Ein kalter Schauer legt sich über Europa, eine Nachricht, die Millionen von Menschen tief im Herzen trifft und eine ganze Generation in kollektive Trauer versetzt. Pavel Trávníček, der Mann, der für immer als der charmante, leicht spöttische und unvergessliche Prinz aus dem Kultfilm “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” in die Geschichte eingehen wird, ist verstorben. Sein Tod ist mehr als nur das Ableben eines beliebten Schauspielers; er markiert das unwiderrufliche Ende einer magischen Ära. Trávníček war der letzte überlebende Hauptdarsteller jenes Märchenfilms von 1973, der wie kein anderer zum festen Bestandteil des Weihnachtsfestes und zum kulturellen Erbe mehrerer Länder wurde.
Mit dem Tod von Pavel Trávníček schließt sich nun der Vorhang für eine Geschichte, die vor über 50 Jahren begann und Generationen verzauberte. Nachdem die Welt bereits 2021 um seine kongeniale Partnerin, die unvergessene Libuše Šafránková (Aschenbrödel), trauern musste, ist nun auch ihr Prinz von ihr gegangen. Die Lücke, die diese beiden Ikonen hinterlassen, ist unermesslich.
Die Nachricht von Trávníčeks Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer und löste eine Welle der Bestürzung und der nostalgischen Erinnerungen aus. In Tschechien, Deutschland, Norwegen und vielen anderen Ländern, in denen der Film alljährlich zur Weihnachtszeit läuft, ist die Trauer groß. Er war nicht nur ein Schauspieler; er war ein Symbol der Kindheit, ein fester Anker in einer sich ständig wandelnden Welt. Sein schelmisches Lächeln, seine jugendliche Rebellion gegen die Etikette des Hofes und die unvergessliche, zarte Romanze mit Aschenbrödel machten ihn zu einer unsterblichen Figur.

Pavel Trávníček wurde am 26. Oktober 1950 in Konice, im damaligen Mähren (Tschechoslowakei), geboren. Seine Leidenschaft für die Bühne zeigte sich früh. Er studierte an der renommierten Janáček-Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Brünn und machte sich schnell einen Namen als talentierter junger Schauspieler. Doch es war eine einzige Rolle, die sein Leben und seine Karriere für immer definieren sollte.
Im Jahr 1973, im Alter von nur 22 Jahren, wurde er von Regisseur Václav Vorlíček für die Rolle des Prinzen in der deutsch-tschechoslowakischen Koproduktion “Tři oříšky pro Popelku” (Drei Haselnüsse für Aschenbrödel) ausgewählt. Es war ein Glücksgriff, der Filmgeschichte schreiben sollte. An der Seite der damals erst 19-jährigen Libuše Šafránková bildete er ein Leinwandpaar, dessen Chemie und Magie bis heute unerreicht sind.
Der Film war ein Phänomen. Er brach mit den Konventionen des klassischen Märchens. Aschenbrödel war kein passives Opfer, sondern eine selbstbewusste, freche und emanzipierte junge Frau, die reiten, jagen und schießen konnte. Und Trávníčeks Prinz war kein steifer, langweiliger Adliger, sondern ein jugendlicher Rebell, der sich mehr für die Jagd mit seinen Freunden als für die vom König arrangierte Brautschau interessierte. Es war die Begegnung zweier starker Persönlichkeiten auf Augenhöhe, eine Geschichte über das Finden der wahren Liebe jenseits von Status und Konvention.
Trávníčeks Darstellung war geprägt von einer lässigen Eleganz und einem unwiderstehlichen Charme. Sein spöttisches Lächeln, wenn er Aschenbrödel im Wald trifft, sein Unglaube, als sie ihm beim Schießen die Show stiehlt, und seine verzweifelte Suche nach der geheimnisvollen Schönheit vom Ball – all das brannte sich in das kollektive Gedächtnis ein.
Obwohl der Film ihn über Nacht in ganz Osteuropa und Deutschland berühmt machte, war die Rolle für Trávníček Segen und Fluch zugleich. Er wurde auf diesen einen Charakter festgelegt, ein Schicksal, das viele Schauspieler von Kultfilmen teilen. In seiner Heimat Tschechien war er jedoch ein vielbeschäftigter und hoch angesehener Bühnen- und Filmschauspieler. Er spielte in Dutzenden von Filmen und Fernsehproduktionen mit, oft in weiteren Märchenrollen, aber auch in ernsten Charakterdramen.
Seine markante Stimme machte ihn zudem zu einem der gefragtesten Synchronsprecher des Landes. Er war die tschechische Standardstimme für internationale Stars wie Alain Delon, Mel Gibson, John Travolta und Jeff Goldblum. Auch in Deutschland lieh er seine Stimme, unter anderem sich selbst in der tschechischen Originalfassung des Aschenbrödel-Films, da er damals noch kein Deutsch sprach (im Film selbst wurde er von Peter Reusse synchronisiert).

Trotz seiner vielfältigen Karriere blieb “Aschenbrödel” sein ständiger Begleiter. In späteren Jahren nahm er die Verbindung zu seiner Paraderolle mit Humor und Dankbarkeit an. Er tourte mit der Musik des Films, trat in Weihnachtsshows auf und sprach oft über die Dreharbeiten, die, wie er sagte, von einer magischen Atmosphäre und einer großen Freundschaft am Set geprägt waren.
Sein Privatleben war oft turbulent und von den Medien begleitet. Trávníček war viermal verheiratet und hatte drei Söhne. Er sprach offen über die Herausforderungen, die der frühe Ruhm mit sich brachte, aber auch über das Glück, im späteren Alter noch einmal Vater geworden zu sein. Er gründete sein eigenes Theater “Divadlo Skelet” in Prag und blieb der Bühne bis zuletzt treu.
Der Tod von Libuše Šafránková im Jahr 2021, nur zwei Tage nach ihrem 68. Geburtstag, traf ihn tief. Es war der Verlust seiner filmischen Seelenverwandten, der Frau, mit der er auf ewig verbunden bleiben würde. “Es ist, als wäre ein Teil von mir gegangen”, sagte er damals sichtlich bewegt. “Wir waren mehr als nur Kollegen. Wir waren ein Symbol.”
Mit dem Tod von Pavel Trávníček ist nun auch der letzte zentrale Pfeiler dieses Symbols gefallen. Die Nachricht von seinem Ableben kommt für viele überraschend und hinterlässt eine Stille, die besonders in der nahenden Weihnachtszeit ohrenbetäubend sein wird. Wenn der unvergessliche Soundtrack von Karel Svoboda erklingt und wir Aschenbrödel auf ihrem Schimmel Nikolaus durch den verschneiten Wald reiten sehen, wird der Blick auf den Prinzen, der ihr folgt, ein anderer sein.
Pavel Trávníček war mehr als nur der Prinz. Er war ein talentierter Künstler, ein Synchronsprecher, ein Theaterleiter und ein Mann, der die Höhen und Tiefen des Lebens kannte. Doch für Millionen von Menschen wird er auf ewig der junge Mann mit dem funkelnden Blick bleiben, der auf einem Ball nach einem verlorenen Schuh suchte und dabei die unsterbliche Liebe fand.
Sein Tod markiert das Ende einer Ära. Die Magie von “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” wird weiterleben, doch sie wird von nun an von einer tiefen Melancholie begleitet sein. Die Trauer um Pavel Trávníček ist die Trauer um ein Stück verlorener Kindheit, um eine Zeit, in der Märchen noch wahr zu werden schienen. Der letzte Prinz hat die Bühne verlassen, aber sein Zauber bleibt unvergessen.