Es gibt Momente in der Geschichte, die sich in das kollektive Gedächtnis einbrennen. Der 6. September 1997 ist solch ein Tag. Milliarden Menschen blickten auf die Westminster Abbey, ihre Augen gefüllt mit Tränen, ihre Herzen schwer vor Trauer. Inmitten dieses globalen Schmerzes saß ein Mann am Klavier, sein Gesicht eine Maske aus Kummer, seine Stimme brüchig. Elton John, der Pop-Titan, sang für seine Freundin, die Prinzessin. “Goodbye England’s Rose…”
Dieser Auftritt war der wohl schwerste seines Lebens. Er wurde zu einem Symbol der Trauer einer ganzen Nation. Doch was die Welt damals sah, war nur die Oberfläche. Unter dem Schmerz über den Verlust verbarg sich ein tieferer, dunklerer Abgrund – ein Strudel aus Schuld, Reue und einem unheilbaren “Was wäre wenn”. Jahrzehntelang hat Sir Elton John die volle Wahrheit über die letzten, turbulenten Wochen seiner Freundschaft mit Prinzessin Diana für sich behalten. Jetzt, in einer Welle schmerzhafter Bekenntnisse, bricht er sein Schweigen und enthüllt ein Drama, das herzzerreißender ist als jeder Song, den er je geschrieben hat.
Die Wahrheit ist: Als Diana starb, hatten sie gerade erst eine schmerzhafte Trennung überwunden. Und Elton John wird sich den Rest seines Lebens fragen, ob er mehr hätte tun können.

Eine ungleiche Freundschaft im goldenen Käfig
Ihre Begegnung im Jahr 1981 war wie eine Szene aus einem modernen Märchen. Hier der globale Superstar, der Inbegriff des Rock’n’Roll-Exzesses; dort die junge, schüchterne Aristokratin, die gerade zur meistfotografierten Frau der Welt aufstieg. Elton John war zu einem königlichen Event geladen, erwartete die übliche steife Förmlichkeit. Doch dann betrat Diana den Raum. “Sie war anders als alle anderen”, erinnerte sich Elton. “Sie war warmherzig, witzig und absolut aufrichtig.”
An diesem Abend begann eine Freundschaft, die so unwahrscheinlich wie tief war. Zwei Welten prallten aufeinander, doch im Kern fanden sich zwei Seelen, die beide die Absurdität und die Einsamkeit des Ruhms verstanden. Wenn sie sich trafen, geschah dies oft heimlich im Kensington Palast. Diana, so berichtet Elton, zog ihre Schuhe aus, machte es sich bequem und ließ die Fassade der Prinzessin fallen. Sie lästerten über die neueste Klatschpresse, tanzten zu Popmusik und lachten, bis ihnen die Tränen kamen. “Sie war wie ein Kind, wenn sie bei mir war”, sagte Elton. “Sie musste sich nicht königlich verhalten.” Er spielte für sie am Klavier, und sie zog ihn damit auf, wie dramatisch er sei.
Es war eine echte, ungeschminkte Verbindung. Doch Elton sah auch die Dunkelheit hinter ihrem strahlenden Lächeln. Er bemerkte die Traurigkeit, die Einsamkeit, die von ihrem zerfallenden Märchen mit Prinz Charles und dem unerbittlichen Ansturm der Presse herrührte. Sie war eine Frau unter unvorstellbarem Druck, und ihre unbeschwerten Momente mit Elton waren seltene Atempausen in einem erstickenden Leben.
Der Bruch: Ein tragisches Missverständnis
Ihre Freundschaft schien unzerstörbar, bis sie es nicht mehr war. Im Jahr 1997, dem Jahr, das alles verändern sollte, geschah das Unfassbare. Der Katalysator war eine weitere Tragödie: die Ermordung ihres gemeinsamen Freundes, des Designers Gianni Versace.
Elton und Diana hatten geplant, gemeinsam zur Beerdigung zu gehen, um sich gegenseitig zu stützen. Doch dann zog sich Diana plötzlich zurück. Wie Elton später erfuhr, wurde ihr von jemandem in ihrem Umfeld geraten, sich von ihm fernzuhalten. Die Befürchtung war, dass ein gemeinsamer Auftritt mit dem offen schwulen Popstar, der selbst mit Suchtproblemen gekämpft hatte, “Drama” verursachen oder dem königlichen Image schaden könnte.
Für Elton John war dies ein Schlag ins Herz. “Ich dachte, sie wollte mich nicht mehr sehen”, gestand er. “Es brach mir das Herz.” Eine eisige Stille legte sich über die einst so herzliche Freundschaft. Wochen vergingen. Zwei der berühmtesten Menschen der Welt, beide verletzt, beide zu stolz oder zu verwirrt, um den ersten Schritt zu tun.
Elton quälte sich mit dem Gedanken, sie verloren zu haben. Er verstand nicht, wie eine so tiefe Verbindung so plötzlich zerbrechen konnte. Was er damals nicht wusste, war der immense Druck, unter dem Diana stand, und die Manipulationen, denen sie selbst in ihrem engsten Kreis ausgesetzt war.

Die Versöhnung: Ein Anruf in letzter Minute
Dann, nur wenige Wochen vor dem fatalen Augusttag, klingelte bei Elton John das Telefon. Es war Diana. Ihre Stimme, so erinnerte er sich, war sanft. “Lass uns Frieden schließen”, sagte sie. “Das Leben ist zu kurz für Streit.”
Die Erleichterung muss unermesslich gewesen sein. Der Streit war beigelegt, die Freundschaft gerettet. Sie sprachen miteinander, die alte Vertrautheit kehrte zurück. Es war ihre letzte Konversation. Keiner von beiden konnte ahnen, dass das Schicksal ihnen nur wenige Wochen später brutal einen Strich durch die Rechnung machen würde.
Am 31. August 1997 wurde Elton John früh am Morgen aus dem Schlaf gerissen. Ein Anruf von einem Freund überbrachte die Worte, die die Welt in einen Schockzustand versetzten: “Diana ist von uns gegangen.” Elton erstarrte. “Ich dachte, es wäre ein böser Traum”, sagte er. “Es fühlte sich nicht real an.” Der Schmerz war überwältigend. Er hatte gerade erst den Frieden mit ihr gefunden, und nun war sie für immer fort. Er saß an seinem Klavier, unfähig zu spielen, während Tränen über sein Gesicht strömten. Es fühlte sich an, als sei das Licht aus der Welt verschwunden.
Das Lied, das die Welt vereinte und ein Herz brach
Die Welt trauerte, und inmitten des Chaos wurde Elton John gebeten, das Undenkbare zu tun: bei ihrer Beerdigung zu singen. Er wusste, dass er es tun musste, aber wie? Er wollte sie ehren, wie sie wirklich war – menschlich, gütig, voller Humor. Gemeinsam mit seinem Texter Bernie Taupin schrieb er seinen Klassiker “Candle in the Wind”, ursprünglich für Marilyn Monroe, um.
Die Performance in der Westminster Abbey, vor den Augen der sichtlich bewegten Königsfamilie und Milliarden von Zuschauern weltweit, ging in die Geschichte ein. Eltons Stimme brach fast vor Emotion. “Es war das Schwerste, was ich je getan habe”, gestand er. “Ich habe es kaum geschafft.”
Das Lied wurde zur Hymne der Trauernden und mit über 30 Millionen verkauften Exemplaren die meistverkaufte Single aller Zeiten. Doch Elton John weigerte sich, einen einzigen Cent daran zu verdienen. Jeder Penny floss direkt in Dianas Wohltätigkeitsorganisationen – eine Fortführung ihres Erbes, so wie sie es gewollt hätte.
Das Geständnis: “Ich hätte mehr da sein sollen”
Nach der Beerdigung fiel Elton in ein tiefes Loch. Der Schmerz und die Trauer waren allgegenwärtig. Dianas Gesicht war auf jedem Magazin. “Ich konnte ihrer Erinnerung nicht entkommen”, sagte er. “Es war, als hätte ich eine Schwester verloren.” Monatelang konnte er nicht Klavier spielen; jede Note erinnerte ihn an sie.
Doch was ihn am meisten quälte, war nicht nur die Trauer, sondern die Schuld. Jahre später öffnete er sich endlich über die Dämonen, die ihn verfolgten. “Ich wünschte, ich hätte ihr gesagt, wie sehr ich sie als Freundin liebe”, gestand er. “Wir haben uns zu spät versöhnt.”
Er machte sich bittere Vorwürfe, dass er den Streit so lange hatte andauern lassen. Er wusste, wie einsam Diana war, wie sehr sie Menschen brauchte, die sich wirklich um sie sorgten, jenseits des Protokolls und der Fassaden. “Diana war einsam”, sagte er mit schwerer Stimme. “Ich hätte mehr für sie da sein sollen.” Es ist die ewig nagende Frage eines Überlebenden: Hätte ich etwas ändern können, wenn ich dagewesen wäre?
Dieses Schuldgefühl transformierte sein Leben. Dianas Tod, so gab er zu, zwang ihn, alles zu überdenken – Ruhm, Freundschaft und den Sinn des Lebens. Er sah, wie sie ihre Bekanntheit furchtlos nutzte, um denen eine Stimme zu geben, die keine hatten. Sie berührte AIDS-Patienten, als andere sich abwandten; sie ging durch Landminenfelder. “Sie machte Mitgefühl modern”, sagte Elton. “Diese Tapferkeit hat mich verändert.”

Ein Erbe der Liebe und Reue
Inspirit von ihrem Mut, stürzte sich Elton John in seine eigene Stiftungsarbeit. Seine AIDS Foundation wurde zu einem globalen Kraftwerk im Kampf gegen die Krankheit, ein direktes Erbe des Mitgefühls, das Diana in ihm geweckt hatte. Er trägt ihren Geist weiter, indem er seinen Ruhm nicht für Eitelkeit, sondern für Veränderung nutzt.
Jahrzehnte sind vergangen. Das Lied singt er fast nie. “Es ist zu emotional”, gibt er zu. “Dieses Lied gehört ihr.” Doch die Freundschaft, die in einem königlichen Palast begann und in einer Tragödie endete, definiert ihn bis heute.
In einem seiner jüngsten, tief bewegenden Interviews machte Elton John das vielleicht größte Geständnis von allen. Es ging nicht mehr um seine Schuld, sondern um ihre Stärke. “Sie hat mich vor mir selbst gerettet”, sagte er mit brechender Stimme. In seinen dunkelsten Tagen der Sucht war sie es, die ihn anrief, ihm ins Gewissen redete. “Reiß dich zusammen”, sagte sie ihm. “Du bist zu talentiert, um es wegzuwerfen.”
Elton John überlebte seine Dämonen. Prinzessin Diana nicht. Diese brutale Ungerechtigkeit ist der Kern des Schmerzes, den er bis heute mit sich trägt. “Ich wünschte, sie könnte die Welt jetzt sehen”, sagte er leise. “Sie wäre so stolz auf ihre Jungs.”
Er hält inne, ein langes Leben voller Triumphe und Tragödien zieht an seinem inneren Auge vorbei. Dann fasst er über 50 Jahre Freundschaft, Liebe und Verlust in einem Satz zusammen: “Sie wird immer meine Freundin sein. Meine Kerze im Wind.”