Gitte Hænnings späte Beichte: Die fünf Stars, die ihr Herz brachen und warum Udo Jürgens die tiefste Wunde hinterließ

Sie war das “Cowboy”-Mädchen, die strahlende Dänin, die Deutschland mit ihrem Charme eroberte. Gitte Hænning steht seit über sechs Jahrzehnten im Rampenlicht. Ihr Lächeln war ihr Markenzeichen, ihre Vielseitigkeit ihre Waffe. Doch hinter der Fassade der fröhlichen Entertainerin verbarg sich oft eine zutiefst verunsicherte Frau, die um Anerkennung kämpfte. Nun, mit 78 Jahren, bricht sie ihr Schweigen. In einem bewegenden Rückblick nennt sie erstmals jene fünf Kollegen, die sie am meisten prägten – und am tiefsten verletzten.

Es ist keine Abrechnung voller Groll. Es ist keine Skandalgeschichte, die mit Schlamm wirft. Was Gitte Hænning heute offenbart, ist viel schmerzhafter, weil es so menschlich ist. Es geht um die leisen Wunden, die entstehen, wenn man sich im Licht der anderen klein fühlt. Es geht um unausgesprochene Hierarchien und Sätze, die sich wie Splitter in die Seele bohren. Gitte nennt fünf Namen – fünf Ikonen –, die ungewollt zu Spiegelbildern ihrer eigenen Zweifel wurden.

Wencke Myhre – Der Schmerz der Leichtigkeit

Auf dem fünften Platz steht eine Frau, die eigentlich als Freundin galt: Wencke Myhre. Beide Nordlichter, beide blond, beide erfolgreich. Doch genau dieser Vergleich wurde für Gitte zur Qual. Während Wencke mit einer beneidenswerten Natürlichkeit über die Bühne wirbelte, Fehler weglachte und einfach “spielte”, fühlte sich Gitte in einem Korsett aus Perfektionsdruck gefangen.

“Wencke durfte spielen, Gitte musste liefern”, erinnert sie sich. Ein Moment brannte sich besonders ein: Nach einer gemeinsamen Show fragte Wencke strahlend: “Wir zwei, wir machen das doch gut, oder?” Gitte lächelte zurück, doch innerlich zerbrach etwas. Sie beneidete Wencke nicht um den Erfolg, sondern um die Freiheit, sie selbst zu sein. Wenckes Leichtigkeit ließ Gittes eigene Anstrengung, perfekt zu sein, nur noch schwerer wiegen.

Siv Malmquist – Die “große Schwester”, die sie klein hielt

Siv Malmquist war für die junge Gitte ein Idol. Sie war der erfahrene Star, zu dem sie aufsah. Doch aus der erhofften Mentorin wurde eine Figur, die Gitte immer wieder ihren Platz in der zweiten Reihe zuwies. “Siv ist Kunst, Gitte ist die Show”, hörte sie einmal einen Redakteur flüstern. Ein Satz, der sie als bloßes “Unterhaltungsprodukt” abstempelte.

Besonders schmerzhaft war Sifs Reaktion auf Gittes Frage, ob sie gut gesungen habe. Die routinierte Antwort “Du hast noch Zeit” klang in Gittes Ohren nicht wie Trost, sondern wie ein Urteil: Du bist noch nicht so weit. Du bist noch das kleine Mädchen. Diese wohlwollende Herablassung schmerzte mehr als offene Kritik, denn sie sprach Gitte die Reife ab, nach der sie sich so sehnte.

Katja Ebstein – Wenn der Ernst das Lächeln erstickt

Katja Ebstein, die intellektuelle, politische Stimme des Schlagers, steht auf Platz 3. Sie verkörperte alles, was Gitte auch sein wollte: ernsthaft und relevant. Doch Katjas Haltung war unerbittlich. “Arbeiten heißt Verantwortung, Spaß kommt später”, belehrte sie Gitte einmal.

Für Gitte, die den Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch suchte, war Katja wie ein Mahnmal. “Katja ist Tiefgang, Gitte ist Showbiz” – wieder so ein Etikett, das hängen blieb. Katja Ebstein ließ Gitte spüren, dass man sich entscheiden müsse. Und Gitte fühlte sich in ihrer Gegenwart oft als die “Oberflächliche”, obwohl sie doch auch tiefe Lieder singen wollte. Katjas Ernsthaftigkeit verdunkelte Gittes eigenes Licht.

Mireille Mathieu – Die erdrückende Perfektion

Noch tiefer saß der Stachel bei Mireille Mathieu. Der “Spatz von Avignon” war eine Maschine der Perfektion. “Man muss seine Stimme zähmen, sonst beherrscht sie dich”, riet sie Gitte. Neben dieser makellosen Disziplin fühlte sich Gitte mit ihrer wilderen, emotionaleren Art oft unzulänglich.

“Mireille singt mit Perfektion, du singst mit Gefühl – Perfektion bleibt länger.” Dieser Kommentar eines Produzenten traf Gitte ins Mark. Er bestätigte ihre tiefste Angst: Dass ihr Talent, so groß es auch war, gegen die eiserne Disziplin einer Mathieu immer nur “nett”, aber nie “großartig” wirken würde. Mireille verletzte sie nicht mit Worten, sondern mit ihrer bloßen Existenz, die keinen Raum für Fehler ließ.

Udo Jürgens – Der unerreichbare Titan

Doch der Name, der ganz oben steht, wiegt am schwersten: Udo Jürgens. Er war für Gitte das Maß aller Dinge. Ein Musiker, Komponist, Entertainer von Weltformat. Ihn zu beeindrucken, war ihr größter Wunsch. Doch in seiner Nähe fühlte sie sich immer wieder auf ihre Anfänge zurückgeworfen.

“Du hast Energie, Gitte. Aber Energie ist nur die Hälfte. Die andere Hälfte ist Erfahrung.” Udos Worte waren sicher als Rat gemeint, doch für Gitte waren sie eine Grenze. Sie zogen einen Strich zwischen ihm, dem Meister, und ihr, dem ewigen Talent. “Udo ist Weltklasse, Gitte ist Unterhaltung” – dieser Vergleich eines Redakteurs war der finale Dolchstoß für ihr Selbstbewusstsein.

Udo Jürgens steht auf Platz 1, weil er ihr Idol war. Und weil nichts mehr schmerzt, als zu erkennen, dass das eigene Idol einen nie als gleichwertig betrachtet hat. Er war der Berg, den sie nie erklimmen konnte. Seine Größe verband sie nicht, sie trennte sie.

Ein später Frieden

Heute, im stillen Licht ihres Zimmers, blickt Gitte Hænning ohne Groll zurück. Sie hat verstanden, dass diese Verletzungen nicht aus Bosheit geschahen. “Wir waren alle Kinder derselben Zeit”, sagt sie versöhnlich. Jeder kämpfte seinen eigenen Kampf. Wencke, Siv, Katja, Mireille, Udo – sie alle waren Gefangene ihrer Rollen, genau wie Gitte.

Indem sie diese fünf Namen nennt und den Schmerz ausspricht, befreit sie sich von der Last der Vergangenheit. Sie muss sich nicht mehr vergleichen. Sie muss niemandem mehr etwas beweisen. Gitte Hænning hat ihren Frieden gemacht. Und vielleicht ist das die größte Leistung ihrer Karriere: Sich selbst endlich so zu akzeptieren, wie sie ist – mit allen Narben, die der Ruhm hinterlassen hat.

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