Es ist ein Bild von fast zynischer Gelassenheit, das Dr. Markus Krall zeichnet, wenn er über die Zukunft Deutschlands spricht. “Wenn es dann so richtig knallt”, sagt der Ökonom und Bestsellerautor in einem aufrüttelnden Interview, “setze ich mich an die Nordgrenze der Schweiz mit einer Tüte Popcorn und schaue mir das an.” Was er sich ansehen wird, ist seiner Meinung nach nichts Geringeres als der totale Zusammenbruch eines Landes, das er seit Jahren vor genau diesem Szenario warnt. Für Krall ist die Debatte beendet. Die Clan-Kriminalität, die No-Go-Areas, die Staatspleite – all das sei “eigentlich alles schon da”. Nur der finale finanzielle Knall fehle noch.
Kralls düstere Prognose ist keine abstrakte Zahlenspielerei. Sie wird von schockierenden Alltagsbeobachtungen untermauert, wie sie der Interviewer selbst schildert. Eine kürzliche Reise nach Frankfurt am Main wurde zu einer Konfrontation mit einer Realität, die er so nicht für möglich gehalten hätte. Bei seiner Ankunft am Hauptbahnhof, nur sechs Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt, entschied er sich gegen die U-Bahn. Ein Fehler, wie sich herausstellte. “Wo bin ich denn hier gelandet?”, fragt er fassungslos. Er beschreibt eine Szenerie mit 30 bis 40 schwer bewaffneten Polizisten, doch das Gefühl der Sicherheit fehlte komplett.

Der Weg durch das Viertel war ein Kulturschock. “Ich war in Indien, ich war in ganz Südostasien, ich war auf den Philippinen, ich war sogar in Afrika, aber das sind wirklich afrikanische Verhältnisse, die ich dann dort auf der Straße gesehen habe”. Auf dem Rückweg, Tage später, das gleiche Bild. Ein Gefühl des Unwohlseins, der Fremdheit im eigenen Land.
Dr. Krall zeigt sich von dieser Schilderung wenig überrascht. “Sie sind ganz schön mutig, da durchzugehen”, kommentiert er trocken. Er bestätigt die Existenz von “No-Go-Areas” in Frankfurt und vielen anderen deutschen Städten. Die Lage sei so dramatisch, dass ausländische Banken ihren Mitarbeitern Stadtpläne aushändigen, auf denen die zu meidenden Straßen markiert sind – aus Sorge um deren persönliche Sicherheit. Das Viertel, das der Interviewer beschreibt, gehöre exakt dazu.
Krall malt ein Bild der totalen Anomie: “Dort werden auf der Straße Drogen gehandelt, das findet Gewaltkriminalität statt, es ist alles verdreckt”. Die Polizei, so Krall, betrete diese Gebiete ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr, “noch nicht mal mehr, um Knöllchen zu verteilen”. Diese Zonen des Verfalls seien nicht auf Frankfurt beschränkt, sondern ein deutschlandweites Phänomen, oft dominiert von Clans oder “unseren neuen, wie soll ich mich ausdrücken, Goldstücken”.
Doch dieser sichtbare Verfall auf den Straßen ist für Krall nur “das äußere Symptom eines inneren Verfalls”. Die Wurzel des Problems liege tiefer: in einem “ökonomischen Verfall, der seine Wurzel in einem geistig-gesellschaftlichen Verfall hat”.
An dieser Stelle beginnt Kralls Generalabrechnung mit der deutschen Politik. Er wirft der Führungsschicht vor, “unwillens” zu sein, die Probleme überhaupt anzuerkennen. Schlimmer noch: “Jeden, der sie beim Namen nennt, zum Nazi erklärt”. Gleichzeitig werde “die einzige Partei, die gerne was dagegen unternehmen würde, verteufelt und verbieten möchte”.
Krall sieht die deutsche Gesellschaft gespalten. Etwa ein Drittel der Deutschen sei “aufgewacht” und sehe die Entwicklung “mit zunehmendem Entsetzen”. Diese Menschen könnten einem leidtun. Die anderen zwei Drittel jedoch nicht. Solange diese Mehrheit sich der “Realitätsverkenntnis” hingibt und nicht aufwacht, werde es “mit diesem Land weiter bergab gehen”.
Dieser Niedergang, so warnt er, sei keine lineare Entwicklung. “Das ist eine Kurve, die immer abschüssiger wird. Wir sind jetzt am Knie dieser Verteilung […] und ab hier geht’s jetzt richtig bergab”.
Den Kern des Problems sieht der Ökonom im Finanzsystem. Die Zahlen, die er nennt, sind alarmierend. Während die offizielle Staatsverschuldung auf 63 bis 70 Prozent zusteuert, sei die “echte” Verschuldung, die alle zukünftigen Zahlungsversprechen wie Pensionen für Beamte mit einschließt, bei katastrophalen 450 Prozent. Selbst die offiziellen Zahlen seien eine Katastrophe. Krall prognostiziert einen Anstieg auf 80 Prozent durch die aktuelle Schuldenpolitik und, falls Frankreich gerettet werden muss, einen Sprung auf 132 Prozent bis 2028 – ein Niveau über dem von Frankreich und fast auf dem von Italien.
Die impliziten Schulden, die Leistungsversprechen für Pensionen, seien schlicht “unbezahlbar”. Er stellt sogar die moralische Verpflichtung infrage, diese zu bedienen. “Die Beamtenschaft sollte eigentlich dem Lande dienen”, argumentiert er, doch stattdessen habe “die Bürokratie dieses Land ausgesaugt und auch ausgelaugt”. Es gebe keine moralische Schuld der Bürger, diese Verpflichtungen zu übernehmen, die ohnehin nicht zu leisten seien, ohne den Rest der Bevölkerung verarmen zu lassen. Die Folge seien “gewaltige Verteilungskämpfe”.
Um die Dysbalance der Gesellschaft zu verdeutlichen, nutzt Krall ein simples Bild: ein großes “T”. Ein stabiles “T” habe einen starken Stamm und einen nicht zu breiten Querbalken. In Deutschland jedoch werde der “Stamm” – die Leistungsträger – “immer schlanker”, während der “Querbalken” – die Transferempfänger und der Staatsapparat – “immer schwerer, immer größer” werde. Es sei “absehbar, dass irgendwann dieser Stamm unter der Last des Gewichts […] zusammenbrechen wird”.
Die Zahlen dazu liefert er prompt: Nur noch 15 Millionen “Leistungsträger” in Deutschland, also Menschen, die netto mehr in das System einzahlen, als sie herausbekommen. Diese 15 Millionen sollen über 80 Millionen Menschen finanzieren.
Dieses Ungleichgewicht wird durch zwei gegenläufige Migrationsbewegungen dramatisch beschleunigt. Auf der einen Seite verlassen die Leistungsträger das Land. Waren es früher 80.000 bis 100.000 Auswanderer pro Jahr, seien es jetzt 250.000 bis 300.000, mit stark steigender Tendenz. Krall rechnet bald mit 400.000 bis 500.000 pro Jahr. “Und die, die gehen, das sind die Leistungsträger, die sich nicht mehr ausbeuten lassen wollen”. Gleichzeitig, so der Vorwurf, kämen “mehrere Hunderttausend Sozialhilfeempfänger hinzu”.
Angesichts dieser Diagnose ist Kralls Rat an die verbliebenen Nettozahler radikal und unmissverständlich: “Ich empfehle jedem, der Nettozahler ist, das Land zu verlassen”.
Er begründet dies nicht nur ökonomisch, sondern auch moralisch. “Es ist eine Frage der Gerechtigkeit. Wir müssen uns nicht ausbeuten lassen”. Er selbst habe sein Leben lang mehr eingezahlt als rausbekommen, aber das Maß sei voll. “Jetzt haben wir eine Herrschaft der Korruption, der Abgreifer, der Diebe”. Er geht so weit, von einer “Kakistokratie” zu sprechen, einer “Herrschaft der Übelsten dieses Volkes”.
Es gebe “keinen moralischen Grund zu bleiben” und auch “keinen patriotischen Grund zu bleiben”. Wer bleibe und Steuern zahle, “verlängert und prolongiert das Siechtum dieses Landes”, indem er “dieser korrupten Führungsklicke” Geld zuschiebe. Seine schockierende Schlussfolgerung: Der Zusammenbruch müsse “möglichst schnell” kommen, “damit wieder aufgebaut werden kann”.
Für jene, die zumindest ihr Kapital retten wollen, hat Krall eine klare Strategie. “Deutschland ist nicht zu retten”. Der erste Schritt sei die Erkenntnis, dass Kapital mobiler ist als der Mensch.
Für deutsche Immobilienbesitzer, die im “vom Heizungsgesetz demolierten Immobilienmarkt” nicht verkaufen können, hat er zwei konkrete “Tricks”. Erstens: die Gründung einer LLC (Limited Liability Company) in den USA. Die Immobilie wird in diese LLC eingebracht und sei dann als amerikanisches Eigentum nach einem Freundschaftsvertrag von 1953 vor Enteignung geschützt. Zweitens: “die Immobilie beleihen bis zur Dachkante”, das Geld ins Ausland schaffen und dort sicher anlegen. Wenn der Staat dann enteignen wolle, könne man sagen: “Kannst du haben, aber mitsamt den Schulden”.
Für die allgemeine Vermögensanlage empfiehlt Krall eine klassische Diversifizierung: ein Drittel Immobilien, ein Drittel Aktien, ein Drittel Edelmetalle.
Bei Edelmetallen sei der hohe Goldpreis (im Interview bei fast 4.000 Dollar erwähnt) kein Hinderungsgrund. Edelmetalle kaufe man nicht “unter Renditegesichtspunkten”, sondern “unter Sicherheitsgesichtspunkten”. Er empfiehlt eine Mischung aus Gold und Silber.

Bei Immobilien rät er von Deutschland ab und nennt alternative Standorte: Schweiz, Südtirol, Mallorca, Argentinien, Belize, San Salvador, Singapur und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Bei Aktien gilt: “Nichts Deutsches”. Stattdessen solle man in Asien, Nordamerika und Argentinien investieren, falls sich der Kurs von Präsident Milei durchsetzt. Sektorspezifisch empfiehlt er Big Tech, KI, Robotik, Quantencomputing und Goldminen.
Den provokantesten Teil seiner Anlagestrategie hebt er sich für den Schluss auf. Man solle in alles investieren, “was die Grünen und Greta kotzen lässt”. Konkret: Steinkohle, Öl, Gas und Kraftwerke. Seine Begründung ist rein ökonomisch: Diese Sektoren seien durch “staatliche Verzerrung” und ideologische Voreingenommenheit massiv unterinvestiert. Den menschengemachten Klimawandel tut er als “Schwachsinn für dumme Menschen” ab.
Das Interview schließt ohne Hoffnungsschimmer. Für Dr. Markus Krall ist der Zug abgefahren. Seine Prognose ist ein Totalschaden für die Bundesrepublik. Das Einzige, was der Einzelne noch tun könne, sei, sich selbst und sein Vermögen in Sicherheit zu bringen. Das Popcorn für das Schauspiel des Untergangs liegt offenbar schon bereit.