 60 ist wie leergefegt – oder orientiert sich radikal nach unten auf der Altersskala.

Und selbst aktiv werden? Für die stolze Hanseatin undenkbar. Die Vorstellung, beim Bäcker jemanden anzuflirten, ist für sie der absolute Horror. „Man will ja nicht die sein, die Typen in der Bäckerei anquatscht von der Seite“, lachte sie, wohl wissend, dass dieses Bild eine gewisse Tragik in sich birgt. Zudem, so fügte sie pragmatisch hinzu, gäbe es beim Bäcker auch schlichtweg niemanden, bei dem sich das Ansprechen lohnen würde. „Beim Bäcker geht zumindest nichts.“

Kein Hund, keine Katz, kein Mann?

Wenn also der Mann fürs Leben gerade nicht in Sicht ist, wie wäre es mit einem tierischen Begleiter gegen die Stille in der Wohnung? Auch hier erteilte Müller eine Absage an alle romantischen Vorstellungen vom Lebensabend mit Haustier. Sie will zwar nicht allein bleiben, aber die Alternativen sind ihr zu anstrengend.

Hunde? „Die müssten ständig raus.“ Bei norddeutschem Schietwetter keine verlockende Aussicht für jemanden, der es sich auch mal gemütlich machen will. Katzen? Wären theoretisch eine Option, aber Ina Müller hat natürlich auch hier spezielle Ansprüche. Es müssten schon Perserkatzen sein – und die, so weiß sie, „muss man ständig bürsten“. Es scheint, als stünde sich die Entertainerin mit ihrem Pragmatismus und ihren hohen Ansprüchen manchmal selbst ein wenig im Weg. Oder ist es einfach die kompromisslose Haltung einer Frau, die genau weiß, was sie will und vor allem, was sie nicht mehr will?

Ein Leben zwischen Rampenlicht und Rückzug

Das Interview auf dem Roten Sofa war mehr als nur ein Geburtstags-Talk. Es war eine Charakterstudie. Bettina Tietjen, die ihre Freundin gut kennt, schaffte es, hinter die laute Fassade zu blicken. Ina Müller, die Frau, die Millionen unterhält, kämpft mit denselben Dämonen wie viele andere: Die Angst vor zu viel Nähe, die Schwierigkeit, im Alter einen Partner zu finden, und der Wunsch, als vielschichtiger Mensch gesehen zu werden und nicht nur als Schlagwort in einer Klatschspalte.

Dass sie zugibt, sich bei zu viel intimer Fragerei „fast übergeben“ zu müssen, ist vielleicht ihr radikalstes Statement. Es ist eine Absage an die voyeuristische Medienwelt, die sie selbst bedient, und gleichzeitig ein Schutzmechanismus. Ina Müller gehört sich selbst. Was sie der Welt gibt – ihre Lieder, ihre Shows, ihre Lacher – gibt sie gerne. Aber ihren tiefsten Kern, den verteidigt sie mit einer Heftigkeit, die körperlich wird.

Vielleicht ist es genau diese Ambivalenz, die sie so faszinierend macht. Sie ist die Freundin, mit der man Pferde stehlen möchte, aber sie ist auch die Diva, die eine unsichtbare Grenze zieht. Mit 60 Jahren steht Ina Müller an einem Punkt, an dem sie niemandem mehr etwas beweisen muss. Sie muss nicht daten, wenn die Männer nicht passen. Sie muss sich keinen Hund anschaffen, nur um nicht allein zu sein. Und sie muss keine Interviews geben, ohne zu sagen, wie sehr es sie anstrengt.

Ina Müller ist angekommen. Vielleicht nicht im Hafen der Ehe, aber bei sich selbst – mit allen Ecken, Kanten und einem gesunden Würgereflex gegenüber zu viel falscher Nähe. Und genau dafür lieben wir sie. Happy Birthday, Ina! Auf die nächsten 60 Jahre – laut, leise und immer ein bisschen unbequem.

Related Posts

Our Privacy policy

https://newsjob24.com - © 2025 News