Das Goldene Zeitalter Hollywoods. Es ist ein Begriff, der sofort Bilder von makellosem Glamour, zeitloser Eleganz und moralisch integren Helden heraufbeschwört. Clark Gable, Kirk Douglas, Bing Crosby, Elizabeth Taylor – ihre Namen sind in Marmor gemeißelt, ihre Gesichter auf ewig Ikonen. Doch was, wenn dieser Glanz nur die Fassade war? Was, wenn die Legenden, die wir verehren, in Wahrheit Sadisten, Tyrannen und Raubtiere waren?
Im März 2007 platzte eine Bombe, die das Fundament dieser Mythen erschütterte. Das Magazin “Hollywood Truth” berichtete über einen Fund, der jahrzehntelang als verloren galt: das private Notizbuch von Burt Lancaster. Entdeckt in einem verstaubten, verschlossenen Aktenschrank in seinem ehemaligen Anwesen in Beverly Hills, war dies keine nostalgische Memoiren-Sammlung. Es war eine Abrechnung.
Lancaster, selbst eine der größten und angesehensten Figuren dieser Ära, hatte akribisch eine Liste von 14 Persönlichkeiten geführt, die er für die “bösartigsten, missbräuchlichsten und manipulativsten” Menschen hielt, denen er je begegnet war. Er dokumentierte nicht nur Gerüchte, sondern, seinen Notizen zufolge, Vorfälle von körperlichen Übergriffen, sexueller Nötigung, systematischer Erpressung und psychischer Grausamkeit, die im Schatten der gigantischen Studio-Scheinwerfer stattfanden.
“Clark Gable”, soll Lancaster notiert haben, “ein Sadist hinter verschlossenen Türen.” Über Errol Flynn: “Ein Raubtier, geschützt durch Charme.” Und über Bing Crosby: “Der kälteste Mensch, den ich je kannte.”
Diese Liste, lange unter Verschluss gehalten, zeichnet ein Bild von Hollywood, das weit entfernt ist von der Unschuld, die es auf der Leinwand verkaufte. Es ist ein Ort der Machtspiele, des Missbrauchs und der Komplizenschaft. Werfen wir einen Blick auf die schockierendsten Enthüllungen aus Lancasters geheimer Akte.

Die Helden: Täter hinter der Maske
Niemand verkörperte Männlichkeit und heldenhaften Trotz so wie Kirk Douglas. Der “Spartacus”-Darsteller mit dem berühmten Kinngrübchen war jahrzehntelang das Symbol des unbezwingbaren Kämpfers. Doch hinter der Fassade des Helden, so berichten es die Notizen und bestätigen es Gerüchte, lauerte eine dunklere Wahrheit. Douglas war berüchtigt für seine Untreue und sein herrisches, launisches Verhalten am Set. Er feuerte den ursprünglichen Regisseur von “Spartacus” nach nur einer Woche und lieferte sich erbitterte Machtkämpfe mit Stanley Kubrick.
Doch das ist nur die Spitze. Lancaster soll vermerkt haben, dass Douglas vor nichts zurückschreckte, um seine Macht zu erhalten, und sogar Drogen benutzt habe, um Gehorsam zu erzwingen. Die Schauspielerin Lisa Avery wurde 1959 Berichten zufolge aus einem Filmprojekt geworfen, nur weil sie eine private Einladung zum Abendessen von Douglas ablehnte. Nach seinem Tod kochten die dunkelsten Gerüchte wieder hoch, darunter der nie bewiesene, aber hartnäckige Vorwurf eines sexuellen Übergriffs auf die damals erst 15-jährige Natalie Wood in den 1950er Jahren.
Noch düsterer ist das Bild, das von Errol Flynn gezeichnet wird. Auf der Leinwand der charmante Robin Hood, war sein wahres Leben eine Abfolge von Skandalen. Geboren in Tasmanien, flog er wegen Diebstahls und Schlägereien von der Schule. Mit 17 soll er in Neuguinea in einen Stammeskonflikt geraten sein, bei dem er angeblich einen Einheimischen tötete. Wegen Mordes angeklagt, verteidigte er sich selbst und wurde freigesprochen.
In Hollywood setzte sich seine Gewaltbereitschaft fort. Er wurde entlassen, weil er eine Bühnenmanagerin eine Treppe hinunterstieß. Seine Partys in den MML Holland Hills waren legendär – ausgestattet mit Gucklöchern und Spiegeln, die ihm Einblicke in die Umkleidezimmer seiner weiblichen Gäste ermöglichten. 1942 wurde er wegen Vergewaltigung angeklagt, und obwohl er freigesprochen wurde, lautete sein späterer Kommentar: “Ich war vielleicht höllisch schuldig, zumindest juristisch gesehen, aber jeder wusste, die Mädchen wollten es so.” Seine Ehen waren geprägt von Gewalt; er schlug einer Frau einen Zahn aus und biss einer anderen so heftig in den Arm, dass dieser eingegipst werden musste. Seine letzte Beziehung führte er mit der minderjährigen Beverly Adland – mit dem vollen Wissen und der Unterstützung von deren Mutter.
Die Väter: Tyrannen im eigenen Heim
Die schockierendsten Enthüllungen betreffen oft jene, die das Bild des perfekten amerikanischen Vaters prägten. An vorderster Front: Bing Crosby. Mit seiner samtigen Stimme war er der Inbegriff weihnachtlicher Wärme. Doch hinter den Kulissen, so bestätigte es sein ältester Sohn Gary Crosby in seinen Memoiren “Going My Own Way”, war er ein Tyrann.
Gary beschrieb einen Vater, der seine Kinder “windelweich prügelte”, oft mit einem Gürtel mit Metallschnallen. “Mein Vater war nicht der entspannte, lockere Typ, den alle in ihm sahen”, schrieb Gary. “Er war ein Monster.” Die Tragödie dieser Familie ist unermesslich. Crosbys erste Frau, Dixie Lee, starb mit 42 Jahren als Alkoholikerin, während Bing auf Tour war und sich emotional abkapselte. Zwei seiner vier Söhne, Lindsey und Dennis, nahmen sich später das Leben. Seine zweite Frau Katherine, 30 Jahre jünger, zwang er, ihre Karriere und ihr Studium aufzugeben, und kontrollierte sie systematisch.

Ein ähnliches Bild der Kälte zeichnet Lancasters Akte von Henry Fonda. Auf der Leinwand war Fonda Amerikas moralisches Gewissen, der Inbegriff von Anstand und Integrität. Privat war er, wie seine Kinder Jane und Peter später enthüllten, kühl, distanziert und zutiefst selbstbezogen. Fonda war ein Serienbetrüger, der sich durch fünf Ehen schlief, unter anderem mit Bette Davis und Marlene Dietrich. Seiner ersten Frau Margaret Sullavan, die ihn als “unbefriedigenden Liebhaber” bezeichnete, folgte Francis Seymour. Nach Jahren emotionaler Vernachlässigung und der Entdeckung seiner Affäre mit der 21-jährigen Susan Blanchard schnitt sich Francis in einer psychiatrischen Klinik die Kehle durch.
Die Kälte Fondas war grenzenlos: Er log seine Kinder Jane und Peter an und behauptete, ihre Mutter sei an einem Herzfehler gestorben. Er verbot Zeitungen im Haus, um die Wahrheit zu verbergen. Jane Fonda beschrieb ihn als einen Mann, der nie “Ich liebe dich” sagte und nicht mit seiner Familie aß.
Die Divas: Glamour, Chaos und Urin
Die Frauen des Goldenen Zeitalters standen dem in nichts nach, wenn es um extremes Verhalten ging. Elizabeth Taylor, die Königin von Hollywood, war auch die Königin des Chaos. Während der Dreharbeiten zu “Kleopatra” schloss sie sich wegen eines Streits um ihre Garderobe für 14 Stunden in ihrer Umkleide ein und beendete den Streit, indem sie ein Weinglas nach dem Regisseur warf.
Sie reiste mit einem exotischen Zoo, darunter Affen, Papageien und ein Terrier, der angeblich Diamanten kaute. Hotels klagten über zerstörte Suiten, Lippenstiftabdrücke an den Decken und Teppiche, die in Chaoszonen verwandelt wurden. Wurden ihr die Schäden in Rechnung gestellt, reagierte sie oft mit gezieltem Vandalismus, riss Vorhänge herunter oder warf Kissen in Toiletten.
Doch Taylors Eskapaden wirken fast harmlos im Vergleich zu denen von Faye Dunaway. Dunaway, gefeiert für ihre Intensität, war berüchtigt für Chaos und Wutausbrüche. Am Set von “Chinatown” soll sie sich geweigert haben, Toilettenpausen einzulegen. Stattdessen urinierte sie Berichten zufolge in Mülleimer und rief Teamster, um das Chaos zu beseitigen. In einem berüchtigten Vorfall eskalierte ein Streit mit Regisseur Roman Polanski derart, dass sie ihm einen Becher mit Urin ins Gesicht geworfen haben soll.
Ihre Bühnenrolle in “Tea at Five” endete abrupt, nachdem Berichte aufkamen, Dunaway habe Crewmitglieder geohrfeigt und mit Gegenständen geworfen. Selbst Bette Davis, nicht gerade für ihre Sanftmut bekannt, nannte Dunaway die “unprofessionellste Person”, mit der sie je gearbeitet habe.
Die Genies: Arroganz, Exzess und Asche
Manche der größten kreativen Köpfe waren auch die größten menschlichen Enttäuschungen. Orson Welles, das Genie hinter “Citizen Kane”, war ebenso berüchtigt für seine Arroganz und Verachtung. Er beschimpfte fast jeden: Humphrey Bogart (“Feigling”), Spencer Tracy (“abscheulicher Mann”), Charlie Chaplin (“völlig dumm”) und Alfred Hitchcock (“egomanisch und faul”). Sein Ego war grenzenlos, er sabotierte Produktionen und erniedrigte Kollegen, oft mit rassistischen Untertönen.
Doch der vielleicht bizarrste Fall von Exzess war Dennis Hopper. Ein Mann zwischen Genie und Gewalt. Mehrere Ehefrauen warfen ihm häusliche Gewalt vor, darunter Brooke Hayward, der er bei einem Wutanfall die Nase gebrochen haben soll. Sein Drogen- und Alkoholkonsum war jenseits jeder Vorstellungskraft: ein halber Liter Rum, 28 Bier und 3 Gramm Kokain – pro Tag, nur “um zu funktionieren”. Seine Ehe mit Michelle Phillips dauerte acht Tage. Am Set zog er ein Messer.
In einem seiner düstersten Momente, so die Legende, schnupfte er bei einer Party eine Linie dessen, was er für Kokain hielt. Es waren die Ascheüberreste der verstorbenen Ehefrau eines Filmmanagers.

Das System: Die Besetzungscouch
Das vielleicht vernichtendste Urteil in Lancasters Notizen betrifft nicht nur Individuen, sondern das System, das sie schuf. An der Spitze dieses Systems stand Daryl F. Zanuck, der mächtige Produzent von 20th Century Fox. Unter Zanuck wurde die berüchtigte “Besetzungscouch” zur grausamen Realität.
Jahrzehntelang nutzte er seine Macht, um junge Schauspielerinnen sexuell zu erpressen. Täglich, so heißt es, wurden “Starlits” um 16 Uhr in sein privates Büro gerufen, hinter dessen versteckten Türen ein Schlafzimmer lag. Wer sich weigerte, riskierte seine Karriere oder landete auf einer schwarzen Liste. Zu seinen Opfern gehörten aufstrebende Talente wie Linda Darnell, die er mit nur 15 Jahren ins Visier nahm, und Marilyn Monroe, deren frühe Karriere von seiner Kontrolle geprägt war. Talent war zweitrangig; sexuelle Gefügigkeit war alles. Gegenüber Joan Collins prahlte er: “Du hast nichts erlebt, bis du mich hattest.”
Burt Lancasters Notizbuch ist mehr als eine Sammlung schmutziger Anekdoten. Es ist das Zeugnis einer Ära, deren Glanz auf Schweigen, Angst und der systematischen Ausbeutung der Schwächeren aufgebaut war. Es wirft die Frage auf, wie viele Leinwandlächeln Grausamkeit verbargen und wie viele Legenden nur deshalb zu Legenden wurden, weil ihre Opfer nie eine Stimme erhielten. Das Goldene Zeitalter mag vorbei sein, aber seine Dämonen sind unsterblich.