Dunkler als die Nacht: Das Rätsel um Natalie Wood, Robert Wagners Schweigen und die Lügen auf der Yacht ‘Splendor’

Die Nacht war kalt und der Pazifik unruhig, als am Morgen des 29. November 1981 der Körper einer Frau im Wasser vor Catalina Island trieb. Sie trug nur ein Nachthemd, eine rote Daunenjacke und Socken. Es war Natalie Wood, Amerikas ewige Geliebte, der Kinderstar aus “Das Wunder von Manhattan”, der zum aufwühlenden Teenager in “…denn sie wissen nicht, was sie tun” und zur tragischen Heldin in “West Side Story” wurde. Ihr Tod wurde schnell als tragischer Unfall eingestuft: ausgerutscht beim Versuch, ein Beiboot festzumachen, und ertrunken.

Doch diese Version ergab nie einen Sinn. Natalie Wood hatte eine lähmende, lebenslange Angst vor tiefem Wasser. Freunde und Familie wussten: Sie wäre niemals freiwillig in der Dunkelheit allein in ein Beiboot gestiegen.

Mehr als vier Jahrzehnte später ist der Fall nicht abgeschlossen. Er hat sich von einem “Unfall” zu einer Untersuchung “Ertrinken und andere unbestimmte Faktoren” gewandelt. Und der Mann, der in jener Nacht als Letzter mit ihr zusammen war, ihr Ehemann Robert Wagner, wird von den Ermittlern des Los Angeles County Sheriff’s Department offiziell als “Person von Interesse” geführt. Er war der Letzte, der sie lebend sah, und er weigert sich bis heute, mit den Ermittlern über die überarbeiteten Beweise zu sprechen.

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Was geschah wirklich in den letzten Stunden von Natalie Wood an Bord der Yacht “Splendor”? War es ein Unfall, oder war es das explosive Ende einer Liebe, die so golden begann und in Eifersucht, Verrat und Gewalt erstickte?

Die Geschichte von Natalie Wood und Robert “RJ” Wagner war von Anfang an Hollywood-Stoff. Als sie zehn Jahre alt war, sah sie den 18-jährigen aufstrebenden Schauspieler auf einem Studiogelände und flüsterte ihrer Mutter zu: “Ich werde ihn heiraten”. Acht Jahre später, 1957, taten sie es. Sie waren das goldene Paar, unverschämt schön und auf dem Höhepunkt ihres Ruhms.

Doch der Glanz war dünn. Die Ehe war von Wagners Eifersucht und beruflichen Unsicherheiten geprägt, während Natalies Stern immer heller strahlte. Der Bruch kam 1961 und war brutal. Laut Berichten von Natalies Schwester Lana Wood und anderen Vertrauten kam Natalie eines Nachts nach Hause und erwischte Wagner in flagranti – mit ihrem englischen Butler David Cavendish. Der Schock war so verheerend, dass Natalie, blutend von einem zerbrochenen Glas, das sie in ihrer Verzweiflung zertrümmert hatte, eine Überdosis Schlaftabletten nahm. Sie überlebte, aber die Ehe war tot.

Beide heirateten andere. Natalie bekam eine Tochter, Natascha, mit Richard Gregson. Wagner bekam eine Tochter, Katie, mit Maryan Marshall. Doch die Anziehungskraft blieb.

Zehn Jahre nach ihrer Scheidung, im Jahr 1972, schockierten sie Hollywood erneut, als sie wieder heirateten. Diesmal sollte es für immer sein. Sie präsentierten sich als gereiftes Paar, eine glückliche Patchwork-Familie. Aber die Dämonen der Vergangenheit waren nicht verschwunden; sie hatten nur geschlafen.

Wagners Eifersucht, die schon ihre erste Ehe vergiftet hatte, kehrte mit voller Wucht zurück. Natalie, die ihre Karriere für die Familie zurückgestellt hatte, begann, sich nach einer Rückkehr auf die Leinwand zu sehnen. Sie nahm die Rolle in “Brainstorm” an, an der Seite des charismatischen, exzentrischen und jüngeren Christopher Walken. Wagner sah in Walken eine Bedrohung. Die alte Unsicherheit wurde zu einer, wie es im Bericht heißt, “stillen, aber gefährlichen Besitzgier”.

Diese explosive Mischung aus altem Groll, Alkohol und beruflicher Eifersucht wurde an Bord der “Splendor” über das Thanksgiving-Wochenende 1981 entfesselt.

Der einzige andere Zeuge an Bord, neben dem Paar und Walken, war der Kapitän Dennis Davern. Was er im Laufe der Jahrzehnte enthüllte, zeichnet ein Bild des Grauens.

Natalie Wood: Sống bất hạnh, chết bí ẩn - Báo VnExpress Giải trí

Der Tag war von starkem Alkoholkonsum geprägt. Am Abend, nach der Rückkehr von einem Restaurantbesuch an Land, eskalierte die Situation im Salon der Yacht. Wagner, offensichtlich wütend über die Nähe zwischen seiner Frau und Walken, zerschmetterte eine Weinflasche auf dem Tisch und schrie Walken an: “Was willst du tun? Meine Frau vernaschen?”.

Ein schockierter Walken zog sich in seine Kabine zurück. Natalie stürmte ebenfalls in ihre Kabine, gefolgt von einem wütenden Wagner. Das war das letzte Mal, dass Walken oder Davern sie lebend sahen.

Wagners ursprüngliche Geschichte war, dass er dachte, sie sei mit dem Beiboot “Prince Valiant” davongefahren, vielleicht um an Land zu gehen. Später änderte er sie dahingehend, dass sie wohl ausgerutscht sein müsse, als sie versuchte, das Beiboot festzumachen, das gegen den Rumpf der Yacht schlug.

Doch die Autopsie von 1981 widersprach dem. Natalies Körper war mit frischen blauen Flecken übersät – an ihren Armen, Handgelenken und Beinen, dazu eine Schürfwunde im Gesicht. Verletzungen, die auf einen Kampf hindeuteten, nicht auf einen Sturz. Ihr Blutalkoholspiegel lag bei 0,14 %, und sie hatte Schmerzmittel eingenommen, eine Kombination, die ihre Fähigkeit, sich selbst zu retten, stark beeinträchtigt hätte.

Noch beunruhigender: Zeugen auf einem nahegelegenen Boot meldeten, sie hätten gegen Mitternacht die Schreie einer Frau gehört, die um Hilfe rief. Die Schreie dauerten etwa 15 Minuten und verstummten dann abrupt.

Jahrzehntelang blieb der Fall kalt, konserviert in der offiziellen Version eines Unfalls. Bis Dennis Davern, der Kapitän, sein Schweigen brach.

Im Jahr 2011, geplagt von Schuldgefühlen, gab Davern zu, dass er die Ermittler 1981 angelogen hatte. Er habe Wagner geschützt. Seine neue Aussage war ein Schock.

Davern behauptete nun, dass es nach dem Streit mit Walken zu einer weiteren, heftigen körperlichen Auseinandersetzung zwischen Wagner und Natalie gekommen sei. Er habe Schläge und lautes Poltern gehört. Dann war Stille. Als Wagner an Deck zurückkehrte, war er “kalt, wütend, abweisend”. Als Davern vorschlug, die Suchscheinwerfer einzuschalten und nach Natalie zu suchen, habe Wagner dies verboten.

Davern behauptete, Wagner habe die Suche absichtlich verzögert. Als der Kapitän schließlich darauf bestand, Hilfe zu rufen, soll Wagner geantwortet haben: “Nein. Das wird ihr eine Lektion sein”.

Diese Enthüllungen zwangen die Behörden, den Fall wieder aufzunehmen. Forensiker untersuchten die Autopsie erneut und kamen zu dem Schluss, dass die Prellungen vor ihrem Tod entstanden waren und nicht mit einem einfachen Sturz vereinbar seien. Die Todesursache wurde geändert.

Im Jahr 2018 folgte der nächste Schritt: Das Sheriff’s Department benannte Robert Wagner öffentlich als “Person von Interesse”. Lieutenant John Corina erklärte unmissverständlich: “Seine Geschichte hat sich verändert… die Versionen passen nicht zusammen”. Man sei sich sicher, dass er mehr wisse, als er zugebe. Wagner lehnte über seine Anwälte jede weitere Befragung ab.

Der Skandal zerriss auch das, was von Natalie Woods Familie übrig war. Ihre Schwester, Lana Wood, veröffentlichte ein Buch, “Little Sister”, in dem sie Wagner unumwunden des Mordes beschuldigt. “Ich glaube, RJ hat sie geschlagen”, schrieb sie. “Ich glaube, er geriet in Panik… ich glaube, er brachte sie ins Wasser. Alles danach war Vertuschung”.

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Im krassen Gegensatz dazu steht Natalies Tochter, Natascha Gregson Wagner. In ihrer HBO-Dokumentation “Natalie Wood: What Remains Behind” verteidigt sie den Mann, den sie “Daddy RJ” nennt, vehement. In einem emotionalen Interview im Film sagt sie: “Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Aber ich kenne den Mann, mit dem ich aufgewachsen bin, und er hätte meiner Mutter niemals etwas angetan. Niemals”.

Diese tragische Spaltung – die Schwester, die Gerechtigkeit fordert, und die Tochter, die den Frieden der Familie wahren will – ist das letzte, traurige Kapitel in Natalie Woods Leben.

Heute ist Robert Wagner über 90 Jahre alt. Er lebt zurückgezogen in Aspen, zusammen mit seiner Frau Jill St. John – der Frau, die laut Dennis Davern nur wenige Tage nach Natalies Tod bereits in Wagners Villa einzog und nach Daverns Aussage schon vor der Tragödie Teil von Wagners innerem Kreis war.

Wagner postet keine fröhlichen Videogrüße mehr. Sein letzter öffentlicher Gruß am 4. Juli war ein verblasstes Foto von sich und Natalie, jung und lächelnd, eingefroren in einer Zeit, bevor alles zerbrach. Insider berichten, er sei “nur noch ein Schatten seiner selbst”, zerbrochen an Körper und Geist, gejagt von Erinnerungen.

Der Fall Natalie Wood bleibt offen. Die Ermittler betonen, dass sie nur auf eine Aussage warten: die von Robert Wagner. “Wir sagen nicht, dass er sie getötet hat”, sagte ein Ermittler. “Wir sagen, er war dabei, und wir glauben, er weiß, wie sie ins Wasser gelangte. Und wir wollen, dass er es uns sagt”.

Bis heute hat er es nicht getan. Das Schweigen des Mannes, der schwor, sie zu lieben, ist lauter als alle Schreie, die in jener Nacht über den dunklen Pazifik hallten.

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