Verona Pooth: „Wenn ich ihn nicht mehr liebe, gehe ich einfach.“ Die Glamour-Fassade zerbricht – eine Überlebensgeschichte gegen Gewalt, Verrat und den Ruin.

Seit Jahrzehnten ist sie die Verkörperung des deutschen Glamours: Verona Pooth, einst Feldbusch, die Frau, die das Klischee der „blöden Blondine“ in eine millionenschwere Marke verwandelte. Sie war die laut lachende, quietschfidele TV-Ikone, die mit „Da werden sie geholfen“ und „mach doch mal Blub“ in die Popkultur einging. Doch nun, mit 57 Jahren, hat Pooth ein Bekenntnis abgelegt, das die Hochglanzfassade ihrer Existenz zum Einsturz bringt und eine Welle der Spekulationen auslöst. Die beiläufig in einem Interview geäußerte Aussage: „Wenn ich morgens aufwache und ihn nicht mehr liebe, dann gehe ich einfach so“, ist mehr als nur eine Schlagzeile – es ist die nackte, schonungslose Wahrheit einer Überlebenden, die nach Jahren des Kampfes gelernt hat, ihre eigenen Grenzen zu ziehen.

Dieser eine Satz offenbart die neue, harte Realität hinter der Ehe mit Franjo Pooth, die mittlerweile auf verschiedenen Kontinenten gelebt wird. Während Verona mit Sohn Rocco im luxuriösen Penthouse in Dubai residiert, ist Franjo in Düsseldorf verwurzelt. Sie sehen sich nur einmal im Monat. In einer Branche, in der Ehen mit Anwälten und wasserdichten Eheverträgen abgesichert sind, lebt das Paar eine Ausnahme. Sie verzichteten bewusst auf einen Ehevertrag, vertrauten stattdessen auf ein gegenseitiges Vertrauen, das in den dunkelsten Stunden auf die Probe gestellt wurde – und überlebte. Doch die offene Ankündigung eines unbedingten Abschieds wirft die Frage auf: Ist das die Ehrlichkeit einer gefestigten Liebe oder die Vorbereitung auf das Ende einer perfekt inszenierten Fassade?

Der Glamour-Crash: Wie Verona in den Ruin blickte

Die Geschichte der Pooths ist ohne den tiefen Fall von 2008 unvollständig. Es war nicht die Klatschpresse, die sie in die Krise stürzte, sondern ein Wirtschaftsskandal von gewaltigem Ausmaß. Franjo Pooth, einst gefeierter Unternehmer und Chef der Maxfield GmbH, geriet in den Fokus der Staatsanwaltschaft. Die Vorwürfe waren verheerend: Bestechung, Betrug, Insolvenzverschleppung. Schlagzeilen, die nicht nur einen Ruf ruinierten, sondern ihn in Brand setzten. Im Zentrum stand ein Deal mit der Sparkasse Düsseldorf, bei dem Franjo angeblich eine Immobilie als Sicherheit für einen Kreditrahmen von 900.000 Euro anbot, die stillschweigend auf Veronas Namen überschrieben worden war. Zeitgleich flogen Schmiergeldzahlungen in Form von Plasma-TVs und teurer Technik an Bankmanager auf, die im Gegenzug Kredite genehmigten, obwohl Maxfield bereits faktisch insolvent war.

Am Ende stand ein Schaden von 9,3 Millionen Euro, eine Verurteilung Fanjos zu einem Jahr Haft auf Bewährung wegen Bestechung und Beihilfe zur Untreue und der Untergang seiner Firma. Die Medien sprachen vom „Glamour-Crash des Jahrzehnts“. In dieser Hölle, während Sponsoren wie KIK und HSE24 absprangen und RTL2 ihre laufende Sendung „Engel im Einsatz mit Verona Pooth“ einstellte, tat Verona das, was niemand erwartet hatte: Sie blieb.

Sie verteidigte ihren Mann öffentlich: „Franjo ist kein Krimineller“, beteuerte sie in der Öffentlichkeit. „Er hat Fehler gemacht, aber nicht aus Bosheit. Er hat einfach zu sehr an seine Firma geglaubt und ja, das hat ihn zerstört.“ Doch hinter den verschlossenen Türen des einstigen Glamour-Hauses herrschte das blanke Grauen. Franjo litt unter schweren Depressionen, Panikattacken und Schlaflosigkeit. Verona, der Inbegriff der Selbstsicherheit, managte Anwälte, Krisenkommunikation und einen zerbrechenden Ehemann, während sie nebenbei ihren kleinen Sohn großzog. Ihre standhafte Loyalität war nicht glamourös – sie war eine stille Entscheidung für das, was sie als stärker empfand als Reichtum: das gegenseitige Vertrauen, das sie ohne Ehevertrag besiegelt hatten.

Die Narben hinter dem Lächeln: Gewalt, Verrat, Todesangst

Die Finanzkrise war nur ein Kapitel in einem Leben, das weitaus mehr Abgründe kennt, als die meisten Fans je vermutet hätten. Die „blöde Blondine“ hat echte Gewalt, echten Verrat und Todesangst erlebt – nicht in gescripteten TV-Shows, sondern im realen Leben.

Eines der schockierendsten Kapitel ereignete sich 2015. Jens H., ihr persönlicher Chauffeur, derselbe Mann, der ihren Söhnen den Gurt anlegte, wurde plötzlich wegen des brutalen Mordes an seiner Ehefrau verhaftet. Verona hatte ihm voll und ganz vertraut, ihn als herzlich und humorvoll beschrieben, von dem ihre Kinder schwärmten. Die Enthüllung, dass dieser Mann seine Frau nach einem drogengetränkten Streit mit Kabelbindern erdrosselt und verstümmelt hatte, zog Verona den Boden unter den Füßen weg. Die Vorstellung, dass jemand, der ihren Kindern aus dem Rückspiegel zulächelte, zu solch einem Horror fähig war, ist ein Trauma, das tiefer geht als jeder Medien-Skandal.

Doch die Gefahr lauerte schon viel früher. Mit nur 15 Jahren reiste Verona Feldbusch nach Paris, auf der Suche nach einer Modelkarriere. Allein an einem Bahnhof wurde sie von einem Mann angegriffen, der ihr ein Messer an die Brust hielt und sie zwingen wollte, mitzukommen. Nur das Eingreifen eines jungen Soldaten rettete sie in letzter Sekunde. Die mutige Teenagerin, die von großen Träumen getrieben war, kehrte lebend zurück, aber mit dem Wissen, dass „Raubtiere überall lauern“.

Hinzu kommen die unvergessenen, toxischen Wochen ihrer Blitzehe mit Pop-Titan Dieter Bohlen im Jahr 1996. Die Ehe dauerte nur vier Wochen und endete im Skandal mit öffentlichen Gewaltvorwürfen, die über Jahre hinweg die Boulevardpresse beschäftigten. Verona hat die toxische Hölle von häuslicher Gewalt, finanziellem Ruin und dem Verrat durch einen Vertrauten überlebt.

Selbst im digitalen Zeitalter war sie nicht sicher. Im Jahr 2017 wurde ihr Facebook-Account von einer Flut sexualisierter und gewaltvoller Nachrichten überrollt, die so abscheulich waren, dass ihr Team mit dem Löschen der Hasskommentare nicht mehr hinterherkam und Verona den Account schließlich deaktivierte. Für eine Medienprofi, die als abgebrüht galt, war dies der Beweis: Selbst eine Verona Pooth hat Grenzen.

Die Architektin der Marke: „Ich spielte die Dumme“

Um zu verstehen, warum Verona Pooth trotz allem immer wieder aufsteht, muss man ihre Wurzeln und ihre Strategie betrachten. Geboren in La Paz, Bolivien, zog sie nach der Scheidung ihrer Eltern in den Hamburger Arbeiterbezirk Lurup. Hier, wo Träume hart erkämpft werden mussten, wurde ihre Mutter Luisa zu ihrem Motor und ihrer Stütze. Trotz abgebrochener Schule und unvollendeter Schneiderlehre besaß Verona einen Instinkt, der weitaus wertvoller war als akademische Bildung.

Mit 14 wurde sie Model, mit 22 Frontfrau der Eurodance-Gruppe Chocolate. Sie gewann Schönheitstitel wie Miss Intercontinental und Miss Germany, nutzte jede Schärpe jedoch strategisch als Sprungbrett. Mitte der 1990er-Jahre erfand sie sich neu: als furchtlose TV-Moderatorin von Erotikformaten wie Peep! und später ihrer eigenen Comedy-Show Veronas Welt.

Ihre Sprüche wurden zu popkulturellen Klassikern, Kritiker verspotteten sie, doch Marken rissen sich um sie. Verona Pooth verkaufte Duschgel, Tiefkühlspinat und sich selbst – mit der Präzision einer Marketingexpertin. Was kaum jemand erkannte: Die scheinbar naive, quirlige Verona war eine bewusst gewählte Rolle, ein Schutzschild.

„Ich habe die Dumme gespielt, um sicher zu sein“, gestand sie in einem seltenen Moment der Ehrlichkeit. „Wenn du als einzige Frau in einem Raum voller mächtiger Männer bist, hast du zwei Optionen: Du machst dich klein, oder du wirst unberechenbar. Ich habe unberechenbar gewählt.“

Diese Strategie hatte ihren Preis: Sie wurde jahrelang unterschätzt. Doch hinter verschlossenen Türen entwarf sie Produkte, verhandelte Verträge und baute eine der langlebigsten Personal Brands Deutschlands auf.

Der ewige Kampf und das laute Schweigen

Selbst als ihr Mann im Skandal versank und sie selbst um ihre Existenz kämpfte, weigerte sich Verona, zu einem Opfer zu werden. Sie kämpfte sich zurück ins Fernsehen, in Podcasts und Werbepartnerschaften. Die Pooths wurden zum Symbol für Durchhaltevermögen, nicht mehr für Inszenierung.

Doch der Kampf geht weiter, auch auf persönlicher Ebene. Seit über zwei Jahrzehnten verfolgt sie der erbitterte Zickenkrieg mit Nadja Abd el Farrag, besser bekannt als Naddel. Die ehemalige Langzeitfreundin von Dieter Bohlen hat Verona die Eheschließung von 1996 nie verziehen. Während Verona ein Imperium aufbaute, stürzte Naddels Karriere ab – sie wurde zur tragischen Figur.

2024 eskalierte der Konflikt erneut, als Naddel in einem Podcast nicht Veronas Vergangenheit angriff, sondern ihr Aussehen verhöhnte und behauptete, Verona wolle „Heidi Klum sein, endet aber wie Plastik“. Die Spitze war bitter und bösartig. Doch Verona Pooth reagierte nicht. Kein Statement, kein Konter, nur ohrenbetäubendes Schweigen. Dieses Schweigen ist bezeichnend: Es ist das Zeichen einer Frau, die nicht mehr um Zustimmung kämpft, sondern gelernt hat, Kämpfe auszuwählen – und manche Feindschaften einfach zu überleben.

Heute, mit 57, pendelt Verona zwischen Deutschland und Dubai. Sie dreht Sendungen, führt ihre Geschäfte und ist Mutter. Ihr ältester Sohn Diego hat Let’s Dance gewonnen, der jüngere Rocco geht in Dubai zur Schule. Verona ist „weicher“, weniger getrieben vom äußeren Lärm und mehr konzentriert auf die Substanz.

Die neueste Wahrheit über ihre Ehe, die sie mit Franjo nur einmal im Monat pflegt und die sie jederzeit verlassen würde, ist keine Drohung. Es ist die ultimative Unabhängigkeitserklärung einer Frau, die zu oft gezwungen war, für andere zu kämpfen.

„Die Leute denken, ich bin schwer zu brechen“, sagte sie einmal. „Was sie nicht verstehen: Ich bin schon zerbrochen. Ich habe mich nur geweigert, es zu bleiben.“

Genau das – die Weigerung, am Boden zu bleiben – ist das wahre Geheimnis der Marke Verona Pooth. Ihre Geschichte ist kein perfekter Instagram-Feed, sondern eine Überlebensgeschichte, die live vor Publikum stattfand. Sie bittet nicht mehr um Respekt oder Zustimmung. Sie hat gelernt, dass wahre Stärke nicht laut ist, aber echt. Sie ist die Architektin ihres Glücks, und wenn dieses Fundament wackelt, ist sie nun selbstbewusst genug, den Schlüssel umzudrehen und einfach zu gehen.

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