Der Zar und seine Frauen: Putins geheimes Reich aus Angst, Macht und verborgenen Familien

Wladimir Putin hat über zwei Jahrzehnte lang ein Bild von sich kultiviert, das in seiner konsequenten Härte fast übermenschlich wirkt: der eiserne Staatsmann, der Judoka, der unerschütterliche Führer einer Weltmacht. Sein Blick ist oft kalt, seine Worte sind präzise und seine Gesten zeugen von einer Kontrolle, die keinen Raum für Schwäche oder Emotionen zu lassen scheint. Doch hinter dieser sorgfältig inszenierten Fassade aus Macht und Unnahbarkeit verbirgt sich eine private Welt, die so komplex, geheimnisvoll und dramatisch ist, dass sie selbst die kühnsten Drehbücher in den Schatten stellt. Es ist eine Welt der verlassenen Ehefrauen, der unsichtbaren Töchter und der geheimen Geliebten, die im goldenen Käfig des Kremls leben. Der erste öffentliche Riss in dieser Mauer des Schweigens ereignete sich am 6. Juni 2013. Nach einer Ballettvorstellung im Kreml traten Wladimir und Ljudmila Putina vor die Kameras des Staatsfernsehens und verkündeten mit einem gequälten Lächeln das Ende ihrer 30-jährigen Ehe. Es war ein beispielloser Moment, der den Vorhang nur einen Spalt breit öffnete und einen ersten Blick auf die emotionalen Abgründe hinter der Politik erlaubte. Doch was seitdem ans Licht gekommen ist, zeichnet das Porträt eines Mannes, dessen Privatleben sein größtes und bestgehütetes Staatsgeheimnis ist.

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Die Geschichte von Ljudmila Putina ist das tragische Zeugnis eines Lebens im Schatten der Macht. Als die junge, sprachbegabte Flugbegleiterin Ende der 1970er Jahre den aufstrebenden KGB-Offizier Wladimir Putin kennenlernte, ahnte sie nicht, dass ihr Leben zu einer öffentlichen Darstellung mit privatem Leid werden würde. Schon der Heiratsantrag, wie sie später enthüllte, war keine romantische Geste, sondern eine kühle Feststellung: “Nach dreieinhalb Jahren war es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen.” Diese emotionale Distanz sollte ihre Ehe prägen. Während Putins Stationierung in Dresden in den 1980er Jahren war sie es, die die beiden Töchter weitgehend allein großzog, isoliert und einsam in einem fremden Land. Sie berichtete von einem Mann, der bei der Geburt seiner ersten Tochter nicht anwesend war und den Namen des Kindes – Maria – eigenmächtig und ohne Absprache festlegte.

Als Putin im Jahr 2000 Präsident wurde, verwandelte sich Ljudmilas Leben endgültig in einen goldenen Käfig. Die Rolle der First Lady war ihr sichtlich zuwider. Bei öffentlichen Auftritten wirkte sie oft angespannt, ihr Lächeln gezwungen. Sie mied das Rampenlicht, wo immer sie konnte. Hinter den Kulissen war die Realität noch düsterer. Insider und Biografen zeichnen das Bild einer zutiefst unglücklichen Frau. Die schockierendste Beschreibung stammt von ihr selbst: Sie soll ihren Mann als “Vampir” bezeichnet haben, der ihr emotional das Blut ausgesaugt habe. Die Scheidung im Jahr 2013 war für sie keine Tragödie, sondern eine Befreiung. Als 2016 bekannt wurde, dass sie den über 20 Jahre jüngeren Geschäftsmann Artur Otscheretny geheiratet hatte, wirkten die Bilder wie eine Erlösung. Die Frau, die an der Seite des Präsidenten stets gequält aussah, strahlte plötzlich eine Leichtigkeit und ein Glück aus, das ihr jahrzehntelang verwehrt geblieben war.

Noch geheimnisvoller als das Schicksal seiner Ex-Frau ist die Existenz seiner beiden offiziellen Töchter, Maria Woronzowa und Katerina Tichonowa. Sie sind die Geisterprinzessinnen des Kremls. Obwohl ihre Identitäten durch investigative Recherchen enthüllt wurden, hat Putin sie niemals öffentlich als seine Töchter anerkannt. Es existiert kein einziges verifiziertes Foto, das ihn mit seinen erwachsenen Kindern zeigt. Ihre gesamte Existenz ist ein Akt sorgfältigster staatlicher Geheimhaltung. Ihre Schulakten wurden manipuliert, ihre Nachnamen geändert, und jeder, der versucht, über sie zu berichten, muss mit den härtesten Konsequenzen rechnen.

Ljudmila Putina: Öffentlichkeitsscheu – Russlands First Lady - Bilder &  Fotos - WELT

Dennoch haben beide Frauen schwindelerregende Karrieren gemacht, die ohne ihren Nachnamen undenkbar wären. Maria Woronzowa ist eine führende Endokrinologin und Miteigentümerin eines riesigen Investmentunternehmens im Gesundheitswesen. Katerina Tichonowa, einst eine professionelle Rock’n’Roll-Tänzerin, leitet heute eine milliardenschwere Initiative für künstliche Intelligenz an der renommierten Moskauer Staatsuniversität. Ihre kurzzeitige Ehe mit Kirill Schamalow, dem Sohn eines Putin-Vertrauten, machte diesen über Nacht zum jüngsten Milliardär Russlands. Die Töchter leben in einer paradoxen Welt: Einerseits genießen sie unvorstellbaren Reichtum und Einfluss, andererseits sind sie zur Unsichtbarkeit verdammt. Ihre Existenz ist ein Beweis für Putins absolute Kontrolle, die sich nicht nur auf den Staat, sondern bis in die intimsten familiären Bande erstreckt.

Doch das geheime Reich des Zaren hat noch weitere, verborgene Kammern. Seit seiner Scheidung ranken sich unzählige Gerüchte um die Frauen in seinem Leben. Die prominenteste unter ihnen ist Alina Kabajewa, eine ehemalige Olympiasiegerin in der rhythmischen Sportgymnastik. Bereits 2008 berichtete eine russische Zeitung über ihre angebliche Affäre mit Putin. Die prompte Reaktion des Kremls war brutal: Die Zeitung wurde über Nacht geschlossen, der Chefredakteur gefeuert. Es war eine unmissverständliche Botschaft an alle russischen Medien. Kabajewa verschwand für eine Weile von der Bildfläche, nur um Jahre später als mächtige Vorstandsvorsitzende der National Media Group, eines der größten Medienkonglomerate Russlands, wieder aufzutauchen. Investigativberichte legen nahe, dass sie die Mutter von mindestens zwei weiteren, geheimen Kindern Putins ist, die in abgeschotteten Luxusresidenzen in der Schweiz und in Russland aufwachsen.

Eine weitere schattenhafte Figur ist Swetlana Kriwonogich. Eine investigative Plattform enthüllte 2020 ihre unglaubliche Geschichte: eine ehemalige Reinigungskraft aus St. Petersburg, die nach ihrer angeblichen Affäre mit Putin in den 1990er Jahren zur Multimillionärin wurde. Ihr Vermögen wird auf über 100 Millionen Dollar geschätzt, darunter Luxusapartments in Monaco und eine Beteiligung an der Bank Rossija, die als “persönliche Bank” der Putin-Elite gilt. Kriwonogich hat eine Tochter, Luisa Rosova, deren verblüffende Ähnlichkeit mit dem Präsidenten in den sozialen Medien für Furore sorgte – bis ihr Instagram-Account mit dem Beginn der Ukraine-Invasion plötzlich verschwand.

Putins neue Militärdoktrin - "Eigentlich hat sich gar nicht so viel  verändert"

Diese Geschichten folgen einem Muster: Frauen, die Wladimir Putin nahekommen, erlangen entweder enormen Reichtum oder einflussreiche Positionen, aber sie zahlen dafür einen hohen Preis – ihre Sichtbarkeit und ihre Freiheit. Ihr Leben wird zu einem Staatsgeheimnis, bewacht von den undurchdringlichen Mauern des Kremls und den allgegenwärtigen Augen der Geheimdienste.

Die extreme Geheimhaltung um sein Privatleben ist kein Zufall, sondern eine politische Strategie. Putin inszeniert sich als Bewahrer traditioneller, konservativer und orthodoxer Werte. Ein kompliziertes Geflecht aus Scheidungen, geheimen Kindern und unehelichen Affären würde dieses sorgfältig konstruierte Image zerstören. Sein Privatleben ist daher nicht privat; es ist ein zentraler Bestandteil seiner Machtarchitektur. Die Mauer des Schweigens, die er um seine Familie und seine Beziehungen errichtet hat, ist genauso wichtig wie die Kontrolle über die Medien oder das Militär. Doch in einer digital vernetzten Welt bröckelt selbst die dickste Mauer. Jede neue Enthüllung, jedes durchgesickerte Detail, fügt dem Porträt des eisernen Zaren eine neue, zutiefst menschliche, aber auch zutiefst beunruhigende Facette hinzu. Es ist die Geschichte eines Mannes, der ein ganzes Land kontrolliert, aber dessen größtes Schlachtfeld vielleicht die verborgene Welt seiner eigenen Familie ist.

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