Abhör-Skandal bei Maischberger: Chrupalla enthüllt „Stasi-Methoden“ und sorgt für Schockmoment im Studio

Es war einer dieser Fernsehabende, an denen man spürt, dass es um mehr geht als nur um den Austausch bekannter politischer Floskeln. Die Luft im Studio von Sandra Maischberger war zum Schneiden dick, geladen mit einer Spannung, die sich schon in den ersten Minuten entlud. Zu Gast waren Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der AfD, und der Investigativ-Journalist des RBB, Olaf Sundermeyer. Was als Diskussion über die Massendemonstrationen gegen Rechtsextremismus und das viel diskutierte Treffen in Potsdam geplant war, entwickelte sich schnell zu einem heftigen Schlagabtausch über die Grenzen des Journalismus, die Definition von Privatsphäre und den Vorwurf staatlich geduldeter Überwachungsmethoden.

Der Elefant im Raum: Die „Wanze“ am Handgelenk

Im Zentrum der hitzigen Debatte stand das von der Rechercheplattform „Correctiv“ aufgedeckte Treffen in der Villa Adlon in Potsdam. Doch statt sich defensiv zu den Inhalten zu äußern, ging Tino Chrupalla in die Offensive – und zwar massiv. Mit einer Vehemenz, die selbst die erfahrene Moderatorin Sandra Maischberger kurzzeitig aus dem Konzept brachte, griff er die Methoden der Rechercheure an.

„Das ist kein Journalismus mehr, das sind Stasi-Methoden“, wetterte Chrupalla. Seine Argumentation stützte sich auf Details, die wie aus einem Spionageroman klingen, aber in der politischen Realität Deutschlands für Zündstoff sorgen. Er sprach von angemieteten Booten, von Kameras, die aus der Ferne auf private Räumlichkeiten gerichtet waren, und – als wohl brisantestes Detail – von einer Apple Watch, die als modernes Abhörgerät missbraucht worden sei.

Der Vorwurf wiegt schwer: Ein Mitarbeiter sei unter falschem Namen eingeschleust worden und habe mit der Smartwatch am Handgelenk Gespräche und Personen gefilmt und aufgezeichnet. Für Chrupalla ist dies der Beweis, dass hier nicht mehr mit offenem Visier recherchiert, sondern mit geheimdienstlichen Mitteln operiert wird. „Was ist es sonst, wenn nicht Stasi-Methoden?“, fragte er rhetorisch in die Runde und zog damit eine direkte Parallele zu den düstersten Kapiteln der DDR-Vergangenheit.

Journalismus oder Spionage? Der Clash mit Sundermeyer

Olaf Sundermeyer, der als Experte für Rechtsextremismus geladen war, hielt erwartungsgemäß dagegen. Für ihn und viele seiner Kollegen heiligt der Zweck in diesem Fall die Mittel. Das öffentliche Interesse an den Verbindungen zwischen parlamentarischer Politik und rechtsextremen Netzwerken sei so groß, dass verdeckte Recherchen legitim seien. Sundermeyer betonte, dass es sich bei dem Treffen in Potsdam eben nicht um ein harmloses Kaffeekränzchen gehandelt habe, sondern um eine Zusammenkunft, bei der die „Remigration“ von Millionen Menschen – auch deutschen Staatsbürgern – thematisiert wurde.

Doch Chrupalla ließ sich davon nicht beirren. Er stellte die Gegenfrage, die viele seiner Anhänger umtreibt: Wo hört das legitime Interesse auf und wo beginnt die illegale Bespitzelung? Er malte das Bild eines „geheimen Staatstrojaners“, finanziert durch steuerbegünstigte Stiftungen und unterstützt durch ein politisches Milieu, das den politischen Gegner nicht mehr mit Argumenten, sondern mit Zersetzungsstrategien bekämpfen wolle.

Die Dynamik zwischen den beiden Männern war faszinierend und erschreckend zugleich. Auf der einen Seite der Journalist, der detailliert darlegte, wie die AfD als „parlamentarischer Arm“ einer breiteren rechtsextremen Bewegung fungiere. Auf der anderen Seite der Parteichef, der diese Analysen als konstruierte Narrative abtat und stattdessen die Glaubwürdigkeit der Boten angriff. Es war ein Dialog der Tauben, bei dem keine Seite bereit war, auch nur einen Millimeter Boden preiszugeben.

Die Rolle der Moderatorin: Neutralität auf dem Prüfstand

Inmitten dieses Sturms versuchte Sandra Maischberger, die Fäden in der Hand zu behalten. Doch auch sie geriet ins Visier der Kritik – nicht nur von Chrupalla, sondern auch von Beobachtern, die ihre Gesprächsführung als einseitig empfanden. Der Vorwurf: Statt neutral zu moderieren, habe sie sich immer wieder in die Rolle der Anklägerin begeben, Chrupalla unterbrochen und versucht, ihn in Widersprüche zu verwickeln, während Sundermeyer seine Thesen weitgehend ungestört ausbreiten konnte.

Besonders deutlich wurde dies, als es um die Distanzierung der AfD von Martin Sellner ging, dem Kopf der Identitären Bewegung, der in Potsdam anwesend war. Chrupalla betonte mehrfach, dass die AfD nichts mit Sellner zu tun habe und dass er seinem Mitarbeiter Roland Hartwig – der an dem Treffen teilnahm und daraufhin entlassen wurde – von einer Teilnahme abgeraten hätte. Doch Maischberger bohrte weiter, wollte wissen, warum Hartwig gehen musste, wenn das Treffen doch angeblich so harmlos und privat war.

Hier zeigte sich die rhetorische Strategie Chrupallas: Er trennte strikt zwischen der „privaten Entscheidung“ eines Mitarbeiters und der offiziellen Parteilinie. Hartwig sei entlassen worden, weil das Vertrauensverhältnis gestört war – er habe den Parteivorstand nicht informiert. Eine pragmatische Erklärung, die jedoch die moralischen Fragen, die Maischberger aufwarf, nicht gänzlich beantworten konnte.

900.000 Menschen auf der Straße – und eine Regierung, die mitmarschiert

Ein weiterer Brennpunkt der Sendung war die Einordnung der massiven Proteste gegen Rechts, die am Wochenende zuvor rund 900.000 Menschen auf die Straßen gebracht hatten. Maischberger wollte wissen, ob diese Bilder Eindruck auf Chrupalla machten. Seine Antwort war so kühl wie kalkuliert: Es sei gut, wenn Bürger ihre Rechte nutzen. Doch sofort folgte der Konter. Er kritisierte scharf, dass Regierungsmitglieder wie Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock selbst an den Demonstrationen teilnahmen.

„Wenn die Regierung gegen die Opposition demonstriert, dann läuft etwas falsch“, so sinngemäß seine Argumentation. Er sprach von „bestellten Massen“ – ein Vorwurf, den er zwar formal von sich wies, indem er sagte, er zitiere ihn nicht, aber den er dennoch geschickt im Raum platzierte. Für seine Wählerschaft ist dies ein klares Signal: Das „System“ hat Angst und mobilisiert nun die Straße gegen die einzige echte Alternative.

Sundermeyer hingegen sah in den Demonstrationen ein Zeichen der wehrhaften Demokratie. Er warnte davor, die Gefahr, die von der AfD ausgehe, zu unterschätzen. Die Partei arbeite gezielt daran, das Vertrauen in die Medien und die staatlichen Institutionen zu untergraben – eine Strategie, die man aus Russland kenne. Der Begriff der „Lügenpresse“ sei dabei ein zentrales Werkzeug.

Das Fazit: Zwei Realitäten prallen aufeinander

Am Ende der Sendung blieb beim Zuschauer ein Gefühl der Beklemmung zurück. Nicht unbedingt wegen der enthüllten Inhalte, die für politisch Interessierte wenig Neues boten, sondern wegen der Art und Weise der Auseinandersetzung. Wir erlebten zwei parallel existierende Realitäten, die keinerlei Schnittmenge mehr zu haben scheinen.

In der einen Realität, vertreten durch Sundermeyer und Maischberger, ist die Demokratie in Gefahr durch eine Partei, die sich immer weiter radikalisiert und mit verfassungsfeindlichen Kräften verbrüdert. Hier sind investigative Recherchen, auch mit verdeckten Mitteln, ein notwendiges Instrument der Selbstverteidigung der offenen Gesellschaft.

In der anderen Realität, die Chrupalla verkörpert, ist die AfD das Opfer einer großangelegten Kampagne des Establishments. Hier werden Journalisten zu Handlangern der Regierung, die mit geheimdienstlichen Methoden das Privatleben von Oppositionellen ausforschen, um sie politisch zu vernichten. Die „Wanze am Handgelenk“ wird hier zum Symbol eines übergriffigen Staates, der seine Bürger nicht mehr schützt, sondern überwacht.

Wer hat Recht? Die Antwort darauf hängt wohl stark davon ab, welchem Lager man sich selbst zugehörig fühlt. Doch eines ist sicher: Der Graben ist tiefer geworden. Wenn politische Auseinandersetzungen nur noch über den Vorwurf der „Stasi-Methoden“ auf der einen und des „Rechtsextremismus“ auf der anderen Seite geführt werden, bleibt die sachliche Debatte auf der Strecke.

Tino Chrupalla hat bei Maischberger gezeigt, dass die AfD nicht vorhat, klein beizugeben. Im Gegenteil: Jeder Angriff wird genutzt, um die eigene Opferrolle zu festigen und die Anhängerschaft zu mobilisieren. Die Empörung über die „Apple Watch Spionage“ wird in den sozialen Netzwerken noch lange nachhallen und dürfte dort weit mehr Wirkung entfalten als im Fernsehstudio selbst. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Konflikt weiterentwickelt – und welche „Wanzen“ als nächstes entdeckt werden.

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