Jahrelang war er das Gesicht des deutschen Wohlfühl-Fernsehens. Als Kapitän Victor Burger auf dem “Traumschiff” oder als charmanter Dr. Udo Brinkmann in der “Schwarzwaldklinik” wurde Sascha Hehn zum Inbegriff des perfekten Schwiegersohns, des ewigen Sonnyboys. Sein Lächeln war makellos, seine Ausstrahlung war mühelos, und sein Platz im Herzen eines Millionenpublikums schien unantastbar. Doch jetzt, im Alter von 70 Jahren, zerreißt Hehn dieses Bild selbst – mit einer Brutalität und Offenheit, die schockiert und fasziniert zugleich.
In einer unerwarteten und tiefgehenden Lebensbeichte rechnet Sascha Hehn ab. Nicht mit dem System, nicht mit der Presse, sondern mit fünf ganz bestimmten Kollegen. Fünf Stars, die jeder in Deutschland kennt, die aber laut Hehn eine dunkle Rolle in seiner Karriere spielten. Er nennt sie beim Namen, nicht aus Rache, wie es scheint, sondern aus einem Bedürfnis nach Wahrheit. Mit 70 Jahren, so die Botschaft, hat er nichts mehr zu verlieren und muss nicht länger die charmante Maske tragen. Er spricht über Frust, Demütigung und ein Leben im Schatten eines Images, das er nie vollständig gewollt hat.
Die Enthüllung ist mehr als nur Klatsch; sie ist das Psychogramm eines Mannes, der jahrzehntelang dafür geliebt wurde, etwas zu sein, das er nicht war. Er war nicht nur der gefeierte Held, er wurde, wie er es empfand, übergangen, unterschätzt und bewusst an den Rand gedrängt. Sein charmantes Lächeln, so versteht man jetzt, war oft ein Schutzschild. Und diese fünf Namen sind die Pfeiler seiner Frustration.

Michaela May – Der “schöne Rahmen”
Die erste Enthüllung trifft eine Kollegin, mit der er oft vor der Kamera stand: Michaela May. Für das Publikum waren sie oft das Traumpaar der Seriengeneration, harmonierten perfekt und schienen auf einer Wellenlänge zu sein. Doch hinter den Kulissen, so Hehns Perspektive, sah die Realität anders aus. Er fühlte sich von ihr nicht als ebenbürtiger Partner, sondern als Funktion gesehen.
Es waren anfangs Kleinigkeiten, wie er berichtet. Sie bekam mehr Aufmerksamkeit von der Regie, Szenen wurden subtil zu ihren Gunsten verändert. Der entscheidende Satz, der ihm wie ein Stachel im Gedächtnis blieb, kam angeblich von einem Aufnahmeleiter: “Du bist der schöne Rahmen.” Ein Satz, der als Witz gemeint war, aber für Hehn zur bitteren Realität wurde. Er beschreibt eine Dynamik, in der die emotionalen, tiefgründigen Szenen immer mehr zu ihr wanderten, während seine Figur “charmant, glatt, austauschbar” blieb.
Der Bruch, so Hehn, war nicht laut, sondern leise und umso verletzender. Bei einer Pressekonferenz auf die Frage angesprochen, ob Hehn in der Serie nicht zu wenig Tiefe bekomme, soll May gelächelt und geantwortet haben: “Ach, er ist doch so gut im Leichtfüßigen.” Ein Satz, der wie ein Kompliment klang, für Hehn aber eine öffentliche Einordnung, eine Degradierung war. Er habe sie später darauf angesprochen und sie soll geantwortet haben: “Sascha, wir alle haben unseren Platz. Das ist deiner.” In seinen Augen war es Verrat an einer vermeintlichen Partnerschaft auf Augenhöhe. Er wirft ihr nicht Grausamkeit vor, sondern die stille Akzeptanz eines Systems, das ihn zur Staffage machte, während sie das Bild in der Mitte war.
Sky Dumont – Der aristokratische Spiegel
Auf Platz vier nennt Hehn einen Mann, der für eine gänzlich andere Art von Schauspielkunst steht: Sky Dumont. Hier gab es keinen offenen Streit, keinen direkten Konflikt. Es war, wie Hehn es beschreibt, eine Rivalität, die durch das System selbst geschaffen wurde. Dumont, der elegante, aristokratisch wirkende Mime, verkörperte alles, was Hehn verwehrt blieb.
Immer wenn beide für ähnliche Rollen in Betracht kamen, schien das Ergebnis vorbestimmt. “Sky hat die Aura”, soll ein Produzent gesagt haben, “Sascha hat den Charme.” Wieder eine Unterscheidung, die Hehn als Herabsetzung empfand. Während Dumont die Bösewichte, die tragischen Helden, die ernsten Charaktere spielen durfte – Rollen mit “Gewicht” – blieb für Hehn die Rolle des Gefälligen.
Ein Moment an einem gemeinsamen Set brachte es auf den Punkt. Die Regie verlangte von Dumont Tiefe und Dramatik, von Hehn “Leichtigkeit” und “Humor”. Ein Kameramann soll geflüstert haben, es sei, als würde man einem Rennpferd sagen, es dürfe nur traben. Bei einem Mittagessen fragte Hehn seinen Kollegen halb im Scherz, warum er immer die Rollen bekomme, an denen er sich die Zähne ausbeißen würde. Dumonts ruhige Antwort war eine Diagnose der Branche: “Weil ich für Distanz stehe und du für Nähe. Die Branche liebt Distanz mehr.” Für Hehn war Sky Dumont der lebende Beweis, der Spiegel, der ihm tagtäglich zeigte, wo die Branche ihn einsortiert hatte – ein Platz, den er nie gewollt hatte.

Christine Neubauer – Die Dominanz der “Quotenkönigin”
Mit Christine Neubauer kommt eine Kollegin ins Spiel, die für ihre starke Präsenz und ihren Ehrgeiz bekannt ist. Hehn beschreibt die Zusammenarbeit mit ihr als “kompliziert” und von einem “Dauerdruck” vergiftet. Neubauer, damals auf dem Höhepunkt ihrer Karriere als “Quotenkönigin”, war laut Hehn eine Frau, die für ihre Rollen kämpfte und dabei das gesamte Spielfeld für sich beanspruchte.
In dieser Dynamik fühlte sich Hehn zur “Nebelwand” degradiert, zum Mann, der das Ganze “etwas leichter macht”. Er schildert einen Vorfall bei einem gemeinsamen Dreh. Eine Szene, in der beide gleichberechtigt agieren sollten, sei von Neubauer sofort dominiert worden. Sie habe sich näher an die Kamera gestellt, das Tempo bestimmt und die emotionalen Punkte an sich gerissen. Die Regie sei begeistert gewesen und habe zu Hehn gesagt: “Du bleibst etwas leichter, ja? Du bist der Kontrast.”
Der tiefste Schnitt sei jedoch eine Drehbuchänderung gewesen. Eine Szene, die ausdrücklich als sein emotionaler Wendepunkt geschrieben war, lag am Morgen des Drehs verändert vor. Die Konfrontation, das dramaturgische Gewicht – alles war auf ihre Figur umgeschrieben worden. Die Antwort der Regie auf seine Nachfrage: “Christine hat vorgeschlagen, dass es dramaturgisch besser wäre.” Für Hehn war dies der Beweis: Auf Sets mit Christine Neubauer war sie das Zentrum und er nur ein Satellit. Sie war in seinen Augen der Auslöser, der ihm zeigte, dass Talent allein nicht reicht, sondern dass Lautstärke und Macht am Set manchmal wichtiger sind.
Hansi Hinterseer – Die Entwertung der Kunst
Die Platzierung von Hansi Hinterseer mag auf den ersten Blick überraschen, doch für Hehn ist sie zutiefst logisch und vielleicht die schmerzhafteste aller Rivalitäten. Es ging nicht um persönliche Anfeindungen. Es ging um die Entwertung seiner gesamten beruflichen Identität. In den 90er Jahren, so Hehn, begann die Presse, ihn mit dem ehemaligen Skistar und Volksmusiker zu vergleichen. “Ihr seid doch ähnlich, charmant, volkstümlich,” hieß es. Oder: “Du bist der urbane Hansi.”
Für Hehn, den ausgebildeten Schauspieler, der die Schauspielschule durchlaufen und Theater gespielt hatte, war dieser Vergleich eine unerträgliche Kränkung. Er sah, wie Hinterseer, der “einfach mit einem Lächeln und einem Lied” kam, an die Spitze der Quoten stürmte – nicht durch Können, sondern durch Image und Vermarktung der “heilen Welt”.
Der schlimmste Satz, der ihn bis heute verfolge, kam von einem Produzenten: “Wir brauchen einen Typen wie Sascha, oder wir nehmen gleich Hansi.” Dieser Satz traf ihn ins Mark, weil er ihm seine Austauschbarkeit signalisierte. Der Handwerker Hehn wurde in dieselbe Schublade gesteckt wie der Image-Träger Hinterseer. Einmal soll Hinterseer ihm strahlend auf die Schulter geklopft haben mit den Worten: “Du und ich, Sascha, wir sind dieselbe Liga, oder?” Hehn lächelte höflich, doch innerlich dachte er: “Nein, sind wir nicht. Und warum glaubt das jeder, außer mir?” Hansi Hinterseer wurde für ihn zum Symbol der Ungerechtigkeit einer Branche, die Image über Kunst stellt.

Uschi Glas – Die tödliche Perfektion
Die größte Verachtung, so die schockierende Enthüllung, reserviert Hehn für die “unantastbare” Ikone des deutschen Films: Uschi Glas. Auch hier geht es nicht um Streit oder offene Feindseligkeit. Es ist das genaue Gegenteil, das ihn zur Weißglut trieb: ihre Perfektion.
Sie waren in den 70ern das Traumpaar, doch hinter der Kamera, so Hehn, gab es “keine Nähe, keine Wärme, keine Verbundenheit.” Uschi Glas sei immer in Kontrolle gewesen, “bedrohlich perfekt”. Ihr Lächeln sei unbesiegbar gewesen, ein Schild, das niemanden durchdringen ließ. Diese makellose Fassade, so Hehns Empfinden, ließ jeden anderen neben ihr “unfertig, chaotisch, schwach” wirken.
Den ersten Riss gab es nach einer Szene, in der Hehn, wie er sagt, alles gab und endlich emotionale Tiefe zeigen durfte. Uschi Glas sei danach zu ihm gekommen, habe gelächelt und mit sanfter Stimme gesagt: “Du bist gut, Sascha, aber du bist nicht der Typ für schwere Emotionen. Lass das lieber uns anderen.” Diese zwei Worte, “uns anderen”, trafen ihn wie ein Peitschenhieb, eine endgültige Einordnung in die Schublade, aus der er nie entkam.
Der endgültige Dolchstoß kam in einer Talkshow. Auf die Frage, wie es sei, mit Sascha Hehn zu arbeiten, habe sie gelächelt und gesagt: “Er ist sehr angenehm. Er ist nicht kompliziert.” Das Publikum lächelte mit, doch für Hehn war dies die öffentliche Hinrichtung. “Nicht kompliziert” bedeutet im Showgeschäft, so seine Interpretation, “austauschbar, ungefährlich, bedeutungslos”. Er konfrontierte sie Jahre später damit, doch sie soll nur ruhig geantwortet haben: “Sascha, du bist nicht der Typ für Konflikte. Lass das.”
Hehn verachtet sie nicht für einen Fehler, sondern dafür, dass sie ihn “nie sah”. Nicht den Künstler, nicht den Menschen, sondern nur die harmlose Rolle. Ihre Perfektion, so sein Fazit, war grausamer als jede Attacke, denn sie machte ihn unsichtbar.
Am Ende dieser schonungslosen Beichte sitzt da kein verbitterter alter Mann, sondern einer, der müde ist vom jahrzehntelangen Schweigen. Diese fünf Menschen waren, wie er sagt, “Spiegel”. Spiegel einer Branche, seiner Zeit und seiner eigenen Unsicherheiten. Sie alle waren Teil einer Geschichte, in der er so sehr gefallen wollte, dass er sich selbst verlor. Mit 70 Jahren hat Sascha Hehn seine Rolle als “Sunny Boy” endgültig abgelegt. Seine Geschichte endet nicht mit Applaus oder Stille, sondern mit Wahrheit. Und das, so scheint es, ist der lauteste Applaus, den er je bekommen hat.