Ein politisches Erdbeben erschüttert Berlin, und im Zentrum steht ein Mann, der angetreten war, um der deutschen Außenpolitik ein neues, konservatives Gesicht zu geben: Außenminister Johann Wadephul (CDU). Doch statt des erhofften Kurswechsels liefert Wadephul einen Skandal nach dem anderen und bringt damit nicht nur die Opposition, sondern vor allem die eigene Partei gegen sich auf. Der jüngste Vorfall, eine als unfassbar zynisch empfundene Aussage zur Rückkehr syrischer Flüchtlinge, brachte den Journalisten und “Nius”-Chef Julian Reichelt derart in Rage, dass dieser den Minister live im Fernsehen demontierte. Der vernichtende Spitzname, der nun in Unionskreisen kursieren soll: Wadephul sei „Annalena Baerbock nur mit Krawatte und ohne Eier“.
Was genau war geschehen? In einer öffentlichen Diskussion ließ sich der deutsche Chefdiplomat zu einer Äußerung hinreißen, die seither wie eine Bombe in der politischen Landschaft detoniert. Wadephul sprach davon, dass man Syrern, die in Deutschland leben, nicht zumuten könne, in ihr Land zurückzukehren, um es wieder aufzubauen. Eine Aussage von ungeheurer Tragweite in einer Zeit, in der Deutschland über Abschiebungen in als relativ sicher eingestufte Gebiete Syriens streitet und die gesellschaftliche Belastung durch Migration ein Dauerthema ist.

Für Kritiker wie Julian Reichelt war dies mehr als nur ein unglücklicher Versprecher; es war die Offenbarung einer ideologisch verblendeten Weltsicht. Reichelt, bekannt für seine unnachgiebige und direkte Art, nahm Wadephul in seiner Sendung auseinander. Er warf dem CDU-Politiker vor, nicht intelligent genug zu sein, seine eigenen Worte zu finden. Stattdessen, so Reichelts scharfe Analyse, lese Wadephul lediglich „grüne Sprechzettel“ vor, die ihm von seinem „grün durchsetzten“ Außenministerium vorgelegt würden. Innerhalb kürzester Zeit, so der Vorwurf, habe sich Wadephul die Ansichten eines Hauses zu eigen gemacht, das politisch meilenweit von den Kernpositionen seiner eigenen Partei entfernt sei.
Die Bezeichnung als „Baerbock ohne Eier“ ist dabei mehr als nur eine persönliche Beleidigung. Sie ist das Symbol für den Verrat an konservativen Prinzipien. Sie impliziert, dass Wadephul dieselbe Politik wie seine grüne Vorgängerin vertritt, jedoch ohne deren (von Reichelt und anderen oft kritisierte, aber anerkannte) ideologische Überzeugung und Standhaftigkeit. Er sei, so die vernichtende Lesart, lediglich eine leere Hülle, ein Vollstrecker fremder Interessen.
Um Wadephuls angeblich verdrehtes Weltbild zu untermauern, zog Reichelt eine weitere, nicht minder brisante Äußerung des Ministers heran. Wadephul soll kürzlich behauptet haben, es seien nicht die Deutschen – insbesondere die Trümmerfrauen – gewesen, die das deutsche Wirtschaftswunder geschaffen hätten. Nein, diese Leistung sei vornehmlich türkischen Gastarbeitern zu verdanken.
Diese kontroverse Geschichtsdeutung, die von vielen als Verhöhnung der deutschen Nachkriegsgeneration empfunden wurde, verknüpfte Reichelt nun meisterhaft mit der Syrien-Aussage. Er zeichnete das zynische Bild eines Außenministers, in dessen Weltbild die deutsche Trümmerfrau „quasi auf den Ruinen gesessen und zugeguckt hat, wie der Gastarbeiter das Land wieder aufgebaut hat, weil es ihr nicht zuzumuten war“.
Wenn es aber, so Reichelts sarkastische Logik, schon den Deutschen nicht zuzumuten war, ihr eigenes zerstörtes Land aufzubauen, wie könne man es dann von den Syrern erwarten? Aus dieser Weltsicht heraus sei Wadephuls Weigerung, Syrer zum Wiederaufbau in ihre Heimat zu schicken, nur konsequent. Die provokante Frage, die Reichelt daraufhin in den Raum stellte, hallt nach: Wer soll denn dann der „Gastarbeiter“ für Syrien sein? Sollen es Türken sein? Oder, so die zynische Zuspitzung, „sollte man Deutsche nach Syrien schicken? Das THW, die das Land erst wieder aufbauen?“
Der Skandal erreichte seinen Gipfel jedoch erst, als Wadephul auf den wachsenden Widerspruch aus der eigenen Union reagierte. Anstatt zurückzurudern, legte der Minister nach und verlas, was Reichelt als den nächsten „grünen Sprechzettel“ identifizierte. Die Rückkehr nach Syrien, so Wadephul, sei erstens eine „individuelle Entscheidung“. Zweitens müsse diese Entscheidung auf zwei wesentlichen Faktoren beruhen: der wirtschaftlichen Lage vor Ort und der Verfügbarkeit von Wohnraum.
Diese Bedingungen waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. In einem Moment, in dem Deutschland, so die Wahrnehmung vieler Bürger, selbst in eine wirtschaftliche Katastrophe stürzt, in dem deutsche Familien keinen bezahlbaren Wohnraum mehr finden, weil dieser an Migranten geht, und der Sozialstaat unter der Last ächzt, stellt ein deutscher Außenminister Bedingungen für die Rückkehr von Flüchtlingen in deren Heimat.
Julian Reichelt fand für diesen Vorgang eine Übersetzung, die an Deutlichkeit nicht zu überbieten ist und die das Empfinden vieler Deutscher auf den Punkt bringen dürfte: „Die Deutschen sollen für die Syrer arbeiten, nicht die Syrer für sich und ihr Land.“
Diese Aussage trifft ins Mark einer Gesellschaft, die sich zunehmend gespalten und von ihrer politischen Elite im Stich gelassen fühlt. Es ist die Bestätigung des lange als „Verschwörungstheorie“ abgetanen Gefühls: „Ihr tut mehr für die als für uns.“ Wadephul, so Reichelt, sage im Prinzip nichts anderes, als dass er sich mehr um die in Deutschland lebenden Syrer sorge – von denen, wie der Kanalmoderator anmerkt, teilweise sogar illegal im Land seien – als um die deutschen Bürger und Steuerzahler.
Die politischen Verwerfungen dieses Eklats sind immens. Friedrich Merz, der CDU-Vorsitzende, der mit dem Versprechen angetreten war, den Streit in der Regierung zu beenden, hat nun einen offenen Konflikt in den eigenen Reihen. Während die Union über Wadephul tobt und dessen Aussagen als Verrat an der eigenen Programmatik sieht, soll der Minister, so der Bericht, Applaus von SPD und Grünen erhalten. Er hat es geschafft, die Union zu spalten und wird dafür vom politischen Gegner gefeiert.
Der persönliche Schaden für Johann Wadephul ist kaum zu ermessen. Der Mann, der als Hoffnungsträger galt, tingelt nun, so der spöttische Kommentar des Video-Erzählers, „durch die Welt und blamiert uns bis auf die Knochen“. Er verzerre historische Ereignisse, nur um „irgendwelchen Staatsmännern in den Hintern zu kriechen“. Es sei kein Wunder, dass man inzwischen höre: „Niemand will Herrn Wadephul treffen.“ Als Staatsmann könne man diesen Mann nicht mehr ernst nehmen.

Der Fall Wadephul ist weit mehr als nur ein politischer Fauxpas oder eine unglückliche Kommunikationspanne. Er legt den Finger in die offene Wunde einer tiefen Entfremdung zwischen Regierenden und Regierten. Er offenbart einen ideologischen Graben, der quer durch die Parteien und die Gesellschaft verläuft. Die von Julian Reichelt aufgedeckten Aussagen und die dahinterstehende Haltung werfen fundamentale Fragen auf: Wessen Interessen vertritt die deutsche Außenpolitik? Wie hält es die CDU mit ihrer konservativen Identität? Und wie lange kann eine Regierung Politik gegen das offensichtliche Empfinden eines großen Teils der eigenen Bevölkerung machen, bevor das Vertrauen endgültig zerstört ist?
Zurück bleibt ein Scherbenhaufen, ein Minister, der als „Baerbock ohne Eier“ verspottet wird, und eine wachsende Wut in der Bevölkerung, die sich in Reichelts bitterer Anklage wiederfindet: Die Deutschen sollen arbeiten, damit andere es nicht tun müssen.