Eine schrecklich nette Familie: Die ungeschönte Wahrheit – Was wurde aus den Bundys nach dem letzten „Hooo Bundy“?

Es war ein Anti-Märchen, ein Schlag ins Gesicht der aalglatten Familien-Sitcoms der 80er Jahre. Als „Eine schrecklich nette Familie“ (Originaltitel: „Married… with Children“) 1987 auf die Bildschirme kam, war es eine Revolution. Statt liebevoller Eltern und wohlerzogener Kinder präsentierte die Serie die Bundys: eine dysfunktionale, zutiefst zynische und doch seltsam liebenswerte Familie aus der Arbeiterklasse Chicagos. Angeführt vom ewig leidenden Schuhverkäufer Al Bundy, seiner sexuell frustrierten, arbeitsscheuen Frau Peggy, der dümmlichen, aber attraktiven Tochter Kelly und dem großspurigen, aber erfolglosen Sohn Bud, brachen die Bundys jedes Tabu. Sie waren vulgär, egoistisch und politisch völlig inkorrekt – und genau deshalb wurden sie zur Kultserie einer ganzen Generation.

Ein Jahrzehnt lang, von 1987 bis 1997, war das Haus der Bundys mit der ikonischen braunen Couch ein fester Bestandteil der Popkultur. Doch was geschah, als die Kameras ausgingen und der letzte beleidigende Witz gemacht war? Die Lebenswege der Schauspieler, die diese unvergesslichen Charaktere zum Leben erweckten, waren ebenso dramatisch, unvorhersehbar und von Tragödien gezeichnet wie das fiktive Leben ihrer Alter Egos. Fast 30 Jahre nach dem abrupten Ende der Serie ist der Blick zurück eine faszinierende Reise in die Realität hinter dem grellen Scheinwerferlicht.

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Ed O’Neill (Al Bundy): Vom Schuhverkäufer zum Sitcom-Patriarchen

Er war die gequälte Seele der Serie. Al Bundy, der gescheiterte High-School-Footballheld, der nun in einem Damenschuhgeschäft sein Dasein fristet, wurde zur Symbolfigur des enttäuschten kleinen Mannes. Seine Hand in der Hose, sein verächtlicher Blick auf die Welt und sein legendärer Schlachtruf „Ein Mann, vier Touchdowns in einem einzigen Spiel!“ sind unvergessen. Für Ed O’Neill war die Rolle des Al Bundy Segen und Fluch zugleich. Sie machte ihn weltberühmt, legte ihn aber auch auf einen Typus fest, von dem er sich nur schwer lösen konnte. Nach dem Ende der Serie schien er zunächst in kleineren Rollen zu verschwinden. Doch dann gelang ihm ein Comeback, das niemand erwartet hatte: Als Jay Pritchett in der preisgekrönten Mockumentary-Sitcom „Modern Family“ (2009-2020) erfand er sich neu. Er spielte erneut einen Familienpatriarchen, aber diesmal einen wohlhabenden, komplexeren und letztlich liebenswerteren Charakter. Mit dieser Rolle gewann er die Anerkennung der Kritiker und bewies endgültig seine schauspielerische Bandbreite. Heute, im Jahr 2025, ist Ed O’Neill 79 Jahre alt, eine respektierte TV-Legende und der lebende Beweis, dass es auch nach den Bundys ein erfolgreiches Leben geben kann.

Katey Sagal (Peggy Bundy): Die rothaarige Bombe mit der Powerstimme

Mit ihrer hochtoupierten roten Mähne, den hautengen Leggings und ihrer unnachahmlichen Art, „Ääääl“ zu rufen, war Peggy Bundy das Gegenteil der typischen TV-Mutter. Sie hasste Hausarbeit, liebte Bonbons und Shopping-Kanäle und war die Königin des Nichtstuns. Katey Sagal füllte diese Rolle mit einer überlebensgroßen Präsenz. Doch was viele nicht wussten: Sagal war und ist auch eine hochtalentierte Sängerin, die sogar als Backgroundsängerin für Bob Dylan und Bette Midler arbeitete. Nach dem Bundy-Aus bewies sie ihre Vielseitigkeit in dramatischen Rollen. Ihre Darstellung der skrupellosen Matriarchin Gemma Teller Morrow in der Biker-Serie „Sons of Anarchy“ (2008-2014) brachte ihr einen Golden Globe und den Respekt der gesamten Branche ein. Sie zeigte eine düstere, machtvolle Seite, die niemand in der bonbonessenden Peggy vermutet hätte. Im Jahr 2025 ist Katey Sagal 71 Jahre alt und weiterhin eine feste Größe in Hollywood, die nahtlos zwischen Comedy, Drama und Musik wechselt.

Christina Applegate (Kelly Bundy): Der Kampf hinter dem „Dumpfbacke“-Image

Sie war das Sexsymbol der Serie, die blonde, naive Kelly „Dumpfbacke“ Bundy, deren Dummheit nur noch von ihrer Attraktivität übertroffen wurde. Christina Applegate, die als Teenager in die Rolle schlüpfte, wurde über Nacht zum Star und zum Traum unzähliger junger Männer. Doch der Weg nach dem Ruhm war für sie der steinigste von allen. Sie kämpfte hart darum, das Image der naiven Blondine abzulegen, und bewies ihr Talent in Filmen wie „Super süß und super sexy“ und der Sitcom „Samantha Who?“, für die sie eine Emmy-Nominierung erhielt. Doch ihr größter Kampf fand abseits der Kameras statt. 2008 überlebte sie eine Brustkrebserkrankung und sprach offen darüber, um anderen Frauen Mut zu machen. 2021 folgte dann die niederschmetternde Diagnose Multiple Sklerose. Mit unglaublicher Stärke und Offenheit macht sie seitdem auf die unheilbare Krankheit aufmerksam. Im Jahr 2025, mit 54 Jahren, ist Christina Applegate eine Inspiration. Sie hat sich von der Rolle, die sie berühmt machte, emanzipiert und ist zu einer Stimme für all jene geworden, die einen unsichtbaren Kampf führen.

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David Faustino (Bud Bundy): Der ewige Underdog

Als Bud Bundy war er der intelligente, aber sexuell frustrierte Sohn, der ständig versuchte, aus dem Schatten seiner Familie zu treten, und dabei meist kläglich scheiterte. Seine erfolglosen Versuche, sich als cooler Rapper „Grandmaster B“ zu inszenieren, gehören zu den witzigsten Momenten der Serie. Für David Faustino war die Rolle des Bud eine lebenslange Begleitung. Nach dem Ende der Serie fand er nie wieder eine vergleichbar große Rolle. Er blieb dem Showgeschäft treu, hauptsächlich als Synchronsprecher für Animationsserien und als DJ. Er startete mehrere Web-Serien und spielte in unzähligen B-Movies mit, doch der große Durchbruch als Erwachsener blieb aus. Er scheint seinen Frieden mit dem Erbe des Bud Bundy gemacht zu haben und nimmt oft mit Selbstironie an Fan-Conventions teil. Mit 51 Jahren im Jahr 2025 ist er das Mitglied des Hauptcasts, dessen Karriere am stärksten mit der Serie verbunden geblieben ist.

Die Nachbarn: Marcy, Steve und Jefferson

Keine Bundy-Geschichte wäre vollständig ohne ihre spießigen, aber ständig in den Wahnsinn hineingezogenen Nachbarn. Amanda Bearse spielte die feministische, Al-hassende Marcy, die erst mit Steve Rhoades (David Garrison) und später mit dem Schönling Jefferson D’Arcy (Ted McGinley) verheiratet war. Amanda Bearse, eine der ersten Schauspielerinnen in den USA, die sich öffentlich zu ihrer Homosexualität bekannte, wechselte nach der Serie hinter die Kamera und wurde eine erfolgreiche TV-Regisseurin. David Garrison verließ die Serie frühzeitig, um sich seiner Liebe, dem Theater, zu widmen, und feierte Erfolge am Broadway. Ted McGinley, der oft als „Serienkiller“ galt, weil er in Shows auftauchte, bevor sie abgesetzt wurden, setzte seine Karriere als vielbeschäftigter TV-Darsteller fort.

Das abrupte Ende und das unsterbliche Erbe

Das Ende von „Eine schrecklich nette Familie“ kam 1997 plötzlich und ohne ein richtiges Finale, was viele Fans bis heute bedauern. Die Serie wurde einfach abgesetzt. Doch ihr Einfluss ist unbestreitbar. Sie ebnete den Weg für andere respektlose und realitätsnahe Comedys wie „Roseanne“, „Die Simpsons“ und „South Park“. Sie bewies, dass es ein riesiges Publikum für Humor gab, der sich traute, hässlich, laut und ehrlich zu sein.

Die Schauspieler sind älter geworden, gezeichnet von den Kämpfen des Lebens, aber die Bundys sind zeitlos. Sie leben weiter in Wiederholungen, Memes und in den Herzen einer treuen Fangemeinde. Sie erinnern uns daran, dass Perfektion langweilig ist und dass es manchmal die unvollkommensten Familien sind, die am Ende den stärksten Zusammenhalt zeigen – auch wenn sie es niemals zugeben würden.

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