Deutschland erlebt ein politisches Beben, dessen Erschütterungen die Grundfesten der Republik bedrohen. Die politische Landschaft, wie wir sie kannten, erodiert mit rasender Geschwindigkeit. Was gestern noch als unumstößliches Dogma galt, ist heute Makulatur. Im Zentrum dieses Sturms: Die Christlich Demokratische Union, einst das unerschütterliche Bollwerk der bürgerlichen Mitte, befindet sich im freien Fall. Und nun geschieht das bis vor Kurzem Undenkbare, ein Tabubruch, der das gesamte politische Koordinatensystem zu verschieben droht: Karl-Theodor zu Guttenberg, der schillernde Ex-Verteidigungsminister und einstige Hoffnungsträger der CSU, sucht offenbar den Schulterschluss mit Alice Weidel, der Co-Vorsitzenden der AfD.
Diese Nachricht trifft das Konrad-Adenauer-Haus wie ein Volltreffer. Parteichef Friedrich Merz, der angetreten war, die AfD zu “halbieren”, wirkt wie ein angeschlagener Boxer, der kurz vor dem kompletten Zusammenbruch steht. Die berühmte “Brandmauer”, jenes Mantra der Abgrenzung nach rechts, das Merz wie eine Monstranz vor sich hertrug, wankt nicht nur – sie zerbröselt zu Staub.

Die Krise der CDU ist nicht länger eine abstrakte Gefahr, sie ist eine brutale Realität, die sich in nackten Zahlen manifestiert. Die Partei, die jahrzehntelang den Kanzler stellte, rauscht in den Umfragen in den Keller. Das renommierte Allensbach-Institut sieht die Union bei kümmerlichen 26 Prozent – ein so miserables Niveau wie seit 2022 nicht mehr. Während die CDU schrumpft, erlebt die AfD einen beispiellosen Höhenflug. Sie jagt von einem Rekord zum nächsten und hat die CDU in mehreren Befragungen bereits überholt.
Die Verantwortung für dieses Desaster wird von immer mehr innerparteilichen Kritikern klar bei Friedrich Merz verortet. Sein verbissener Griff an die Brandmauer, als hinge sein politisches Überleben daran, erweist sich als fatale Fehleinschätzung. Dieses Bollwerk ist längst zur Sackgasse geworden, zu einem Symbol für eine Politik, die sich der Realität verweigert. Die Bürger, so scheint es, haben genug von einem Politikbetrieb, der mit ihrem echten Leben, ihren Sorgen und Nöten nichts mehr zu tun hat.
Es sind längst nicht mehr nur Hinterbänkler, die rebellieren. Der Riss geht tief durch die Partei. Prominente CDU-Veteranen, die lange als unerschütterlich galten, treten offen dafür ein, die AfD nicht länger pauschal zu meiden. Allen voran die ostdeutschen Landesfürsten. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer ließ bei “Maischberger” keinen Zweifel an seiner Haltung: “Wir dürfen uns nicht länger hinter Mauern verstecken.” Im “Spiegel” legte er nach und forderte eine Rückbesinnung auf das Wesentliche: Vertrauen schaffen, Inhalte liefern. Das klingt nach purer Vernunft in einer Zeit ideologischer Verbohrtheit.
Doch der eigentliche Paukenschlag, der das politische Berlin erzittern lässt, kommt von Karl-Theodor zu Guttenberg. Der einstige CSU-Shootingstar, der jahrelang als die große Hoffnung der Union gehandelt wurde, meldet sich mit einem Donnerhall auf der politischen Bühne zurück. Und er wirbelt die CDU kräftig durcheinander.
Guttenberg beschränkt sich nicht darauf, nur leise Kritik zu üben oder einen Antrag zum Abriss der Brandmauer einzureichen. Nein, er geht den entscheidenden Schritt weiter. Er verlangt eine komplette strategische Neuausrichtung der Union, weg von den alten, verkrusteten Dogmen hin zu echter Handlungsfähigkeit.
Seine Botschaft ist messerscharf und unmissverständlich: Die AfD ist längst keine reine Protestbewegung mehr, kein vorübergehender “Spuk”, wie es die CDU-Führung gerne darstellt. Sie steht, so Guttenbergs dramatische Analyse, kurz davor, die CDU als die eigentliche Volkspartei der Mitte abzulösen. Mit seinem geschulten Blick für internationale politische Strömungen mahnt er die Union eindringlich: “Wenn wir jetzt nicht reagieren, regiert die AfD 2026 gleich in zwei Bundesländern im Alleingang.”
Ein Blick auf die Zahlen macht klar, warum Guttenberg Alarm schlägt. Seine Warnung ist keine Science-Fiction, sondern basiert auf nüchterner Realität. In Sachsen-Anhalt kratzt die AfD mit satten 39 Prozent an der absoluten Dominanz, während die CDU abgeschlagen bei 27 Prozent verharrt. In Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich ein ähnliches Bild: Die AfD schießt um mehr als 20 Punkte nach oben, während die etablierten Parteien im politischen Keller versinken. In Sachsen-Anhalt drohen die Grünen sogar an der Fünf-Prozent-Hürde zu scheitern. Die Konsequenz: Weniger Parteien im Landtag, weniger Zersplitterung und die AfD könnte mit bis zu 45 Prozent die absolute Mehrheit sichern.
Guttenberg, der als Verteidigungsminister internationales Gewicht besaß und die Spielregeln der Macht in- und auswendig kennt, weiß genau, was er tut. Seine Rückkehr ist kein billiger Versuch, sich ins Rampenlicht zu drängen. Es ist ein kalkulierter Vorstoß. In einer viel beachteten Kolumne in der “Welt” schrieb er unmissverständlich: “Die Brandmauer stammt aus einer Ära, in der die CDU noch glaubte, man könne die AfD ignorieren. Heute grenzt das an politischen Selbstmord.”
Besonders hart geht er dabei mit Friedrich Merz ins Gericht. Wer die AfD permanent zum Feindbild erkläre, ohne deren Themen – Innere Sicherheit, Migration, wirtschaftliche Stabilität – ernsthaft aufzugreifen und eigene, bessere Lösungen anzubieten, verspiele nicht nur die Wähler, sondern auch jede Zukunftsperspektive.
Guttenberg macht unmissverständlich klar: Die CDU muss endlich die wirklichen Sorgen der Menschen wieder in den Mittelpunkt rücken. Und er scheut sich nicht, unkonventionelle Wege vorzuschlagen – selbst wenn das bedeutet, bei inhaltlicher Schnittmenge mit der AfD zusammenzuarbeiten. Es ist ein Tabubruch, den er da vorschlägt: Die CDU, so sein Plan, soll sich endlich mit der AfD an einen Tisch setzen, um über handfeste Lösungen für die drängendsten Probleme des Landes zu sprechen. Nur so, meint er, könne die Union ihre verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen.
Das Jahr 2026 wird zur entscheidenden Wegmarke. Entweder gelingt der AfD der historische Durchbruch mit einer Alleinregierung, oder die etablierten Parteien versuchen, mit allen Mitteln den Wählerwillen auszuhebeln. Stellt man sich das Szenario vor, eine CDU würde sich lieber mit der Linken oder dem BSW verbünden, nur um die AfD als stärkste Kraft außen vorzulassen, wäre dies, so Guttenberg, “nichts anderes als ein Schlag ins Gesicht der eigenen Wähler.”
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Denn wenn Millionen Menschen ihr Kreuz bei der AfD machen, wenn 39 oder gar 45 Prozent der Bürger in einem Bundesland hinter dieser Partei stehen, dann erwarten sie, dass diese Stimmen politisches Gewicht haben. Guttenberg weist auf einen fundamentalen demokratischen Grundsatz hin: Demokratie bedeutet nicht, missliebige Stimmen zu ignorieren, sondern sie ernsthaft zu berücksichtigen.
Inmitten dieses Durcheinanders wirkt Guttenberg wie ein Fels im Sturm. Während ostdeutsche CDU-Leute wie Kretschmer nervös nach links blinzeln, um ihre Karrieren zu sichern, und CSU-Mann Martin Huber panisch warnt, jede Zusammenarbeit mit der AfD bedeute den “Untergang Deutschlands”, bleibt Guttenberg standhaft. Sein Credo ist eindeutig: Schluss mit der Dämonisierung der AfD. Stattdessen müsse man ihre Themen aufgreifen, aber mit besseren Lösungen kontern.
Die Sturheit von Friedrich Merz wirkt dagegen zunehmend hilflos. Er beharrt darauf: Die Brandmauer bleibt, und die AfD ist der erklärte Hauptgegner. Doch ihm entgeht, dass er damit nicht die AfD schwächt, sondern CDU und CSU selbst in die Bedeutungslosigkeit drängt. Im Gespräch mit der FAZ betonte er, er wolle die Unterschiede zur AfD künftig noch schärfer herausstellen.
Guttenberg kontert diese Haltung trocken als “blanen Unsinn”. Er liefert ein Beispiel für die Logikbrüche der Merz-CDU: Im Bundestag stand die Abstimmung über die Rücknahme des Verbrennerverbots auf der Tagesordnung, eingebracht von der AfD. Die Union, die sich verbal gegen das Verbot stellt, hätte problemlos zustimmen können. Sie entschied sich aber dagegen – aus reiner Abgrenzungsideologie. “Wo bitte ist da die Logik, Herr Merz?”, hallt Guttenbergs rhetorische Frage durch das politische Berlin.
Merz fabuliert, die AfD stelle nicht nur Merkel, sondern gleich die gesamte Bundesrepublik infrage. Guttenberg nennt das “vollkommenen Unsinn”. Die AfD übe Kritik an Merkel, und das zu Recht. Ironischerweise ist es nun ausgerechnet Angela Merkel selbst, die Merz attackiert, während er sie weiterhin in Schutz nimmt. 16 Jahre lang, so die Anklage, habe sie dieses Land in genau den Zustand manövriert, den wir heute erleben: Explodierende Bürgergeldkosten, ein Empfängerkreis, der zur Hälfte aus Ausländern besteht, und eine CDU, die völlig die Orientierung verloren hat.
Guttenberg fasst es glasklar zusammen: Merz verteidigt ein System, das die Menschen schon längst abgewählt haben. Seine Forderung ist eindeutig: Die CDU braucht endlich wieder Mut, muss den Bürgern zuhören und bereit sein, auch mit der AfD zu reden. Zumindest dann, wenn es um die Interessen Deutschlands geht.
Merz hingegen wirkt zunehmend weltfremd. Er geht so weit, die Strafverfolgung von Meinungsäußerungen zu rechtfertigen, und stellt sich ernsthaft auf eine Stufe mit Konrad Adenauer, als er fabulierte, Regieren sei damals, direkt nach dem Krieg, einfacher gewesen.
Guttenberg dagegen hat den Puls der Gegenwart verstanden. Er erkennt klar: Die Brandmauer blockiert die CDU, sie ist ein Klotz am Bein. Und er besitzt den Mut, genau das offen auszusprechen.
Doch Merz ist taub für diese Kritik. Er zittert vor Kontrollverlust, denn im eigenen Lager sitzen Rivalen wie Hendrik Wüst und Daniel Günther, die hinter den Kulissen längst an seinem Stuhl sägen. Er fürchtet, dass die SPD unter Lars Klingbeil die Koalition sprengt, sobald er auch nur einen Riss in der Brandmauer zulässt.

Genau in dieses Machtvakuum stoßen nun Karl-Theodor zu Guttenberg und andere Kritiker wie Saskia Ludwig vor. Sie wagen den “Schulterschluss” mit Alice Weidel. Ein Schritt, der ihnen langfristig enorme Vorteile bringen dürfte. Die AfD punktet mit einfachen, aber glasklaren Themen: Sicherheit, Migration, Energiekosten, nationale Interessen. Während CDU, SPD und Grüne in internen Machtspielchen versinken und sich gegenseitig blockieren, liefert die AfD die Antworten, nach denen viele Bürger längst verlangen.
Guttenberg könnte derjenige sein, der die CDU aus ihrer Lethargie befreit. Seine Vorstellung ist eindeutig: eine Union, die pragmatisch entscheidet, den Wählerwillen respektiert und sich nicht scheut, mit der AfD zusammenzuarbeiten, wenn es dem Wohl des Landes dient.
Die Vorhersage ist klar: Persönlichkeiten wie Guttenberg und Ludwig, die früh erkannt haben, dass Zusammenarbeit kein Verrat, sondern politische Notwendigkeit sein kann, werden politisch bestehen. Alle anderen, die weiter an ihren eigenen Widersprüchen und an einer längst überholten Brandmauer kleben, werden scheitern. Dieses Schauspiel hat gerade erst begonnen.